08.01.2018

Grazer USound launcht bei CES Las Vegas

Das Grazer Unternehmen USound stellt heute bei der größten Consumer Electronics-Messe der Welt seinen auf Halbleiter-Technologie basierenden Mikrolautsprecher vor.
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uSound: Die Co-Founder Jörg Schönbacher, Andrea Rusconi Clerici und Ferrucio Bottoni
(c) uSound: Die Co-Founder Jörg Schönbacher, Andrea Rusconi Clerici und Ferrucio Bottoni

Das Grazer Unternehmen USound machte schon mehrmals auf sich aufmerksam. Ganze zwölf Millionen Euro SeriesA-Finanzierung holte sich die Firma, die einen Mikrolautsprecher auf Halbleiterbasis entwickelt hat, vor einem Jahr. Investiert hat damals eQventure, dessen Geschäftsführer Österreichs Business Angel des Jahres 2017, Herbert Gartner, ist. Diese Konstellation hat einen Hintergrund: Die USound-Founder, Ferrucio Bottoni, Andrea Rusconi Clerici und Jörg Schönbacher waren früher Mitarbeiter in Gartners Unternehmen SensorDynamics, mit dessen 164 Millionen Dollar-Exit dieser den Grundstein zu seiner Investoren-Tätigkeit legte.

+++ Kionix-Gründer: “Zutaten für ein Unicorn sind bei USound da” +++

Nächste Finanzierungsrunde wird verhandelt

Auch die offizielle Präsentation des Produkts findet nun in groß angelegtem Rahmen statt. USound zeigt seinen Mikrolautsprecher bei der CES Las Vegas erstmals einer breiteren Öffentlichkeit. Es ist die größte und bekannteste Consumer Electronics-Messe der Welt. Dort ginge es nun darum, weitere Kunden an Land zu ziehen, sagt Co-Founder Ferruccio Bottoni im Gespräch mit dem Brutkasten. “Wir wollen den Markt auf unser Produkt aufmerksam machen”. Und der Lautsprecher sei schließlich für einen breiten Markt angedacht. Auf Investorensuche sei man bei der CES dagegen nicht. Denn: “Wir sind bereits in Verhandlungen für die nächste Finanzierungsrunde, die primär zur Absicherung des erhöhten Working Capital Bedarfs beim Produktionshochlauf dient.”, verrät Bottoni.

Serienproduktion bereits angelaufen

Das Timing des Präsentationstermins auf der CES ist denkbar gut. Denn die Serienproduktion für die ersten Kunden hat vor kurzem begonnen. Für diese ist USound eine Kooperation mit dem europäischen Halbleiter-Konzern STMicroelectronics (Jahresumsatz 7 Mrd. US-Dollar / 43.500 Mitarbeiter) eingegangen. “STM fertigt die Halbleiter-Komponente der Mikrolautsprecher für uns. Design, Engineering, R&D aber auch die gesamte Steuerung der weltweiten Produktion kommen von USound”, erklärt Bottoni. Die Assemblierung mit den anderen Komponenten des Mikrolautsprechers erfolge im Werk des US-Konzerns Flex in Althofen in Kärnten.

Erste Produkte mit USound-Speakern vor dem Start

Nun werde es auch nicht mehr lange dauern, bis erste Produkte großer Kunden mit USound-Lautsprechern am Markt sichtbar werden. Bei mehreren Abnehmern, bei denen man als OEM-Zulieferer fungiere, sei bereits die Produktion angelaufen. “Es werden zunächst Kopfhörer sein. Später werden auch Smartphones dazu kommen. Um welche Großkunden es sich dabei handelt, darf USound aus vertraglichen Gründen nicht offenlegen”, erklärt Bottoni. Neben der Kooperation mit Großkunden wird das Unternehmen die Mikrolautsprecher über internationale Distributoren auch direkt anbieten. “Kleinere Unternehmen können so unsere Produkte noch im ersten Quartal 2018 kaufen”, sagt Bottoni.

Erstes Unicorn Österreichs?

USound wird gelegentlich als potenzielles erstes Unicorn Österreichs gehandelt (also als Unternehmen mit über einer Milliarde Dollar Bewertung). Das hat zwei Gründe. Erstens ist USound in seinem Feld First Mover. Weltweit kann kein anderes Unternehmen einen funktionierenden Mikrolautsprecher auf Halbleiter-Basis vorweisen. Mit Start der Serienproduktion hat das Grazer Unternehmen also einen massiven Vorsprung zur potenziellen Konkurrenz. Zweitens ist der USound Lautsprecher durch seine Eigenschaften (kleiner, dünner, leichter, weniger Stromverbrauch, keine Wärmeentwicklung, höhere Bandbreite, bessere Tonqualität) für sämtliche Kopfhörer- und Smartphone-Produzenten relevant. Bei geschätzten rund 2,5 Milliarden Smartphone-Nutzern weltweit (laut statista.com – Tendenz steigend) ist der Markt entsprechend riesig.

+++ Herbert Gartner: Mit Syndizierung zum Business Angel des Jahres 2017 +++


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Die dritte Folge von "No Hype KI" mit Manuel Moser, Alexandra Sumper, Moritz Mitterer und Clemens Wasner (v.l.n.r.) (c) brutkasten

„No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz.


Wie lässt sich KI “richtig” in Unternehmen integrieren? Wieso erleben Unternehmen einen “Bottom-Up-Push” und warum sprechen viele dabei noch von großen Hürden? Um diese und viele weitere Fragen ging es in der dritten Folge von “No Hype KI”. Zu Gast waren Alexandra Sumper von Nagarro, Manuel Moser von CANCOM Austria, Moritz Mitterer von ITSV sowie Clemens Wasner von AI Austria und EnliteAI.

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Der Bottom-Up-Push

“Der AI-Hype ist jetzt circa zehn Jahre alt”, startet Clemens Wasner die Diskussionsrunde. Was als “vorausschauende Warnung und Betrugserkennung” im B2B-Sektor begann, hat sich eine knappe Dekade später zu einer Bottom-Up-Push-Bewegung entwickelt. “Einzelne Mitarbeitende verfügen teilweise über weitaus mehr praktische Erfahrung mit Generativer KI”, als “das oft auf einer Projektebene passiert”, so Wasner.

Um KI federführend in Unternehmen zu verankern, sei es wichtiger denn je, Mitarbeitende einzubinden und ihnen intern eine Bühne für den Best-Practice-Austausch zu geben, erklärt Wasner weiter. Aktuell ginge der KI-Push immer intensiver von Mitarbeiter:innen aus. Vergleichbar sei diese Bewegung mit dem Aufkommen der Smartphones vor etwa fünfzehn Jahren.

Daten mit Qualität

Als Basis sollte zuerst allerdings der Datenhaushalt eines Unternehmens sauber strukturiert und reguliert werden, sagt Manuel Moser, Director Digital Innovation & Software Engineering bei CANCOM Austria. “Wenn ein Unternehmen in puncto Daten hinterherhinkt, kann das jetzt durchaus ein Stolperstein sein”, sagt der Experte. In CRM- und ERP-Systemen finden sich häufig unvollständige Angaben. Die dadurch entstehende unzureichende Datenqualität könne jede KI-Initiative ins Stocken bringen, so Moser.

“Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”

Schon allein das Notieren von Informationen auf Zetteln gilt nicht nur als scheinbar banale Hürde, wie Moser im Talk erläutert. Analoge Gewohnheiten können enorme Auswirkungen auf den gesamten Digitalisierungsprozess des Unternehmens haben: “Ich sage immer: Bei Digitalisierungslösungen ist der größte Feind der Zettel und der Bleistift am Tisch, mit denen man das digitale Tool am Ende des Tages umgeht.”

Gerade der öffentliche Sektor sollte im KI-Einsatz sowie in der Verwaltung von Daten sorgfältig agieren. Moritz Mitterer, Aufsichtsratsvorsitzender der ITSV, spricht von besonders sensiblen Daten aus der Sozialversicherung, die ein enges rechtliches Korsett und damit ein höheres Maß an Vorsicht mit sich bringen.

“Wir haben 2017 in der ITSV damit begonnen, innerhalb der Struktur damit zu experimentieren”, erzählt Mitterer. Ein essentielles Learning daraus: Gerade große Prozessmengen stellen sich als ideales Feld für KI heraus – wenn man vernünftige Leitplanken, klare Haftungsregeln und eine unternehmensweite Governance definiert.

Im Fokus stehen User:innen

Datenqualität, Governance und gleichzeitig reichlich Agilität? Worauf sollten sich Unternehmen in erster Linie konzentrieren, um KI lösungsorientiert einzusetzen? Alexandra Sumper, Director Delivery Österreich bei Nagarro, betont, dass KI-Projekte weit mehr als reine Technik voraussetzen: “Meine Erfahrung zeigt wirklich, nicht zu groß zu beginnen, wenn man erst am Anfang steht.“ Viele Firmen würden sich gerade anfangs in Strategiepapieren verlieren, anstatt realitätsgetreue Use Case zu definieren, so die Expertin.

“Man muss gut darauf achten, dass man liefert. Sowohl an Datenqualität, als auch an optimierter User Experience”, erläutert Sumper. Als Erfolgsbeispiel nennt sie die Asfinag, die einen KI-Chatbot erfolgreich eingeführt hat. Das Besondere dabei: Ein Kernteam entwickelte die KI-Lösung, achtete auf Datenqualität und band die künftigen Nutzer:innen ein. Die Akzeptanz im Unternehmen stieg rasant, erzählt Sumper von den Projektanfängen.

Ähnliche Schlüsse zieht Sumper aus der Beobachtung anderer Kund:innen: In erster Linie gelte es zu testen, ob KI in einem kleinen Rahmen Nutzen bringt. Sobald Mitarbeiter:innen erleben, dass KI ihre Arbeit wirklich erleichtert, wächst das Vertrauen und die Bereitschaft, weitere Schritte zu gehen.

“Am Anfang gibt es nichts, dass zu 100 Prozent funktioniert”

Dass sich eine Trial-and-Error-Phase gerade in den Anfängen des KI-Einsatzes nicht vermeiden lässt, scheint ein allgemeiner Konsens der Diskussionsrunde zu sein. “Es gibt nichts, was sofort 100 Prozent top funktioniert”, so Sumper. Um Fehlerquellen und deren Auswirkungen jedoch möglichst gering zu halten, empfiehlt die Expertin Qualitätssicherung durch ein Key-User-Team, um Fehler festzustellen, zu korrigieren und Daten-Gaps zu schließen.

Hierbei sollen die Möglichkeiten von generativer KI intelligent genutzt werden, wie Clemens Wasner hervorhebt: “Wir haben das erste Mal eine Technologie, die es ermöglicht, unstrukturierte Daten überhaupt auswertbar zu machen.” Nun gilt es, Effizienz in der Datenstrukturierung und -auswertung zu fördern, um mit der aktuellen Welle der digitalen Transformation mitzuhalten. Denn KI ist, wie Manuel Moser von CANCOM Austria bestätigt, ein wesentlicher Teil der digitalen Transformation: “Ein Baustein, wenn man so will, wie ein ausgestrecktes Werkzeug eines Schweizer Taschenmessers.”

KI-Bereiche mit Potenzial zur Ausgründung

Das Gespräch zeigte insgesamt, dass Unternehmen viel gewinnen können, wenn sie KI nicht als fertige Lösung, sondern als Lernprozess verstehen, in den die Belegschaft aktiv mit eingebunden wird. Auf einer soliden Datenbasis mit klarer Kommunikation ließe sich schon in kleinen Projekten ein spürbarer Mehrwert für das Unternehmen erzeugen.

In manchen Branchen, darunter Sozialversicherungen, E-Commerce sowie Luftfahrt und Logistik, sind Fortschritte unvermeidlich, um den steigenden Anforderungen von Markt- und Mitarbeiterseite gerecht zu werden.

Wasner spricht hierbei von einem Fokus auf Digital Business, der sich bereits in der Entstehung neuer Geschäftsfelder am Markt zeigt: Immer häufiger bündeln Unternehmen Wissensträger:innen zu den Bereichen Data, IoT und Machine Learning in einer eigenen Organisation oder Ausgründung. Gezielt wird hier das Potenzial eines eigenen KI-Kernteams zu nutzen und auszubauen versucht.

Luft nach oben

Dass es in vielen Branchen noch reichlich ungenutztes Potenzial gibt, haben mittlerweile einige Reports aufgeschlüsselt dargestellt. Gerade im Healthcare-Bereich sei “mit Abstand am meisten rauszuholen” – unter anderem im Hinblick auf den sicheren und effizienten Umgang mit Patienten- und Amnesie-Daten zur schnellen und akkuraten Behandlung.

Laut Moritz Mitterer der ITSV besteht eine große Herausforderung darin, sensible Patientendaten und strenge Regulatorik mit dem Wunsch nach Fortschritt zu vereinen. Gerade in Sozialversicherungen sei es wichtig, eine klare Governance zu schaffen und den Einsatzrahmen von KI zu definieren. Nur so könne Vertrauen gefestigt und sichergestellt werden, dass neue Technologien nicht an bürokratischen Hemmnissen oder Sicherheitsbedenken scheitern.

Vertrauen ist “noch ein starker Blocker”

“Am Ende des Tages probieren Unternehmen aus: Wie reagiert die Technologie, wie geht man damit um, welche Art von Projekten macht man?”, rundet Manuel Moser von CANCOM Austria die Diskussion ab. Der nächste Schritt liege darin, immer “mehr in die Kernprozesse von Unternehmen reinzukommen”, so Moser. “Und das, glaube ich, ist ein sehr wesentlicher Punkt.” Das Vertrauen, dass es die Technologie braucht. Das ist aktuell noch ein “starker Blocker in Unternehmen”.

Die Expertenrunde teilt einen universellen Konsens: Der Mensch sowie sein Know-how und Vertrauen in KI spielen bei der digitalen Transformation eine erhebliche Rolle. Sobald KI-Anwendungen auf eine verlässliche Datenstruktur und klare Organisation treffen, kann sich KI im Unternehmensalltag entfalten. Erst durch das Zusammenspiel von Technik, Datenkultur und motivierten Teams wird KI zum Treiber neuer Chancen.


Die gesamte Folge ansehen:

Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

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