19.10.2021

“2 Minuten 2 Millionen” und die begehrte Katharina Schneider

In dieser Folge von "2 Minuten 2 Millionen" ging es um "Vermieten leicht gemacht", Linsen als überlegener Fleischersatz und einer mobilen Zeltheizung, die das Sterben verhindern soll. Zudem fiel auf, dass die einzige Investorin der Runde in dieser Folge sehr gefragt war.
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2 Minuten 2 Millionen, Schneider
(c) Puls 4/Gerry Frank - Sowohl Startups, als auch Investoren wünschen sich immer wieder die Verkaufsstärke von Katharina Schneider.
kooperation

Die ersten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Karheinz Ganster und Jürgen Kiszilak. Mit Wizetackle haben sie eine mobile Zeltheizung erfunden, die die Verbrennungsluft ins Freie leitet. Ihre Technologie ist auch für andere Bereiche, etwa als Hüttenheizung nutzbar. Wizetackle soll eine Kohlenmonoxid-Vergiftung verhindern, wie sie bei manchen Campern im Zelt schon geschehen ist. Ihre Forderung: 100.000 Euro für 20 Prozent.

Ein schnelles Angebot bei “2 Minuten 2 Millionen”

Nach dem Pitch argumentierten die Gründer während der Befragung mit dem Sicherheitsaspekt, das ihre Kunden erfahren würden. Kurz darauf bot Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner bereits 100.000 Euro für 28 Prozent – wenn das eingereichte Patent halte.

Hotelier Bernd Hinteregger meinte, das Angebot seines Kollegen sei derart gut, sodass er aussteigen würde. Medienunternehmer und Aufsichtsrat des SOS-Kinderdorfs Stefan Piëch sah es ähnlich. Alexander Schütz, Gründer und CEO der Wiener C-Quadrat Investment Group, überbot seinen äußersten Sitznachbarn mit 40.000 Euro für zehn Prozent. Auch Mediashop-Chefin Katharina Schneider zeigte Interesse und bot 45.000 Euro für zwölf Prozent. Da sie gemeint hatte, sie würde gerne mit einem der Herren teilen, war für Haselsteiner ganz klar, dass nur er als Partner infrage komme: “Schauen sie ihn an”, sagte er zur Dame der Runde über Schütz und positionierte sich bereits für einen Deal.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Karlheinz Ganster und Jürgen Kiszilak waren mit Wizetackle sehr beliebte Gäste.

Er besserte nach und offerierte 55.000 Euro für 14 Prozent, Schneider mit im Boot mit 45.000 Euro für 12 Prozent. Die Unternehmerin war an dem Abend sehr gefragt, denn auch Schütz band sie mit in sein Angebot ein und bot sogar 65.000 Euro für die 14 Prozent, die abzüglich Schneiders Anteile überbleiben. Schütz und Schneider gewannen. Deal für Wizetackle.

Star Wars oder Batman?

Die nächsten Startup-Gründer bei “2 Minuten 2 Millionen” wurden mit ihrem Produkt mit der Melodie von Darth Vader vorgestellt, obwohl ihre “Innovation” eher an den dunklen Rächer erinnert. Grab a Nap ist eine Reiseschlafmaske, erfunden von Michael Habenbacher und Merlin Naisar, die durch ihre 3D-Form keinen Druck auf die Augen ausübt und aus atmungsaktivem Material besteht. Ein angebrachter Befestigungsgurt – der an beliebigen Sitzen angebracht werden kann – soll dabei den Kopf und gesamten Oberkörper stützen und verhindern, dass man beim Wegnicken nach vorne kippt und aufwacht. Für jede verkaufte Maske wird ein kleiner Baum mitgeliefert. Die Forderung: 85.000 Euro für 20 Prozent.

Haselsteiner war der erste, der die Maske testete, seine Kollegen folgten danach. Man erfuhr, dass bisher 150 “Trial-Orders” verkauft sind, man stehe zudem mit einem Merchandise-Unternehmen im Kontakt, die über zahlreiche “Fullfilment”-Partner verfügen würden.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Haselsteiner testet die Schlafmaske Grab a Nap direkt im Studio.

Schneider merkte an, dass man bei der Verpackung mehr auf das Branding achten müsste, wolle man auch in den Handel hinein. Haselsteiner meinte, er hätte das Gefühl, dass das Produkt bei der Mediashop-Gründerin und Gschwandtner besser aufgehoben wäre. Er würde allerdings Kunde werden. Hinteregger riet dazu, dass man schnell sein müsste, bevor die Konkurrenz aufwacht und bot 50.000 Euro für 26 Prozent. Schütz wollte sich anschließen. Schneider allerdings überraschte danach und sah das Produkt nicht als passend für ihr Unternehmen. Auch Gschwandtner zog sich zurück. Die beiden Gründer nahmen das Doppel-Angebot an. Deal für Grab a Nap.

Laktose-, palmöl- und glutenfrei, halal und koscher

Die nächsten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Martin Jager und Cassandra von easyVegan. Dabei handelt es sich um Essen auf Linsenbasis – laktose-, palmöl- und glutenfrei, halal und koscher. 2017 gegründet, wurde mittlerweile die Produktion vergrößert und zu den Linsenlaibchen gesellten sich Bällchen, Taler und Stäbchen. Seit gut einem Jahr sind die Tiefkühlprodukte nicht nur für die Gastronomie verfügbar, sondern auch im Lebensmitteleinzelhandel zu finden. Die Forderung für ihre Expansion: 200.000 Euro für zehn Prozent Anteile.

Kommunikationsexperte Philipp Maderthaner zeigte sich als Fleischersatz-Fan, auch ohne Vegetarier zu sein, und wollte von den Gründern wissen, warum “die Linse” besser sei, als etwa der Kräuterseitling, Soja oder die zerlegte Erbse. Protein war die knappe Antwort.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Cassandra und Martin Jager von easyVegan.

Bisher hat das Startup 150.000 Euro Umsatz gemacht. Und eine gute Entwicklung hinter sich, bis Corona kam. Nach dem Wegbruch der Gastronomiemfokussierte man auf den Lebensmitteleinzelhandel und ergatterte zumindest eine Listung bei einem großen “Player”.

Katharina Schneider war die erste, die ging. Sie investiere nicht in Lebensmittel. Haselsteiner, würde, wenn er einen Burger essen möchte, einen mit Fleisch wollen – selbst wenn er Fan einer Fleischkonsumreduktion war. Maderthaner hatte wie auch die Lady der Runde nicht viel mit Einzelhandel am Hut. Alexander Schütz dachte ähnlich und ließ Leo Hillinger über.

Für den Winzer sind Linsen und Qinoa das Grundnahrungsmittel in seiner Küche. Allerdings war auch ihm die Bewertung zu hoch. Kein Deal für easyVegan.

Plattform fürs Vermieten von Räumen bei “2 Minuten 2 Millionen”

Die nächsten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Jakob Mayerhofer, Paul Spitzer und Clemens Walter von Book your Room. Dabei geht es um eine digitale Vermittlungs-Plattform, um leerstehende Räume zu vermieten. Die „Vermieter:innen“ können sich auf der Homepage des Unternehmens registrieren und ihren Raum anlegen. So geht’s: kurze Beschreibung mit Fotos, Infos zur Ausstattung und die Bestimmung des Preises. Die Abwicklung der Zahlungen übernimmt das Startup.

User können sich die gewünschte Lokalität nach dem Login aussuchen, die Zeit angeben und buchen. Die Kategorien der Räume: Meeting, Sport, Kreativräume und Veranstaltungen & Workshops. Die Forderung: 36.000 Euro für acht Prozent Anteile.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Das Book your Room-Team möchte Vermieten vereinfachen.

Nach dem Pitch zeigte sich vor allem Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner neugierig und stellte Fragen rund um Konkurrenz und Pläne der Founder. Auch Hinteregger mischte sich in die Fragerunde ein und erfuhr, dass die Gründer vor hätten, zuerst Wien zu bedienen, nächstes Jahr dann einen österreichweiten Rollout anzugehen.

Der aktuelle Tractive-CGO fand das Projekt spannend, sah aber einige Unsicherheiten im Raum. Er bot daher ein Treffen an, um sich auszutauschen. Einen Investment-Case sah Gschwandtner in Book your Room noch keinen.

Zwei Herzen derselben Brust

Auch Schneider ging mit Lob aber ohne Angebot, während sich Haselsteiner die Nase rieb und von zwei Herzen in seiner Brust sprach. Er glaubte, dass eine Kooperation mit Gschwandtner das Beste sei. Für ein Investment wäre das Startup zu sehr early stage.

Schütz reihte sich argumentativ nahtlos ein und ließ Bernd Hinteregger über. Der Hotelier hatte etwas anderes im Sinn als abzusagen und bot 20.000 Euro für 26 Prozent. Es gebe noch viel Arbeit, aber er würde gerne den Weg mitgehen. Den Gründern war das zu viel. Sie vertrösteten den Juror auf einen späteren Zeitpunkt, machten aber Gespräche mit Gschwandtner, Schütz und Haselsteiner aus. Dennoch, kein Deal für Book your Room.

Salbe wie ein Schutzhandschuh bei “2 Minuten 2 Millionen”

Den Abschluss von “2 Minuten 2 Millionen” gebührte Roland Klemm und Gerhard Öhling. Die beiden Gründer von Skin Hygiene haben eine Handsalbe entwickelt, die mit Bienenwachs und Pflanzenextrakten die Haut pflegen und stärken soll. Und dabei wie ein Schutzhandschuh wirke. Das Startup greift auf traditionelle Heilpflanzen sowie Öle zurück. Wesentliche Bestandteile davon sind zum Beispiel Jojobaöl und Sheabutter, aber auch Teebaumöl, Thymian und Zitronengras. Die Forderung: 200.000 Euro für zehn Prozent Anteile.

Skin Hygiene befindet sich aktuell im Gespräch mit mehreren Ministerien, um ihr Produkt in die Kindergärten zu bringen. Die Salbe habe es in Grundzügen bereits vor Corona gegeben, die Schutzfunktion sei während der Pandemie zugefügt worden, um die Bildung von Keimen zu verhindern.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Schon vor dem ersten Angebot ein Erfolg für Skin Hygiene.

Mitten im Gespräch darüber, was die Gründer brauchen, meldete sich Markus Kuntke zu Wort. Der Trendmanager verteilte das Bipa-Ticket und machte die Founder bereits da glücklich. Haselsteiner hatte das Gefühl, dass Skin Hygiene bereits ein Auge auf Katharina Schneider geworfen hätte. Dies störte Hinteregger wenig, der 50.000 Euro für zehn Prozent bot.

Schütz sah sich eher als Kunde und blieb ohne Angebot. Nachhaltigkeitsexperte Martin Rohla hatte viel Lob, aber auch Bedenken über. Er fragte sich, wie lange sich die Leute schützen wollen würden. Zudem sei Kosmetik nicht sein Bereich. Wunsch-Investorin Schneider meinte, man merkte einen spürbaren Unterschied zu anderen Cremen. Sie bot 50.000 Euro für sieben Prozent. Erneut zeigte sich, dass die Investorin an diesem Abend gefragt war. Es kam zum Deal zwischen der Mediashop-Chefin und Skin Hygiene.

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brutkasten-Gründer und CEO Dejan Jovicevic beim 10-jährigen Jubiläum im Dezember. (c) brutkasten/Marko Kovic

Dieses Interview ist im brutkasten-Printmagazin von Dezember 2024 erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


brutkasten: Wie kam es 2014 zur Gründung von brutkasten?

Dejan Jovicevic: Ich war im Styria-Konzern bei „Presse“ und „Wirtschaftsblatt“ und habe dort die Rechts- und Personalabteilung geleitet. Da kam einmal Christoph Hantschk, der Gründer des Startups goodbag, auf mich zu. Er wollte eine klassische Medienkooperation mit mir vereinbaren, bei der wir 20 Abos verlost hätten. Im Zuge unserer Gespräche dazu hat mich dieser Startup-Spirit fasziniert, den ich so bisher nicht kannte.

Meine ursprüngliche Idee war, dass wir mit „Presse“ und „Wirtschaftsblatt“ für Startups Leistungen erbringen könnten, z.B. das Controlling oder Legal-Themen. Ich wollte einfach irgendwie dabei sein. Ich habe dann gesehen, dass die Styria an einem Startup von Lorenz Edtmayer und Maximilian Nimmervoll beteiligt war, das App-Entwicklung angeboten hat. Die Leistung wollte ich ebenfalls dabei haben und habe dann Kontakt zu Lorenz aufgenommen.

Da hat sich dann herausgestellt, dass er gerade eine Job-Plattform für Startups plant. Für die Job-Plattform hat es Content gebraucht. So haben wir dann gemeinsam brutkasten konzipiert.

Wie ging es in die Umsetzung?

Ich habe von „Presse“ und „WirtschaftsBlatt“ dann die Zusage bekommen, dass wir das umsetzen können. Wir haben eine Website gestartet, mit internen Ressourcen der Styria. Die Styria hat parallel auch einen internen Inkubator für Innovation ausgeschrieben. Dort habe ich brutkasten als Projekt eingereicht. Es wurde als eines der fünf Siegerprojekte von rund 100 Einreichungen ausgewählt. In weiterer Folge konnten wir dann auch die ersten Leute einstellen. Unsere erste Redakteurin war Theresa Breitsching, die ab Ende 2014 Vollzeit für brutkasten gearbeitet hat.

Du selbst hast aber noch nicht Vollzeit an brutkasten arbeiten können?

Nein, ich habe das alles neben der Leitung der Rechts- und Personalabteilung gemacht. Ich war aber noch weit entfernt von dem Unternehmer, der ich heute bin; der weiß, wie man eine Firma aufbaut. Damals war es mehr Enthusiasmus und weniger Wissen. Wir haben dann unsere ersten internen Business Angels gewonnen, „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak und WirtschaftsBlatt-Chefredakteurin Eva Komarek.

Wir hatten damals zwei Seiten pro Woche in der „Presse“-Printausgabe vom Samstag, und zusätzlich haben wir brutkasten eben online bespielt. Das hat damals Theresa Breitsching weitgehend alleine gemacht. Ich habe meinen Hauptjob gehabt und immer wieder daneben was für brutkasten gemacht. Ich konnte aber aus dieser Management-Rolle nicht ganz raus, und das hat dann 2017 zum Buyout geführt. Den haben Lorenz Edtmayer, Maximilian Nimmervoll, Michael Tillian und ich dann gemacht. So wurde brutkasten ein eigenständiges Unternehmen.

Dejan Jovicevic machte 2017 den Management-Buy-out gemeinsam mit Lorenz Edtmayer, Michael Tillian und Maximilian Nimmervoll (v.l.n.r).

Hattest du früher schon die Vorstellung, dass du eines Tages Unternehmer werden möchtest, oder ist das durch deine Beschäftigung mit der Startup-Szene entstanden?

Weder noch. Wir sind gemeinsam mit „Presse“ und „WirtschaftsBlatt“ zu dem Entschluss gekommen, dass brutkasten als eigenes Unternehmen bessere Chancen hätte. Aber ich bin nicht einmal durch meine Beschäftigung mit der Startup-Szene auf die Idee gekommen, zu gründen: Ich war eigentlich an einem Karriereweg im Konzern interessiert. Und dann ist mir das passiert.

Als ich es meinem Mentor Michael Tillian erzählt habe, hat er mir gesagt: Dejan, das musst du machen – denn so eine Opportunity kriegst du nicht wieder.

Wie lange hat es gedauert, bis es dann Realität wurde?

Die Verhandlungen liefen noch acht Monate. Parallel dazu habe ich meinen ersten Sohn bekommen, im Dezember 2016. Im Mai 2017 waren die Verhandlungen abgeschlossen. Die Zeit bis dahin war eine brutale Phase, mit wenigen Stunden Schlaf pro Nacht. Ich habe ja noch immer meinen Hauptjob in der Styria gehabt und das parallel verhandelt. Die Verhandlungen waren sehr fair und ich bin der Styria dankbar, dass sie mir diese Möglichkeit gegeben hat.

Wie lief dann der Start als eigenes Unternehmen?

Der Deal war, dass wir den gesamten Betrieb übernehmen. Das waren damals fünf Leute und wir hatten keine Investoren, die uns finanziert haben. Wir hatten damals kein Geld. Die ersten Gehälter habe ich aus dem Stammkapital bezahlt. Mir selbst habe ich nichts ausbezahlt. Für die zweiten Gehälter haben wir dann schon Geld verdienen müssen. Das war eine brutale Phase. Wir waren 24/7 im Einsatz.

Du hast erzählt, dass du in der Anfangszeit von brutkasten gar nicht so stark ins Daily Business involviert warst. Wann hast du begonnen, selbst Content zu produzieren?

Das ist mit den Facebook-Livestreams gekommen. Das wollte ich unbedingt als First Mover machen. Diese Facebook-Livevideos haben uns dann auch den größten Boost gegeben – wir haben überallhin das Handy mitgenommen, Stative aufgebaut und von überall gestreamt. Das war damals neu und ist super angekommen. In dieser Phase hatten unsere Videos oft 10.000 Views und viele Kommentare.

Wie ging es für das Unternehmen brutkasten wirtschaftlich weiter? Wie kam es zur ersten Finanzierungsrunde im Jahr 2018?

Wir sind nach dem Buyout weiter gewachsen. Die ersten beiden Jahre haben wir operativ positiv abgeschlossen. Wir haben eine ordentliche Sogwirkung gespürt. Das hat dazu geführt, dass uns die ersten Investoren angesprochen haben. Wir hatten einfach Buzz erzeugt, weil ständig Gründer bei uns in den Livestreams waren.

Und dann hat mich einmal Runtastic-Co-Founder Florian Gschwandtner bei einem Drink angesprochen, dass wir uns bei ihm melden sollten, wenn wir mal Investoren suchen sollten. Unsere Eigentümerstruktur hatte sich da schon etwas verändert: Michael Tillian ist zur Russmedia gewechselt und hat, um Interessenskonflikte zu vermeiden, dort seinen 15-Prozent-Anteil eingebracht. Von Russmedia gab es dann ebenfalls die Bereitschaft, in brutkasten zu investieren, um eine Expansion auf den deutschen Markt zu finanzieren.

Über Kontakte und WhatsApp-Nachrichten hatten wir plötzlich eine 1,25-Mio.-Euro-Finanzierungsrunde aufgestellt. Andreas Bierwirth und die mySugr-Gründer waren auch mit dabei. Dann hatten wir noch ein brutkasten-Interview mit den Bitpanda-Gründern Eric Demuth und Paul Klanschek. Nach dem Interview hatte ich einen Notartermin, und als sie erfahren haben, warum, wollten sie ebenfalls einsteigen.

Du hast eindrücklich geschildert, wie wenig Geld am Anfang da war. Dann hast du plötzlich 1,25 Mio. Euro am Konto gehabt. Wie war das für dich in dem Moment?

Da konnte ich zum ersten Mal ein bisschen durchatmen. Gleichzeitig ist es jedoch so, dass so ein Betrag zwar nach einer hohen Summe klingt, aber 500.000 davon haben wir dann für die Akquisition von StartingUp verwendet – einiges für den Kaufpreis, aber da kommen ja noch eine ganze Reihe anderer Kosten, etwa für Anwälte, dazu. Beim Rest hast du dann monatlich gesehen, wie es weniger wird. Wir haben ja auch ins Team investiert.

Gleichzeitig haben wir aber unseren Umsatz gesteigert. Es war keine zweite Finanzierungsrunde nötig, weiteres Wachstum haben wir dann über Fremdkapital finanziert.

In der Coronapandemie entstand dann mit den digitalen Events ein neuer Geschäftsbereich …

Das hat uns einen Boost gegeben, das war ein wichtiger Meilenstein mit wirklich coolem Wachstum. Wir waren lange Zeit ganz klar als Medium positioniert; auf einmal war das Agentur-Business megaerfolgreich. Das war aber eine opportunistische Situation, kein Ergebnis eines langen Strategieprozesses. Es war im ersten Corona-Lockdown einfach überlebensnotwendig, sich etwas anderes zu überlegen.

Manche haben mir zu Kurzarbeit geraten, ich habe mich aber für „Langarbeit“ entschieden. Ich habe gewusst, es wird uns etwas einfallen – und das waren die digitalen Events. Wir waren dann sehr gefragt, weil wir ein Must-have-Produkt hatten. Wir haben diese Dinge eben auch viel schneller gelernt als Agenturen, die auf Kurzarbeit waren. Das digitale Event-Business hat uns viele Aufträge gebracht und für Wachstum gesorgt.

Manche haben mir zu Kurzarbeit geraten, ich habe mich aber für „Langarbeit“ entschieden.

Aber wir haben schon auch gelernt, dass unsere mediale Tätigkeit darunter leidet. 2021 war ein starkes Wachstumsjahr für uns: Wir haben in diesem Jahr über 20 Personen eingestellt und das „Venture Capital Magazin“ in Deutschland gekauft. Damit haben wir den Sprung auf rund 50 Mitarbeiter:innen gemacht.

Aus damaliger Sicht war das nachvollziehbar, weil die Prognosen auf starkes Wirtschaftswachstum hindeuteten. Man hat auf den Aufbruch nach der Pandemie gewartet, und dafür haben wir uns aufgestellt. Ich wollte vorne dabei sein, wenn der Aufschwung kommt. Dann ist es aber anders gekommen – mit dem Ukraine-Krieg, der am 24. Februar 2022 begonnen hat.

Wie hat sich das ausgewirkt?

Im Jänner und Februar war die Wirtschaft noch total im Aufbruch und wir hatten Aufträge, bei denen es um größere Summen ging als jemals zuvor. Dann kamen die Wirtschaftskrise, Inflation, die Venture-Capital-Krise und die ersten großen Layoffs in der Startup-Szene. Das hat uns auch vom Werbemarkt her getroffen. Das Geschäft mit den digitalen Events ist dann gravierend eingebrochen. Die Rezessionsangst in der Wirtschaft war sehr hoch. Eine Firma unserer Größe ohne Cashreserven konnte in so einem Umfeld nicht mehr überleben, auch wenn wir zwischenzeitlich eine Erholung geschafft haben. Das hat dann in einer Notoperation zum Verkauf an die VGN-Gruppe geführt.

Mit dem Deal wurde die VGN neue Mehrheitseigentümerin, du selbst hast die Mehrheit abgegeben. Wie war das für dich?

Es ging alles sehr schnell. Plötzlich standen wir vor dem Aus. Ich habe über tausend unterschiedliche Optionen nachgedacht. Das war eine Phase, in der ich jede Nacht um vier Uhr aufgewacht bin. Für mich persönlich war es die transformativste Phase meines Lebens, im Nachhinein auch im positiven Sinn.

Es hat sich schnell herausgestellt, dass die VGN die einzige Möglichkeit in der notwendigen Geschwindigkeit war. Gemeinsam mit Horst Pirker haben wir mit den Altinvestoren eine für alle gangbare Lösung gefunden. Für mich war es essenziell, auch mir selbst die Frage zu beantworten: Habe ich noch die Kraft, das die nächsten zehn Jahre weiterzumachen? Will ich das? Sehe ich noch die Vision? Und ich bin zum Schluss gekommen: Ja, das möchte ich. Ich habe tatsächlich in meine Kraft zurückgefunden, durch den radikalen Fokus auf die einzige Aufgabe: den Fortbestand von brutkasten zu sichern.

Wir konnten die Restrukturierung dann sehr gut bewältigen. Über den Sommer haben wir strategisch gearbeitet und Klarheit gewonnen. Dann sind wir mit gutem Elan und vielen Hausaufgaben in den Herbst hineingegangen, und wir haben die folgenden 18 Monate bravourös gemeistert; das gesamte Team. Heute stehen wir nach all diesen Erfahrungen mit einer strategischen Klarheit da, die wir nie hatten, mit einem starken kaufmännischen Fundament und mit einem Team, das besser als je zuvor zusammenarbeitet.

Wir feiern jetzt zehn Jahre brutkasten. Wie siehst du den Beitrag, den brutkasten zum Innovations-Ecosystem leistet?

Wir haben Brücken zwischen Startups, Investoren und Corporates gebaut, Innovationen sichtbar gemacht und dem österreichischen Innovations-Ecosystem eine Stimme gegeben. Ohne uns wären viele Erfolgsgeschichten vielleicht unbemerkt geblieben.

Birthday Bash zum zehnjährigen Jubiläum von brutkasten.

Unsere Plattform hat dabei geholfen, die inspirierendsten Köpfe des Landes miteinander zu verbinden und Mut zu machen, neue Wege zu gehen. Mit unseren unterschiedlichen Formaten wie Studiotalks, dem Printmagazin oder unseren Events haben wir dafür gesorgt, dass die Innovationskraft unseres Landes die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient.

Du sprichst jetzt auch die Brückerbauer-Funktion zwischen Startups und Corporates an. brutkasten ist aus der Startup-Szene heraus entstanden, hat sich aber verbreitert und deckt mittlerweile das komplette Innovations-Ecosystem ab. Wie siehst du heute das Verhältnis zwischen brutkasten und der Startup-Szene?

Mich haben die Gründerinnen und Gründer fasziniert. Deshalb habe ich ein Medium für sie gebaut, mit allen Leuten, die den Weg seit Tag eins mitgehen. Aber schon ganz zu Beginn war unser Claim „Bridging the new and the old economy“. Das hatten wir auf der allerersten Website. Ich war von Anfang an überzeugt, dass, wenn man diese beiden Welten zusammenbringt, Startups stärker werden, weil sie Kunden, Partner und Projekte brauchen; und Corporates werden stärker, weil sie Innovation brauchen, die sie alleine nicht schaffen.

Dieser Teil des Brückenbauens hat für mich immer eine große Rolle gespielt, weil ich für die Corporate-Welt große Wertschätzung habe. Das ist letztlich die tragende Säule der Wirtschaft, und wenn man diese durch die Innovationskraft der Startups stärkt, stärkt man beide Seiten.

Ich sehe Startups auch nicht als isoliertes Phänomen – sie sind als Teil der Wirtschaft auch Garant für Wohlstand und das Sozialsystem. Dass alle zusammenarbeiten, ist mir wirklich ein Anliegen – heute mehr denn je, denn Europa muss selbstbewusster werden und die eigene Wettbewerbsfähigkeit stärken.

In diesem Kontext ist ja auch die neue brutkasten-Initiative Austrian Innovators zu sehen, die 2025 starten wird. Was steckt dahinter?

Wir brauchen die Innovationskraft, die Geschwindigkeit und den Mut von Gründerinnen und Gründern. Aber alleine werden sie die Welt nicht umkrempeln können. Da braucht es Corporates, die bereit sind, Geld zu investieren und Infrastruktur zu teilen. Es braucht Investoren und den Kapitalmarkt, der die Transformation finanziert. Und es braucht Policymaker und die Wissenschaft. Alle diese Stakeholder wollen wir zusammenbringen, aus der Überzeugung, dass wirklich große Dinge möglich werden, wenn die richtigen Leute an einem Strang ziehen.

Viele dieser Communitys, die ich jetzt genannt habe, sind untereinander halbwegs gut vernetzt, aber über den Tellerrand noch nicht so wirklich. Hier kann brutkasten als Ecosystem-Player einen Beitrag leisten, diese Akteure an einen Tisch zu bringen; in einem monatlichen Format mit digitalen Komponenten.

Wir feiern jetzt zehn Jahre brutkasten. Wo könnte brutkasten in weiteren zehn Jahren stehen?

Ich sehe brutkasten als Unternehmen, das weiter Pionierarbeit leistet und neue Standards setzt. Wir wollen nicht nur Trends folgen, sondern sie gestalten; sowohl in der Medienwelt als auch im Innovations-Ecosystem. Unsere Vision ist es, die erste Anlaufstelle für alle zu sein, die Innovation in Europa vorantreiben wollen. Mit einem starken Team, einer klaren Strategie und der Bereitschaft, uns immer wieder neu zu erfinden, sind wir bestens gerüstet, um die nächsten zehn Jahre erfolgreich zu gestalten.

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