04.02.2019

15 Jahre: Das Produkt, das Facebook disruptet, muss erst erfunden werden

Analyse. Das weltgrößte soziale Netzwerk feiert heute seinen 15. Geburtstag. Bei allen Problemen in der jungen Zielgruppe - das Wachstum ist weiterhin beachtlich. Facebook wird uns wohl auf absehbare Zeit erhalten bleiben.
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15 Jahre Facebook
(c) fotolia.com - ink drop

15 Jahre gibt es Facebook also schon. Am 4. Februar 2004 ging die Plattform online. Spätestens ab 2007 startete sie ihren globalen Siegeszug. Anfang 2011 waren eine halbe Milliarde NutzerInnen erreicht. 2013 überschritt man die Milliardengrenze, 2017 knackte man die zwei Milliarden UserInnen-Marke. Fast 300 Millionen kamen seitdem dazu, wie aus dem aktuellen Quartalsbericht hervorgeht. Dabei ist wohlgemerkt von Personen die Rede, die Facebook mindestens einmal monatlich nutzen. Eine weitere Zahl ist in diesem Zusammenhang beachtlich: Rund 1,5 der nunmehr fast 2,3 Milliarden NutzerInnen sind täglich auf der Plattform. Das sind etwa 65 Prozent aller UserInnen. Beziehungsweise rund ein Fünftel der Weltbevölkerung.

+++ Der teuflische Algorithmus +++

Und es wächst wieder…

Sogar in Europa, wo es im Laufe des Vorjahrs zwischenzeitlich einen User-Rückgang um zwei Millionen Personen gab, stieg die Zahl im vergangenen Quartal wieder kräftig um rund sechs Millionen an. Der weltweit einzige Markt mit relativ stagnierenden Nutzerzahlen ist der Heimatmarkt USA und Kanada. Häufig hämische Stimmen, die seit Jahren den Untergang des größten sozialen Netzwerks heraufbeschwören, werden also ein ums andere Mal eines Besseren belehrt. Daran können auch Skandale und Skandälchen nichts ändern.

Das Teenager-Problem

Freilich: Auch sie beziehen sich auf eine Statistik. Es ist das inzwischen nicht mehr neue Phänomen, dass Facebook in der Gruppe der Teenager an Relevanz verliert. Hatte die Plattform bis 2014 bei den 14- bis 19-Jährigen noch den höchsten Durchdringungsgrad unter allen Altersgruppen (2014 rund 90 Prozent in Deutschland), sank dieser in den Folgejahren drastisch. 2017 waren die Teenager mit nur mehr rund 60 Prozent in Deutschland erstmals die schwächste Altersgruppe – noch hinter den über 60-Jährigen mit rund 70 Prozent. Es war jedoch die einzige Altersgruppe, bei der man in Deutschland zwischen 2016 und 2017 einen Rückgang verzeichnete. In Österreich dürften die Zahlen wohl sehr ähnlich sein.

Komplexität als Fluch und Segen

Stirbt Facebook also langsam aus, wie gerne prophezeit wird? Wenn man das anhand der vorliegenden Statistiken errechnet wissen will, spräche man von einem Zeithorizont von mehreren Jahrzehnten. Noch ist aber nicht gesagt, ob die Vermutung, dass die nun fernbleibenden Teenager sich auch später nicht auf Facebook registrieren werden, überhaupt stimmt. Die Konkurrenten Instagram (das zum Facebook-Konzern gehört) und Twitter punkten bei den Jugendlichen damit, deutlich weniger komplex und vielschichtig zu sein. Diese Komplexität ist jedoch nicht nur Fluch, sondern auch Segen.

Das bessere Marketing-Instrument

Die Vorteile, die sie in Punkto Multimedialität und Kombination unterschiedlichster Kanäle bringt, macht Facebook zu einem stärkeren Marketing-Instrument, als seine Konkurrenten. Daran ändert auch die bessere Eignung Instagrams für Influencer nichts. Nicht nur, dass man höhere Altersgruppen am besten über Facebook erreicht. Viele Content-Formate können über die anderen sozialen Medien gar nicht (sinnvoll) ausgespielt werden. Das wird noch viele, denen Facebook im Teenager-Alter nicht cool genug ist, später auf die Plattform bringen.

Das denkbar gewöhnlichste Business-Modell

Daran ändert sich auch dadurch nichts, dass das Geschäftsmodell Facebooks vielen Menschen inzwischen übel aufstößt. Klar, wer früher einfach nur mit guten Inhalten gratis hohe Reichweiten erzielt hat, ärgert sich naturgemäß, dass er/sie jetzt dafür zahlen muss. Dabei muss festgehalten werden: Facebook hat über seinen Algorithmus schrittweise das wohl denkbar gewöhnlichste Business-Modell eingeführt. Einfach zusammengefasst: Einzelpersonen können das Netzwerk gratis nutzen, Unternehmen müssen zahlen. Mit dem notwendigen Sponsoring von Beiträgen, die sonst einfach keine relevante Reichweite erreichen, hat Facebook sogar einen besonders eleganten Weg gefunden, seine Business-Kunden bei der Stange zu halten.

Das Produkt, das Facebook disruptet, muss erst erfunden werden

Mehr als 50 Milliarden US-Dollar Umsatz bzw. mehr als 20 Milliarden US-Dollar Gewinn des Gesamtkonzerns im Jahr 2018 sprechen hier für sich. Und noch sind die weiteren Top-Produkte Instagram und WhatsApp kaum monetarisiert. Die werden, wenn die Teenager-Krise denn doch zuschlägt, für die nötige Reichweite des Konzerns sorgen. Doch auch ohne sie lässt sich konstatieren: Facebook ist gekommen um zu bleiben. Das Produkt, das Facebook disruptet, muss erst erfunden werden.

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Label Up, Google, CSS
(c) label Up - Das Label Up-Team.

Nachdem Google wegen Verstoßes gegen das europäische Kartellrecht vom EuGH verurteilt wurde, muss der Tech-Riese nicht nur eine Milliardenstrafe zahlen, sondern auch seine Praktiken am Preisvergleichsmarkt anpassen, um Chancengleichheit für Preisvergleichsseiten zu ermöglichen. Als Reaktion darauf führte Google das CSS-Programm (Comparison Shopping Services) ein. Das Wiener Startup Label Up hat sich darauf spezialisiert, Online-Marketing-Agenturen die Vorteile dieses Programms zugänglich zu machen.

Label Up: “Auf Drittanbieter verzichten”

Durch die Whitelabel-Preisvergleichslösung sollen Agenturen konkret ihre eigene CSS-Partnerschaft mit Google eingehen und damit auf Drittanbieter verzichten können. Dies führe zu mehr Kontrolle über die eigenen Marketingmaßnahmen und stärkerer Präsenz im digitalen Raum.

Laut Label Up ergeben sich dadurch einige Vorteile: Zum einen entfalle die Google-Marge auf die Klickpreise, wodurch erhebliche Einsparungen möglich wären. “Zum anderen profitieren Agenturen von einer eigenen, von Google zertifizierten Preisvergleichsseite, die unter ihrem Branding läuft. Außerdem erscheint der Name der Agentur direkt unter den Google Shopping Ads, was zu millionenfachen Impressionen auf deren eigenen Namen führt. Diese Benefits in Kombination mit der Absicht ‘die Brand von Agenturen’ zu stärken und den Umsatz durch optimierte Google Shopping-Anzeigen zu steigern, sind unsere Ziele”, sagt Co-Founder Gabriel Baumgarten, der das Startup mit Peter Paul Pick und Filip Groß gegründet hat..

Auch in den USA vor Gericht

Die Vision des Startups dreht sich weiters darum, in den kommenden Jahren ihr Produkt für den globalen Online-Marketing-Markt weiterzuentwickeln. Spannend hierbei ist für die Wiener, dass ein ähnliches Gerichtsverfahren wie das aus der EU aktuell auch in den USA gegen Google läuft. Sollte es zu einem vergleichbaren Urteil führen, so könnten sich für das Google-CSS-Programm in Zukunft auch Türen auf dem amerikanischen Markt öffnen.

Bis dahin bleibt Label Up noch auf den europäischen Raum fokussiert und möchte die Zeit dazu nutzen, um in den bestehenden Märkten die Expertise zu vertiefen, zusätzliche Partnerschaften mit Agenturen zu etablieren und Lösungen für seine Kunden zu entwickeln.

Label Up-Founder: “Nicht von Tech-Konzernen ausgenutzt werden”

“Die Produktpalette erweitern, um den Agenturen einen noch größeren Mehrwert zu bieten, ist die langfristige Strategie”, sagt Co-Founder Groß. “Durch innovative Lösungen kleinen Playern die Chance geben, nicht von den Tech-Konzernen ausgenutzt zu werden.”

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