19.10.2021

“2 Minuten 2 Millionen” und die begehrte Katharina Schneider

In dieser Folge von "2 Minuten 2 Millionen" ging es um "Vermieten leicht gemacht", Linsen als überlegener Fleischersatz und einer mobilen Zeltheizung, die das Sterben verhindern soll. Zudem fiel auf, dass die einzige Investorin der Runde in dieser Folge sehr gefragt war.
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2 Minuten 2 Millionen, Schneider
(c) Puls 4/Gerry Frank - Sowohl Startups, als auch Investoren wünschen sich immer wieder die Verkaufsstärke von Katharina Schneider.
kooperation

Die ersten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Karheinz Ganster und Jürgen Kiszilak. Mit Wizetackle haben sie eine mobile Zeltheizung erfunden, die die Verbrennungsluft ins Freie leitet. Ihre Technologie ist auch für andere Bereiche, etwa als Hüttenheizung nutzbar. Wizetackle soll eine Kohlenmonoxid-Vergiftung verhindern, wie sie bei manchen Campern im Zelt schon geschehen ist. Ihre Forderung: 100.000 Euro für 20 Prozent.

Ein schnelles Angebot bei “2 Minuten 2 Millionen”

Nach dem Pitch argumentierten die Gründer während der Befragung mit dem Sicherheitsaspekt, das ihre Kunden erfahren würden. Kurz darauf bot Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner bereits 100.000 Euro für 28 Prozent – wenn das eingereichte Patent halte.

Hotelier Bernd Hinteregger meinte, das Angebot seines Kollegen sei derart gut, sodass er aussteigen würde. Medienunternehmer und Aufsichtsrat des SOS-Kinderdorfs Stefan Piëch sah es ähnlich. Alexander Schütz, Gründer und CEO der Wiener C-Quadrat Investment Group, überbot seinen äußersten Sitznachbarn mit 40.000 Euro für zehn Prozent. Auch Mediashop-Chefin Katharina Schneider zeigte Interesse und bot 45.000 Euro für zwölf Prozent. Da sie gemeint hatte, sie würde gerne mit einem der Herren teilen, war für Haselsteiner ganz klar, dass nur er als Partner infrage komme: “Schauen sie ihn an”, sagte er zur Dame der Runde über Schütz und positionierte sich bereits für einen Deal.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Karlheinz Ganster und Jürgen Kiszilak waren mit Wizetackle sehr beliebte Gäste.

Er besserte nach und offerierte 55.000 Euro für 14 Prozent, Schneider mit im Boot mit 45.000 Euro für 12 Prozent. Die Unternehmerin war an dem Abend sehr gefragt, denn auch Schütz band sie mit in sein Angebot ein und bot sogar 65.000 Euro für die 14 Prozent, die abzüglich Schneiders Anteile überbleiben. Schütz und Schneider gewannen. Deal für Wizetackle.

Star Wars oder Batman?

Die nächsten Startup-Gründer bei “2 Minuten 2 Millionen” wurden mit ihrem Produkt mit der Melodie von Darth Vader vorgestellt, obwohl ihre “Innovation” eher an den dunklen Rächer erinnert. Grab a Nap ist eine Reiseschlafmaske, erfunden von Michael Habenbacher und Merlin Naisar, die durch ihre 3D-Form keinen Druck auf die Augen ausübt und aus atmungsaktivem Material besteht. Ein angebrachter Befestigungsgurt – der an beliebigen Sitzen angebracht werden kann – soll dabei den Kopf und gesamten Oberkörper stützen und verhindern, dass man beim Wegnicken nach vorne kippt und aufwacht. Für jede verkaufte Maske wird ein kleiner Baum mitgeliefert. Die Forderung: 85.000 Euro für 20 Prozent.

Haselsteiner war der erste, der die Maske testete, seine Kollegen folgten danach. Man erfuhr, dass bisher 150 “Trial-Orders” verkauft sind, man stehe zudem mit einem Merchandise-Unternehmen im Kontakt, die über zahlreiche “Fullfilment”-Partner verfügen würden.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Haselsteiner testet die Schlafmaske Grab a Nap direkt im Studio.

Schneider merkte an, dass man bei der Verpackung mehr auf das Branding achten müsste, wolle man auch in den Handel hinein. Haselsteiner meinte, er hätte das Gefühl, dass das Produkt bei der Mediashop-Gründerin und Gschwandtner besser aufgehoben wäre. Er würde allerdings Kunde werden. Hinteregger riet dazu, dass man schnell sein müsste, bevor die Konkurrenz aufwacht und bot 50.000 Euro für 26 Prozent. Schütz wollte sich anschließen. Schneider allerdings überraschte danach und sah das Produkt nicht als passend für ihr Unternehmen. Auch Gschwandtner zog sich zurück. Die beiden Gründer nahmen das Doppel-Angebot an. Deal für Grab a Nap.

Laktose-, palmöl- und glutenfrei, halal und koscher

Die nächsten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Martin Jager und Cassandra von easyVegan. Dabei handelt es sich um Essen auf Linsenbasis – laktose-, palmöl- und glutenfrei, halal und koscher. 2017 gegründet, wurde mittlerweile die Produktion vergrößert und zu den Linsenlaibchen gesellten sich Bällchen, Taler und Stäbchen. Seit gut einem Jahr sind die Tiefkühlprodukte nicht nur für die Gastronomie verfügbar, sondern auch im Lebensmitteleinzelhandel zu finden. Die Forderung für ihre Expansion: 200.000 Euro für zehn Prozent Anteile.

Kommunikationsexperte Philipp Maderthaner zeigte sich als Fleischersatz-Fan, auch ohne Vegetarier zu sein, und wollte von den Gründern wissen, warum “die Linse” besser sei, als etwa der Kräuterseitling, Soja oder die zerlegte Erbse. Protein war die knappe Antwort.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Cassandra und Martin Jager von easyVegan.

Bisher hat das Startup 150.000 Euro Umsatz gemacht. Und eine gute Entwicklung hinter sich, bis Corona kam. Nach dem Wegbruch der Gastronomiemfokussierte man auf den Lebensmitteleinzelhandel und ergatterte zumindest eine Listung bei einem großen “Player”.

Katharina Schneider war die erste, die ging. Sie investiere nicht in Lebensmittel. Haselsteiner, würde, wenn er einen Burger essen möchte, einen mit Fleisch wollen – selbst wenn er Fan einer Fleischkonsumreduktion war. Maderthaner hatte wie auch die Lady der Runde nicht viel mit Einzelhandel am Hut. Alexander Schütz dachte ähnlich und ließ Leo Hillinger über.

Für den Winzer sind Linsen und Qinoa das Grundnahrungsmittel in seiner Küche. Allerdings war auch ihm die Bewertung zu hoch. Kein Deal für easyVegan.

Plattform fürs Vermieten von Räumen bei “2 Minuten 2 Millionen”

Die nächsten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Jakob Mayerhofer, Paul Spitzer und Clemens Walter von Book your Room. Dabei geht es um eine digitale Vermittlungs-Plattform, um leerstehende Räume zu vermieten. Die „Vermieter:innen“ können sich auf der Homepage des Unternehmens registrieren und ihren Raum anlegen. So geht’s: kurze Beschreibung mit Fotos, Infos zur Ausstattung und die Bestimmung des Preises. Die Abwicklung der Zahlungen übernimmt das Startup.

User können sich die gewünschte Lokalität nach dem Login aussuchen, die Zeit angeben und buchen. Die Kategorien der Räume: Meeting, Sport, Kreativräume und Veranstaltungen & Workshops. Die Forderung: 36.000 Euro für acht Prozent Anteile.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Das Book your Room-Team möchte Vermieten vereinfachen.

Nach dem Pitch zeigte sich vor allem Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner neugierig und stellte Fragen rund um Konkurrenz und Pläne der Founder. Auch Hinteregger mischte sich in die Fragerunde ein und erfuhr, dass die Gründer vor hätten, zuerst Wien zu bedienen, nächstes Jahr dann einen österreichweiten Rollout anzugehen.

Der aktuelle Tractive-CGO fand das Projekt spannend, sah aber einige Unsicherheiten im Raum. Er bot daher ein Treffen an, um sich auszutauschen. Einen Investment-Case sah Gschwandtner in Book your Room noch keinen.

Zwei Herzen derselben Brust

Auch Schneider ging mit Lob aber ohne Angebot, während sich Haselsteiner die Nase rieb und von zwei Herzen in seiner Brust sprach. Er glaubte, dass eine Kooperation mit Gschwandtner das Beste sei. Für ein Investment wäre das Startup zu sehr early stage.

Schütz reihte sich argumentativ nahtlos ein und ließ Bernd Hinteregger über. Der Hotelier hatte etwas anderes im Sinn als abzusagen und bot 20.000 Euro für 26 Prozent. Es gebe noch viel Arbeit, aber er würde gerne den Weg mitgehen. Den Gründern war das zu viel. Sie vertrösteten den Juror auf einen späteren Zeitpunkt, machten aber Gespräche mit Gschwandtner, Schütz und Haselsteiner aus. Dennoch, kein Deal für Book your Room.

Salbe wie ein Schutzhandschuh bei “2 Minuten 2 Millionen”

Den Abschluss von “2 Minuten 2 Millionen” gebührte Roland Klemm und Gerhard Öhling. Die beiden Gründer von Skin Hygiene haben eine Handsalbe entwickelt, die mit Bienenwachs und Pflanzenextrakten die Haut pflegen und stärken soll. Und dabei wie ein Schutzhandschuh wirke. Das Startup greift auf traditionelle Heilpflanzen sowie Öle zurück. Wesentliche Bestandteile davon sind zum Beispiel Jojobaöl und Sheabutter, aber auch Teebaumöl, Thymian und Zitronengras. Die Forderung: 200.000 Euro für zehn Prozent Anteile.

Skin Hygiene befindet sich aktuell im Gespräch mit mehreren Ministerien, um ihr Produkt in die Kindergärten zu bringen. Die Salbe habe es in Grundzügen bereits vor Corona gegeben, die Schutzfunktion sei während der Pandemie zugefügt worden, um die Bildung von Keimen zu verhindern.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Schon vor dem ersten Angebot ein Erfolg für Skin Hygiene.

Mitten im Gespräch darüber, was die Gründer brauchen, meldete sich Markus Kuntke zu Wort. Der Trendmanager verteilte das Bipa-Ticket und machte die Founder bereits da glücklich. Haselsteiner hatte das Gefühl, dass Skin Hygiene bereits ein Auge auf Katharina Schneider geworfen hätte. Dies störte Hinteregger wenig, der 50.000 Euro für zehn Prozent bot.

Schütz sah sich eher als Kunde und blieb ohne Angebot. Nachhaltigkeitsexperte Martin Rohla hatte viel Lob, aber auch Bedenken über. Er fragte sich, wie lange sich die Leute schützen wollen würden. Zudem sei Kosmetik nicht sein Bereich. Wunsch-Investorin Schneider meinte, man merkte einen spürbaren Unterschied zu anderen Cremen. Sie bot 50.000 Euro für sieben Prozent. Erneut zeigte sich, dass die Investorin an diesem Abend gefragt war. Es kam zum Deal zwischen der Mediashop-Chefin und Skin Hygiene.

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Konflikte, Konflikte in Unternehmen, Mediation, Mediator, ostal
(c) Stock.Adobe/gnublin - Es gibt verschiedene Arten von Unternehmenskonflikten.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe unseres Jubiläum-Printmagazins – “Wegbereiter”. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.


Es war nur eine Bemerkung am Rande – doch sie schwillt an und gärt wie verfaulendes Obst. Und sie wird bleiben, wird weitere Verletzungen aufnehmen und wachsen; sich steigern, bis sie zum Problem und dann klar benennbar für alle zu einem fassbaren Begriff wird. Erst dann wird man es Konflikt nennen, obwohl der Beginn schon viel früher vollzogen war. Mit dieser einen Bemerkung am Rande.

Laut Definition im Duden ist ein Konflikt „das Aufeinanderprallen widerstreitender Auffassungen, Interessen oder eine ähnlich entstandene schwierige Situation, die zum Zerwürfnis führen kann“. Dies ist auch die allgemeine Auffassung im kollektiven Bewusstsein von Gesellschaften. Dabei wird aber oft übersehen, dass ein Konflikt je nach Bereich weitaus mehr Ebenen hat.

Für Jürgen Dostal, Konfliktexperte und Gründer von Proconsens.at, sind es im unternehmerischen Umfeld andere Dynamiken als im Privaten, die vor allem das Arbeitsklima massiv beeinflussen können. Personen fühlen sich seinen Erkenntnissen nach in ihren Werten oder im Handeln eingeschränkt oder gar gemobbt, während anderen oftmals gar nicht bewusst sei, dass es eine Art von negativer Interaktion gegeben hat. Da kann es zu interpersonellen oder gar IntergruppenKonflikten (Abteilungen, Teams) kommen, mit der möglichen Folge, sich gegeneinander auszuspielen – ohne die wahren Gründe für die Unstimmigkeiten zu thematisieren.

Die Konfliktarten

Passend dazu hat das HR-Startup Personio eine Unterteilung des Begriffs in verschiedene Punkte vorgenommen. Konflikte können in Unternehmen zwischen Mitarbeiter:innen gleicher Ebene (Kolleg:innen) entstehen, zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden oder zwischen ganzen Teams bzw. Abteilungen. Das Konfliktmanagement unterscheidet daher zwischen einer ganzen Reihe von Konfliktarten.

Bei Sachkonflikten handelt es sich um unterschiedliche Auffassungen in Sachfragen, etwa um die beste Methode, eine Aufgabe zu erledigen, oder welches Feature als Nächstes in ein Produkt eingebaut werden soll.

Beziehungskonflikte nennt man den Zustand, wenn das zwischenmenschliche Verhältnis gestört ist. Sie fußen meist auf negativen Erlebnissen oder Vorurteilen und sind oft nur Ausdruck anderer, unterbewusster Konflikte. Missverständnisse in der Kommunikation sind eine weitere Konfliktart, in der beteiligte Parteien schlicht falsche Schlüsse aus dem Gesagten ziehen.

Ressourcenkonflikte nennt man es, wenn Mitarbeiter:innen die Verteilung der Unternehmensressourcen persönlich als ungerecht empfinden.

Bei Zielkonflikten wiederum prallen verschiedene Abteilungen aufeinander – etwa wenn eine mit Kürzungen zu hadern hat, die andere jedoch auf die Arbeit ihrer Kolleg:innen angewiesen ist, um Firmenziele zu erreichen (z. B. Development vs. Vertrieb).

Wertekonflikte sind indes geprägt von persönlichen Moralvorstellungen, die zu Zwistigkeiten führen können, wenn Führungskräfte oder die Belegschaft entgegen persönlicher Einstellungen handeln.

Die Studie „Konfliktkultur in Österreichs Unternehmen“, die Jürgen Dostal und sein Team mit 300 Teilnehmer:innen (66 Prozent Führungskräfte) ausgearbeitet haben, zeigt eines der Grundprobleme in unternehmensspezifischen Konfliktfällen: Leader subsumieren im Wesentlichen unterschiedliche Interessenslagen (77 Prozent) bzw. Interaktionen, bei denen sich mindestens zwei Akteur:innen beeinträchtigt sehen, als Konflikt. Nur 48 Prozent der Befragten folgen der Auffassung, dass ein Konflikt auch dann vorliegt, wenn sich von mehreren Personen lediglich eine beeinträchtigt sieht. Damit würden rund die Hälfte der Manager:innen spezielle Vorfälle wie Mobbing oder das „Getroffensein von Bemerkungen“ nicht als Konflikt ansehen – mit möglichen weitreichenden Folgen.

Was innen passiert, bleibt innen

Hier geht es, in anderen Worten, um Beispiele, in denen sich Personen durch vereinzelte Aussagen von Kolleg:innen oder Führungskräften irritiert fühlen und ihre Irritation nicht artikulieren; oder, falls doch, die Situation nicht als „Konflikt aus dem Inneren“ wahrgenommen wird. Ungelöste und unterbewusste (unerkannte) Konflikte beeinträchtigen das Arbeitsklima, weiß Dostal. Sie senken die Zufriedenheit am Arbeitsplatz und auch die Produktivität, erhöhen die Fluktuation im Team, erzeugen Stress und gefährden die Gesundheit (Anstieg der Krankenstände); was schlussendlich zu einer schlechteren Qualität im Unternehmen führt und stark dem Firmenimage schadet.

Konflikte
(c) Proconsens.at – Jürgen Dostal von Proconsens.at

„Dort, wo Konflikte bestehen, ziehen sich Menschen zurück“, sagt er, „mit negativen Auswirkungen. Spannend ist ja, dass über 60 Prozent unserer Befragten sagen, dass sie nicht mit entsprechenden Skills ausgestattet sind, um Konflikte zu lösen.“ Dabei wären es laut dem Mediator ganz einfache Kommunikationsfähigkeiten, die es braucht, um Probleme anzugehen. „Es ist nicht kompliziert“, führt Dostal weiter aus. „Man muss sich Zeit nehmen und kommunizieren. Es geht nicht darum, den Konflikt ‚wegzureden‘, sondern um ein aktives Zuhören und ein Verstehen, worum es den beteiligten Personen geht. Das Problem hier ist, dass jahrzehntelang Führungskräfte bestellt wurden, nicht um zu führen; sie wurden aus einer traditionellen Rolle des Expertentums heraus rekrutiert, aber ohne in Führungsskills zu investieren. Viele Gründe für Konflikte liegen jedoch spezifischer vergraben und brauchen Skills, um erkannt zu werden.”

Für Diana-Maria White, Rechtsanwältin, Verteidigerin in Zivil- und Strafsachen und Wirtschaftsmediatorin, sind Konflikte im Job-Kontext etwas „strukturell Normales, wie sie bereits im Oktober 2023 im brutkasten-Talk erklärte. Man gehe mit fremden Menschen eine Bindung ein, die man privat gar nicht kenne. „Die Eskalation des Konflikts kommt dann durch subjektive Befindlichkeiten“, sagte sie damals. „Er geht manchmal aus Nichtigkeiten los und schaukelt sich auf. Wenn der Konflikt verfestigt ist, bekomme ich ihn teilweise nicht mehr gelöst.“

Eskalationsstufen beim Konflikt

Der Konfliktforscher Friedrich Glasl beschreibt in diesem Sinne die Eskalation eines Konflikts in neun Stufen, die sich in drei Hauptphasen gliedern. Die erste Phase ist geprägt von gelegentlichen Spannungen bis hin zu heißen Debatten, in denen sich Streitende gegenseitig unter Druck setzen. Hier können dem Forscher zufolge Konflikte noch konstruktiv gelöst werden.

Die zweite Phase öffnet das Persönliche – das Ziel ist nun, den Konflikt zu gewinnen; dabei werden Werkzeuge wie Drohungen, Sanktionen und Machtspiele eingesetzt. In so einem Fall wird eine Partei als „Verlierer“ aus dem Konflikt scheiden, was zu einem zerrütteten Arbeitsklima und gestörtem Arbeitsverhältnis führt – mit Auswirkungen auf die Produktivität.

In der dritten und heftigsten Phase wollen alle Beteiligten einander nur noch schaden – und sie riskieren damit sogar den eigenen Untergang und den des ganzen Unternehmens. In Zahlen können laut Dostal 72 bis 75 Prozent aller Konflikte gelöst werden.

„Eine Führungskraft kann allerdings nur bis zur Eskalationsstufe 4 helfen, darüber braucht es Mediatoren“, sagt er. „Bei Stufe 7 bis 9 braucht es Expertenteams, da geht es nur mehr ums Vernichten des anderen.“

Für Dostal ist eine Unternehmensmediation unparteiisch und ermöglicht die Entwicklung eines Spektrums von Lösungsmöglichkeiten und Perspektiven mit den größtmöglichen Überschneidungen zwischen Streitenden.

„Wir sprechen unterschiedliche Sprachen, geben Worten unterschiedliche Bedeutungen mit, je nach Erfahrung, Werten, Alter, Hintergrund“, erklärt Dostal. „Am Arbeitsplatz, mit all dem Konkurrenzdenken, kann Emotion eine ganz riesige Rolle spielen. Mediatoren übersetzen, paraphrasieren und stellen die Umstände für die Parteien klarer dar. Es geht darum, ein besseres gegenseitiges Verständnis zu erzeugen.“

Ein ungelöster Konfliktfall

Der Konfliktexperte erinnert sich an einen Fall, der nicht gelöst werden konnte, um präziser zu erläutern, was Unternehmer:innen heute fehlt. Die Causa damals befasste sich mit der Auflösung eines Dienstverhältnisses eines jungen Mitarbeiters, der mehr als 50 Prozent Fehlzeiten zu Buche stehen hatte. Das Spannende an dem jungen Mann war sein Selbstbild, das jedoch nicht mit der Außenwahrnehmung übereinstimmte.

„Die Person hat gedacht, sie könne Dinge viel besser als die anderen, müsse nichts Neues lernen und sei zum Führen bestimmt“, erinnert sich Dostal. „Sie konnte aber nicht nachweisen, dass sie diese Dinge tatsächlich beherrscht.“

Der Mediator sieht in dem jungen Mann von einst ein typisches „Goldlöffelkind“, dem man ständig unreflektiert positives Feedback gegeben hatte – und damit die „Self Perception“ fütterte, fehlerfrei zu sein.

„Niemand agiert fehlerfrei“, betont Dostal. „Doch der junge Mann konnte Kritik nicht annehmen. Es war spannend zu beobachten, denn die Wahrnehmung des jungen Mitarbeiters ist seine persönliche Realität; und das müssen Arbeitgeber realisieren und lernen, mit Menschen umzugehen.

Konkret geht es öfter auch darum, gewisse Dinge aus der Vergangenheit einer Person zu kompensieren. Dazu muss man eine neue Art des Führens lernen. Als ‚Arschloch-Chef’ – Sternekoch Tim Raue hat den Begriff geprägt – hat man heute keinen Erfolg mehr. Es braucht keinen mehr, der brüllt, sondern einen, der konstruktives Feedback liefern kann; auch bei Menschen, die Schwierigkeiten haben, mit Kritik umzugehen.“

„Konflikte benötigen Reife“

Alles andere könne zu einer veritablen Persönlichkeitskrise führen, in der sich vor allem junge Personen verletzt zurückziehen. „Um Konflikte zu lösen, benötigt es Reife“, so Dostal. Eine Reife, über die Lisa Smith vom Lieferketten-Startup Prewave verfügt, ruft man sich ihre Worte aus dem November 2023 in Erinnerung: Ein Jahr zuvor war sie mit ihrem Scaleup in ein größeres Office gezogen und musste mit ihrem FlexDesk-System über 100 Leute unter einen Hut bringen.

„Da sind ein paar Sachen aufgekommen und wir haben versucht, aufeinander zuzugehen“, erzählte sie damals über den Firmenumzug. Für die Gründerin war es in diesen Konfliktsituationen wichtig, das Gespräch zu suchen und als ersten Schritt herauszufinden, was überhaupt passiert ist, so ihr Zugang: „In größeren Firmen wird das aber immer schwieriger. Wichtig ist, das Gegenüber zu verstehen, damit man konstruktiv zusammenarbeiten kann; um den gemeinsamen Blick auf den Weg in die Zukunft zu richten und den Konflikt zu begraben.“

Prewave hat in der Vergangenheit bei Streitfällen konkret die HR-Abteilung involviert und die Parteien zu direkten Gesprächen geladen. „So direkt wie möglich und nicht über die Team-Leads“, betonte Smith. „Wir überlegen uns immer, was eine rasche, pragmatische Lösung sein kann.“

Kämpfe und Warnzeichen

Weniger pragmatisch war ein anderes Beispiel aus Dostals Erlebnisrepertoire: Ein Unternehmen hatte es für eine gute Idee gehalten, konkurrierende Ziele zwischen den Abteilungen auszurufen, und hat die einzelnen Abteilungen gegeneinander ausgespielt. „Man wollte sehen, ob sie in der Lage sind, mehr Energie aufzubringen“, erinnert sich der Mediator. „Sie haben sich jedoch hart bekämpft; letztendlich gab es nur Stillstand.“

Deswegen sei es gemäß eines modernen Leaderships nicht nur essenziell, sich Konfliktlösungsskills, wie oben beschrieben, anzueignen, sondern auch auf Warnzeichen zu achten – wie es Personio in seiner Ausführung vorschlägt.

Warnzeichen sind: Mitarbeiter:innen reden nicht mehr miteinander. Sie äußern sich negativ und herablassend übereinander. Mitarbeitende zeigen in ihrer Mimik und ihrer Körpersprache Ablehnung. Sie missachten bewusst Entscheidungen oder Arbeitsanweisungen – und reagieren aggressiv; beim kleinsten Anlass gibt es Streit.

„Wenn Konflikte am Arbeitsplatz frühzeitig erkannt und konstruktiv behandelt werden, wirken sie sich durchaus positiv auf ein Unternehmen aus“, rät Personio. „Konflikte zeigen, wo Veränderungsbedarf besteht, und erhöhen den Druck auf die Beteiligten, zu handeln. Sie zwingen, sich im Konfliktmanagement mit möglichen Lösungen auseinanderzusetzen. Dabei werden oft neue, kreative Ansätze gefunden.“

Positiv sei, so Dostal, dass sich Führungskräfte und Mitarbeitende im DACH-Raum entsprechende Skills zur Konfliktlösung wünschen. „Es gibt eine hohe Bereitschaft, besser mit Konflikten umzugehen“, sagt er. „Wenn die Effektivität im Umgang mit Konflikten nicht besteht, führt dies zu schwerwiegenden Problemen, die in Unternehmen für weitaus höhere Kosten sorgen können, als wenn man Grundlagen schafft und Führungskräfte mit Konfliktlösungsskills ausstattet – und zwar mit jenen, die auch mit unterschiedlichen Werten, Emotionen und Hintergründen umgehen können.“


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