24.05.2017

Management Buyout bei „Brutkasten“

In eigener Sache: Management Buyout bei Österreichs Startup- und Innovationsplattform.
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(C) Marko Kovic

Liebe Leserinnen und Leser,

ich darf verkünden, dass mir „Die Presse“ und Styria Media Group die große Chance gegeben haben, den „Brutkasten“ im Rahmen eines Management Buyouts zu übernehmen. Aus einem Intrapreneur wird ein Entrepreneur. Mit an Bord sind neben dem Unternehmer und Gründer der Tailored Media Group, Lorenz Edtmayer, mit dem ich den „Brutkasten“ vor rund drei Jahren gestartet habe, auch sein Partner Maximilian Nimmervoll, sowie mein Mentor Michael Tillian, der Mitgründer des österreichischen Technologie- und Medien-Venture MaxFun Sports. Davor war Michael rund 14 Jahre in mehreren Top-Management- Positionen für die Styria-Gruppe tätig.

Pläne von „Brutkasten“ im neuen Gesellschafterkreis

Es ist mir eine persönliche Freude, dass wir in diesem sehr komplementären Gesellschafterkreis der Unternehmer, Top-Manager sowie Medien- und Digitalisierungsprofis den „Brutkasten“ weiterentwickeln können. Michael Tillian, mein Mentor, ist einer der meistgesuchten Medien Manager in Österreich und Deutschland. Sein Engagement hebt uns auf ein neues Level, gibt uns zusätzliche Relevanz, Kompetenz und Kraft. Michael hat mit MaxFun auch bewiesen, dass er ein erfolgreicher Vollblut-Unternehmer und Digitalisierungs-Profi ist. Mein Partner der ersten Stunde, Lorenz Edtmayer und sein Partner Maxi Nimmervoll, denen der „Brutkasten“ ein Herzensanliegen ist, werden sich mit ihrer erfolgreichen unternehmerischen Erfahrung, wie auch mit den Assets aus ihren gemeinsamen, auf die Digitalisierung spezialisierten Unternehmen, wie TailoredApps, DarwinsLab, DarwinsCircle, Web & Söhne und ShareLock, synergetisch stark einbringen.

“Der Brutkasten” Co-Founder (von links): Dejan Jovicevic, Lorenz Edtmayer, Michael Tillian, Maximilian Nimmervoll. Copyright Valerie Voithofer.

Wir wollen den „Brutkasten“ gemeinsam konsequent weiterentwickeln. Redaktionell werden wir sowohl breiter als auch tiefer werden und den Kontext, in dem sich die Startups bewegen, stärker mitnehmen. Es geht um das Thema Entrepreneurship, um die digitale und innovative Wirtschaft, Technologie, aber genauso um gesellschaftspolitische, zukunftsweisende Themen, die wir in diesem Zusammenhang zu lösen haben werden.

“Redaktionell werden wir sowohl breiter als auch tiefer werden und den Kontext, in dem sich die Startups bewegen, stärker mitnehmen.”

Schwerpunkte für heuer sind weiters der Ausbau der bereits gut etablierten Videoformate, Livestreams und Roundtables, ein stärkerer Fokus auf die Bundesländer, der Ausbau und Digitalisierung unserer Job Plattform sowie des dazu gehörigen Formates Find Your Co-Founder, wie auch die ersten Expansionsschritte in Richtung CEE.

Das Team werden wir sukzessive verstärken

Ressourcentechnisch werden wir uns vA im Team verstärken. Ab Juni übernimmt Theresa Sophie Breitsching die Deep-Tech Themen mit dem Schwerpunktthema Artificial Intelligence. Theresa war die erste Chefredakteurin des Brutkasten, hat sich anschließend auf die Entwicklung und das Designen von Chatbots spezialisiert und bietet nunmehr Dienstleistungen im Chatbot-Bereich an.

Weiteres wird ab Juni Elisabeth Oberndorfer, eine journalistische Koryphäe im Startup- und Tech-Bereich,  als freie Autorin einen wöchentlichen Rundblick in Sachen News und Trends mit dem Fokus auf die Automobilbranche übernehmen. Thematisch dreht sich auch hier vieles um Künstliche Intelligenz.

Philip Hofmacher wird uns ab Juli verstärken. Er wird sich als Assistent der Geschäftsführung schwerpunktmäßig den Themen Sales, Bussiness Develoment und Project Management widmen.  Philip war zuletzt der Co-Head Organisor der erfolgreichen studentischen Eventreihe Entrepreneurship Avenue. Er ist ein Startup Insider und ebenso wie Theresa und Elisabeth ein großer Gewinn für uns.

Auch unser Netzwerk der Gastautoren wird für diese Zwecke deutlich erweitert. Runtastic-Gründer und Unternehmer Florian Gschwandtner wird auch dem „Brutkasten“ sein Gründer-Wissen zur Verfügung stellen. Mit „New Venture Scouting“ von Werner Wutscher werden wir uns vorwiegend den b2b-Startups und den Fragen eines nachhaltigen Gründer-Hubs widmen. Und unsere Autoren aus dem CEE Bereich werden uns im neuen CEE-Chanel mit dem aktuellen Content versorgen.

Österreichische Top-Unternehmen und Investoren glauben an uns

Ebenso freuen wir uns darauf, dass wir für unseren Weg starke Partner gewinnen konnten. Wir wollen unser Produkt mit ihnen gemeinsam weiterentwickeln. Allen voran die A1 Telekom Austria, sowie die ÖBB – Die Österreichischen Bundesbahnen, BAWAG P.S.K., Raiffeisen Bank International, Erste Bank Group, RIZ Niederösterreichs Gründeragentur, Accent Gründerservice, Accenture, ProSiebenSat.1 PULS 4-Gruppe, Österreichische Post, BrandlTalos Rechtsanwälte, LeitnerLeitner, Kammer der Wirtschaftstreuhänder, Wirtschaftsagentur Wien, Wirtschaftskammer Wien, Klima- und Energiefonds, führende österreichische Energieversorger Wien Energie, Energie Steiermark, Salzburg AG und Verbund sowie viele weitere.

Auch seitens der Investoren haben wir mehrere sehr konkrete Angebote gehabt. Ich habe trotzdem entschieden, den “Brutkasten” mit meinen Co-Foundern ohne finanzielle Zuwendungen zu übernehmen und die Plattform vorerst aus dem Cashflow grundsolide aufzustellen und weiterzuentwickeln. Das trauen wir uns zu.

Wir bleiben Brückenbauer

Die Vernetzung von jungen, agilen Startups mit etablierten Großunternehmen bleibt für uns ein zentraler Erfolgsfaktor. Wir glauben, dass in dieser wechselseitigen Befruchtung ein wesentlicher Hebel für unsere Wirtschaft liegt.

Führende mediale Plattform mit einer Multi-Channel Strategie

Das wollen wir fördern. Egal ob digital, via Social Media, in Videos, bei den Events oder in Print-Produkten – „Der Brutkasten“ will der lebendigen österreichischen Startup-Szene eine umfassende Plattform mit journalistischem Kern bieten und diese im ständigen Austausch mit ihr gestalten.

Die Vision vom Brutkasten war es von Beginn an, eine wachsende, innovationsgetriebene Community multimedial zu begleiten und jene unternehmerisch tätigen Köpfe dabei zu unterstützen, die mit ihren innovativen Ideen, Geschäftsmodellen und Lösungen diese Welt weiter bringen wollen. Damit einhergehend war uns die Aufklärung und Orientierung zum Thema Digitalisierung von Beginn an sehr wichtig, wie auch die Vernetzung der „Innovationskräfte“ der jungen, agilen Startups mit jenen der etablierten Unternehmen. In unserer Tätigkeit sehen wir einen volkswirtschaftlich relevanten Beitrag.

Danke!

Ich möchte mich bei Stryia und „Presse“ für diese Chance vom Herzen bedanken. Ebenso bei allen, die bis jetzt mit uns den Weg gegangen sind: unseren Usern, Lesern, Besuchern, wie auch bei unseren Kunden und Partnern. Ohne euch alle gäbe es den Brutkasten nicht.

Abschließend gilt mein großes Dank den Mitarbeitern vom Brutkasten, die für die österreichische Startup Szene unermüdlich arbeiten: Andreas Danzer, Elisabeth Hofer und Dominik Perlaki als Redakteure, Eva Juratovac als Portal- Community- und Event Managerin und Ann-Sophie Mähring im Sales und Marketing. You guys rock! Ebenso ein herzliches Dankeschön allen bisherigen Mitarbeiter vom Brutkasten, allen voran Theresa Sophie Breitsching, unseren freien Journalisten und Gastautoren sowie unseren beiden Partnern, Andreas Mittelmeier und Noah Luca Studios, die uns beim Thema Social Media und Video tatkräftig unterstützen.

Let’s do this!

Wir packen nun offiziell als ausgegründetes Startup mit euch allen an und blicken – getragen von viel Optimismus, Enthusiasmus und Tatendrang – zuversichtlich in die gemeinsame Zukunft.

Euer, Dejan Jovicevic

E-Mails an: herausgeber@derbrutkasten.com

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KI in Europa: “Müssen aggressiv reingehen, um unseren Wohlstand zu halten”

Was braucht es, damit Österreich und Europa bei künstlicher Intelligenz nicht zurückfallen? Diese Frage diskutierten Hermann Erlach (Microsoft), Marco Porak (IBM), Peter Ahnert (Nagarro) und Jeannette Gorzala in der vorerst letzten Folge der brutkasten-Serie "No Hype KI".
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Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala
Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.


Wo stehen wir wirklich, was die Adaption von künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft angeht? Diese Frage zu beantworten war eines der Ziele der Serie “No Hype KI“, die brutkasten anlässlich des zweijährigen Bestehens von ChatGPT gestartet hat. Die ersten fünf Folgen beleuchten unterschiedliche Aspekte des Themas und lieferten eine Bestandsaufnahme.

Im Staffelfinale, der sechsten Folge, war der Blick dann in Richtung Zukunft gerichtet. Dazu fanden sich die Österreich-Chefs von Microsoft und IBM, Hermann Erlach und Marco Porak, sowie Nagarros Big Data & AI Practice Lead für Central Europe, Peter Ahnert, und KI-Expertin Jeannette Gorzala, die auch Mitglied des KI-Beirats der österreichischen Bundesregierung ist, im brutkasten-Studio ein.

“Der Hype ist weg und das ist eine gute Sache”

Eine der Erkenntnisse der Serie: Unternehmen und Institutionen verabschieden sich von überschwänglichen Erwartungen und sehen sich stattdessen an, wie KI tatsächlich in der Praxis eingesetzt wird. „Der Hype ist weg und das ist eine gute Sache, weil jetzt kann man auf den Use Case gehen“, sagt Hermann Erlach, General Manager von Microsoft Österreich, im Videotalk. Er vergleicht den aktuellen Reifegrad von KI mit dem Beginn einer langen Reise: „Wenn ich so eine Reise angehe, dann brauche ich ein Ziel, einen Plan und Mitreisende. Alleine macht das wenig Spaß.“

Auch Marco Porak, General Manager von IBM in Österreich, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Er sieht das abgelaufene Jahr als eine Phase der Erkenntnis. Den Status Quo bei KI in Österreichs Unternehmen beschreibt er im Talk folgendermaßen: “Wir haben allerorts sehr viel ausprobiert, sind vielleicht da und dort auf die Nase gefallen”. Gleichzeitig habe es auch “schöne Erfolge” gegeben. Für Porak ist klar: “Die Frage der Stunde lautet: Wie machen wir jetzt von hier weiter?“

AI Act: “Jetzt müssen wir ins Tun kommen”

Ein großes Thema dabei ist der AI Act der EU. Jeannette Gorzala, Gründerin von Act.AI.Now, plädiert für eine pragmatische Haltung gegenüber der EU-Verordnung: “Der AI-Act ist ein Faktum, er ist da. Jetzt müssen wir ins Tun kommen.” Sie sieht in dem Regelwerk einen Wegweiser: “Wir müssen die entsprechenden Kompetenzen aufbauen und die Möglichkeiten nutzen, die diese Regulierung bietet. Das ist der Reiseplan, den wir brauchen.”

Auch Marco Porak sieht den AI Act positiv: „Er hat nicht die Algorithmen reguliert, sondern gesagt, was wir in Europa gar nicht wollen, etwa Sozialpunktesysteme oder Gesichtserkennung in Echtzeit.“ So entstehe für Unternehmen im globalen Wettbewerb ein Vorteil, wenn sie ihre KI-Anwendung nach europäischen Maßstäben zertifizieren lassen: „Das ist wie ein Gütesiegel.“

“Müssen positiv aggressiv reingehen, um unseren Wohlstand zu halten”

Hermann Erlach von Microsoft bezeichnet den Ansatz des AI Act ebenfalls als “gut”, betont aber gleichzeitig, dass es jetzt auf die Umsetzung von KI-Projekten ankomme: “Wir haben eine Situation, in der jedes Land an einem neuen Startpunkt steht und wir positiv aggressiv reingehen müssen, um unseren Wohlstand zu halten.”

Peter Ahnert sieht dabei auch ein Problem in der öffentlichen Wahrnehmung: KI werde tendenziell nicht nur zu klein gedacht, sondern meist auch in Zusammenhang mit Risiken wahrgenommen: “Es werden die Chancen nicht gesehen.” Woran liegt es? “Zu einem erheblichen Teil daran, dass noch zu wenig Bildung und Aufklärung an dem Thema da ist. In Schulen, in Universitäten, aber auch in Unternehmen und in der öffentlichen Hand.” Hier müsse man ansetzen, sagt der Nagarro-Experte.

Jeannette Gorzala sieht das ähnlich: “Bildung und Kompetenz ist das große Thema unserer Zeit und der zentrale Schlüssel.” Verstehe man etwas nicht, verursache dies Ängste. Bezogen auf KI heißt das: Fehlt das Verständnis für das Thema, setzt man KI nicht ein. Die Opportunitätskosten, KI nicht zu nutzen, seien aber “viel größer” als das Investment, das man in Bildung und Governance tätigen müssen. “Natürlich ist es ein Effort, aber es ist wie ein Raketenstart”, sagt Gorzala.

IBM-Programm: “Die Angst war weg”

Wie das in der Praxis funktionieren kann, schilderte IBM-Chef Porak mit einem Beispiel aus dem eigenen Unternehmen. IBM lud weltweit alle Mitarbeitenden zu einer KI-Challenge, bei der Mitarbeiter:innen eigene KI-Use-Cases entwickelten, ein – mit spürbaren Folgen: “Die Angst war weg.” Seine Beobachtung: Auch in HR-Teams stieg die Zufriedenheit, wenn sie KI als Assistenz im Arbeitsablauf nutzen. “Sie können sich auf die komplexen Fälle konzentrieren. KI übernimmt die Routine.”

Microsoft-Chef Erlach warnt auch davor, das Thema zu stark unter Bezug auf rein technische Skills zu betrachten: “Die sind notwendig und wichtig, aber es geht auch ganz viel um Unternehmens- und Innovationskultur. Wie stehen Führungskräfte dem Thema AI gegenüber? Wie steht der Betriebsrat dem Thema AI gegenüber?”, führt er aus.

Venture Capital: “Müssen in Europa ganz massiv was tun”

Soweit also die Unternehmensebene. Einen große Problemstelle gibt es aber noch auf einem anderen Level: Der Finanzierung von Innovationen mit Risikokapital. “An der Stelle müssen wir in Europa ganz massiv was tun”, merkte Ahnert an. Er verwies auf Beispiele wie DeepMind, Mistral oder Hugging Face, hinter denen jeweils europäische Gründer stehen, die aber in den USA gegründet, ihre Unternehmen in die USA verkauft oder zumindest vorwiegend aus den USA finanziert werden.

Der Nagarro-Experte verwies dazu auf eine Studie des Applied AI Institute, für die Startups aus dem Bereich generative KI zu den größten Hürden, mit denen sie es zu tun haben, befragt wurden. “51 Prozent haben Funding genannt. Weit abgeschlagen an zweiter Stelle mit 24 Prozent erst kam die Regulierung und unter 20 Prozent waren Themen wie Fachkräftemangel oder Zugang zu Compute Power.” Ahnerts Appell: “Bei dem Thema Finanzierung müssen wir was tun, damit wir in der nächsten Welle an der Spitze sind.”

Erlach: Adaption entscheidend

Letztlich sei aber vielleicht gar nicht so entscheidend, wo eine Technologie produziert werde, argumentierte Hermann Erlach von Microsoft. Denn es komme auf die Adaption an: “Vielleicht ist die Diskussion Europa vs. Amerika in Teilbereichen die falsche.” Die wichtigere Frage sei also: “Wie adaptiere ich diese Technologie möglichst schnell, um meinen Wohlstand zu erhöhen?”

Marco Porak ergänzt: “Ganz, ganz wesentlich ist Mut. Ganz, ganz wesentlich ist unsere kulturelle Einstellung zu dem Thema.” Man müsse die Chancen sehen und weniger das Risiko. In der Regulatorik könne man dies begleiten, indem man Anreize schafft. “Und ich glaube, wenn wir das als Österreich mit einem großen Selbstbewusstsein und auch als Europa mit einem großen Selbstbewusstsein machen, dann haben wir in fünf Jahren eine Diskussion, die uns durchaus stolz machen wird.”


Die gesamte Folge ansehen:


Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?”

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?”

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”

Folge 5: Open Source und KI: “Es geht nicht darum, zu den Guten zu gehören”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

No Hype KI

03.02.2025

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Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala
Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.


Wo stehen wir wirklich, was die Adaption von künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft angeht? Diese Frage zu beantworten war eines der Ziele der Serie “No Hype KI“, die brutkasten anlässlich des zweijährigen Bestehens von ChatGPT gestartet hat. Die ersten fünf Folgen beleuchten unterschiedliche Aspekte des Themas und lieferten eine Bestandsaufnahme.

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Auch Marco Porak, General Manager von IBM in Österreich, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Er sieht das abgelaufene Jahr als eine Phase der Erkenntnis. Den Status Quo bei KI in Österreichs Unternehmen beschreibt er im Talk folgendermaßen: “Wir haben allerorts sehr viel ausprobiert, sind vielleicht da und dort auf die Nase gefallen”. Gleichzeitig habe es auch “schöne Erfolge” gegeben. Für Porak ist klar: “Die Frage der Stunde lautet: Wie machen wir jetzt von hier weiter?“

AI Act: “Jetzt müssen wir ins Tun kommen”

Ein großes Thema dabei ist der AI Act der EU. Jeannette Gorzala, Gründerin von Act.AI.Now, plädiert für eine pragmatische Haltung gegenüber der EU-Verordnung: “Der AI-Act ist ein Faktum, er ist da. Jetzt müssen wir ins Tun kommen.” Sie sieht in dem Regelwerk einen Wegweiser: “Wir müssen die entsprechenden Kompetenzen aufbauen und die Möglichkeiten nutzen, die diese Regulierung bietet. Das ist der Reiseplan, den wir brauchen.”

Auch Marco Porak sieht den AI Act positiv: „Er hat nicht die Algorithmen reguliert, sondern gesagt, was wir in Europa gar nicht wollen, etwa Sozialpunktesysteme oder Gesichtserkennung in Echtzeit.“ So entstehe für Unternehmen im globalen Wettbewerb ein Vorteil, wenn sie ihre KI-Anwendung nach europäischen Maßstäben zertifizieren lassen: „Das ist wie ein Gütesiegel.“

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Hermann Erlach von Microsoft bezeichnet den Ansatz des AI Act ebenfalls als “gut”, betont aber gleichzeitig, dass es jetzt auf die Umsetzung von KI-Projekten ankomme: “Wir haben eine Situation, in der jedes Land an einem neuen Startpunkt steht und wir positiv aggressiv reingehen müssen, um unseren Wohlstand zu halten.”

Peter Ahnert sieht dabei auch ein Problem in der öffentlichen Wahrnehmung: KI werde tendenziell nicht nur zu klein gedacht, sondern meist auch in Zusammenhang mit Risiken wahrgenommen: “Es werden die Chancen nicht gesehen.” Woran liegt es? “Zu einem erheblichen Teil daran, dass noch zu wenig Bildung und Aufklärung an dem Thema da ist. In Schulen, in Universitäten, aber auch in Unternehmen und in der öffentlichen Hand.” Hier müsse man ansetzen, sagt der Nagarro-Experte.

Jeannette Gorzala sieht das ähnlich: “Bildung und Kompetenz ist das große Thema unserer Zeit und der zentrale Schlüssel.” Verstehe man etwas nicht, verursache dies Ängste. Bezogen auf KI heißt das: Fehlt das Verständnis für das Thema, setzt man KI nicht ein. Die Opportunitätskosten, KI nicht zu nutzen, seien aber “viel größer” als das Investment, das man in Bildung und Governance tätigen müssen. “Natürlich ist es ein Effort, aber es ist wie ein Raketenstart”, sagt Gorzala.

IBM-Programm: “Die Angst war weg”

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Microsoft-Chef Erlach warnt auch davor, das Thema zu stark unter Bezug auf rein technische Skills zu betrachten: “Die sind notwendig und wichtig, aber es geht auch ganz viel um Unternehmens- und Innovationskultur. Wie stehen Führungskräfte dem Thema AI gegenüber? Wie steht der Betriebsrat dem Thema AI gegenüber?”, führt er aus.

Venture Capital: “Müssen in Europa ganz massiv was tun”

Soweit also die Unternehmensebene. Einen große Problemstelle gibt es aber noch auf einem anderen Level: Der Finanzierung von Innovationen mit Risikokapital. “An der Stelle müssen wir in Europa ganz massiv was tun”, merkte Ahnert an. Er verwies auf Beispiele wie DeepMind, Mistral oder Hugging Face, hinter denen jeweils europäische Gründer stehen, die aber in den USA gegründet, ihre Unternehmen in die USA verkauft oder zumindest vorwiegend aus den USA finanziert werden.

Der Nagarro-Experte verwies dazu auf eine Studie des Applied AI Institute, für die Startups aus dem Bereich generative KI zu den größten Hürden, mit denen sie es zu tun haben, befragt wurden. “51 Prozent haben Funding genannt. Weit abgeschlagen an zweiter Stelle mit 24 Prozent erst kam die Regulierung und unter 20 Prozent waren Themen wie Fachkräftemangel oder Zugang zu Compute Power.” Ahnerts Appell: “Bei dem Thema Finanzierung müssen wir was tun, damit wir in der nächsten Welle an der Spitze sind.”

Erlach: Adaption entscheidend

Letztlich sei aber vielleicht gar nicht so entscheidend, wo eine Technologie produziert werde, argumentierte Hermann Erlach von Microsoft. Denn es komme auf die Adaption an: “Vielleicht ist die Diskussion Europa vs. Amerika in Teilbereichen die falsche.” Die wichtigere Frage sei also: “Wie adaptiere ich diese Technologie möglichst schnell, um meinen Wohlstand zu erhöhen?”

Marco Porak ergänzt: “Ganz, ganz wesentlich ist Mut. Ganz, ganz wesentlich ist unsere kulturelle Einstellung zu dem Thema.” Man müsse die Chancen sehen und weniger das Risiko. In der Regulatorik könne man dies begleiten, indem man Anreize schafft. “Und ich glaube, wenn wir das als Österreich mit einem großen Selbstbewusstsein und auch als Europa mit einem großen Selbstbewusstsein machen, dann haben wir in fünf Jahren eine Diskussion, die uns durchaus stolz machen wird.”


Die gesamte Folge ansehen:


Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?”

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?”

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”

Folge 5: Open Source und KI: “Es geht nicht darum, zu den Guten zu gehören”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

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