21.09.2021

“2 Minuten 2 Millionen”: Über eine Mio. Euro für Nachtlicht – eine halbe für E-Bike

In dieser Folge von "2 Minuten 2 Millionen" gab es hohe Firmenbewertungen, einen Kren-Schnaps und Nachtlicht für Fläschchen. Zudem konnte ein Startup auf voller Linie überzeugen, ein anderes über eine Million an Werbung lukrieren, während ein drittes gar kein Startup war.
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2 MInuten 2 Millionen, Cargo-Bike, Gleam-Bike, Gleam Technology, Lastenfahrrad
(c) Puls 4/Gerry Frank - Eva-Maria Weidenthaler und Mario Eibl mit ihrem Gleam-Bike.
kooperation

Der erste bei “2 Minuten 2 Millionen” war Fritz Stibor. Der Steirer entwickelte mit KrenBlem eine Kren-Spirituose verfeinert mit steirischen Äpfeln und Biokräutern aus Österreich. Und startete seinen Pitch mit der Unterstützung eines Musikers, der in die Tasten einer Ziehharmonika schlug.

Statt Tequila lieber Krenquila

Nach dieser musikalischen Einführung bezeichnete Stibor sein Getränk als “Krenquila”, einer Alternative zu Tequila, das man statt mit Salz oder Zimt mit einer Apfelspalte und einem Tupfer Kren genießen kann. Er versprach potentiellen Investoren ein gutes ROI und forderte 50.000 Euro für 20 Prozent.

Die Trinkanleitung

Nach der Kostprobe mit Trinkanleitung – zuerst den Kren abschlecken, dann den 36-prozentigen Schnaps (konkret ein Kren-Apfel-Geist) trinken und am Ende in den Apfel beißen – nannte Hans Peter Haselsteiner die Idee eine erstaunliche Innovation. Neo-Investor Philip Maderthaner und Nachhaltigkeitsexperte Martin Rohla, der drei Schnäpse nach der Kostprobe gekostet hatte, meinten, das Stamperl würde – ohne den Kren – besser schmecken.

2 Minuten 2 Millionen, KrenBlem
(c) Puls 4/Gerry Frank – Fritz Stibor mit seinem Kren-Schnaps KrenBlem.

Haselsteiner sah folglich keinen Investment-Case. Er und Maderthaner stiegen aus diesem Grund aus. Alexander Schütz zeigte sich nicht überzeugt von der Positionierung und folgte ebenfalls ohne Angebot. Rohla meinte, der Schnaps schmecke gut, jedoch sei der Schnapsmarkt nicht seins. Zudem würde ihm der Bio-Aspekt fehlen. Hobbysänger Bernd Hinteregger war voll lobender Worte, lud den Gründer zu einem KrenBlem-Tag ein, aber auch er blieb ohne Offerte. Kein Deal für Stibor.

Nach den fünf Absagen schaltete sich jedoch Markus Kuntke überraschend zu. Der Trendmanager tadelte die Investoren und war vom Getränk hoch beeindruckt. Er bot schlussendlich eine Kooperation mit Billa an, was der Gründer erfreulich annahm.

E-Cargobikes bei “2 Minuten 2 Millionen”

Die zweiten in der “2 Minuten 2 Millionen Show” waren Mario Eibl und Eva Maria-Weidenthaler von Gleam. Dabei geht es um E-Cargobikes mit innovativer Mechanik. Das Ziel des Startups: die urbane Mobilität zu verändern und die CO2-Emissionen bis 2025 um 100.000 Tonnen zu reduzieren.

Das Besondere an dem neuartigen Bewegungskonzept ist eine patentierte Neigetechnik, mit dem das Gefährt stets horizontal bleibt und sich wie ein normales Fahrrad fährt, aber bis zu 120 Kilogramm Ladung mit sich führen kann. Dazu gibt es sechs verschiedene Varianten, mit Kühlbox etwa oder eine überdachte Kindervariante. Für die Standard-Version des Multi-Use-Bikes, das 7.000 Euro kostet, verlangte der TU Wien-Absolvent 500.000 Euro für zehn Prozent Anteile.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Hans Peter Haselsteiner und Martin Rohla beim Inspizieren des Gleam-Bikes.

Bisher konnte das Gleam-Team eine halbe Million Euro Umsatz erwirtschaften. Die Bikes werden in einer Smart-Factory in den Niederlanden gefertigt.

Einer der besten Pitches bei “2 Minuten 2 Millionen”

Martin Rohla fand die Idee sensationell, allerdings wären ihm 500.000 Euro Einstiegspreis zu viel. Er ließ es aber offen mit einem anderen Juror gemeinsam einzusteigen, wenn es sich ergebe. Hinteregger und auch Schneider, die sogar den Auftritt des Gründer-Duos einen der besten Pitches in der Sendung nannte, ließen jedoch aus. Womit Haselsteiner das Wort ergriff.

Der Bau Tycoon versprach eine beinharte Due Dilligence, insbesondere bei der Patentsituation. Wenn es einen wirklichen Schutz gebe, so würde er mit 250.000 Euro für sechs Prozent einsteigen. C-Quadrat-Gründer Schütz sagte, es gebe am Markt nichts Vergleichbares. Allerdings dachte er, dass die Gründer bis zu gewissen Kopiebestrebungen der Konkurrenz rund eineinhalb Jahren Zeit hätten. “Wenn man gut sei, könnte das reichen”, sprach er und bot plötzlich 500.000 für zehn Prozent. Haselsteiner gab sich geschlagen. Ohne große Überlegung gab es den Deal für Gleam.

Leuchtende Fläschchen

Der Dritte bei “2 Minuten 2 Millionen” war Eniy Ayari von bumpli. Dabei handelt es sich um ein Nachtlicht für Kinderfläschchen. Eine LED-Einheit wird in eine elastische Silikonhülle gelegt und über den Boden der Flasche gestülpt. Dann eingeschaltet. Sie hält bis zu 100 Stunden, bevor sie wieder aufgeladen werden muss.

Bisher hat das Bumpli-Team in 18 Monaten 1,5 Millionen Euro Umsatz gemacht. Im Portfolio befinden sich auch eigens entwickelte Flaschen, die der Gründer per Online-Shop vertreibt. Seine Forderung: 750.000 Euro für zehn Prozent Beteiligung.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Eniy Ayari stellte den Investoren bumpli vor, ein Nachtlicht für Trinkflaschen.

Der Gründer war auf der Suche nach einem strategischen Partner, der nicht nur als Kapitalgeber auftreten sollte. Nach dem selbstbewussten Pitch war trotz des Umsatzes die Bewertung das Problem für die Investoren. Der Gründer argumentierte mit seinem Branding, durchwegs positivem Feedback und guten Verkaufszahlen bei jedem neuen Produkt. Zudem seien er und sein Team vier Millionen Euro wert, meinte er halb im Scherz, halb ernst.

Eine prohibitive Bewertung?

Schütz machte es kurz und stieg aus. Auch Haselsteiner sah die Bewertung als prohibitiv, um einzusteigen. Hinteregger hatte danach nette lobende Worte, aber kein Angebot über. Nach diesen drei Absagen lobte Medienunternehmer und Aufsichtsrat des SOS-Kinderdorfs Stefan Piëch den Lösungsansatz des Gründers und erfuhr, dass das Silikon einen fluoreszierenden Effekt habe und deshalb auch ohne eigeschaltetem LED-Licht nachts im Kinderbett gut zu finden sei.

Obwohl ihm der Pitch zu wenig konsensorientiert schien, bot er 100.000 Euro Werbevolumen für drei Prozent auf seinen Kindersendern “RIC” und “Fix&Foxi”. Danach mischte sich Daniel Zech von 7 Ventures ein. Der Vorarlberger zeigte sich vom Umsatz begeistert und bot ebenfalls TV-Präsenz. Exakt 1,3 Millionen Euro für zehn Prozent.

Keine Wunsch-Investorin

Wunsch-Investorin Katharina Schneider hielt fest, dass es gewisse Regeln gebe, wie eine Firmenbewertung zustande komme. Man könne nicht, wie es Ayari getan hat, herkommen und behaupten sein Team und er wären vier Millionen Euro wert. Nach einem letzten Versuch die Dame der Runde ins Boot zu holen, gab es eine klare Abfuhr von Schneider. Am Ende stand aber der Millionen-Deal mit Zech.

Sponsor gesucht

Der vorletzte bei “2 Minuten 2 Millionen” war Ricardo Parger, Gründer von Phönix. Er möchte mit seinem Verein Sport in die heimischen Gefängnisse bringen und Insassen nach der Haft an Sportvereine vermitteln. Der Jurist hatte bei der Staatsanwaltschaft gearbeitet und war auch Gefängnisdolmetscher gewesen. Dort hatte er persönlich erfahren, wie schlecht es den Menschen hinter Gitter gehe. Sie hätten kaum Hoffnung und nichts, worauf sie sich im Leben draußen freuen könnten. Er bräuchte 80.000 Euro für sein “Proof of Concept”, wobei er die Hälfte selbst stemmen könne. Für die restlichen 40.000 Euro suchte er eine Spende und kein Investment.

Keine Sponsoring-Anfragen bitte…

Der Unterschied zu bekannten Vereinen wie Neustart wäre bei Phönix der Fokus auf den sozialen Aspekt – andere würden auf die Reintegration im Berufsleben oder der Wohnungssuche setzen, erklärte Parger. Hinteregger meinte darauf, er und seine Kollegen würden immer wieder mit Sponsoring-Anfragen kontaktiert werden. Und war nicht bereit zu unterstützen.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Ricardo Parger, Gründer von Phönix, suchte statt einem Investment eine Spende für seinen Verein.

Schneider indes erzählte von einem Besuch in einem Frauengefängnis, wo ihr ein paar Punkte bewusst geworden wären. Sie wollte mitmachen und offerierte 10.000 Euro. Auch Stefan Piëch gefiel das Projekt und er bot ebenfalls 10.000 Euro. Haselsteiner, der für sein soziales Engagement mit seiner Stiftung Concordia bekannt ist, appellierte an die Zuseher sich per Crowdfunding zu beteiligen, sprach von einem strengen Mentoring und einer Prüfung, was mit dem Geld passieren würde – da er leidvolle Erfahrungen gemacht hätte – und bot auch 10.000 Euro. Schneider stimmte dem Tycoon zu, meinte vor allem für junge Insassen wären solche Möglichkeiten wichtig und ließ dann Schütz zu Wort kommen. Der komplettierte die 40.000 Euro. Spenden-Deal für Phönix.

Geld für die Jause bei “2 Minuten 2 Millionen”

Der Abschluss von “2 Minuten 2 Millionen” gebührte Stefan Schober. Der Mitgründer hat mit Michael Kirchmair eine Karte entwickelt, die beide als digitalen Restaurantgutschein bezeichnen. Jausengeld funktioniert dabei wie eine Kreditkarte im Scheckkartenformat und dient zur Zahlung an gängigen PoS-Terminals. Kurz erklärt: ein neuartiges Abrechnungs- und Verwendungssystem von Essensgutscheinen. Dabei richten sich die Founder an Unternehmer, die ihren Angestellten Essenszuschüsse anbieten und eine Vereinfachung des Systems wünschen. Die Forderung: 250.000 Euro für zehn Prozent Anteile.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Katharina Schneider mit der Jausengeld-Karte.

Konkret kann der Arbeitgeber die Karte mit Guthaben aufladen (täglich möglich und bis zu acht Euro steuerfrei), sodass der Mitarbeiter sein Essen überall kaufen kann. Auch der Dienstnehmer selbst kann Jausengeld aufladen.

Kein Investor für die Essenskarte

Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner zeigte sich anfangs interessiert, vor allem an der technischen Komponente, während Schneider ausstieg. Bernd Hinteregger folgte ohne Angebot und auch Alexander Schütz offenbarte keine Intentionen einzusteigen. Haselsteiner sah das Problem, dass besonders große Unternehmen Schwierigkeiten mit jenen Änderungen haben würden, wenn sie Jausengeld implementieren müssten. Auch Gschwandtner, der das Startup spannend fand, sah schlussendlich keinen Investment-Case. Kein Deal für Jausengeld.

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Das Team von Circulyzer (c) Circulyzer

Die Steiermark ist ein Schlaraffenland für Startups. Das ist nicht erst seit Neuestem so. Mit der Startupmark werden bereits seit 2021 die Kräfte im Lande gebündelt, um das steirische Startup-Ökosystem weiterzuentwickeln und die Steiermark als attraktiven Startup-Standort sichtbar zu machen.

Allen voran: Die GreenTech-Branche in der Obersteiermark. Mit dem Projekt Green Startupmark wird bis 2028 in den Aufbau des Innovationsökosystems investiert. Dabei werden grüne, innovative Gründer dabei unterstützt, ihre Ideen zu erfolgreichen Startups oder Spin-offs weiterzuentwickeln.

Neben den Projektpartnern FH JOANNEUM mit dem Kapfenberger Accelerator & Inkubator for Green IT (Green KAIT Kapfenberg) und dem Green Tech Valley Cluster ist vor allem auch die Montanuniversität Leoben, mit dem Zentrum für Angewandte Technologie Leoben (ZAT Leoben) ein wichtiger Akteur.

“Unser großer Player in der Circular Economy ist die Montanuniversität Leoben. Vor allem im Hightech-Bereich und was EcoTech wie Recycling und Wasserstoff angeht. Das sind Themen, die großes Potenzial für den Wirtschaftsstandort Steiermark und Österreich zeigen.”

Klare Worte von Remo Taferner, dem Geschäftsführer des ZAT Zentrum für angewandte Technologien. Das ZAT fungiert als Gründungszentrum der Montanuniversität Leoben und der Obersteiermark.

Mit Forschung einen Mehrwert bieten

“Unser Fokus liegt darauf, universitäre Erkenntnisse in Gründungsideen und schließlich in florierende Startups zu verwandeln”, meint Taferner. Dabei suchen wir vor allem nach Green-Hightech Ideen, die einen nachhaltigen Zweck und hohen Impact haben. Dadurch sind wir sehr stark mit der Montanuniversität Leoben verbunden und begleiten viele Forscher:innen dabei, ihre Forschung in marktfähige Produkte umzuwandeln und der Welt damit einen Mehrwert zu bieten.”

Selbiges macht auch das Startup Circulyzer von Markus Bauer. Der Gründer und Alumnus der Montanuniversität Leoben hat nämlich eine Anlage entwickelt, mit der man Kunststoffe effizient und zu reduzierten Kosten aus gemischtem Abfall abtrennen kann. Der abgetrennte Kunststoff wird schließlich recycelt und wieder in den (Industrie-)Kreislauf eingebracht. Deshalb auch der Name “Circulyzer”: Die Anlage trägt zur heimischen Kreislaufwirtschaft bei. Ein bedeutender Hebel zur Entschärfung der Klimakrise.

Daniel Schwabl und Markus Bauer von Circulyzer (c) Circulyzer

“Unsere Idee soll nicht einfach in der Bibliothek verstauben”

Gegründet wurde Circulyzer im Jahr 2020 von Markus Bauer und Daniel Schwabl. Die beiden Verfahrenstechniker betrieben zehn Jahre lang Forschung zur Kunststofftrennung an der Montanuniversität Leoben. Schließlich entschied man sich zur Gründung: “Wir haben beide unsere Dissertationen zu diesem Thema gemacht. Im Zuge dieser Arbeit hatten wir schon das Gefühl, dass wir das Ganze in die Welt tragen wollen. Wir haben zehn Jahre lang geforscht. Jetzt soll unsere Idee nicht einfach in der Bibliothek verstauben. Also haben wir gegründet.”

“Leider haben wir oft mitbekommen, dass tolle Forschungsergebnisse meist nicht weiterverfolgt werden. Vielversprechende Lösungen versanden oft. Das wollten wir natürlich nicht”, erinnert sich Bauer. “Deshalb haben wir Circulyzer ins Leben gerufen. Und dabei wirklich Top-Unterstützung vom ZAT und der Montanuniversität Leoben bekommen. Wir durften an einem Vorbereitungsprogramm teilnehmen, nach eineinhalb Jahren haben wir im Sommer 2020 dann schließlich gegründet.”

Der “Circulyzer” (c) Circulyzer

Das Einmaleins der Unternehmensgründung

Das ZAT in Leoben bietet Gründungsinteressierten drei Programme zur Unterstützung an. Dabei ist jede und jeder willkommen, der oder die eine Gründungsidee in die Realität umsetzen möchte. “Wir sehen uns als Sparringpartner für Gründer:innen und helfen, wo immer Hilfe benötigt wird. Das sind in erster Linie rechtliche Belange, Marketing und Sales oder Vertrieb. Wir sind quasi der betriebswirtschaftliche Buddy, der Gründer:innen unter die Arme greift”, beschreibt Taferner die Funktion des ZAT.

Das ZAT hilft Forschenden mit Gründungsabsichten nicht nur von der bloßen Idee hin zum Businessplan und Proof of Concept, beim Markteintritt und bei der Akquise von ersten Kunden, sondern unterstützt auch mit einem finanziellen Zuschuss von bis zu 30.000 Euro. Jedes der drei ZAT-Programme begleitet Gründende ein Jahr lang in Schulungen und Workshops mit Expert:innen.

Jede eingereichte Idee wird nach einer Vorauswahl von einer Jury bewertet. Ist die Lösung “hochtechnologisch und innovativ”, das Team vielversprechend und die Realisierbarkeit gegeben, wird das Gründerteam in das jeweilige ZAT-Programm aufgenommen.

“Wir helfen sozusagen beim Einmaleins der Unternehmensgründung. Auch bei späteren Herausforderungen unterstützen wir im Gründer-Dasein. Zum Beispiel bei den ersten Mitarbeitenden, den ersten Kunden oder den ersten Verträgen mit Großunternehmen”, erzählt Taferner im Gespräch mit brutkasten.

“Als Forscher bist du detailverliebt, aber kein Unternehmer”

Mit der Unterstützung des ZAT wagten auch die zwei Forscher Bauer und Schwabl den Schritt ins Unternehmertum. Wahrlich erwies sich dieser “durchaus als Rollercoaster mit vielen Ups und Downs”, wie Bauer heute erzählt. “Als Forscher bist du detailverliebt und kennst deine Technologie in und auswendig. Aber du bist eben kein Unternehmer. Da musst du erst reinwachsen – und dabei hat uns das ZAT wirklich optimal unterstützt.”

Ebenso die Steirische Wirtschaftsförderung SFG. Im SFG-Impulszentrum Niklasdorf hat Circulzyer sowohl seine Prototypen als auch den Bau seiner Anlage vorangetrieben. Der Standort erfüllt alle Anforderungen an ein modernes Büro, Labor oder Werkstättengebäude. Funktionalität und Flexibilität richten sich speziell an kleinste und kleine innovative Unternehmen. 

Das Impulszentrum Niklasdorf zeigt Kernkompetenzen in puncto Materialien und Werkstofftechnologien. Außerdem arbeitet man dort eng mit der Montanuniversität Leoben, speziell mit dem Zentrum für angewandte Technologien (ZAT), und dem Joanneum Research zusammen. 

Aufbauend auf einer Laboranlage zu Testzwecken arbeitet Circulyzer intensiv an der Fertigstellung der Technologie. Man steht ganz knapp davor: “Unsere Anlage ist keine, die man sich auf den Schreibtisch stellen kann. Wir brauchen dazu Industriehalle, einen Stapler, einiges an Stahl und viele Rohre und Schrauben (lacht). Der Entwicklungsprozess war sehr intensiv – mit einem großen Impact. Dafür mussten wir aber erstmal das Vertrauen von Kunden gewinnen.”

“Du weißt, dass deine Technologie richtig gut ist”

Kunden von seiner Technologie zu überzeugen und schließlich zu gewinnen, war nur ein Aspekt, den Bauer auf seinem bisherigen Gründungsweg lernen musste: “Als Forscher oder Techniker weißt du, dass deine Technologie richtig gut ist. Aber aus dieser Idee musst du erst einmal ein verkaufbares Produkt machen, das für Kunden attraktiv ist. Das war für uns eine Hürde, bei deren Bewältigung wir viel gelernt haben”, erinnert sich Bauer an anfängliche Herausforderungen.

“Als Forscher hat man das Technische im Griff. Über das Drumherum denkt man zuerst gar nicht nach: Sei es Buchhaltung, Steuern, rechtliche Verpflichtungen oder Vertrieb. In diesen Themen sind wir Anfangs ein bisschen stagniert. Mit der Hilfe des ZAT haben wir dann wieder Schwung aufgenommen.”

Vertrieb und Marketing waren “die größten Hürden”

Nach dem Input des ZAT habe man sich schließlich auch mit Fragen wie “Wer ist unser idealer Kunde?”, “Wie vertreiben wir unser Produkt und “Wer wird für unsere Technologie wie viel zahlen?” beschäftigt. “Das war sicherlich eine der größten Hürden”, erinnert sich Bauer. Folglich fanden auch Konkurrenzanalysen Einklang in den Gründeralltag des Duos. Daraus habe sich eine Kunden- und Marktstrategie ergeben, die schließlich den Launch ihres Produktes sicherstellten.

Bei einer frisch in Betrieb gesetzten Anlage von Circulyzer soll es aber nicht bleiben. Bis Anfang nächsten Jahres plant man mit dem Launch einer zweiten Anlage, dann mit einem ersten und zweiten Mitarbeiter. Dann mit der Vertriebsoffensive. Expandieren will man auch, vorerst stünde allerdings der heimische Markt im Visier.

“Wir haben hier Partner gefunden, mit denen alles tiptop funktioniert”

Von Interesse sind in erster Linie Unternehmen in der Region um Graz und Leoben mit einem Fokus auf Anlagenbau, Umwelt- und Recyclingtechnik sowie Kreislaufwirtschaft. Man befinde sich in einem stabilen Lieferanten- und Partnernetzwerk, gerade deshalb, “weil wir nicht alle Dinge abdecken können, die wir für unser Produkt brauchen. Da haben wir im Umkreis von 50 bis 100 Kilometern optimale Partnerfirmen, die einer Zusammenarbeit mit uns sehr offen und kooperativ gegenüberstehen. Wir haben hier wirklich Partner gefunden, mit denen alles tiptop funktioniert.”

Startup-Nährboden Steiermark

Aber es geht nicht nur um die Nähe zu GreenTech-Unternehmen und Forschungseinrichtungen. “Auch was die Förderungslandschaft angeht, haben wir in der Steiermark einen sehr guten Nährboden gefunden”, erzählt Bauer. So hat Circulyzer unter anderem Unterstützung durch die Förderungsprogramme Start!Klar zur Evaluierung der Vertriebsstrategie und Start!Klar plus zur Investorensuche der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG bekommen. In diesen Programmen können sich Startups bis zu 30.000 Euro bzw. 100.000 Euro holen. 

“Wir könnten uns jetzt nicht vorstellen, mit Circulyzer woanders zu sitzen. Gerade die Obersteiermark nimmt in puncto Recycling- und Umwelttechnik eine Vorreiterrolle ein. Ich weiß nicht, ob es viele Länder gibt, die aus technologischer Sicht so weit entwickelt sind und eine derartige Dichte an innovativen Unternehmen haben”, beschreibt Bauer den Standort Steiermark.

Dass sich gerade die Obersteiermark als Nährboden für Startups, Green Hightech entpuppte, ist zu einem großen Teil der Montanuniversität Leoben zu verdanken: “Die Forschung im Hightech-, Recycling und Kreislaufwirtschaft-Bereich treibt Innovation an und bringt junge Ideen mit. Damit haben wir hier ein Zentrum an jungen, motivierten Personen, die in diesen Themen top ausgebildet sind. Außerdem haben sich viele Großunternehmen in der Obersteiermark angesiedelt, wie Mayr-Melnhof und die Voest Alpine. Die benötigen viel Know-how – und wir haben hier viel Know-how. Das Zusammenspiel funktioniert, die Gegend floriert.”

“Eure Idee muss nachhaltig Probleme lösen”

Remo Taferner legt Forschenden, die einen oder beide Füße in das Gründer- und Unternehmertum setzen wollen, schließlich folgenden Ratschlag ans Herz: “Schaut darauf, dass eure Idee nachhaltig Probleme lösen kann. Und holt euch jemanden an eure Seite, mit dem ihr das langfristig umsetzen könnt. Sei es ein Mentor, ein Partner oder ein Mitgründer.”

Wer noch mehr Einblicke von Markus Bauer und seiner Gründergeschichte bekommen will, sollte beim Zukunftstag, der in Kooperation von Steirischer Wirtschaftsförderung SFG & Joanneum Research am 9. Oktober 2024 veranstaltet wird, vorbeischauen. Neben ihm geben auch Michael Cik (Invenium Data Insights), Silvia Laimgruber (FFG), Werner Wutscher (New Venture Scouting), Stefan Rohringer (Infineon Technologies Austria) und Andrea Höglinger (TU Graz) als Speaker spannende Inputs zum Thema Spin-off.

Weitere Ratschläge, Einblicke und Inspirationen können sich Gründungsinteressierte auch am kommenden Startup-Day am ZAT und der Montanuniversität Leoben holen: Am 11. Oktober versammelt sich die obersteirische Startup-Szene mit verschiedenen Keynote-Speakern am ZAT in Leoben.

Auch Remo Taferner spricht von inspirierenden Veranstaltungen: “Beide Events bieten optimale Möglichkeiten, um sich mit anderen Startups auszutauschen und Gründerluft zu schnuppern. Und sich Inspiration für Ideen zu holen, mit denen man die Welt step-by-step verbessern kann.”

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