12.11.2021

Die 100 größten Unternehmen Österreichs: Nur jedes zweite hat umfassende Klimaschutzziele

Eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group (BCG) liefert ein verheerendes Ergebnis: Von Österreichs 100 größten Unternehmen hat nur jedes zweite umfassende Klimaschutzziele definiert.
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Voest
(c) AdobeStock

Die Hälfte der 100 größten österreichischen Unternehmen hat sich ein umfassendes Klimaschutzziel gesetzt. Nur acht der führenden Wirtschaftsbetriebe streben Nullnettoemissionen an. Und rund ein Zehntel reduziert Emissionen ausreichend, um das Pariser 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Das sind die Ergebnisse einer jüngsten Analyse der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG). 

Für die Studie wurden die größten österreichischen Unternehmen auf Basis ihres Nettoumsatzes aus unterschiedlichsten Branchen ausgewählt – angefangen von der produzierenden Industrie bis hin zum Bankensektor. BCG führt zwar die Liste der untersuchten Unternehmen an, nennt aber nicht, wie sie im einzelnen in Sachen “Klimaschutzziele” abschneiden.

Die 100 größten Unternehmen

Konkret untersucht BCG in der Analyse, ob sich die 100 größten Unternehmen Österreichs ein Klimaschutzziel gesetzt haben – und welcher Qualität diese Ziele sind. Ein Klimaschutzziel gilt dann als umfassend im Sinne der Studie, wenn das genaue “Ausmaß der Emissionsreduktion” angegeben und dies bis zu einem “exakt definierten Zeitpunkt angestrebt” wird. Weiters muss die Reduktion sowohl die “eigenen direkten Emissionen” als auch die “indirekten Emissionen der Energielieferanten” umfassen. Somit werden sowohl Scope 1 und Scope 2 Emissionen erfasst, Scope 3 Emissionen hingegen nicht.

Die Zahlen im Detail

Nach dieser von BCG getroffenen Definition hat sich etwas weniger als die Hälfte der untersuchten österreichischen Unternehmen ein solches Klimaschutzziel gesetzt. Blickt man laut der Strategieberatung auf die Qualität der gesteckten Ziele, wird zudem deutlich, dass die Wirtschaft den Klimaschutz noch zu wenig ambitioniert angeht: Lediglich acht von 100 Unternehmen streben Nettonullemissionen an. Das bedeutet, dass durch die Aktivität des Unternehmens keine zusätzlichen Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen, weil sie vermieden oder zu 100 Prozent abgebaut werden.

Weitere 19 Firmen mit Klimaschutzziel wollen ihre Emissionen zwar reduzieren, aber nicht vollständig neutralisieren. 21 Unternehmen wollen „klimaneutral“ werden, wobei klimaschädliche Gase nicht notwendigerweise am Ort der Entstehung bekämpft, sondern z. B. durch den Kauf von CO2-Zertifikaten kompensiert werden. „Dieser Mechanismus verhindert im schlimmsten Fall notwendige Innovationen bei der Entwicklung von CO2-neutralen Produkten oder Technologien“, so Sabine Stock, BCG-Partner und Co-Autorin der Studie. „Nur wenn Emissionen vermieden oder in Kohlenstoffsenken effektiv abgebaut werden, gelangen tatsächlich weniger Treibhausgase in die Atmosphäre, und wir kommen beim Klimaschutz voran.“ 

(c) Screenshot / Studie BCG

Dass österreichische Unternehmen beim Klimaschutz zu wenig ambitioniert sind, zeigt auch die Tatsache, dass nur 13 Prozent der untersuchten Unternehmen Emissionen ausreichend reduzieren, um den Pariser 1,5-Grad-Pfad zu unterstützen. Rund die Hälfte der Unternehmen mit Emissionsreduktionsziel plant, ihren Ausstoß von Treibhausgasen um weniger als 2,25 Prozent jährlich zu senken – und damit nur etwa um die Hälfte der 4,5 Prozent pro Jahr, die für die Limitierung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius notwendig sind, so BCG in der Analyse.

BCG liefert vier Empfehlungen

BCG gibt unter anderem auch Handlungsempfehlungen ab: Unternehmen können demnach Klimaschutz in vier Schritten zielführend umsetzen. „Die Betriebe sollten in einem ersten Schritt detaillierte Klimaschutzziele entwickeln. Diese Ziele dienen als Leitbild für die strategische Stoßrichtung der Maßnahmen“, erläutert Roland Haslehner, BCG-Senior-Partner und Ko-Autor der Studie.

In einem zweiten Schritt können die Klimaschutzziele in ihrer Qualität präzisiert werden. Eine reine Kompensation der Emissionen reicht bei Weitem nicht aus. „Eine klare Reduktion muss das oberste Ziel der Unternehmen sein. Ausschließlich die danach verbleibenden und nicht vermeidbaren Emissionen sollten Gegenstand der Kompensation sein“, so Haslehner.

Die gesetzten Ziele sollten dann in einem weiteren Schritt durch eine externe Organisation, z. B. die „Science-Based Targets“-Initiative, validiert werden. „Das erlaubt es den Unternehmen, die eigenen Ambitionen objektiv einzustufen und zu bestätigen, letztlich auch gegenüber externen Stakeholdern“, sagt Stock.

In einem vierten und letzten Schritt garantiert regelmäßiges Monitoring eine Qualitätssicherung. „So können im Falle einer Abweichung frühzeitig Maßnahmen entwickelt werden, um die Zielerreichung langfristig sicherzustellen. Das alles muss eigentlich sofort passieren, denn der Weltklimagipfel hat einmal mehr gezeigt, dass die Unternehmen umgehend und zielorientiert handeln müssen“, so Stock. „Der Weg in die Netto-Null-Zukunft ist eine Herausforderung, aber auch eine große Wachstumschance in neuen Produktbereichen, gerade für innovative Firmen, wie wir sie in Österreich haben“, schließt Haslehner. 


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OVE, LCM
(c) OVE/Fürthner - (v.l.) Johann Hoffelner, Josef Passenbrunner und Hubert Mitterhofer von LCM.

Seit August des heurigen Jahres hat das LCM mit Johann Hoffelner einen neuen CEO – brutkasten berichtete. Rund drei Monate später darf man sich über den OVE Innovation Award freuen.

Pankl Turbosystems beschäftigt sich mit Brennstoffzellen-Luftversorgungssystemen (FCAS – Fuel Cell Air Supply) sowie mit elektrisch unterstützten Abgasturboladern (EAT – Electrically Assisted Turbocharger) für Kleinserien. Weil aber Turbosysteme technologisch extrem anspruchsvoll sind, setzt die Mannheimer (Deutschland) Firma bei der Optimierung spezieller Komponenten auf externe Entwicklungspartner.

LCM mit Neuauslegung des E-Motors

“Die Elektromotoren für den Antrieb der Verdichterräder sind das Herzstück in FCAS-Systemen. Mit der kompletten Neuauslegung dieses Elektromotors hat LCM einen unentbehrlichen Beitrag zum gelungenen Innovationssprung und Wettbewerbsvorsprung geleistet”, erklärt Pankl Turbosystems-Geschäftsführer Gerhard Krachler.

Konkret hat es neun Monate gedauert, bis das LCM-Team rund um Hubert Mitterhofer und Josef Passenbrunner die ersten Funktionsmuster für den Elektromotor lieferte. Diese erfüllten die Erwartungen von Pankl und liefern Drehzahlen von bis zu 140.000 U/min und eine Nennleistung von 22kW. In diesem Sinne könnte ein FCAS von Pankl Turbosystems, in dem ein von LCM ausgelegter Motor arbeitet, schon bald bei einem Stratosphärenflug an Bord sein, heißt es.

Im Auftrag der britischen Stratospheric Platforms Ltd, eines Herstellers von Bauteilen für die Luft- und Raumfahrt, hat Pankl gemeinsam mit weiteren internationalen Unternehmen an der Entwicklung eines unbemannten Zero-Emission-Flugobjekts gearbeitet: “Selbst wenn dieses Projekt noch in einem sehr frühen Stadium ist, unterstreicht es die enorme Dynamik in der Brennstoffzellen-Technologie”, so Krachler weiter.

“Begrenzter Bauraum”

So unterschiedlich die Einsatzgebiete der FCAS sind, haben sie doch eine Gemeinsamkeit: Der Bauraum ist immer extrem begrenzt. Mithilfe der LCM-Software-Plattform “SyMSpace” konnte aus dieser Not eine Tugend gemacht werden. Damit wurden alle Komponenten – von der Baugröße des Motors über die Materialauswahl bis zur Dimensionierung jedes Bauteils – so aufeinander abgestimmt, dass die errechnete Motorauslegung nicht mehr verbessert werden kann, wie es in einer Aussendung heißt.

“Aus mehreren tausenden Varianten entsteht auf diese Art ein Elektromotor in der geforderten Baugröße, der in der Simulation 97 Prozent Wirkungsgrad erreicht. Es lässt sich kein Parameter weiter verbessern, ohne einen anderen zu verschlechtern”, erklären Passenbrunner und Mitterhofer.

Welches enorme Potential Brennstoffzellen haben, unterstreicht auch das Projekt SkalTABs (skalierbares Thermomanagement und Antriebsstrang für Brennstoffzellen-Nutzfahrzeuge). In dem vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Forschungsprojekt arbeiteten mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) neben Infineon, GreenIng, AVL LIST und MACCON auch Pankl Turbosystems zusammen.

Das Ziel war es, für mittelständische Unternehmen und Fahrzeughersteller mit kleineren Stückzahlen einen Baukasten für verschiedene Leistungsstufen eigener Brennstoffzellensysteme zu erforschen: “Selbstverständlich war auch unser gemeinsam mit LCM entwickeltes FCAS mit an Bord”, sagt Krachler. Weitere Förderprojekte für Antriebssysteme im Megawatt-Bereich werden gerade vorbereitet.

Award für LCM mit Signalwirkung

Dass LCM und Pankl Turbosystems für ihr Projekt mit dem OVE Innovation Award ausgezeichnet werden, hat für Hoffelner Signalwirkung. Gerade bei nicht-fossilen Antriebtechnologien sei Reichweite das entscheidende Kriterium: “Reichweite ist immer eine Frage der Effizienz. Je effizienter Antriebsysteme arbeiten, desto mehr Reichweite ist möglich. Mit der Zusammenarbeit am FCAS haben wir die Grenzen des Möglichen gemeinsam ein wenig verschoben”, sagen Hoffelner und Krachler.

Bernhard Jakoby, OVE-Juryvorsitzender und Vorstand des Instituts für Mikroelektronik und Mikrosensorik an der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU), begründet die Entscheidung LCM zu prämieren wie folgt: “Das ausgezeichnete Projekt zeigt wieder einmal, dass es in Österreich gelingt, innovative Technologien aus der Forschung in die Praxis zu bringen und am Weltmarkt zu etablieren.”

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