27.05.2016

Tipps für die Mitarbeitersuche: In 7 Steps zum Teammitglied

"Die technischen Fähigkeiten sind top, aber menschlich passt er nicht ins Team." Ein Problem das bestimmt viele Startupler kennen, die neue Mitarbeiter einstellen. Die Portugiesin Cristina Fonseca hat eine Guideline wie man in 7 Schritten den perfekten neuen Mitarbeiter findet.
/artikel/pioneers-festival-7-schritte-neuer-mitarbeiter-startup
(c) fotolia-contrastwerkstatt (Beispielbild): Expertin Cristina Fonseca erklärt, wie man mit 7 Schritten neue Mitarbeiter für sein Startup findet.

„Es gibt viele Gründe warum Startups scheitern. Doch einer der häufigsten ist, weil sie das falsche Team haben“, sagt Cristina Fonseca Co-Founder von TalkDesk. Am Pioneers Festival gibt sie einen Einblick, worauf es beim Einstellen von Mitarbeitern ankommt und wie sie es geschafft hat in einem Jahr von 30 auf 150 Mitarbeiter aufzustocken.

Was macht ein gutes Team aus?

„Ein gutes Team besteht aus smarten und leidenschaftlichen Mitarbeitern“, meint Fonseca. Eine wichtige Charaktereigenschaft sei auch die Neugier bzw das Verlangen neue Hürden zu bewältigen. Die Basis für gute Zusammenarbeit bilde eine gut funktionierende Kommunikation und Teamfähigkeit, so Fonseca.

„Einer der häufigsten Scheitergründe für Startups ist das falsche Team.“

In 7 Schritten zum neuen Startup-Mitarbeiter

Im Wesentlichen besteht der Einstellungs-Prozess aus sieben Schritten:

1) Sourcing

Ziel ist es, die vielversprechendsten Kandidaten zu finden.

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  • Referenzen zum eigenen Netzwerk sind ein gutes Zeichen
  • Bei Bekannten nachfragen, wer der Kandidat „wirklich“ ist (in der Regel befindet man das eigene Netzwerk für gut)
  • Diversität – verschiedene Fähigkeiten bringen verschiedene Möglichkeiten und Perspektiven.

2) CV Screening

Ziel ist es, potentielle Kandidaten aus den Bewerbungen herauszufiltern. Die Lebensläufe der Kandidaten sind meist sehr aussagekräftig. Mit einer eigenen Short-List lässt sich zumeist die Spreu vom Weizen trennen.

  • Fehler sind ein absolutes No-Go
  • Extreme sind eher zu vermeiden (10 Jahre und 7 Monate in einem Unternehmen)
  • Look for excellence – Referenzen zu Top-Unternehmen oder Awards
  • Sich bei persönlichen Kontakten nach dem Kandidat erkundigen

+++Mehr zum Thema Pioneers Festival: Erdbeerwoche ist Sieger der Post-Startup-Challenge+++

3) Das erste Interview

Ziel ist es herauszufinden, ob die Anstellung des Bewerbers eine Win-Win Situation für beide Seiten ist.

  • eine 30-minütige Konversation (persönlich oder Video-Chat) ist der erste Schritt
  • Fragen vorbereiten – die Fragen sollten in einen Gesprächsverlauf eingebaut werden und nicht wie eine „Prüfung“ wirken
  • die Vision des Startups darstellen
  • Herausfinden welche Vorstellungen der Kandidat von dem Job hat (Gehalt, Herausforderungen, Ziele)
  • WICHTIG: Konnte ich aus dem Gespräch etwas mitnehmen oder lernen
Redaktionstipps

4) Technical Challenge

Ziel ist es herauszufinden, ob die Fähigkeiten des Kandidaten zu den Anforderungen des Unternehmens passen.

  • Den Kandidat nach einem Lösungsansatz für ein bekanntes (aber bereits gelöstes) Problem fragen
  • Den Kandidat dazu einladen die Aufgabe im Office zu lösen
  • Kritisches Feedback zur Leistung geben und verstehen wie der Kandidat reagiert

„Ein schlechtes Zeichen ist es, wenn die Unterhaltung nach kurzer Zeit langweilig wird.“

5) Cultural Fit

Ziel ist es herauszufinden, ob der Kandidat ins Team passt und sich mit den anderen versteht.

  • Ein Mittagessen mit dem Team. Oder der vielleicht noch aussagekräftigere „beer-test“ (der beer-test allein reicht jedoch nicht aus)
  • Diversität – verschiedene Fähigkeiten bringen verschiedene Möglichkeiten und Perspektiven.
  • Ist der Kandidat talentiert, motiviert und interessiert?

+++Mehr zum Thema Pioneers Festival: Wie ein Startup die Meere vom Plastikmüll befreien will+++

6) Decision

Ziel ist es, möglichst schnell eine Entscheidung zu treffen und die Kandidaten zu informieren.

  • Nicht in Frage kommenden Bewerbern absagen. Bevorzugt ohne Begründung – kann lange Diskussionen mit sich bringen
  • Den potentiellen Kandidaten einladen und ihm mitteilen, dass er der richtige für das Unternehmen ist

7) Offer

Ziel ist es, auf einen gemeinsamen Nenner mit dem potentiellen neuen Mitarbeiter zu kommen.

  • Dem Kandidat das Angebot unterbreiten
  • Verhandlungsspielraum in der Hinterhand behalten
  • Konstruktiv mit dem Bewerber über Möglichkeiten diskutieren – sollte er andere Vorstellungen für den Job haben

+++Mehr zum Thema Pioneers Festival: Mit Hyperloop in wenigen Minuten von Wien nach Bratislava+++

Min. 5 Bewerber interviewen

„Google stellt weniger als 1 % der Top-Bewerber ein. Für jede Anstellung erhält der Internetriese 130 Bewerbungen“, erklärt Fonseca. Sich mit einem Interview zu begnügen wäre ungeschickt. Es sollte stets Vergleichsmöglichkeiten bei möglichen neuen Mitarbeitern geben.

The Funded Superhero Syndrom

Kurz nach einem Investment ist man als Startup dazu verleitet, die eigenen Regeln über Board zu werfen. Überstürzte Anstellungen sind oft die Folge. Das Ziel nach schnellem Wachstum ist verständlich. Auf lange Sicht können vorschnelle Entscheidungen in Sachen Mitarbeiter aber viel Zeit und Energie kosten. Vor allem wenn sich nach kurzer Zeit herausstellt, dass man den Falschen engagiert hat.

+++Mehr zum Thema Pioneers: DOs and DON’Ts eines CEOs+++

Hire fast, fire faster (but do it right)

Zweifelsfrei entlässt niemand gerne Mitarbeiter. Für das Wohl des Unternehmens ist es aber manchmal unumgänglich. Wichtig ist es, transparentes und ehrliches Feedback zu geben. Weiters gilt es unnötige Probleme zu vermeiden – wenn notwendig sollte rechtlicher Beistand hinzugezogen werden.

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vor 4 Stunden

Wie der Business-Lunch zum Networking-Booster wird

Kolumne. Wiener Schnitzel, Fish & Chips oder Dim Sum? Netzwerk-Expertin Catharina Rieder erklärt uns, was wir vom Business-Lunch in Wien, London, New York und Shanghai für das Netzwerken lernen können.
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Netzwerkexpertin Catharina Rieder | © Ines Thomsen

Business-Netzwerken ist mehr als nur Kontakte sammeln – es ist ein Beziehungsaufbau-Prozess, der mitunter auch einige Jahre dauern kann. Und selten zeigt sich so deutlich die unterschiedliche, kulturelle Art und Weise beim Netzwerken wie beim Business-Lunch. Während in Wien der „etwas grantige Herr Ober“ fast schon zur Erfahrung dazugehört, geht man in den USA direkt in medias res – und in China entscheidet oft die Hierarchie, wer zuerst spricht (oder isst).

Ich habe in den letzten Jahren viele unterschiedliche Netzwerk-Treffen beim Essen erlebt – manche inspirierend, manche lehrreich, andere einfach nur gut fürs Karma. Was sie alle gemeinsam hatten: Sie waren nie „nur“ Mittagessen.

Dieser Artikel ist eine Einladung, beim Netzwerken über den Tellerrand zu schauen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Österreich: Zwischen Höflichkeit, Charme und strukturiertem Miteinander

In Wien ist der Business-Lunch eine stilsichere Angelegenheit – irgendwo zwischen verbindlich und gemütlich. Oft trifft man sich in traditionellen Gaststätten oder Kaffeehäusern wie dem Landtmann, Café Central oder Diglas. Und ja: Das Klischee des leicht mürrischen Oberkellners erfüllt sich erstaunlich oft. Aber das gehört hier fast schon zum Wiener Charme.

Ich reserviere frühzeitig, bitte explizit um einen ruhigen Platz (Stichwort: nicht mitten im Lokal) und bin selbst immer einige Minuten früher da. Wenn man sich noch nie gesehen hat, reserviere ich unter meinem vollen Namen – das erspart den peinlichen „Wo sitzt sie denn?“-Moment. Und ja: Ich frage vorab nach kulinarischen Vorlieben und gebe zwei bis drei Restaurantvorschläge zur Auswahl. Lieber einen Schritt mehr – aber dafür ein echtes Willkommensgefühl. Bei mir steht die zwischenmenschliche Wertschätzung ganz oben.

Auch organisatorisch ist Vorbereitung Gold wert: Ich überprüfe jede Reservierung doppelt, bitte um schriftliche Bestätigung oder nutze Tools mit sofortiger Online-Bestätigung. Denn: Kein Tisch beim Eintreffen ist ein echter Networking-Killer.

Inhaltlich gilt: Small Talk ja, aber fundierte Vorbereitung ist Pflicht. Ich informiere mich über mein Gegenüber – keine Basics wie „Was machen Sie eigentlich genau?“ oder gar falsche Namensnennung. Und wenn man etwas verspricht – etwa ein bestimmtes Dokument, eine Kontaktempfehlung oder einen Link – dann schicke ich das auch später verlässlich nach! Ich setze mir dafür einen Reminder direkt nach dem Gespräch. Denn nach dem Espresso ist vor dem nächsten Zoom-Call – und was vergessen wurde, wirkt schnell nachlässig.

Wie habe ich nun die Kombination Netzwerken und Business-Lunch zwischen Ost und West bzw. Nord und Süd erlebt?

Großbritannien: „Let’s do lunch“ – höflich, präzise, dezent

Der britische Lunch ist effizient, aber freundlich. Small Talk über das Wetter, Kultur oder Sport ist fixer Bestandteil, bevor es zum Geschäftlichen geht – das geschieht jedoch meist ohne Umschweife, aber stets mit einem Schuss Understatement.

Die Rechnung? Wird vom Einladenden diskret übernommen – kein großes Thema. Alkohol ist möglich (ein Glas Wein oder ein Pint), aber in Maßen.

Spanien: Beziehung geht vor Business

In Spanien ist der Lunch ein soziales Ritual. Es wird für unsere Verhältnisse spät gegessen (ab 14:00 Uhr), lange geredet, viel gelacht – und oft erst gegen Ende übers Business gesprochen. Vertrauen wird über Zeit und Nähe aufgebaut. Persönliche Gespräche gehören dazu – Familie, Werte, Politik. Ein kurzer, nüchterner Business-Lunch wäre hier fast schon unhöflich.

Schweden: Struktur & Augenhöhe

Pünktlich, sachlich, respektvoll. Der schwedische Business-Lunch ist effizient organisiert – oft als Buffet oder leichter Lunch (sehr oft mit Sandwiches in alle Varianten). Geschäftliches wird direkt besprochen, aber in ruhigem Ton. Small Talk ist minimal. Auffällig: Schweigen ist okay – und oft ein Zeichen von Reflexion. Und: Hierarchie wird kaum betont – man spricht auf Augenhöhe.

USA: Direkt, dynamisch, zielorientiert

Time is money – das spürt man beim Business-Lunch in den USA sofort. Nach einem kurzen Small Talk – zumeist für uns auf eine fast übertrieben freundschaftliche Art, selbst wenn man sich kaum kennt – wird meist schnell zum Geschäftlichen übergegangen. Lunch-Termine sind eher kurz (45–60 Minuten) und dienen oft als Entscheidungshilfe. Trinkgeld ist Pflicht, Bezahlung unkompliziert – geteilt oder vom Gastgeber übernommen, beides ist möglich.

China: Respekt, Ritual & Rangordnung

Business-Lunches in China folgen klaren sozialen Regeln. Wer wo sitzt, wer zuerst bedient wird, wer beim Anstoßen das Glas höher hält – all das zeigt Respekt und Rangverständnis. Gespräche beginnen persönlich, Geschäftliches wird oft indirekt und diplomatisch angesprochen. Die Einladung ist meist großzügig, oft opulent – und als Geste der Beziehungspflege zu verstehen. Gastgeschenke gehören in China zum guten Ton, denn alles andere wäre unhöflich. Und es müssen stets Reste von den Speisen am Tisch bleiben: ein leerer Tisch wird als „geizig“ gedeutet und lässt vermuten, dass die Gäste nicht satt wurden.

Vereinigte Arabische Emirate: Gastfreundschaft als Business-Prinzip

Essen ist hier ein Ausdruck von Ehre und Verbindung. Alkohol ist tabu, Schweinefleisch ebenso. Gespräche sind höflich, aber nicht forsch. Persönliche Beziehungen stehen klar vor Business-Themen. Der Lunch dient dem Aufbau von Vertrauen – wer zu schnell zum Punkt kommt, wirkt ungeduldig oder gar respektlos. Sonst gehen Türen zu noch bevor sie halb offen waren. Geduld ist hier eine Business-Währung.


Checkliste für den Business-Lunch

Zusammenfassend möchte ich aus meiner persönliche Erfahrung hier einige praktische Tipps für den nächsten Business Lunch geben:

  1. Organisation & Setting
  • Frühzeitig reservieren und um einen ruhigen Platz bitten.
  • Vorab die kulinarischen Vorlieben klären und dann einige Restaurantoptionen zur Auswahl anbieten
  • Reservierung immer doppelt überprüfen
  • Immer einige Minuten vor dem Gast da sein
  • Unter vollständigem Namen reservieren – bei „Blind-Date-Meetings“ hilft das enorm
  1. Angemessene Kleiderwahl
  • Ich würde Kleidung wählen, die dem Anlass, dem kulturellen Kontext und dem Ort entspricht
  • In formelleren Settings ist Business Chic angebracht, in kreativeren Branchen darf es etwas lockerer sein – aber immer gepflegt
  • Achte darauf, dass Äußerlichkeiten nicht vom Gespräch ablenken, sondern stets die Professionalität unterstreichen
  1. Auswahl der Speisen
  • Gerichte auswählen, welche leicht zu essen sind und keine Ablenkung verursachen
  • Fingerfood, stark riechende Speisen oder „Klecker-Kandidaten“ lieber vermeiden
  • Essgewohnheiten oder Einschränkungen des Gegenübers berücksichtigen (z. B. vegetarisch, vegan, keine Meeresfrüchte etc.)
  • Auf Speisen verzichten, bei denen man ununterbrochen schneiden, pulen oder auslöffeln muss – das Gespräch sollte im Vordergrund stehen
  1. Höflichkeit gegenüber dem Servicepersonal
  • Der Umgang mit dem Personal sagt viel über jemanden aus – Freundlichkeit, Blickkontakt und ein einfaches „Danke“ machen tatsächlichen einen Unterschied
  • Gern auch das Personal höflich ansprechen – mit Titel oder Nachnamen, wenn angebracht
  • Auch im Stress oder bei kleinen Missverständnissen: Geduld und Respekt bleiben oberstes Gebot
  1. Vorbereitung als Basis
  • Gut auf das Gegenüber vorbereitet sein
  • Keine banalen Informationen erfragen, die man online hätte nachlesen können
  • Namen korrekt aussprechen – klingt selbstverständlich, ist es aber nicht immer (leider selber erlebt)
  1. Small Talk & Gesprächsthemen
  • Besser mit unverfänglichen Themen starten wie Wetter, Kulinarik, Reiseerlebnissen oder aktuellen Events
  • Heikle Themen sollten vermieden werden (Religion, Politik, Gehalt) – außer es ergibt sich im freundlichen Rahmen oder man ist gut bekannt
  • Immer immer immer echtes Interesse zeigen und aktiv hin-hören – Small Talk ist beim Netzwerken kein Lückenfüller, sondern Beziehungsarbeit
  • Übergang ins Geschäftliche sollte sensibel und natürlich passieren, z. B. nach dem Hauptgang oder mit einem Bezug zum vorherigen Thema
  1. Bezahlung & Compliance
  • Früher: Wer einlädt, zahlt – heute: Regeln prüfen
  • Vorab klären, ob Einladung akzeptiert werden darf und bis zu welcher Höhe (Stichwort Compliance)
  • Keine großen Gesten nötig – Diskretion zählt mehr
  1. Follow-up & Nachbereitung
  • Versprochene Informationen nach dem Lunch zeitnah senden
  • Notizen oder Kalender-Reminder nutzen, um nichts zu vergessen
  • Anschließend schriftlich bedanken – kleine Geste, große Wirkung

Fazit: Der Business-Lunch ist mehr als nur ein Essen

Ob im Wiener Kaffeehaus, im Londoner Pub oder in der Rooftop-Lounge in Shanghai – gemeinsames Essen ist ein Türöffner. Doch der Schlüssel liegt im Detail: kulturelles Feingefühl, gute Vorbereitung und echte Aufmerksamkeit sind dabei Grundvoraussetzung für nachhaltigen Netzwerkaufbau.

Wer sich darauf einlässt, wird merken: Der beste Networking-Effekt liegt oft nicht in der Präsentation, sondern in der Pause zwischen Hauptgang und Dessert.


Über die Autorin

Catharina Rieder verfügt über 25 Jahre Erfahrung in der Kommunikationsbranche – unter anderem auch als PR & Communications Director in einem globalen Konzern. In dieser Zeit war ihr Netzwerk ihr ständiger Business-Begleiter. Über die Plattform einfach.netzwerken teilt sie ihr Wissen mit Menschen aus unterschiedlichsten Branchen und Bereichen. Neben einem Netzwerk-Buddy Programm und einem Netzwerk-Starter-Training bietet sie zudem einen Netzwerk-Guide inklusive Selbst Check an. Zudem produziert Rieder einen Business-Podcast rund um das Thema Netzwerken namens NETZWERK-ZIRKEL. Bist du bereit, das volle Potenzial deines Netzwerks zu entfalten? Catharina Rieder freut sich mit dir in Kontakt zu treten!

vor 4 Stunden

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Business-Netzwerken ist mehr als nur Kontakte sammeln – es ist ein Beziehungsaufbau-Prozess, der mitunter auch einige Jahre dauern kann. Und selten zeigt sich so deutlich die unterschiedliche, kulturelle Art und Weise beim Netzwerken wie beim Business-Lunch. Während in Wien der „etwas grantige Herr Ober“ fast schon zur Erfahrung dazugehört, geht man in den USA direkt in medias res – und in China entscheidet oft die Hierarchie, wer zuerst spricht (oder isst).

Ich habe in den letzten Jahren viele unterschiedliche Netzwerk-Treffen beim Essen erlebt – manche inspirierend, manche lehrreich, andere einfach nur gut fürs Karma. Was sie alle gemeinsam hatten: Sie waren nie „nur“ Mittagessen.

Dieser Artikel ist eine Einladung, beim Netzwerken über den Tellerrand zu schauen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Österreich: Zwischen Höflichkeit, Charme und strukturiertem Miteinander

In Wien ist der Business-Lunch eine stilsichere Angelegenheit – irgendwo zwischen verbindlich und gemütlich. Oft trifft man sich in traditionellen Gaststätten oder Kaffeehäusern wie dem Landtmann, Café Central oder Diglas. Und ja: Das Klischee des leicht mürrischen Oberkellners erfüllt sich erstaunlich oft. Aber das gehört hier fast schon zum Wiener Charme.

Ich reserviere frühzeitig, bitte explizit um einen ruhigen Platz (Stichwort: nicht mitten im Lokal) und bin selbst immer einige Minuten früher da. Wenn man sich noch nie gesehen hat, reserviere ich unter meinem vollen Namen – das erspart den peinlichen „Wo sitzt sie denn?“-Moment. Und ja: Ich frage vorab nach kulinarischen Vorlieben und gebe zwei bis drei Restaurantvorschläge zur Auswahl. Lieber einen Schritt mehr – aber dafür ein echtes Willkommensgefühl. Bei mir steht die zwischenmenschliche Wertschätzung ganz oben.

Auch organisatorisch ist Vorbereitung Gold wert: Ich überprüfe jede Reservierung doppelt, bitte um schriftliche Bestätigung oder nutze Tools mit sofortiger Online-Bestätigung. Denn: Kein Tisch beim Eintreffen ist ein echter Networking-Killer.

Inhaltlich gilt: Small Talk ja, aber fundierte Vorbereitung ist Pflicht. Ich informiere mich über mein Gegenüber – keine Basics wie „Was machen Sie eigentlich genau?“ oder gar falsche Namensnennung. Und wenn man etwas verspricht – etwa ein bestimmtes Dokument, eine Kontaktempfehlung oder einen Link – dann schicke ich das auch später verlässlich nach! Ich setze mir dafür einen Reminder direkt nach dem Gespräch. Denn nach dem Espresso ist vor dem nächsten Zoom-Call – und was vergessen wurde, wirkt schnell nachlässig.

Wie habe ich nun die Kombination Netzwerken und Business-Lunch zwischen Ost und West bzw. Nord und Süd erlebt?

Großbritannien: „Let’s do lunch“ – höflich, präzise, dezent

Der britische Lunch ist effizient, aber freundlich. Small Talk über das Wetter, Kultur oder Sport ist fixer Bestandteil, bevor es zum Geschäftlichen geht – das geschieht jedoch meist ohne Umschweife, aber stets mit einem Schuss Understatement.

Die Rechnung? Wird vom Einladenden diskret übernommen – kein großes Thema. Alkohol ist möglich (ein Glas Wein oder ein Pint), aber in Maßen.

Spanien: Beziehung geht vor Business

In Spanien ist der Lunch ein soziales Ritual. Es wird für unsere Verhältnisse spät gegessen (ab 14:00 Uhr), lange geredet, viel gelacht – und oft erst gegen Ende übers Business gesprochen. Vertrauen wird über Zeit und Nähe aufgebaut. Persönliche Gespräche gehören dazu – Familie, Werte, Politik. Ein kurzer, nüchterner Business-Lunch wäre hier fast schon unhöflich.

Schweden: Struktur & Augenhöhe

Pünktlich, sachlich, respektvoll. Der schwedische Business-Lunch ist effizient organisiert – oft als Buffet oder leichter Lunch (sehr oft mit Sandwiches in alle Varianten). Geschäftliches wird direkt besprochen, aber in ruhigem Ton. Small Talk ist minimal. Auffällig: Schweigen ist okay – und oft ein Zeichen von Reflexion. Und: Hierarchie wird kaum betont – man spricht auf Augenhöhe.

USA: Direkt, dynamisch, zielorientiert

Time is money – das spürt man beim Business-Lunch in den USA sofort. Nach einem kurzen Small Talk – zumeist für uns auf eine fast übertrieben freundschaftliche Art, selbst wenn man sich kaum kennt – wird meist schnell zum Geschäftlichen übergegangen. Lunch-Termine sind eher kurz (45–60 Minuten) und dienen oft als Entscheidungshilfe. Trinkgeld ist Pflicht, Bezahlung unkompliziert – geteilt oder vom Gastgeber übernommen, beides ist möglich.

China: Respekt, Ritual & Rangordnung

Business-Lunches in China folgen klaren sozialen Regeln. Wer wo sitzt, wer zuerst bedient wird, wer beim Anstoßen das Glas höher hält – all das zeigt Respekt und Rangverständnis. Gespräche beginnen persönlich, Geschäftliches wird oft indirekt und diplomatisch angesprochen. Die Einladung ist meist großzügig, oft opulent – und als Geste der Beziehungspflege zu verstehen. Gastgeschenke gehören in China zum guten Ton, denn alles andere wäre unhöflich. Und es müssen stets Reste von den Speisen am Tisch bleiben: ein leerer Tisch wird als „geizig“ gedeutet und lässt vermuten, dass die Gäste nicht satt wurden.

Vereinigte Arabische Emirate: Gastfreundschaft als Business-Prinzip

Essen ist hier ein Ausdruck von Ehre und Verbindung. Alkohol ist tabu, Schweinefleisch ebenso. Gespräche sind höflich, aber nicht forsch. Persönliche Beziehungen stehen klar vor Business-Themen. Der Lunch dient dem Aufbau von Vertrauen – wer zu schnell zum Punkt kommt, wirkt ungeduldig oder gar respektlos. Sonst gehen Türen zu noch bevor sie halb offen waren. Geduld ist hier eine Business-Währung.


Checkliste für den Business-Lunch

Zusammenfassend möchte ich aus meiner persönliche Erfahrung hier einige praktische Tipps für den nächsten Business Lunch geben:

  1. Organisation & Setting
  • Frühzeitig reservieren und um einen ruhigen Platz bitten.
  • Vorab die kulinarischen Vorlieben klären und dann einige Restaurantoptionen zur Auswahl anbieten
  • Reservierung immer doppelt überprüfen
  • Immer einige Minuten vor dem Gast da sein
  • Unter vollständigem Namen reservieren – bei „Blind-Date-Meetings“ hilft das enorm
  1. Angemessene Kleiderwahl
  • Ich würde Kleidung wählen, die dem Anlass, dem kulturellen Kontext und dem Ort entspricht
  • In formelleren Settings ist Business Chic angebracht, in kreativeren Branchen darf es etwas lockerer sein – aber immer gepflegt
  • Achte darauf, dass Äußerlichkeiten nicht vom Gespräch ablenken, sondern stets die Professionalität unterstreichen
  1. Auswahl der Speisen
  • Gerichte auswählen, welche leicht zu essen sind und keine Ablenkung verursachen
  • Fingerfood, stark riechende Speisen oder „Klecker-Kandidaten“ lieber vermeiden
  • Essgewohnheiten oder Einschränkungen des Gegenübers berücksichtigen (z. B. vegetarisch, vegan, keine Meeresfrüchte etc.)
  • Auf Speisen verzichten, bei denen man ununterbrochen schneiden, pulen oder auslöffeln muss – das Gespräch sollte im Vordergrund stehen
  1. Höflichkeit gegenüber dem Servicepersonal
  • Der Umgang mit dem Personal sagt viel über jemanden aus – Freundlichkeit, Blickkontakt und ein einfaches „Danke“ machen tatsächlichen einen Unterschied
  • Gern auch das Personal höflich ansprechen – mit Titel oder Nachnamen, wenn angebracht
  • Auch im Stress oder bei kleinen Missverständnissen: Geduld und Respekt bleiben oberstes Gebot
  1. Vorbereitung als Basis
  • Gut auf das Gegenüber vorbereitet sein
  • Keine banalen Informationen erfragen, die man online hätte nachlesen können
  • Namen korrekt aussprechen – klingt selbstverständlich, ist es aber nicht immer (leider selber erlebt)
  1. Small Talk & Gesprächsthemen
  • Besser mit unverfänglichen Themen starten wie Wetter, Kulinarik, Reiseerlebnissen oder aktuellen Events
  • Heikle Themen sollten vermieden werden (Religion, Politik, Gehalt) – außer es ergibt sich im freundlichen Rahmen oder man ist gut bekannt
  • Immer immer immer echtes Interesse zeigen und aktiv hin-hören – Small Talk ist beim Netzwerken kein Lückenfüller, sondern Beziehungsarbeit
  • Übergang ins Geschäftliche sollte sensibel und natürlich passieren, z. B. nach dem Hauptgang oder mit einem Bezug zum vorherigen Thema
  1. Bezahlung & Compliance
  • Früher: Wer einlädt, zahlt – heute: Regeln prüfen
  • Vorab klären, ob Einladung akzeptiert werden darf und bis zu welcher Höhe (Stichwort Compliance)
  • Keine großen Gesten nötig – Diskretion zählt mehr
  1. Follow-up & Nachbereitung
  • Versprochene Informationen nach dem Lunch zeitnah senden
  • Notizen oder Kalender-Reminder nutzen, um nichts zu vergessen
  • Anschließend schriftlich bedanken – kleine Geste, große Wirkung

Fazit: Der Business-Lunch ist mehr als nur ein Essen

Ob im Wiener Kaffeehaus, im Londoner Pub oder in der Rooftop-Lounge in Shanghai – gemeinsames Essen ist ein Türöffner. Doch der Schlüssel liegt im Detail: kulturelles Feingefühl, gute Vorbereitung und echte Aufmerksamkeit sind dabei Grundvoraussetzung für nachhaltigen Netzwerkaufbau.

Wer sich darauf einlässt, wird merken: Der beste Networking-Effekt liegt oft nicht in der Präsentation, sondern in der Pause zwischen Hauptgang und Dessert.


Über die Autorin

Catharina Rieder verfügt über 25 Jahre Erfahrung in der Kommunikationsbranche – unter anderem auch als PR & Communications Director in einem globalen Konzern. In dieser Zeit war ihr Netzwerk ihr ständiger Business-Begleiter. Über die Plattform einfach.netzwerken teilt sie ihr Wissen mit Menschen aus unterschiedlichsten Branchen und Bereichen. Neben einem Netzwerk-Buddy Programm und einem Netzwerk-Starter-Training bietet sie zudem einen Netzwerk-Guide inklusive Selbst Check an. Zudem produziert Rieder einen Business-Podcast rund um das Thema Netzwerken namens NETZWERK-ZIRKEL. Bist du bereit, das volle Potenzial deines Netzwerks zu entfalten? Catharina Rieder freut sich mit dir in Kontakt zu treten!

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