15.02.2022

“2 Minuten 2 Millionen”: Gleich fünf Investoren für “Retterboxen”-Startup

In dieser Folge von "2 Minuten 2 Millionen" gab es Wege gegen Lebensmittelverschwendung, außergewöhnliche Pralinen und Cloud-Zeitmesser.
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2 Minuten 2 Millionen, Afreshed, Lympik, orea, Prozente,
(c) Puls 4/Gerry Frank - Das Lebensmittelrettungs-Startup Afreshed mit vollem Erfolg.
kooperation

Die erste bei “2 Minuten 2 Millionen” war Petra Mira Kargl, Gründerin von Gourmet Pralinen. Dabei handelt es sich um fruchtige, würzige Delikatessen, die etwa nach Blue Chesse, Lachs oder feinem Speck schmecken. Die händisch gestalteten und glutenfreie Pralinen sind im Kühlschrank vier Tage haltbar und können online als achter- oder 16er-Box gekauft werden. Um in den Handel zu kommen, forderte Mira Kargl 100.000 Euro für 15 Prozent Anteile.

Preis zu billig?

Nach einer Fragerunde und der Verkostung der Pralinen, die übliche Brötchen ersetzen sollen – besonders Philipp Maderthaner war sehr angetan – meldete sich Martin Rohla per Green Screen und bot an, bei Habibibi und Hawara professionell zu produzieren und die Produkte zu optimieren. Er meinte, die rund 50 Euro Verkaufspreis für 16 Stück Pralinen sei falsch kalkuliert und zu wenig. Er bot Beratungstage von Goodshares an.

Gourmet Pralinen, 2 Minuten 2 millionen
(c) Puls 4/Gerry Frank – Petra Mira Kargl denkt Pralinen anders.

Inmitten einer guten Atmosphäre und Begriffen, wie sensationell, grandios und Explosion am Gaumen, stiegen zwei Investoren aus, Maderthaner bot auch kein Kapital an, wollte aber, wo er könne helfen. Kein Deal für Gourmet Pralinen.

Die Digitalisierung des Mietens

Die zweiten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Alexander Penkner, der orea gemeinsam mit seinem Bruder Manuel und Lukas Weitz gegründet hat. Im ersten Lockdown gestartet, digitalisiert das Startup den gesamten Prozess des Wohnung-Vermietens. Eine Besichtigung ist ohne Makler und Schlüssel – per eigens verbauter Smartlocks – direkt vor Ort möglich. Gefällt die Wohnung, kann der Vertrag auch gleich in der App unterzeichnet werden. Vermieter bezahlen eine monatliche Flatrate und bekommen dafür ein Paket aus Online-Anzeige inklusive Bildmaterial, Interessenten- und Mieterbetreuung über eine App, aber auch Reparaturmanagement und Rechtsberatung. Die Forderung des Trios: 250.000 Euro für zehn Prozent Anteile.

orea
(c) Puls 4/Gerry Frank – Das orea-Team vereinfacht das Mieten und Vermieten von Wohnungen.

Nach vier Absagen zeigte sich Neu-Investor und Unicorn-Gründer Felix Ohswald äußerst interessiert und bot 200.000 Euro für zehn Prozent Beteiligung. Die Gründer zögerten nicht und stimmten zu. Deal für orea.

Retterboxen bei “2 Minuten 2 Millionen”

Die nächsten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Lukas Forsthuber, Bernhard Bocksrucker und Maximilian Welzenbach von Afreshed. Die drei Gründer bieten eine Lösung gegen Lebensmittelverschwendung. Mittels eines Abos ist es beim Linzer Startup möglich, sogenannte “Retterboxen” mit Obst und Gemüse in Bioqualität zu erstehen. Die Partner werden fair bezahlt, pro Verkauf wird ein Baum gepflanzt und die Kiste wird klimaneutral versandt. Die Forderung: 200.000 Euro für 12.5 Prozent.

Afreshed
(c) Puls 4/Gerry Frank – Retterboxen von Afreshed bei “2 Minuten 2 Millionen”

Nach dem Pitch schaltete sich erneut Martin Rohal zu und verteilte das “Goodshares Sustainability”-Ticket. Damit erhalten die Gründer eine Beratung durch den Investor, TV-Präsenz sowie 5.000 Euro der fair-finance.

Die Retter-Community

Philipp Maderthaner gab zu, dass er spätestens mit dem Plan der Gründer eine “Retter-Community” aufzubauen, begeistert war und mitmachen wollte. Er bot 200.000 Euro für 25,1 Prozent und lud seine Kollegen ein, sich anzuschließen. Winzer Leo Hillinger ließ sich nicht lange bitten.

Auch Haselsteiner wollte einsteigen und bot 50.000 Euro für fünf Prozent. Ihm folgte Mediashop-Chefin Katharina Schneider, der die Bewertung egal war, wie sie zugab. Sie wolle einfach mitmachen. Danach bot auch Ohswald die 50.000 Euro.

Dies veranlasste Maderthaner dazu, sein Angebot zu korrigieren. Am Ende boten alle Investoren 50.000 Euro für fünf Prozent Beteiligung. Die Gründer nahmen alle mit ins Boot. Fünffach-Deal für Afreshed.

Zeitmess-Revolution bei “2 Minuten 2 Millionen”?

Die nächsten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Thomas Peroutka und Tom Schwarz. Die Lympik-Gründer haben ein Zeitmessgerät entwickelt, das Laufzeiten beim Skitraining digital erfasst, sie in der Cloud speichert und in Echtzeit mittels Web-App auf einem Endgerät darstellt. Ihre Messgeräte werden stationär aufgebaut – etwa beim Start, als Zwischenzeit und als Ziel – und liefern automatisierte Datenauswertungen. Mittels NFC-Tag kann sich der Athlet am Start identifizieren. Die Forderung: 400.000 Euro für 20 Prozent.

Lympik, 2 Minuten 2 Millionen
(c) Puls 4/Gerry Frank – Thomas Peroutka und Tom Schwarz holen das Skitraining-Zeitmessen ins digitale Zeitalter.

Nach der genauen Erläuterung der Hardware und dem Klarstellen, dass eigentlich die Software, samt Auswertungsfeatures der eigentliche USP ist, konnte sich keiner der Investoren dazu bewegen lassen, einzusteigen. Für die meisten war es das falsche Themenfeld. Kein Deal für Lympik.

Ein Prozente-Jäger bei “2 Minuten 2 Millionen”

Den Abschluss von “2 Minuten Millionen” bildete Mauricio Merwald, Gründer von Prozente4You. So funktioniert sein Startup: Kund:innen bekommen bei Partnerbetrieben Rabatte. Jedoch schneidet das Unternehmen bei den Einkäufen nicht mit, sondern vermittelt Ermäßigungen der Partner 1:1. Dafür zahlen die Kund:innen einen Fixbetrag von zwei Euro pro Monat pro Sparte. Seine Forderung: 100.000 Euro für zehn Prozent.

Prozente4You
(c) Puls 4/Gerry Frank – Mauricio Merwald, Gründer von Prozente4You.

Die Erläuterung des Geschäftskonzeptes fand relativ schnell bei Hans Peter Haselsteiner keinen Anklang. Er sah im Startup keinen Investment-Case. Maderthaner gab dem Gründer den Rat, sich nicht auf zu viele Segmente zu konzentrieren, sondern sich in einer Sparte, etwa Automobil, zu stürzen. Und sich dort zu beweisen. Kein Deal für Prozente4You.

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WeBorn-Gründerinnen Katharina Fojtl (l.) und Jessica Halper (r.) (c) WeBorn

“Dieses Jahr will ich mehr auf mich selbst achten“ – wer von euch hat sich das vorgenommen? Ob Meditation, Spa-Tage, Yoga oder Eisbaden: Der globale Wellbeing-Markt wächst seit Jahren kontinuierlich. Mentale Gesundheit und eine ausgewogene Work-Life-Balance gewinnen zunehmend an Bedeutung – und das aus gutem Grund. Der Self-Care-Trend ist unübersehbar: Immer mehr Menschen nehmen ihre Gesundheit ernst und investieren bewusst in ihr Wohlbefinden.

Ein Wiener Unternehmen möchte genau hier ansetzen und zu mehr Gesundheitsbewusstsein und Entspannung in unserer Gesellschaft sorgen. WeBorn entwickelte ein Erholungskonzept, das mit Sauna und Eisbaden die körperliche und geistige Gesundheit fördern soll. Wie das konkret aussieht und welchen Mehrwert es bietet, erklärt WeBorn-Gründerin Katharina Fojtl im Gespräch mit brutkasten.

WeBorn will Resilienz stärken und mentale Gesundheit fördern

WeBorn setzt auf ein Konzept aus Hitze- und Kältetraining, das von medizinisch geschulten Guides begleitet wird. Diese Übungen sollen laut Unternehmen Resilienz stärken, Entspannung fördern und die Regeneration unterstützen. Durch die intensiven Temperaturen während der Klassen wird gezielt die mentale Gesundheit gefördert. Ergänzt wird das Programm durch Atemtechniken, Meditation und Dehnübungen.

Mit diesem Ansatz sieht sich WeBorn als erstes Studio in Wien, das sich auf die Kombination aus mentaler Fitness und körperlicher Erholung spezialisiert hat – ganz nach ihrem Motto: „Sauna. Ice Bath. Guided.” Durch die gemeinschaftliche Atmosphäre und die immersive Erfahrung soll nicht nur die persönliche Regeneration, sondern auch das soziale Wohlbefinden gestärkt werden, so das Unternehmen.

Inward- und Outward-Klassen

WeBorn bietet zwei unterschiedliche Arten von Klassen an: Inward und Outward. Die Inward-Klassen richten den Fokus nach innen und laden dazu ein, sich ganz auf das Selbst zu konzentrieren. Ziel ist es, „in sich hineinzuschauen und das Inner-Self wahrzunehmen”. Dabei stehen Meditationen, Affirmationen, Atemübungen und Body Scans im Mittelpunkt.

Die Outward-Klassen hingegen stellen das Gemeinschaftserlebnis in den Vordergrund. Hier geht es um „Socializing“ – Musik, Party, Partner- und Gruppenübungen. Aktivitäten wie Schneeball- oder Eisballwerfen in der Sauna sorgen für eine gemeinschaftliche Atmosphäre. „Egal, welche der beiden Klassen du wählst, das Ziel ist immer das dasselbe und zwar, dass du dich nachher erholt und mental gestärkt hast“, erklärt Gründerin Fojtl.

Hitze- und Kältetraining für mehr Wohlbefinden

Das Training bei WeBorn basiert nach eigenen Angaben auf wissenschaftlichen Grundlagen. Die Klassen zielen darauf ab, das Immunsystem zu stärken und das Nervensystem bewusst zu regulieren. Gleichzeitig sollen die Klassen auch helfen, mentale Stärke aufzubauen, die Atemkapazität zu verbessern und das allgemeine Wohlbefinden nachhaltig zu fördern.

WeBorn und sein Team möchten den Teilnehmenden dabei helfen, neue Energie zu tanken, innere Balance zu finden und den oft belastenden „Brainfog“ zu reduzieren. Besonders das Hitzetraining spielt eine zentrale Rolle: Es regt die Freisetzung sogenannter „Hitzeschockproteine“ an, die sowohl die körperliche als auch die mentale Regeneration unterstützen.

Laut WeBorn bietet das Konzept konkrete Vorteile für den (Arbeits-)Alltag: bessere Konzentration, gesteigerte Aufnahmefähigkeit und ein souveräner Umgang mit Stress und neuen Herausforderungen.

Auch das Kältetraining soll zahlreiche mentale und körperliche Vorteile bieten. Es wirke wie ein “Immunbooster, weil es die Entzündungen lockert und auflöst“. Zusätzlich steigert es laut Unternehmen die Dopaminausschüttung im Körper um 250 Prozent und das Noradrenalin um 530 Prozent – ein Effekt, der zu einer deutlich verbesserten Grundstimmung beitragen soll.

Leidenschaft für Sport und Gesundheit

Das Unternehmen WeBorn wurde im November 2023 von Katharina Fojtl und Jessica Halper in Wien gegründet. Die beiden Gründerinnen bringen nicht nur wirtschaftliches Know-how aus ihrem Studium mit, sondern verfügen auch über Zertifikate in Meditation und Breathwork. Ihre gemeinsame Leidenschaft für Sport und Gesundheit war der Antrieb, WeBorn ins Leben zu rufen. „In Österreich, vor allem in Wien, fehlt etwas, das die Erholung ganzheitlich fördert“, erklären sie.

Unterstützt wird das WeBorn-Team von externen Guides, die die verschiedenen Klassen leiten. Aktuell zählen sechs Guides zum Team, die auf Honorarbasis arbeiten. Zusätzlich bildet WeBorn derzeit fünf Weitere aus – in einer zweiwöchigen Ausbildung, die Themen wie Hitze- und Kältetraining, Atemübungen und Erste Hilfe umfasst.

WeBorn-Gründerin: “Es war sehr, sehr challenging”

Die Gründungsphase von WeBorn war alles andere als einfach. „Es war sehr, sehr challenging – und es ist es immer noch sehr, sehr challenging“, sagt Fojtl. In den ersten Monaten erhielte das Gründer-Duo Unterstützung vom AMS durch das Unternehmensgründungsprogramm (UGP), das ihnen ein monatliches Grundeinkommen sicherte.

WeBorn wurde zu 60–65 Prozent aus Eigenmitteln finanziert. Darüber hinaus erhielt das Unternehmen eine Förderung von der Wirtschaftsagentur Wien. „Da wurden uns zwei abgesagt mit der Begründung, dass es unrealistisch erscheint, was wir alles in der kurzen Zeit schaffen wollen“, erzählt Fojtl. Durch die Förderung „Nahversorgung Energie“ konnte WeBorn schließlich das erste Studio eröffnen.

Derzeit trägt sich das Unternehmen noch nicht allein durch die Mitgliedsbeiträge. Die Hoffnung der Gründerinnen ist, dass dies im kommenden Jahr möglich wird.

Expansion nach Deutschland geplant

Das Jungunternehmen WeBorn hat ambitionierte Pläne für die Zukunft: „Wir sind ein neues Unternehmen, das sehr auf Wachstum aus ist“, betonen die Gründerinnen. Bereits Ende 2025 soll die Expansion nach Deutschland starten. Für 2026 ist die Eröffnung einer zweiten deutschen Location geplant.

Sollte alles nach Plan verlaufen, wollen die Gründerinnen das Konzept weiter ausbauen und auf ein Franchise-Modell setzen. Besonders die nordischen Länder würden sich hierfür anbieten. Das Ziel sei es, mit lokalen Partner:innen zusammenzuarbeiten, um künftig mehrere WeBorn-Studios zu eröffnen.

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