16.02.2021

“2 Minuten 2 Millionen”: Siebte Folge mit zwei Fünffach-Deals

In dieser Folge von "2 Minuten 2 Millionen" ging es um einen digitalen Bauernmarkt, gesunde Naschereien und um das Wohlbefinden von "Mamas". Zudem konnten zwei Startups alle fünf Investoren an Land ziehen.
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2 Minuten 2 Millionen, Fairmento,
(c) PULS 4/Gerry Frank - Verena Pizzini von Fairmento stellte das hierzulande unbekannte Superfood Nattō vor.
kooperation

Die erste in der dieswöchigen Folge von “2 Minuten 2 Millionen” war Theresa Imre, Gründerin von markta. Sie präsentierte ihren digitalen Bauernmarkt, der das ländliche Angebot an hochwertigen und nachhaltigen Lebensmitteln mit der urbanen und flexiblen Nachfrage verbinden soll. Ihre Forderung: 500.000 Euro für zehn Prozent Beteiligung.

“brutal regional”

Der digitale Bauernmarkt ist seit 2018 online, liefert österreichweit und hebt sich von der Konkurrenz durch ein besonderes Logistikkonzept a la “just in time” ab. Momentan befinden sich das Frischhaltezentrum für Lebensmittel, sowie ausgewählte Produzenten in Wien – innerhalb der nächsten beiden Jahre soll das Motto “brutal regional” ausgeweitet werden, sodass etwa ein Kunde aus der Steiermark auch Waren aus seinem Bundesland erhält.

CO2-Emissionen einsparen

Durch die Anlieferung von Produkten von über 100 Betrieben täglich brauche es ein ausgeklügeltes Konzept, um globale Strukturen beim Lebensmittelkonsum zu vermeiden, Bewusstsein für regionale Produzenten und Produkte zu schaffen und damit Treibhausgase, sowie CO2-Emissionen einzusparen, erklärte Imre ihre Philosophie.

(c) PULS 4/Gerry Frank – markta-Gründerin Theresa Imre durfte sich über einen Erfolg in der Startup-Show freuen.

Bisher sind sieben Business Angels bei markta involviert, Imre selbst hält mehr als 75 Prozent des Startups. Der Pitch der Gründerin war ohne Fehl und Tadel, wie auch in ähnlichen Worten Bauherr Hans Peter Haselsteiner meinte. Der dennoch aufgrund der Bewertung, so wie auch sein Kollege Alexander Schütz, Gründer und CEO der Wiener C-Quadrat Investment Group, ausstieg.

Kein Deal, aber Medien-Budget

Hotelier Bernd Hinteregger würde Kunde werden, meinte er, ging aber auch ohne Angebot. Auch Mediashop-Chefin verabschiedete sich mit dem Bewertungsargument als potentielle Investorin. Nachhaltigkeitsexperte Martin Rohla erzählte, dass er ein ähnliches Projekt, wo er beteiligt war, einstampfen musste. Er zeigte sich fasziniert und begeistert, dass das mit markta klappe. Leider war auch ihm die Bewertung zu hoch. Kein Deal für markta. Danach jedoch, kam Daniel Zech per Schaltung zu Wort und bot im Namen von SevenVentures eine Million Euro Medienbudget für zehn Prozent Anteile. Dies nahm Imre an.

Superfood aus Japan

Die zweiten auf der “2 Minuten 2 Millionen”-Bühne waren Wolfgang Wurth und seine Lebensgefährtin Verena Pizzini aus Niederösterreich. Mit Fairmento (inzwischen Farmento) produzieren sie als einziger Betrieb in Europa “Natto” in Bioqualität. Das in Österreich noch kaum bekannte Superfood enthält einen hohen Anteil an Vitamin K und hilft Krankheiten wie Osteoporose vorzubeugen. In Japan hat das außergewöhnlich gesunde Lebensmittel eine jahrhundertelange Tradition. Die Forderung: 80.000 Euro für 15 Prozent Beteiligung.

Erstes Angebot für Nattō

Vertrieben wird über b2b direkt oder via Kühlversand, der Umsatz in sechs Monaten betrug 45.000 Euro. Nach der Kostprobe wollte Hinteregger wissen, wie die Zukunft aussehe. Wurth meinte, das man mit einem Investment um das fünf- bis sechsfache wachsen könnte. Haselsteiner meinte, das Unternehmen sei unterstützenswert und bot 20.000 Euro für fünf Prozent Anteile.

Caritas-Verhalten bei “2 Minuten 2 Millionen”?

Auch Hinteregger machte exakt das gleiche Angebot; Rohla schloss sich da an. Schneider wollte nicht hintan stehen und reihte sich ebenso ein. Alexander Schütz hingegen meinte, er sei nicht sicher, ob sie dieses “Caritas-ähnliche Sammelverhalten” weiterbringe. Der Juror hatte das Gefühl, dass für seine Kollegen ein Investment in Fairmento ein “netter Akt” sei. Er sehe das anders.

(c) PULS 4/Gerry Frank – Verena Pizzini und Wolfgang Wurth haben eine japanische Traditionsspeise nach Österreich gebracht.

Diese Aussage brachte dem Neu-Juror einen bösen Blick von Haselsteiner ein, der dann meinte, das wären keine Almosen, sondern ein “Investment in eine Neo-Landwirtschaft”.

Schütz bei “2 Minute 2 Millionen: “Investment kein sozialer Akt”

“Dann investierts gscheidt”, entgegnete Schütz in Richtung des Bau-Tycoons und meinte, dass das Produkt so gut sei, sodass man nicht einen sozialen Akt tätigen müsse. “Weil wir damit Geld verdienen werden”, sagte er an die Gründer gewandt. Überraschenderweise kam trotz der griffigen Aussagen kein Einzelvorschlag, sondern Schütz komplettierte die Runde und schloss sich an. Das Angebot: fünfmal 20.000 Euro für 25,1 Prozent Anteile. Deal für Natto.

Mehr auf die “Mamas” schauen


Die nächste bei “2 Minuten 2 Millionen” war Delia Wieser aus Wien. Sie hat aufgrund ihrer herausfordernden Erfahrungen nach der Geburt ihres Sohnes Matei 2017 mama matters gegründet. Hochwertige Seifen, Öle und Badesalze sollen Müttern durch die oftmals schwierige Zeit direkt nach der Geburt helfen und mentales, wie auch körperliches Wohlbefinden stärken. Ihre Forderung: 80.000 Euro für 15 Prozent Anteile.

Naturkosmetik

Das Startup entwickelt die Produkte gemeinsam mit einer Naturkosmetikmacherin. Und konnte – zurzeit der Aufzeichnung – über die letzten Wochen 1000 Euro Umsatz pro Woche erwirtschaften. Es schlich sich während der Diskussion eine gefühlte Skepsis bei den Investoren ein, ob sie einsteigen sollten, als sich Daniel Zech von Seven Ventures zuschaltete und die Gründerin ins Startup Village ins Donauzentrum und in die Shopping City Süd einlud, um ihre Produkte zwei Monate dort zu verkaufen.

Mentor-Treff

Hinteregger stieg danach als erster aus. Schneider erkannte den USP, den das Startup mit dem Fokus auf das Wohl der Mütter legt, ging aber auch ohne Angebot. Rohla erklärte, er würde in Mode und Kosmetik nicht investieren, bot aber ein Treffen mit “goodshares consulting” an, um einen “business case daraus zu stricken”.

(c) PULS 4/Gerry Frank – Delia Wieser sorgt sich mit mama matters um das Wohlbefinden von Neo-Müttern.

Alexander Schütz bot 25.000 Euro für 25 Prozent Beteiligung. Er erklärte sein niederes Angebot damit, dass er denke, der Wert des Startups müsse sich erst entwickeln. Da würde er gerne helfen. Stefan Piëch hingegen machte zwar keinen Deal-Vorschlag, lud die Gründerin aber ein, am MIT in den USA ein einwöchiges Startup-Bootcamp zu absolvieren. Danach lehnte die Gründerin das Cash-Angebot ab. Kein Deal für mama matters.

Von der Schule zu “2 Minuten 2 Millionen”

Karim Abdel-Baky, Christoph Rebernig und Katharina Kozel präsentieren mit ihrem Startup ein Klima-Abo für die Erde. mindful mission fand seinen Anfang im Rahmen eines Schulprojekts bereits im Jahr 2014. Mittlerweile steckt über eine halbe Million Euro in der Entwicklung der Online-Plattform zur Kompensation von Co2-Ausstößen für Privatpersonen und Unternehmen. Die Gründer forderten 100.000 Euro für sieben Prozent Anteile.

Software merkt CO2-Verhalten

Die Software des Startups wurde derart konzipiert, dass sie merkt, wie sich die CO2-Verteilung des Kunden verhält. Mithilfe von 30 wissenschaftlich fundierten Fragen zum persönlichen Lebensstil wird der CO2-Fußabdruck berechnet. Die persönlichen Emissionen können anschließend mit einem Klima-Abo kompensiert werden.

Klimaschutz-Projekte unterstützen

Mit dem monatlichen Beitrag ab sieben Euro wird eine Kombination aus drei “United Nations zertifizierten” Klimaschutzprojekten unterstützt. Darunter sind Projekte zum Schutz des Amazonas in Peru, zur Förderung von Windenergie statt Kohle in Indien, sowie sauberes Trinkwasser in Bangladesch.

(c) PULS 4/Gerry Frank – Das mindful mission-Team möchte mit seinem Klima-Abo Usern die Möglichkeit geben den Co2-Ausstoß zu kompensieren.

Haselsteiner startete die Fragerunde forsch und ließ sich die digitale Plattform näher erklären, während Hintergger Argumente für die hohe Firmenbewertung einforderte. Die Gründer argumentierten auf zwei Ebenen. Einerseits besitze das siebenköpfige Team alle Kompetenzen, die für das Umweltthema nötig wären. Eine zertifizierte Öko-Bilanzierung und Programmier- sowie Design-Kenntnisse, um schöne Produkte zu bauen.

Umsatzsteigerung

Zudem haben die jungen Gründer, während ihrer Schulzeit das Startup gestartet und vor rund zwei Jahren 40.000 Euro Umsatz erzielt und ihn danach auf 250.000 Euro steigern können.

mindful mission möchte Movement werden

Hinteregger war damit nicht zufrieden und hakte beim Umsatzplan nach. Die Gründer erzählten vom noch jungen Privat-Kunden-Produkt und den bisherigen 30.000 Euro Umsatz. Man plane, als Community ein Movement zu werden und bräuchte ein “Impact Investment”.

Zwei Absagen

Haselsteiner fand die Idee schön, wollte aber nicht investieren. Er selbst kompensiere seine Co2-Lasten bei der BOKU Wien, indem er Zertifikate kaufe. Allerdings rief er aus, dass es nicht genug derartige Projekte geben könnte. Und wünschte den Gründer alles Gute. Hinteregger stieg in den Lobgesang ein, verzichtete aber ebenso auf ein Investment-Angebot.

Forschheit siegt…

Martin Rohla sah bei mindful mission ein gutes Geschäftsmodell. Vor allem unter dem Aspekt, dass der b2c-Bereich frisch angelaufen sei und davor bereits 250.000 Euro Umsatz zu Buche standen. Er bot gemeinsam mit Schneider und Rohla 100.000 Euro für zehn Prozent. Nachdem Alexander Schütz das Paket um eine Vorstellung des Startups in der Firmenzeitung von C-Quadrat mit 20.000 Abonnenten erweiterte, gab Rebernig statt einem “Ja” eine überraschende Aussage von sich: Er hätte aber gerne alle fünf Investoren an Bord.

Der Zech-Call

Die forsche Forderung der jungen Gründer überzeugte schlussendlich auch Haselsteiner und Hinteregger. Als dann noch Schütz Daniel Zech aufrief und jener erschien, wurde der Auftritt von mindful mission zum totalem Erfolg.

Anfangs zweifelte Zech am ROI, bekam dann aber von Haselsteiner zu hören, man solle nicht an “return” denken, wenn man so etwas Großartiges unterstützen könne. Zech erzählte von einem neuen Format namens “KlimaheldInnen” und stellte in Aussicht, dass seine Kollegen das Startup über längere Zeit begleiten würden. Deal für mindful mission.

Knusperbrot als gesunde Snack-Alternative

Die letzte bei “2 Minuten 2 Millionen” war Timea Hipf. Mit Natural Crunchy stellt sie ein Bio- und glutenfreies Knusperbrot her, das aus Erbsen und Linsen besteht und einen Proteinanteil von 26 Prozent hat. Sie suchte einen Partner für die Markteinführung und bot zehn Prozent Anteile für 100.000 Euro.

Zielgruppe sportliche Menschen

Winzer Leo Hillinger kannte die diversen Produkte der Gründerin und stimmte Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner zu, dass besonders Sportler und sportliche Menschen die Zielgruppe des Startups seien. Das Unternehmen besteht seit 2017 und machte 2018 165.000 Euro Umsatz, zurzeit der Aufzeichnung lag der Umsatz bei 300.000 Euro. Erzeugt wird Natural Crunchy in Ungarn.

2 Minuten 2 Millionen
(c) PULS 4/Gerry Frank – Timea Hipf hat mit Natural Crunchy Bio- und glutenfreies Knusperbrot vorgestellt.

Die Juroren zeigte sich sehr angetan vom Geschmack der veganen Knuspererzeugnisse, auch Haselsteiner, der aber meinte, er könne maximal mit Geld helfen, aber sonst nicht. Schütz outete sich als zukünftiger Kunde und ging ebenfalls ohne Angebot. Hillinger attestierte dem Produkt “100 von 100 Punkten”, jedoch gefalle ihm die Bewertung nicht. Auch er stieg aus.

Kein Deal für Natural Crunchy

Katharina Schneider gratulierte zum Pitch, erklärte, sie liebe Bio und vegan, aber Natural Crunchy passe nicht in ihr Portfolio. Die letzte Hoffnung, Florian Gschwandtner, meinte, im Snack-Markt würde Hipfs Produkt eine gute Alternative zum Üblichen sein. Er investiere in dem Bereich jedoch nicht, mache sie aber gerne mit Personen aus der Szene bekannt. Kein Deal für Natural Crunchy.

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(c) Tractive - (v.l.) Wolfgang Reisinger, COO/CFO bei Tractive und Founder Michael Hurnaus.

Was im Mai 2024 – siehe hier – angekündigt wurde, ist nun wahr geworden. Damals hatte Tractive CEO Michael Hurnaus gesagt, man bewege sich noch heuer auf über 100 Millionen Euro ARR (Annual Recurring Revenue – eine wichtige Kennzahl für Startups mit Abo-Modellen) zu. Nun ist dieser Milestone geschafft.

Tractive erreicht Ziel, das nur wenigen Abonnementunternehmen gelingt

Wie der Gründer auf Linkedin beschreibt, haben er und sein Team nach zwölf Jahren harter Arbeit, Hingabe und der Verbesserung des Lebens von Millionen von Haustiereltern ein lang angestrebtes Ziel erreicht: “100 Mio. € ARR bei Tractive – etwas, das nur sehr wenige Abonnementunternehmen jemals erreichen”.

Er sagt: “Wir sind besonders stolz darauf, dass wir dieses Niveau erreicht haben, während wir Hunde- und Katzenbesitzern helfen, indem wir Produkte entwickeln, die das Leben unserer Kunden wirklich zum Besseren verändern – und das mit viel Spaß.”

Das Abo-Modell

Damit Abo-Modelle wie jene von Tractive funktionieren, müsse man, laut Hurnaus Worten aus dem Spätfrühling, “dem Kunden zuerst erklären, dass es Sinn macht, ein Abo abzuschließen, und dass das nicht reine Abzocke ist”. Nach Erfahrungswerten bot das Scaleup schließlich ein Monats-, Jahres- und Zweijahres-Abo an – jeweils in einer Basic- und Premium-Variante.

Damit, so hieß es damals, gewinne man deutlich mehr Nutzer:innen für das Jahresabo – konkret um 20 Prozent mehr. Schließlich falle der Monatspreis mit der Abo-Dauer. Bezahlt wir das Abo im Voraus.

“Unser ständiges Bemühen, Produkte zu entwickeln, die in ihrer Kategorie führend sind, zahlt sich aus”, so Hurnaus auf Linkedin weiter. “Wir haben das Unternehmen fast aus dem Nichts aufgebaut und benötigten im Laufe der Jahre nur sehr wenige Finanzmittel.”

Tractive: USA als Erfolgstreiber – das Valley aber nicht als Vorbild

Das Tractive-Team hat während seiner gesamten Reise jeden einzelnen Euro in die Verbesserung ihrer Produkte, in die Einstellung von Mitarbeiter:innen aus der ganzen Welt und in den Aufbau der Unternehmenskultur investiert.

“Unser Team besteht aus rund 270 talentierten Mitarbeiter:innen und wir wachsen weiter. Wir sind auch weiterhin auf der Suche nach den besten Talenten und werden noch selektiver vorgehen, um nur die außergewöhnlichsten Mitarbeiter einzustellen, die wir finden können”, so Hurnaus weiter.

Seit knapp dreieinhalb Jahren ist das Pet-Tech auch in den USA vertreten. Im Vorjahr konnten die Staaten sogar Deutschland bei der Anzahl der Tractive-Kunden überholen. Hurnaus dazu: “Die USA sind nach wie vor unser am schnellsten wachsender Markt, und wir werden dieses Wachstum weiter vorantreiben.”

Nach zwölf Jahren erwartet Tractive, dass sich diese Dynamik fortsetzt, und prognostiziert ein Wachstum von rund 40 Prozent im Jahr 2025. “Ein gesundes Wachstum, das heißt: nachhaltig, ohne Massenkündigungen oder übermäßige ineffiziente Marketingausgaben”, erklärt Hurnaus abschließend. “Das ist der österreichische Weg, im Gegensatz zum Silicon-Valley-Ansatz (der für viele Unternehmen funktioniert, aber nicht unser Stil ist)”.

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