09.03.2021

“2 Minuten 2 Millionen” und die Frage: Bewertet man Tech-Startups anders?

In dieser Folge von "2 Minuten 2 Millionen" ging es um eingenähte Stoffservietten, Speed-Taschen und um Babynahrung. Zudem kam es zwischen den Juroren zu einem kleinen Diskurs, ob eine höhere Firmenbewertung bei Tech-Startups gerechtfertigt sei.
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Probando, 2 Minuten 2 Millionen, Klinische Studien, Forschung, Forscher, Probanden gesucht, Probanden
(c) PULS 4/Gerry Frank - Ist eine höhere Bewertung bei Tech-Startups "out of space" oder berechtigt?
kooperation

Die erste auf der “2 Minuten 2 Millionen”-Show-Bühne war Petra Häuslmayer. Gemeinsam mit ihrem Sohn Lino – der als kleiner Erfinder gilt – entwickelte sie mit dem Startup Niloo eine “Sauber-Zauber-Kinderkleidung”. In den Kinderjacken sind Stoffservietten eingenäht, die durch einen Reißverschluss versteckt werden können. Die Ärmel sind darüber hinaus kindgerecht gestaltet, denn der Verschluss ist als geschlossener Mund eines Tieres namens Nilo integriert. Die Forderung: 70.000 Euro für 25,1 Prozent.

Idee ein Verhaltensproblem bei Kindern?

Nach dem perfekten Pitch von Mutter und Sohn erklärte die Gründerin, dass sie eigentlich die Kleidung produzieren lassen würde, aber auch ein Nähsäckchen für Näh-Liebhaber als Goodie in Planung wäre, um Niloo selbst einzunähen. Konkret geht es um das Mund- und Nasenabwischen bei Kindern. Niloo soll als eingenähte Serviette die Kleidung schützen und Kindern als Möglichkeit dienen, sich bei Bedarf genau dort abzuwischen.

Diese Idee sah Nachhaltigkeits-Experte Martin Rohla als Problem. Durch die eingenähte Serviette würde dieses Verhalten sich an Kleidern abzuwischen gefördert werden, so der Investor. Dem widersprach die Gründerin und erklärte, dass es sich bei ihrer Idee um eine Unterstützung für Eltern handelt.

Kontakt zur Modekette

Neu-Investor Alexander Schütz stieg als erster aus. Auch Wunsch-Investorin Katharina Schneider ging ohne Angebot. Hotelier Bernd Hinteregger erzählte von seinem Schwager, der bei einer großen Modekette arbeite. Er würde die Gründerin mit ihm “connecten”. Auch Rohla wollte helfen und bot seine Expertise an, um das Geschäftsmodell zu konkretisieren.

Niloo
(c) PULS 4/Gerry Frank – Petra Häuslmayer erfand eingenähte Stoffservietten für Kinderjacken.

Medienunternehmer und Aufsichtsrat des SOS-Kinderdorfs Stefan Piëch sah eine Notwendigkeit das Produkt weiterzuentwickeln. Auch er bot seine Hilfe an, Niloo zu bewerben. Dann schaltete sich Daniel Zech von 7 Ventures zu und lud die beiden Pitcher ins Startup-Village ins Donauzentrum und Shopping City Süd ihr Produkt vorzustellen. Aber, kein Deal für Niloo.

Tab-Reinigungsmittel bei “2 Minuten 2 Millionen”

Die zweiten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Nicolas Pless und Jannes Meier von Klaeny. Dabei handelt es sich um Reinigungsmittel in Tablettenform. Es gibt fünf verschiedene solcher Tabs im Sortiment für verschiedene Anwendungsbereiche. Hinter dem Unternehmen steht ein starker Nachhaltigkeitsgedanke, um Einweg-Reinigungsplastikflaschen – laut Gründern werden in Deutschland 40 Plastikflaschen pro Haushalt im Jahr verbraucht – zu einem alten Relikt zu machen. Man benötigt als Kunde eine herkömmliche Flasche mit Leitungswasser; die Reinigungstabs lösen sich innerhalb von rund fünf Minuten auf und das Putzmittel ist da. Die Forderung: 200.000 Euro für fünf Prozent.

Klaeny, 2 Minuten 2 Millionen
(c) PULS 4/Gerry Frank – Das Startup Klaeny bietet Reinigungsmittel in Tablettenform an.

Nach der Demonstration erklärten die Gründer, dass ihr natürlicher Reiniger einem herkömmlichen um Nichts nachstehen würde. Ein Klaeny-Set besteht aus sechs Tabs und drei Flaschen. Kapital benötigt das Startup für die Produktentwicklung und Marketing.

Doch noch ein Angebot

Martin Rohla meinte, dass die Idee von der Konkurrenz leicht zu kopieren sei. Auch Schütz sagte, dass das Unternehmen zu klein sei, um zu überleben. Beide stiegen aus. Auch Hinteregger sah zu viel Risiko für einen Investor. Piëch bot an, sie mit einer Impact-Bank aus Deutschland zu vernetzen. Katharina Schneider hingegen machte ein Angebot: 50.000 Euro für 2,5 Prozent. Deal für Klaeny.

Freiwillige für klinische Studien gesucht

Die nächsten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Manuel Leal Garcia und Matthias Ruhri mit Probando. Dabei geht es eine Online-Plattform zur Rekrutierung von Studienteilnehmern für die medizinische Forschung – und mittlerweile auch andere Bereiche in Sachen Marktforschung. Die Rekrutierung von Probanden für klinische Studien ist für Forscher in der Regel mit vielen Herausforderungen verbunden. Dazu zählen unter anderem strenge regulatorische Hürden. Forscher dürfen beispielsweise nicht über sozialen Medien potentielle Probanden anwerben. Die Folge ist, dass neun von zehn Studien ihr Rekrutierungsziel in der gewünschten Zeit nicht erreichen und sich bei 80 Prozent der klinischen Studien Ergebnisse signifikant verzögern. Deshalb versuchen die Gründer Probanden mit Forschern zu vernetzen. Die Forderung: 300.000 Euro für 23 Prozent Anteile.

Probando
(c) PULS 4/Gerry Frank – Manuel Leal Garcia und Matthias Ruhri vernetzen mit Probando Probanden mit Forschern.

Probando verfügt über eine Datenbank von 200 Probanden und konnte bisher drei Studien abwickeln. Winzer Leo Hillinger störte sich an der Bewertung der Gründer, die einerseits damit argumentierten, dass der Markt in diesem Bereich 50 Milliarden US-Dollar schwer wäre. Zudem werde ein Startup nicht bloß nach aktuellen Umsätzen bewertet, sondern auch nach “future”. Man würde auch davon ausgehen, dass ihr Produkt skalierbar sei. Nicht bloß in Österreich, sondern auch in Deutschland und global Potential hat.

Andere Bewertungs-Maßstäbe für Tech-Startups?

Dem letzten Punkt stimmte Schneider zu; Gschwandtner verwies darauf, dass es sich um ein Tech-Startup handele, und die Bewertung da anders zu sehen sei. Nach diesem kurzen Exkurs in Sachen Firmenbewertung und der Vorführung der Plattform stieg Hans Peter Haselsteiner aus. Er sei nicht affin in dem Bereich. Katharina Schneider wollte auch nicht investieren, würde aber eventuell Kundin werden. Alexander Schütz fand gefallen an der Idee, wobei er die Bewertung “out of space” nannte. Er bot 100.000 Euro für 25,1 Prozent.

Rund 300.000 Euro Umsatz geplant

Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner klassifizierte Probando korrekt als eine Art Marktplatz, bei dem Forscher und Unternehmen aus Auftraggeber auftreten. Einnahmen macht das Startup durch Gebühren für eine Listung auf der Plattform. Für nächstes Jahr ist ein Umsatz von rund 300.000 Euro geplant.

Das “ernste” Angebot bei “2 Minuten 2 Millionen”

Der Tech-Investor verstand zwar, dass es sich bei Probando um eine Tech-Firma handele, er aber mit der Bewertung dennoch ein Problem habe. Danach bot er 100.000 Euro für zwölf Prozent Beteiligung. Die folgende Frage vom überbotenen Schütz, ob das sein Ernst sei, beantwortete der aktuelle Tractive CGO mit einem knappen “Ja”.

Ein Investor gibt sich geschlagen

Hillinger meinte, es sei an der Zeit sein Geld in diesen wilden Zeiten in solche Bereichen zu investieren. Er schloss sich Gschwandtner an. Schütz gab sich darauf geschlagen. Die Gründer berieten sich kurz mit zwei weiteren Co-Foundern und nahmen an. Deal für Probando.

Babybrei bei “2 Minuten 2 Millionen”

Die vorletzten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Andrea Kumhera und Thomas Gigl von Happa Happa. Sie produzieren einen Bio-Babybrei, der ungekühlt haltbar ist. Für die Entwicklung des Babybreis hat die Gründerin gemeinsam mit Kinderärzten zusammengearbeitet. Für die Produktion in einer österreichischen Bio-Manufaktur werden nur regionale Zutaten genutzt. Die Forderung der Founder: 100.000 Euro für 20 Prozent.

Happa Happa, 2 Minuten 2 Millionen
(c) PULS 4/Gerry Frank – Andrea Kumhera und Thomas Gigl stellten ihren Bio-Baby-Brei aus Österreich vor.

Schneider wies darauf hin, dass Babynahrung-Regale stets voll waren, was für einen harten Markt spreche. Kumhera argumentierte, dass neben dem bekannten Marktführer Platz für hochqualitative Babynahrung wäre.

Startup-Ticket für Happa Happa

Nach einer kurzen Fragerunde meldete sich Markus Kuntke zu Wort. Der Trendmanager verteilte das Bipa-Startup-Ticket und rief die Investoren dazu auf, einzusteigen. Der “Opa” der Sendung Haselsteiner verabschiedete sich trotzdem. Er fand das Produkt zwar gut, hatte aber keine Ahnung, wie er helfen könne.

Gründer mit eigenem Vorschlag

Schneider war die zweite die ging. Hinteregger wollte danach 26 Prozent Anteile der Firma und bot 80.000 Euro. Martin Rohla indes schlug vor, dass er, Hinteregger und Schütz für insgesamt 30 Prozent 100.000 Euro bei Happa Happa mitmachen. Die Gründer kehrten mit einem Vorschlag nach kurzer Beratung zurück. Sie offerierten 25 Prozent Abgabe für 100.000 Euro.

“Ein strategischer Fehler”

Rohla erklärte, dass die Gründer soeben einen strategischen Fehler machen. Das Investment der Juroren wäre “high risk” und sie wären nicht bereit zu verhandeln. Nach dieser Aussage stimmten die Gründer dem Ursprungs-Angebot doch zu. Deal für Happa Happa.

“Die schnellste Kameratasche der Welt”

Die letzten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Michael Bösendorfer und Iris Fritz. Sie haben mit Herr Michl eine aus PET-recyceltem Filz bestehende Kameratasche hergestellt. Das Besondere: Der Gurt der Tasche ist zugleich der Gurt der Kamera. Durch das Design soll es möglich sein, die Kamera mit nur einer Bewegung aus der Tasche zu ziehen. Damit sei sie ideal für Berufs- und Hobbyfotografen geeignet, die ihre Kamera schnell bei der Hand haben wollen. Für die “schnellste Kameratasche der Welt” wollten die Gründer zwischen 150.000 und 200.000 Euro für 20 Prozent.

Auch Taschen für Smartphones

Dieses ungewöhnliche Angebot irritierte die Investoren, sodass sich die Gründer schlussendlich auf 150.000 Euro für 20 Prozent Beteiligung festlegten. Bis zum Zeitpunkt der Aufzeichnung wurden bisher 200 Taschen verkauft, das meiste auf Messen und über den Onlineshop. Neben der Tasche für große Kameras haben die Gründer auch eine kleinere Version fürs Smartphone entwickelt. Während sich Schneider eben diese konkreter ansah, meldete sich Daniel Zech von 7 Ventures wieder. Er erzählte von der Beteiligung seines Unternehmens an Shöpping.at und bot an, die Tasche in eine Premium-Listung aufzunehmen.

“Die fatale Antwort”

Danach gab es auf die Frage, wie es mit dem ROI aussehe, eine fatale Antwort der Gründer, wie Martin Rohla es nannte. Hinteregger wollte kurz und knapp wissen, wann mit einem Return des eingesetzten Kapitals zu rechnen sei. Bösendorfer meinte, dass sie es nicht genau wüssten und sich das nicht detailliert durchgerechnet hätten. Es käme darauf an, welche Variante der Taschen sie verkaufen würden.

Rohla startete darauf eine kleine Lehrstunde über die Sinnhaftigkeit eines Business-Plans. Die Gründer erklärten danach, dass sie ohne Investment rund 100.000 Euro Gewinn pro Jahr schaffen könnten. Mit Hilfe könnte man diese Zahlen steigern.

2 Minuten 2 Millionen, Herr Michl
(c) PULS 4/Gerry Frank – Michael Bösendorfer und Iris Fritz ermöglichen es mit Herr Michl die Kamera für Schnappschüsse in Windeseile griffbereit zu haben.

Haselsteiner war der erste, der ging. Rohla mochte das Produkt, verabschiedetet sich aber auch ohne Angebot. Fotografie wäre nichts für ihn. Hinteregger meinte, er würde die Taschen in seinen Hotel-Shops aufnehmen. Er und auch Schneider fielen aber auch als Investoren aus. Der Letzte im Investorenbund Alexander Schütz nannte die Tasche ein “high-end”-Produkt und machte folgendes Angebot: 50.000 Euro für 25,1 Prozent Anteile. Die Gründer lehnten ab. Daraufhin erklärte Schütz, er würde dann zumindest die fünf Taschen im Studio erwerben und sie den Juroren schenken. Kein Deal für Herr Michl.

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Die Kurstafel:

Kryptokurse

🚀 Spektakulärer Start ins Jahr: Erstmals Bitcoin-Spot-ETFs in den USA genehmigt

Es war ein starkes Jahr für Krypto – so viel ist klar. Nach dem Boomjahr 2021 und dem “Kryptowinter” 2022 hatten sich die Kurse im Vorjahr schon wieder gut entwickelt. Dieses Jahr ging es in derselben Tonart weiter. Dabei lief bereits der Start ins Jahr gut: Denn bereits in der zweiten Woche des Jahres gab es ein Ereignis von enormer Tragweite: Die US-Börsenaufsicht ließ erstmals Bitcoin-Spot-ETFs zum Handel zu.

Im Gegensatz zu den schon länger existierenden Bitcoin-Futures-ETFs investieren diese Fonds direkt in Bitcoin – und nicht in Finanzprodukte, die den Bitcoin-Preis nachbilden. Dass die Börsenaufsicht die ETF-Anträge genehmigen würde, hatte sich in den Wochen zuvor schon abgezeichnet (siehe Crypto Weekly #127). Zuvor hatte das Thema bereits das zweite Halbjahr 2023 dominiert, nachdem im Sommer bekanntgeworden war, dass der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock einen Antrag auf einen Bitcoin-Spot-ETF stellen würde (siehe Crypto Weekly #104).

Die ETFs waren aus mehreren Gründen eine große Sache: Sie ermöglichen institutionellen Anleger (und bewegen am Markt die wirklich großen Summen!) einfachere Investments in Bitcoin. Auch Privatanleger:innen auf Einsteiger:innen-Niveau wird es dadurch erleichtert, in Bitcoin zu investieren: Sie müssen sich beispielsweise nicht mit der Verwahrung der Coins beschäftigen und können die ETFs auch möglicherweise über ihre bestehende Bank kaufen. 

Und ganz unabhängig vom neuen Geld, das dadurch in den Markt kommt: Durch die ETFs stärkt Bitcoin sein Image in der etablierten Finanzbranche und bekommt mehr Legitimität verliehen.

Die unmittelbare Marktreaktion auf die Genehmigung war unspektakulär. Weil sie bereits eingepreist war: Der Bitcoin-Kurs war in Erwartung der Genehmigung schon in den Wochen zuvor deutlich gestiegen. Die ETFs erwiesen sich aber schnell als Erfolg und verzeichneten starke Kapitalzuflüsse. Im Sommer starteten dann erstmals auch Ethereum-Spot-ETFs (siehe Crypto Weekly #147), aber wir bleiben vorerst noch im ersten Quartal.

Der Bitcoin-Kurs bewegte sich im Jänner nach der Genehmigung zunächst seitwärts, legte im Februar aber deutlich zu. Die ETFs haben dabei sicherlich geholfen, aber gleichzeitig wurde der Kryptomarkt auch von einer generell guten Stimmung an den Finanzmärkten gestützt (siehe Crypto Weekly #133). Im März war es dann soweit: Der Kurs überschritt sein bisheriges Rekordhoch von über 69.000 US-Dollar, das im Oktober 2021 erreicht worden war. Er stieg bis auf etwas über 73.000 Dollar. 

🪙 Das vierte Bitcoin-Halving - und wie es sich auswirkte

Und dann gab es gleich noch einen weiteren Faktor, von dem sich viele Unterstützung für den Kurs erwarteten: Das vierte Bitcoin-Halving im April 2024. Beim Halving wird die Belohnung, die Miner erhalten, um neue Blöcke zur Bitcoin-Blockchain hinzufügen, halbiert. Die Folge: Es kommen weniger neue Bitcoins in den Umlauf als es ohne Halving der Fall wäre. 

Das Halving spielt, wie in Crypto Weekly #138 ausgeführt, eine zentrale Rolle für die Geldpolitik von Bitcoin. Denn dass die Menge aller jemals bestehender Bitcoin begrenzt ist, ist eines der zentralen Merkmale von Bitcoin. Und geht Hand in Hand mit einer deterministischen Geldpolitik, die nicht einfach von einer Zentralbank geändert werden kann. 

Viele Anleger:innen erhoffen sich vom Halving aber auch einen positiven Impuls für die Kursentwicklung. Immerhin sinkt die Anzahl der Bitcoin, die neu in Umlauf geraten. Zumindest relativ gesehen (nämlich zu der Anzahl der Bitcoin, die ohne Halving entstehen würden) ist es also eine Angebotsverknappung - und eine solche bewirkt üblicherweise einen steigenden Preis. 

Demgegenüber steht, dass das Eintreten des Halvings bekannt und de facto völlig sicher ist. Es könnte daher im Vorfeld bereits vollständig eingepreist sein. Somit wäre zum Zeitpunkt des Halvings selbst mit keinen Kursauswirkungen zu rechnen. Theoretisch. Denn selbst wenn es so ist, könnte das Halving auch als “selbsterfüllende Prophezeiung” wirken: Weil alle den Kursanstieg erwarten und deshalb kaufen, steigt der Kurs tatsächlich. 

Schon im Vorfeld wurde genau darüber intensiv diskutiert. Letztlich ging das Halving am 20. April reibungslos über die Bühne. Starke Auswirkungen auf den Kurs hatte es nicht mehr. Anzumerken ist dabei aber: Der Bitcoin-Kurs war zwischen Ende Jänner und Mitte März bereits sehr stark von etwa 40.000 auf über 70.000 Dollar gestiegen. 

Auch nach dem Halving blieb die Marktentwicklung über den Sommer weitgehend unspektakulär. Erst im Herbst gab es die nächste starke Aufwärtsbewegung.

🇺🇸 US-Politik dominiert zweite Jahreshälfte

Und damit sind wir auch schon bei dem Thema, das die zweite Jahreshälfte dominierte: Die US-Politik. Die Kryptobranche des Landes stand schon länger auf Kriegsfuß mit der Börsenaufsicht rund um deren Chef Gary Gensler. Die Behörde hatte insbesondere nach der Pleite der Kryptobörse FTX ihr Vorgehen gegen die Branche deutlich intensiviert. Die Kryptobranche hoffte klarerweise auf einen Kurswechsel. Und die anstehende Präsidentschaftswahl schien dafür eine Chance zu bieten.

Dies galt umso mehr, als sich der republikanische Kandidat Donald Trump bereits im Frühsommer explizit für Bitcoin und Krypto-Assets aussprach (siehe Crypto Weekly #142). Er griff die Biden-Regierung für ihren Umgang mit der Branche scharf an. Ob Trumps Gegenkandidatin Kamala Harris den scharfen Kurs der Biden-Regierung, deren Teil sie natürlich war und ist, fortgesetzt hätte, bleibt unklar. Im Wahlkampf äußerte sie sich dann ebenfalls mehrfach positiv über Krypto-Assets. Zumindest der scharfe Kurs der Börsenaufsicht der vergangenen beiden Jahre wäre wohl ebenfalls aufgeweicht worden.

Die US-Kryptobranche stand aber ohnehin klar auf Seiten Trumps. Als sich dessen Wahlsieg abzuzeichnen begann, erreichte der Bitcoin-Kurs noch in der Nacht der Präsidentschaftswahl ein Rekordhoch bei rund 75.000 US-Dollar. In den folgenden Wochen ging es bis auf 99.000 Dollar aufwärts. An der 100.000er-Marke schien der Kurs zunächst abzuprallen. Anfang Dezember war es dann soweit: Erstmals in seiner Geschichte überschritt der Bitcoin-Kurs die vielbeschworene Schwelle von 100.000 US-Dollar.

Kurz zuvor hatte Trump angekündigt, wer dem in der Krypto-Branche unbeliebten Gensler als Chef der Börsenaufsicht nachfolgen soll – und zwar der als kryptofreundlich geltende Paul Atkins. Mit dem bekannten Investor David Sacks ernannte Trump dann auch einen eigenen “Krypto-Zar” für die kommende Regierung. Eine von Sacks’ Aufgaben werde sein, einen rechtlichen Rahmen zu arbeiten, mit dem Kryptobranche jene Klarheit bekäme, die sie brauche, schrieb Trump in seiner Ankündigung.

Wie eine solche Regulierung genau aussehen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt klarerweise noch völlig offen. Dies gilt auch für andere Punkte - etwa die von Trump im Wahlkampf geforderte strategische Bitcoin-Reserve. 

Diese Idee hat jetzt auch diesseits des Atlantiks einen Nachahmer gefunden: Der vor wenigen Wochen als deutscher Finanzminister entlassene Christian Lindner regte an, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Bitcoin in ihren Bestand aufnehmen soll. Lindner befindet sich als Spitzenkandidat der liberalen FDP im Wahlkampf. Während seiner Amtszeit als Finanzminister, die fast drei Jahre dauerte, hatte er keine entsprechenden Initiativen unternommen. 

Wie geht es jetzt weiter? Mitte Dezember stieg der Bitcoin-Kurs zunächst bis auf 108.000 US-Dollar. Dann korrigierte er jedoch deutlich. Zuletzt bewegte er sich im Bereich von 93.000 Dollar. Nach der sehr starken Kursentwicklung der vergangenen Wochen sollte eine solche Gegenbewegung aber nicht überraschen.Zu berücksichtigen ist auch, wie in Crypto Weekly #153 bereits thematisiert, dass die Kursgewinne der vergangenen Wochen hauptsächlich auf Erwartungen (an die US-Politik) beruhen. In den nächsten Wochen und Monaten (in manchen Fällen: Jahren) wird sich nach und nach zeigen, was davon eingelöst wird. Dazu kommt: Auch makroökonomische und geopolitische Entwicklungen werden den Markt wieder stärken beeinflussen. Die Vorzeichen stehen zwar günstig. Wo sich der Kryptomarkt 2025 aber wirklich hinbewegen wird, wird sich erst zeigen.


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