27.10.2017

Blockchain und IoT: Wenn Autos die Maut selber zahlen

Kapsch Factory1. Seitdem das Thema Bitcoin immer populärer wird, steht auch die Blockchain im Mittelpunkt vieler Diskussionen. Das niederländisches Startup Quantoz beschäftigt sich seit der ersten Stunde mit der Technologie und hat es sich zur Aufgabe gemacht, sie nicht nur auf Krypto-Geld, sondern auch auf Euro und andere Währungen anzuwenden. Gemeinsam mit Kapsch wird an einer Verknüpfung mit IoT gearbeitet.
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(c) Kapsch: Viktor Hatwagner (Kapsch) und Henri de Jong (Quantoz)
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“Alles was digital existiert, kann in einer Art und Weise kopiert werden, dass kein Unterschied zum Original mehr erkennbar ist. Aber Blockchain-Technologie ermöglicht, dass eine digitale Information nur einmal im Netz vorhanden ist”, erklären die Gründer von Quantoz das Konzept hinter der neuen Technologie. Konkret bedeutet das: “Wenn ich Ihnen einen digitalen Euro überweise, garantiert die Technologie, dass Sie diesen digitalen Euro haben und ich ihn nicht mehr habe.”

Dieses Prinzip macht die Blockchain-Technologie auch für die verschiedensten Bereiche interessant. “Wenn man im Telematik- oder Informationsverarbeitungsbereich arbeitet, kommt man um dieses Thema nicht mehr herum”, meint Viktor Hatwagner, Lead Mentor von Quantoz im Rahmen von Kapsch Factory1.

+++ Kapsch Factory1: Wie mit Big Data die Zukunft vorausgesagt wird +++

Keine Volatilitätsrisiken

Man habe eine eigene Blockchain aufgesetzt, heißt es seitens Quantoz. Dabei wäre es vor allem um eine möglichst große Compliance gegangen. Wenn Zahlungen durchgeführt werden, überprüft die Technologie zuerst anhand eines Compliance-Regelsets, ob die Zahlung überhaupt möglich ist. Quantoz arbeitet aber nicht mit Krypto-Währungen, sondern mit einer digitalen Version von Fiat-Geld. Das bedeutet, dass die Anwender keinen Volatilitätsrisiken ausgesetzt sind. Über einen Gateway kann Geld zwischen Girokonto und digitalem Wallet verschoben werden, ohne Kursschwankungen ausgesetzt zu sein. “Das ist vergleichbar mit einem Treuhandkonto”, meint Viktor Hatwagner.

Wenn Geräte selbst bezahlen

Quantoz geht aber noch einen Schritt weiter: Durch den Siegeszug des Internet der Dinge werden Geräte in der Zukunft auch selbst Geschäft abwickeln, Autos zum Beispiel von selbst für ihren Tank zahlen. Ein Gerät kann aber kein Girokonto haben, da es keine Identität hat. Dank Blockchain Technologie wird es aber bald möglich sein, dass auch Dinge Zahlungen tätigen und empfangen können. Genau an so einem Projekt arbeiten Kapsch und Quantoz nun gemeinsam im Rahmen von Factory1. Kapsch bietet elektronische Mautsysteme, die es ermöglichen, Maut zu verrechnen, ohne dass die Fahrer bei einer Mautstelle anhalten müssen. Allerdings haben diese Systeme bisher noch keine Bezahlung durchgeführt. Mit der Implementierung der Technologie von Quantoz in die Mautsysteme von Kapsch soll sich das nun ändern und ein Blockchain-basiertes Bezahlsystem entstehen.

+++ Fokus: Kapsch Factory1 +++

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Syncraft HQ
Syncraft Standort in Schwaz, Tirol (c) Syncraft

Der europäische Green-Deal verpflichtet alle EU-Länder, den Klimawandel bis 2050 mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Auch Unternehmen müssen deshalb nachhaltig werden.

Ein großer Teil der heimischen Treibhausgasemissionen entsteht jedoch nach wie vor in der Energiegewinnung. Hier möchte das Tiroler Scaleup Syncraft ansetzen. Mit Firmensitz in Schwaz, konzentriert sich das Unternehmen auf den Bau sogenannter Rückwärtskraftwerke. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept? brutkasten hat dazu mit Syncraft gesprochen.

“Wollen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten”

Kohlekraftwerke benötigen fossile Kohle, um Energie zu erzeugen. Dabei wird jedoch sehr viel CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Syncrafts Rückwärtskraftwerke kehren diesen Prozess um. Die Kraftwerke wandeln ungenutztes Wald-Restholz in Energie um, doch das bei der Verbrennung entstandene CO2 wird in Kohle gespeist. Dabei spricht das Unternehmen von “grüner Kohle”.

Die Kohle speichert rund 30 Prozent des im Holz enthaltenen CO2 dauerhaft. Das Endprodukt kann anschließend in Baumaterialien wie Beton verwendet werden. Ebenfalls kann die Kohle zur Defossilisierung weiterverwertet werden, indem sie in anderen Industrien fossile Kohlenstoffe ersetzt.

Bereits 2016 zeigte eine Studie der FH Vorarlberg das Potenzial von Holzkohle als Kohlenstoffsenker. Diese sogenannte „grüne Kohle“ dient nicht nur als effektiver CO2-Speicher, sondern findet in verschiedensten Bereichen Anwendung – von der Landwirtschaft bis hin zur Bauindustrie. Syncraft möchte dieses Wissen nutzen, um seine Technologie kontinuierlich zu verbessern. Aufklärung und Forschung rund um die Einsatzmöglichkeiten von grüner Kohle, auch bekannt als „Biochar“, haben sich mittlerweile zu einem zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells entwickelt.

„Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems zu leisten“, sagt Syncraft-Gründer Marcel Huber. Huber hat 2007 einen Schwebefestbettvergaser an der Hochschule MCI Innsbruck entwickelt – die patentierte Technologie, auf welcher das Unternehmen ruht. Zwei Jahre später gründete Huber Syncraft als Spin-off. 2014 gingen die ersten Rückwärtskraftwerke in Südtirol und Vorarlberg in Betrieb. Bis heute realisierte Syncraft mehr als 40 Rückwärtskraftwerke – unter anderem in Kroatien, Italien und Japan.

Neue Anlage in Gänserndorf

Mit rund 60 Mitarbeitenden konzentriert sich Syncraft auf die Kernbereiche des Kraftwerksbaus, der Forschung & Entwicklung, des Vertrieb und der Verwaltung. Der neue Firmensitz in Schwaz wurde 2024 eröffnet und soll ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen laufen.

Zu den jüngsten Erfolgen zählt die Eröffnung eines Rückwärtskraftwerks in Gänserndorf, Niederösterreich. Die Anlage versorgt das Fernwärmenetz mit 750 kW Wärme und speist 500 kW Elektrizität ins öffentliche Netz ein.

Darüber hinaus konnte Syncraft den Energy Globe Austrian Award 2024 in der Kategorie Wasser gewinnen. Wasser deshalb, da die Kohle auch dafür verwendet wird, um Abwasser zu reinigen, sagt das Unternehmen. Mit dem Projekt “Smarte Abwasserreinigung mittels Pulverkohle” konnten sich Syncraft gegen rund 300 andere Umweltprojekte durchsetzen.

Offen für Investor:innen

Syncraft hat sich mittlerweile zu einem profitablen Scaleup entwickelt. Seit der Gründung wirtschaftet das Unternehmen laut eigener Aussage mit den gleichen Gesellschaftern. Da Syncraft als Spin-off an der Hochschule MCI Innsbruck entstanden ist, zählt dazu auch MCI selbst.

Für die Zukunft hat sich Syncraft das Ziel gesetzt, sich noch weiter zu entwickeln und weiter zu wachsen. “Sollte uns also in Zukunft ein interessantes Investitionsangebot erreichen, werden wir uns dieses auf jeden Fall genauer anschauen”, so das Unternehmen.

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