10.02.2016

Egon snapt und Gustav twittert – Museen im Social Web

Warum setzen gerade Museen auf Social Media und warum sind sie oftmals so erfolgreich in den sozialen Netzwerken?
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Leopold Museum

Im Jänner des letzten Jahres schaltete das Leopold Museum in Sachen Social Media gleich mehrere Gänge hinauf. Ein Facebook Kanal bestand schon seit einigen Jahren, vor mehr als 12 Monaten folgten dann weitere Präsenzen im Social Web, wie auf den Plattformen Twitter und Instagram.

Jedes Museum, jede Kunsteinrichtung hat besonderes zu zeigen – die Ausstellungsexponate sowie die Geschichten rund um die präsentierten Künstler. Ein Vorteil gegenüber vielen Unternehmen im Web. Stichwort: Snack Content und Storytelling.

Visuelle Netzwerke: Snapchat, Instagram

Zusätzlich finden regelmäßig Openings und spezielle Aktionen statt. Auch die Architektur der meisten Häuser lässt sich von diversen Blickwinkeln betrachten und ablichten. Überspitzt gesagt: Content gibt es zur Genüge. Vor allem für (visuelle) Netzwerke wie Snapchat und Instagram, ein großer Vorteil gegenüber anderen Brands und Unternehmen, die oftmals mühsam passende Inhalte kuratieren müssen.

Behind the Scenes im Museum

Größen im Art Business wie das “Museum of Modern Art” in New York City oder der “Louvre” in Paris, zeigen es vor. Regelmäßige Updates, viele “Behind the Scenes”, Einblicke in aktuelle Ausstellungen und Live-Berichte von Events.  1.2  Millionen Follower bei Instagram sowie knappe 2 Millionen Fans beim Platzhirsch Facebook können beispielsweise beim MOMA nicht irren. Die virtuellen Präsenzen und der präsentierte Content kommen gut an bei den Fans.

Ein Vorteil für die bekannten und großen Kunsthäuser ist natürlich deren Internationalität. Die Follower- und Fanschaft setzt sich aus Menschen aus der ganzen Welt zusammen. Kunst, vor allem als visualisierter Content, funktioniert über alle Grenzen hinaus. Museen sind ähnlich wie Fußballvereine, sie haben mit Fanclubs, Jahreskartenbesitzern und Kunstliebhabern eine treue Fanbase.

Leopold Museum: 10.000 Follower auf Instagram

Zurück nach Wien. Als erstes Museum in deutschsprachigen Raum (D, A, CH) konnte das Leopold Museum beim im Moment am stärksten wachsenden Netzwerk – Instagram – mehr als 10.000 Follower erreichen. Auch die Interaktionsraten sprechen für sich. Viele Fotografien von Schiele, Klimt oder den Wechselausstellungen erhalten durchschnittlich 500 Likes. Ein großartiger Wert im Vergleich mit anderen Museen im deutschsprachigen Raum. Das Feedback auf die Postings bei Facbeook, Twitter oder Instagram ist durchwegs positiv. So finden sich beispielsweise mehr als 1.000 Bilder unter #LeopoldMuseum bei Instagram. Im Marketing Speech würde man von einer “Love – Brand” sprechen. Wohl zu recht.

Das Haus im Wiener Museumsquartier geht auch weiterhin mit den Trends. So launchte Ende 2015 der Snapchat Kanal und versorgt seitdem gerade die jüngere Zielgruppe, mittlerweile mehr als 200 Follower, mit regelmäßigen Snaps und Stories. Überdies fanden letztes Jahr mehrere Livestreams über die zu Twitter gehörende Streaming Anwendung “Periscope” statt. Dadurch konnten die Follower beispielsweise ganz nah an der britischen Künstlerin Tracey Emin sein.

Foto-Verbot im Museum war mal

Die Social Media Tools bieten sich gerade in Zeiten von knappen Ressourcen und Budgets an um Lust auf mehr (Kunst) zu machen. Gab es vor kurzem noch strikte Fotografierverbote in den meisten Kunsteinrichtungen, werden die BesucherInnen jetzt oftmals schon am Eingang aufgefordert Fotos in den sozialen Netzwerken hochzuladen und ja nicht auf den meist schon vorgegebenen (Signature-) Hashtag zu vergessen. Viele Kunstfans machen aber ohnehin Fotos der Ausstellungsstücke und präsentieren diese in deren Profilen. Ganz automatisch machen BesucherInnen so Werbung für die Ausstellungen und Ausstellungshäuser. Ein großer Vorteil: Freunde empfehlen Freunden eine Ausstellung und motivieren so, auf authentische Art und Weise, die eigene Community, doch auch einmal ins Museum zu kommen. Denn Live ist ein Schiele oder Klimt natürlich immer noch viel beeindruckender als beispielsweise im quadratischen Format von Instagram.

Das Social Web bietet für Museen immer mehr Möglichkeiten um nach außen zu kommunizieren. Durch die sozialen Netzwerke wirken Museen weniger elitär, jede und jeder kann an der Kunst partizipieren. Sich einen Eindruck machen und etwas Neues entdecken. Man muss diese Werkzeuge nur nutzen und vor allem wissen Wie.

Am Ende noch ein kleiner Tipp für Tinder Nutzer: Haltet im MQ Ausschau nach Gustav Klimt oder Egon Schiele. Wer weiss, vielleicht ergibt sich ein spannendes Rendevouz mit den beiden Künstlern.

Andreas Mittelmeier – Social Media & Online Kommunikator

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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