25.05.2016

Pioneers Festival: Ein Plädoyer für mehr Diversität in Tech-Startups

Frauen in die Technik, lautet die Mission. Gibt es mehr Geschlechter-Diversität, sind Tech-Startups auch finanziell erfolgreicher. Wieso gibt es dennoch so wenig weibliche Beteiligung in der Branche? Am Pioneers-Festival haben Experten diskutiert und ein eindrucksvolles Experiment durchgeführt.
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(c) helpsg- pixabay.com: Frauen in der Management Ebene sorgen für finanziellen Erfolg

“Wer von den Herren im Publikum hat früher davon phantasiert, Superheld zu werden?” – Fast alle Hände gehen in die Höhe.
“Wer von den Damen hatte den selben Traum?” Zwei oder drei der anwesenden Frauen heben die Hand. Das kleine Experiment, das Nicole Glaros von Techstars am Pioneers Festival durchführt, zeigt deutlich: Frauen denken nicht nur anders, sie träumen auch anders, stellen sich ihre Möglichkeiten anders vor.

Könnte es daran liegen, dass es auch unter den Startup CEOs so wenige weibliche Vertreterinnen gibt? Ja, finden die Teilnehmer der Podiumsdiskussion “Gender Diversity in Tech-Starups”. Glaros aber auch Oliver Holle von Speedinvest teilen die Erfahrung, dass es auch für Investoren schwierig ist, in von Frauen geführte Startups zu investieren – weil man sie zuerst suchen muss.

Diverse Unternehmen mit besserer finanzieller Performance

Dabei hätten diverse Teams zahlreiche Vorteile. Eine McKinsey-Studie zeigt beispielsweise, dass diverse Unternehmem eine um 15 Prozent bessere finanzielle Performance abliefern, als einheitliche. Gibt es mehr Diversität in der Management-Ebene, ist das Ergebnis sogar um 45 Prozent besser. Das läge daran, dass unterschiedliche Charaktere generell hilfreich dabei seien, Innovationen voranzutreiben, meint Holle. Glaros fügt hinzu, dass Frauen auch eine gänzliche andere Art hätten, an Probleme heranzugehen. “Sie suchen eher kreative Lösungen als Männer, darum sind ihre Produkte auch oft erflogreicher”, meint sie. Am besten wäre es aber, Männer und Frauen zusammenarbeiten zu lassen, so würden die stärksten Teams entstehen. Das müsse bereits in der Schule so gehandhabt werden, findet US-Botschafterin Alexa Wesner.

“Männer neigen dazu, mehr zu versprechen, als sie am Ende liefern. Frauen liefern mehr, als sie versprochen haben”

“Männer neigen dazu, mehr zu versprechen, als sie am Ende liefern. Frauen liefern mehr, als sie versprochen haben”, erklät Glaros weiter und ergänzt: “Eine Frau bewirbt sich erst für einen Job, wenn sie 90 Prozent der Anforderungen erfüllt. Ein Mann schon bei 10 Prozent.” Um das zu verändern, brauche es mehr weibliche Vorbilder, auch in der Technik Branche, die jungen Frauen zeigen, dass es möglich ist, in der Männer dominierten Welt erfolgreich zu sein.

Keyvan Permani von Tochdown Ventures gibt zu bedenken: “Niemand sagt, ich bin gegen Frauen oder gegen Diversität. Trotzdem hat jeder einen Bias, wenn er Entscheidungen trifft und stellt z.B. unbewusst eher Männer ein. Man uss sich dieses Biases bewusst werden.”

Redaktionstipps

Die Frage nach der Quote

Frauenquoten einzuführen, da ist sich das Podium einig, ist nicht immer zieführend. Es bringe auch nichts, in Unternehmen zu investieren, nur weil sie von Frauen gegründet wären. Vielmehr müsse man gesellschaftspolitische Strukturen schaffen, die eine Karriere familienkompatibel machen. “Viele Frauen fangen an, in einem Unternehmen Karriere zu machen, müssen aber damit aufhören, wenn sie Kinder bekommen”, meint Holle. Flexible Arbeitszeiten und mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten sollen Karriere und Familie für Frauen besser kombinierbar machen. Auch an der gesellschaftlichen Akzeptanz für die Papa-Karenz müsse noch gearbeitet werden.

Dass man insgesamt bereits auf einem guten Weg zu mehr Diversität sei, zeige sich auch am Pioneers Festival. “Am Anfang waren hier nur Kerle”, sagt Holle lachend. Ein Umstand, der sich langsam ändert. Langsam.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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