06.12.2024
INFRASTRUKTUR

100 Mio. US-Dollar Investment für sauberes Trinkwasser in Nigeria

Das Wiener Unternehmen Östap und das nigerianische Unternehmen Wande Nexus, das ein Büro in Wien betreibt, erhielten für ein gemeinsames Projekt eine Investition in Höhe von 100 Millionen US-Dollar. Die Finanzierung stammt größtenteils von Investor:innen aus Europa. Damit soll die Wasserinfrastruktur in dem nigerianischen Bundesstaat Enugu ausgebaut werden.
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Unterzeichnung der Vereinbarung im "Lions Building" in Enugu, Nigeria (c) ENSG

Mit seinen rund 220 Millionen Einwohner:innen ist Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Dennoch kämpft das westafrikanische Land seit Jahrzehnten mit unzureichender Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung. Laut Angaben des Ministry for Water Resources hatten im Jahr 2021 über 70 Millionen Nigerianer:innen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Zugang zu sauberem Trinkwasser für über 1,5 Mio. Einwohner:innen

Die Regierung des nigerianischen Bundesstaates Enugu setzte sich zum Ziel, die Wasserversorgung im Bundesstaat grundlegend zu verbessern. Am Montag kündigte sie ein „Foreign Direct Investment“ in Höhe von 100 Millionen US-Dollar an, die Wande Nexus, vertreten durch Ugochukwu Ugbor, erhält. Mit diesem Investment soll das Projekt „Sustainable Last Mile Connectivity and Advanced Metering Infrastructure (AMI)“ realisiert werden.

Gemeinsam mit dem österreichischen Unternehmen Östap plant Wande Nexus, die Wasserbewirtschaftungssysteme der Stadt Enugu zu transformieren. Dieses Vorhaben markiert einen wichtigen Schritt hin zur Modernisierung der Infrastruktur und zur Verbesserung der Wasserqualität und -dienstleistungen, heißt es per Aussendung. Damit soll ein gerechter Zugang zu sauberem Trinkwasser für die über 1,5 Millionen Einwohner:innen von Enugu sichergestellt werden.

Wande Nexus übernimmt Projektmanagement

Das AMI-Projekt präsentiert sich als „bedeutender Meilenstein im Engagement des Bundesstaates Enugu für nachhaltige Entwicklung“. Neben der Bereitstellung von sauberem Wasser und verbesserten Sanitäreinrichtungen zielt das Projekt auf den Ausbau einer widerstandsfähigen Infrastruktur ab.

Wande Nexus wurde speziell als Special Purpose Vehicle für dieses Vorhaben gegründet. Es übernimmt das Projektmanagement, einschließlich Planung, Finanzierung, Bau und Betrieb der Messinfrastruktur. Peter Mbah, Gouverneur von Enugu, betonte bei der Unterzeichnung des Investments sein Vertrauen in den Vorsitzenden von Wande Nexus, Ugochukwu Ugbor. Er erwartet, dass das tägliche Wasservolumen von 120 Millionen Litern auf 200 Millionen Liter gesteigert werden kann.

Zusammenarbeit mit Wiener Unternehmen Östap

Wande Nexus hat sich zum Ziel gesetzt, die globale Wasserindustrie zu verbessern. Der Fokus liegt auf der Bereitstellung von sauberem und sicherem Wasser, insbesondere für Afrika und kleine Inselstaaten. Dies will das Unternehmen durch die Entwicklung moderner Wasserinfrastrukturen erreichen.

Der Vorsitzende Ugbor betont, dass das Unternehmen zunächst 500 direkte Arbeitsplätze schaffen, Humankapital im Bereich des modernen Wassermanagements fördern und gleichzeitig die Gesundheits- sowie Wirtschaftschancen im Bundesstaat Enugu verbessern wird.

Im Rahmen des AMI-Projekts arbeitet Wande Nexus mit einer Vielzahl lokaler und internationaler Partner zusammen. Einer der zentralen Partner ist Östap International Water Consulting – ein österreichisches Unternehmen mit über 50 Jahren Erfahrung im Wassersektor. Christoph Gierlinger, CEO von Östap, äußerte sich zur Zusammenarbeit: „Wir sind stolz darauf, österreichische Expertise zu diesem transformierenden Projekt beizutragen. Durch die Kombination lokaler Ambitionen mit internationaler Innovation stellt diese Partnerschaft ein Modell für nachhaltige Wasserbewirtschaftung in ganz Afrika dar“.

“Partnerschaft unterstreicht das Engagement Österreichs”

Das Projekt unterstreiche die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit, um den Zugang zu sauberem Wasser weltweit zu gewährleisten, heißt es in der Aussendung. Zudem würde es die „starke bilaterale Beziehung“ zwischen dem Bundesstaat Enugu und Österreich widerspiegeln.

Thomas Schlesinger, Botschafter der Republik Österreich in Nigeria, fügt hinzu: „Diese Partnerschaft unterstreicht das Engagement Österreichs, nachhaltige Entwicklung in Afrika zu unterstützen, insbesondere in Enugu, wo in den letzten Jahren eine starke österreichische Gemeinschaft und bedeutende österreichische Investitionen entstanden sind. Gemeinsam stellen wir uns einer der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit: dem Zugang zu sauberem und zuverlässigem Wasser“.

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Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith
Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith | Foto: brutkasten

Die neue EU-Kommission steht. Hierzulande laufen dagegen nach wie vor die Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS mit ungewissem Ausgang. Währenddessen kommt nicht nur Österreich nicht aus der Rezession heraus und auch die Prognosen bleiben tendenziell negativ. Begleitet wird das Szenario von einer Häufung an dramatischen Appellen und Forderungen nach umfassenden Änderungen in der Wirtschaftspolitik.

Wie steht es wirklich um Österreich und die EU? Was sind nun die drängendsten Maßnahmen? brutkasten geht diesen Fragen gemeinsam mit führenden Köpfen der heimischen Innovationsszene nach.

Storebox-Co-Founder und -CEO Johannes Braith sieht im brutkasten-Interview auch Chancen, die die Krise biete, formuliert aber konkrete Maßnahmen, die dazu nun auf politischer Seite ergriffen werden müssten.


brutkasten: Düstere Prognosen und drastische Appelle stehen aktuell in der Wirtschaftsberichterstattung an der Tagesordnung. Wie beurteilst Du die Situation? Ist sie wirklich so dramatisch?

Johannes Braith: Ich beobachte die Großwetterlage natürlich laufend. Allerdings halte ich es für gut, wenn man sich in seinen daily Operations als Founder nicht zwangsläufig beunruhigen lässt. Gerade Startups sind es gewohnt Krisen zu managen bzw. mit ihnen umzugehen. In manchen Fällen kann dadurch sogar etwas Positives entstehen. Denn Krisen erzwingen oft Veränderungen, welche wiederum oft Chancen beinhalten.

Aber natürlich finde ich es beunruhigend, dass wir, was unsere Wettbewerbsfähigkeit in Europa angeht, so dramatisch den Anschluss verlieren. Ich hoffe, dass der steigende Schmerz dazu führt Regulierungen abzubauen und ein neues Selbstverständnis hinsichtlich Wirtschaft, Startups und Technologie einkehrt.

Welche gesamtwirtschaftlichen Maßnahmen sollten in Österreich möglichst schnell umgesetzt werden? Was muss unbedingt ins Regierungsprogramm?

Das Thema ist leider ziemlich mühsam, da sehr, sehr gute Vorschläge seit langer Zeit am Tisch liegen, die allerdings nicht umgesetzt wurden. Ein wichtiger Punkt ist es bestimmt, Risikokapitalgeber zu incentivieren – Stichwort Beteiligungsfreibetrag.

Noch wichtiger wäre es allerdings die Steuern auf Arbeit deutlich zu reduzieren. Wir sind in einer Zeit, in der wir die Extrameile gehen müssen. Das sollte auch belohnt werden. Man könnte z.B. Überstunden steuerlich freistellen, Pensionisten incentivieren, wenn sie in der Rente arbeiten möchten – eventuell gänzlich steuerfrei, oder man kann über Modelle nachdenken, mit denen man Vollzeitarbeit nicht nur ermöglicht (Kinderbetreuung) sondern eventuell auch belohnt.

Generell stelle ich mir die Frage, wie Menschen den Sinn in ihrer beruflichen Tätigkeit wieder zurückerlangen können. In vielen Gesprächen und Beobachtungen sehe ich, dass die Leistungebereitschaft extrem abgenommen hat. Ob das immer durch politische Maßnahmen geheilt werden kann, bezweifle ich. Ich halte viel von Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.

Und was sollte die neue EU-Kommission unbedingt sofort angehen?

Regulierung massiv abbauen. Ich bin mit Storebox mittlerweile in sechs Ländern und mehr als 200 Städten operativ tätig. Es kann ja nicht sein, dass wir gefühlt hunderte unterschiedliche Regulierungen vorfinden, die das Prosperieren von Unternhemen extrem erschweren.

Was wären konkret für euch als Scaleup die wichtigsten Schritte auf nationaler und EU-Ebene?

Die Lohnkosten senken, Regulierungen massiv reduzieren und die Zuwanderung hochqualifizierter Personen massiv erleichtern.

Was bräuchte es, damit die Wiener Börse bzw. zumindest eine europäische Börse für einen IPO eines Scaleups wie Storebox attraktiv ist?

Große Anschlussfinanzierungen müssen in Europa mit europäischem Kapital getätigt werden, um ab einer gewissen Stage als logischen Schritt einen IPO auch in einem europäischen Heimatmarkt zu forcieren.

Aktuell wird nicht nur im Zusammenhang mit Börsengängen die Standortattraktivität stark diskutiert. War Abwanderung aus Europa für euch jemals ein Thema?

Aktuell noch nicht. Ich lebe sehr gerne in Österreich und sehe nicht alles nur negativ. Wir leben in einem tollen Land mit vielen Möglichkeiten, toller Infrastruktur und einigermaßen stabilen Verhältnissen. Die Verwaltung dieses Zustands wird allerdings nicht ausreichen. Es muss gestaltet werden, um den Standort attraktiv zu halten.

Bitte eine Prognose: Abhängig von den Entscheidungen, die in nächster Zeit getroffen werden – was ist das Worst- und was das Best-Case-Szenario für Europa?

Das Worst-Case-Szenario: Die EU zerfällt in unterschiedliche Lager, weil es nicht möglich war, Interessen zu alignen und die großen Hebel zu betätigen. Geopolitisch wäre das eine absolute Katastrophe!

Das Best-Case-Szenario: Die Wettbewerbsfähigkeit wird durch radikale Maßnahmen wieder hergestellt. Die Menschen spüren eine deutliche Entlastung, haben Perspektiven und glauben an eine bessere Zukunft. Europa wächst weiter zusammen und bleibt ein starker und wichtiger globaler Player.

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