3D Modelle erstellen – Shapediver gewinnt Startup Live #14 in Wien
Jungunternehmer aus der ganzen Welt nahmen an der 14. Auflage des Startup Live in Wien am vergangenen Wochenende teil. Software zum Erstellen von 3D-Modellen, Pokémon Go für Taucher oder Socken, die Atmung messen - sind nur ein kleiner Ausschnitt der Ideenvielfalt. Der Brutkasten war beim spannenden Finale dabei.
“I think, this was the best Startup Live Vienna, we had so far” – blickt Veranstalterin Tanja Sternbauer glücklich auf ein arbeitsintensives Wochenende zurück.
Daniel Horak als Dinosaurier der Startup-Szene
Die finale Phase der 14. Auflage des Startup Live Vienna eröffnete CONDA Co-Founder Daniel Horak. In einer amüsanten Keynote-Speech, erzählte er über seine ersten Schritte als Unternehmer. Auch daraus, dass er mittlwereile zu den Dinosaurieren der Szene zähle, machte er keinen Hehl. Er ging auf seinen Misserfolg mit einer Chatbot-Firma ein, seinen Startup-Live-Sieg mit den späteren Rublys-Gründern und die “ewig währende Achterbahnfahrt” mit Conda. Aber wie das in der Startup-Szene so üblich ist – “He loves what he does”.
“Yes – Awesome”
Natürlich durfte auch Moderator Schrägstrich Bühnenclown Juan Guerra nicht fehlen. Mit inflationären “Yes – Awesome” Rufen (jeder, der schon einmal bei Startup Live war, weiß wovon die Rede ist) und anfangs nur sehr mäßig funktionierenden “Mexican Waves” (auch die sollten bekannt sein) unterhielt er das Publikum.
Shapediver gewinnt Startup Stage
Insgesamt pitchten am Sonntagabend 18 Startups um die Gunst der Jury. Traditionell gab es vier Gewinner-Kategorien.
Shapediver ermöglicht es Firmen, auf einfache Art und Weise 3D-Modelle ihrer Produkte zu erstellen. Die Software verwandelt 2D-Modelle in 3D, ohne irgendwo unzählige Fotos hinaufzuladen.
Gewinner Best Pitch: Identifish
Identifish ist eine Kombination aus einer Fisch-Datenbank und “Pokémon Go”. Mit Hilfe einer smarten Taucherbrille und der dazupassenden App, wird Tauchern in Echtzeit angezeigt, welche Fische sie gerade vor sich sehen. Zusätzlich werden die gesehenen Fische gespeichert und man bekommt Punkte. Sprich “Pokémon Go” für unter Wasser.
Gewinner Early Stage: Franz Babycare
Franz Babycare hat eine smarte Socke entwickelt, die die Gesundheit eines Babys überwacht. Mittels eines Infrarotsensors misst die Socke die Atmung und den Puls des Kindes. Bei Unregelmäßigkeiten schlägt eine eigene App am Smartphone Alarm.
Walkovr will das Erlebnis “Virtual Reality Games” verbessern. Mit deren Lösung soll es möglich sein, sich besser in das Spiel hineinzuversetzen und sich zu bewegen. VR-Brille, Halterungsgestell und Matte sind bereits am Markt.
Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte
Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen.
Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte
Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen.
Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.
Carbon Cleanup setzt auf KI
Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten.
Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.
“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”
Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen
Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“
Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“
Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.
Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies
Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.
Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht.
“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.
Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.
Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup
Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.
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