29.12.2015

Wo ungewollte Weihnachtsgeschenke eine 2. Chance kriegen

Jährlich werden Waren im Wert von mehr als 260 Milliarden US-Dollar zurückgeschickt. Michael Ringelsten kauft diese Produkte auf und verkauft sie weiter. Dieses Re-Commerce-Konzept wird immer mehr zum Millionen-Business.
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Jährlich werden Waren im Wert von mehr als 260 Milliarden US-Dollar zurückgeschickt. (c) industrieblick - fotolia

Dass nach Weihnachten Geschenke zurückgegeben werden, ist so selbstverständlich wie das Amen im Gebet. Und genau dann beginnt die Hochsaison für Michael Ringelsten. Er betreibt eine Firma in Chicago, mit der er sich dem “zweiten Leben von Geschenken und Handeslwaren” verschrieben hat. Er kauft LKW-Ladungen voller zurückgegebener Waren. Die Dinge werden sortiert und wieder verkauft.

Zweites Chance für Weihnachtsgeschenke

Shorewood Liquidators nennt sich Ringelstens Unternehmen, in dem 91 Personen beschäftigt sind. In den beiden riesigen firmeneigenen Lagerhäusern kommen die retournierten Waren von beispielsweise Amazon, Home Depot oder Groupon zusammen. “Die Schattenseite von E-Commerce ist ein boomendes Geschäft. Wir leben davon, dass Kunden ihren Kauf bereuen”, erklärt der 38-Jährige.

“Wir leben davon, dass Kunden ihren Kauf bereuen.”

Rücksendungen im Wert von 260 Milliarden US-Dollar

Shorr Packaging zufolge werden allein in der Weihnachtszeit, online gekaufte Waren im Wert von 19,4 Milliarden US-Dollar zurückgegeben. Für das ganze Jahr 2015 geht man von einem Wert in Höhe von 260,5 Milliarden US-Dollar aus. Im Allgemeinen retournieren Kunden 10-15 Prozent aller Online-Einkäufe. Diese Zahl kann sich jedoch bis zu 30 % steigern, wenn es beispielsweise um Kleidung geht, die kostenfrei zurückgesandt werden kann.

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Das Re-Commerce Konzept

Ein großer Teil der retournierten Waren kommt nie zum Verkäufer zurück. Nicht einmal wenn die Produkte geöffnet oder benutzt worden sind. Es gibt eigens zentralisierte “Rückgabe-Zentren” von Logisitk-Firmen, die die Waren an kleine Firmen wie Shorewood Liquidators verkaufen. “Wir nennen das Konzept Re-Commerce. Die zweite Chance für Weihnachtsgeschenke sozusagen”, sagt Ryan Kelly, der Vize-Präsident von Genco, einer Firma die ein derartiges Zentrum betreibt. Die Nachfrage ist besonders groß bei Kinderspielsachen, Hauswaren und Sportartikeln. Viele der Firmen kaufen LKW-Ladungen voll Waren, ohne sie je zu Gesicht bekommen zu haben. Manchmal kämen 10, manchmal 100 Trucks, so Kelly.

“Die zweite Chance für Weihnachtsgeschenke sozusagen.”

Mehr als 1000 Pakete täglich

Ringelstens Unternehmen verarbeitet die unterschiedlichsten Produkte. Von Tischtennis-Tischen über Schmuck bis zu alten Auto-Teilen ist alles dabei. Diese Dinge werden auf eBay oder der firmeneigenen Homepage versteigert. Sie können aber auch direkt vor Ort gekauft werden. Shorewood Liquidators besitzt eine eigene Verpackungs- und Versandabteilung, die täglich mehr als 1000 Pakete verschickt.”Viele der angekauften Produkte sind ansich brandneu und können um die Hälfte oder mehr vom ursprünglichen Preis verkauft werden”, sagt Ringelsten.

“Luftsprünge bei 10 % Profit”

Ca. 20 Prozent seien nicht mehr verwertbar, weil sie entweder zu schwer beschädigt oder anderwertig unbrauchbar sind, meint der Geschäftsführer. So gut es geht werden Waren, vor allem jene elektronischer Natur, aber wieder repariert. Im vergangenen Jahr haben Ringelsten und sein Team mehrere Millionen retournierte Produkte verkauft. Der Umsatz betrug über 100 Millionen US-Dollar. “Um in diesem Geschäft Geld zu verdienen muss man auf Masse setzen. Bei einem Profit von 10 % machen wir Luftsprünge.”

Shorewood Liquidators

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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