27.05.2016

Nachhaltig durchstarten: 4 Anlaufstellen für Green Startups in Österreich

Inkubatoren, Accelerators, Crowdfunding-Plattformen, Wettbewerbe - viele Startups nutzen diese Möglichkeiten, um schneller voranzukommen und die vielleicht entscheidende Unterstützung für den Durchbruch zu bekommen. Die Auswahl solcher Programme wird in Österreich immer größer. Der Brutkasten stellt euch die vor, die sich auf Green Startups spezialisiert haben.
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(c) Freiluftsupermarkt - Auch ein Selbst-Ernte-"Supermarkt" ist im Inkubator Blue Minds Company.

Nicht jedes Startup hat die Chance in jeden Inkubator oder Accelerator hineinzukommen. In der großen Fülle an Angeboten, spezialisieren sich immer mehr Programme. Da wundert es nicht, dass es gerade für den gesellschaftlich wichtigen Bereich Nachhaltigkeit bereits einige Anlaufstellen gibt. So findet man in Österreich auch eine Crowdfunding-Plattform und einen Wettbewerb nur für Green Startups. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich: Es muss nicht Umwelttechnik sein – die Ideen, die durch diese Stellen gefördert werden, kommen aus unterschiedlichsten Bereichen.

+++ 5 österreichische Green-Tech-Startups, die man kennen sollte +++

Der Inkubator: The Blue Minds Company

Das in Wien und Tel Aviv ansässige Programm The Blue Minds Company nennt sich zwar “Green-Tech-Inkubator”, die Startups, die unterstützt werden, kommen aber keineswegs alle aus dem Technik-Bereich. Neben technischen Innovationen findet man auf der Liste etwa auch Zero Waste Jam, ein Unternehmen, das Marmelade aus übriggebliebenen Früchten herstellt, oder den “Freiluftsupermarkt” am Wiener Stadtrand, wo Gemüse selbst geerntet werden kann. Die Jungunternehmen werden auf dem Weg zur Marktreife begleitet und gecoacht. Gemeinsam haben sie alle, dass sie einem sehr hohen Anspruch an Nachhaltigkeit gerecht werden. Wer hineinkommen will, muss den Initiatoren bloß eine Mail schreiben. Sie entscheiden dann, ob das Startup zur Philosophie passt.

Der Wettbewerb: Greenstart

(c) Julia Rauchenberger - Nahgenuss vertreibt Bio-Schweinefleich und ist unter den 10 Finalisten bei Greenstart.
(c) Julia Rauchenberger – Nahgenuss vertreibt Bio-Schweinefleich und ist unter den 10 Finalisten bei Greenstart.

Der Contest des Klima-Energie-Fonds findet im Moment zum zweiten mal statt – der Brutkasten berichtet dazu ausführlich. Dabei haben jährlich drei Green Startups die Chance auf auf je 15.000 Euro Preisgeld. Schon die zehn Finalisten bekommen je 6000 Euro für die Erarbeitung des (neuen) Businessplans und diverse Workshops. Auch hier sind die Voraussetzungen klar abgegrenzt: So müssen die Ideen der Bewerber natürlich zum Umweltschutz beitragen, müssen aber zugleich auch Upscaling-Potenzial haben. Einreichen können auch Startups, die sich noch in einer sehr frühen Phase befinden. Unter den zehn Finalisten dieses Jahr finden sich etwa Nahgenuss, eine Online-Plattform, die Bio-Schweinefleisch direkt von den Bauern an die Kunden vermittelt, oder Sinnup, ein Startup, das einen Chip für Produkte herstellen will, von dem mit dem Smartphone Produktinformationen eingeholt werden können.

+++ Österreich internationales Vorbild bei „grünen“ Startups +++

Die Crowdfunding-Plattform: Green Rocket

Wer kein gutes Gefühl dabei hat, Investoren zu große Anteile am Startup zu geben, greift auf Crowdfunding zurück. Green Rocket ist die erste Plattform, die sich auf den Bereich Nachhaltigkeit spezialisiert hat. Wenn man eine Geschäftsidee aus den Bereichen Energie, Umwelt, Mobilität und Gesundheit hat, kann man sich bewerben. Vorausgesetzt werden natürlich ein Businessplan und ein überzeugendes Konzept. Ein Expertenteam prüft dann, ob das Startup bei Green Rocket Investments sammeln darf. Finanziert wurden damit zum Beispiel Holis Market, ein Bio-Supermarkt, der ganz ohne Verpackung auskommt, oder Sunnybag, ein Grazer Startup, das Taschen mit Solarkollektoren produziert. Noch bis Mitte Juni 2016 kann in Hanfgarten, ein Startup, das (legale) Cannabisprodukte verkauft, investiert werden.

Der Agrar-Accelerator: agro innovation lab

Agro Innovation Lab-Team : Claudia Mittermayr, Reinhard Bauer, Bernhard Resch, Samuel Fetz (v.l.) © RWA
Agro Innovation Lab-Team : Claudia Mittermayr, Reinhard Bauer, Bernhard Resch, Samuel Fetz (v.l.) © RWA

Erst im April 2016 gelauncht, ist der Agrar-Accelerator agro innovation lab (AIL) die jüngste Anlaufstelle für Green Startups in Österreich – vorausgesetzt sie behandeln den Bereich Landwirtschaft. Das von Raiffeisen und Lagerhaus initiierte Programm sucht dabei allerdings nicht nur nach Startups aus dem Nachhaltigkeits-Sektor. Auch andere Agrar-Innovationen sind willkommen. Der Call für das erste Acceleration-Programm von September bis Dezember 2016 ist noch im Gange. Das AIL wünscht sich hoch skalierbare Konzepte, die sowohl in der Anfangsphase, als auch in der Marktreifephase sein können. Die Kandidaten bekommen Ressourcen wie einen Laborzugang und Büroräumlichkeiten sowie Mentoring. Auf Wunsch gibt es auch ein 15.000 Euro Darlehen. Angestrebt wird seitens des AIL eine langfristige Kooperation – auch eine Finanzierung wird in Aussicht gestellt.

Das Agro Innovation Lab ist übrigens eine Tochter des Lagerhauskonzerns RWA Raiffeisen Ware Austria. “Die Zeit wird immer schnelllebiger, der technologische Wandel rasanter. Wir sind als Handelsunternehmen gefordert, modernere Services und Dienstleistungen sowie intelligentere Produkte auf den Markt zu bringen. Gefragt sind Kreativität, Lösungskompetenz und Mut. So wollen wir die Zukunft der Landwirtschaft aktiv gestalten”, erklärte Christoph Metzker von der RWA bei der ersten Pressekonferenz zum Agro Innovation Lab.

+++ Smart Farm: Ganzheitliche Lösungen für die Landwirtschaft +++

 

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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