24.09.2015

Google Österreich Chef: “Wir brauchen keine Menschen, die sich anpassen”

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"Flexibilität" ist der gemeinsame Nenner von alten Unternehmen und neuen Mitarbeitern.

Haben Top-Manager zwangsweise einen geradlinigen Lebenslauf mit Einser-Notendurchschnitt und langer Karriere im Unternehmen? Google Österreich Chef Markus Kienberger, CEO der Deutschen Bank in Österreich Christian Ohswald und Roland Toch, CEO der Wirecard CEE lassen bei den Manageers Career Days in der Wiener Hofburg tief blicken.

Ein geradliniger Lebenslauf ist oft nicht mehr das, wonach in der Arbeitswelt gesucht wird. Auf beiden Seiten: Recruiter suchen das “gewisse Etwas” im Lebenslauf, der Mitarbeiter will andererseits die Chance haben, sich zu entfalten. Diese beiden Einstellungen gehen oft nicht Hand in Hand. Auch der Startup-Boom trägt sicher seinen Teil dazu bei, dass immer mehr vor allem junge Menschen sich selbst verwirklichen wollen. Herkömmliche Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen: Sucht man nun nach jenen Menschen, die viele Jahre im Unternehmen tätig sein wollen oder nach den hungrigen Innovativen, die wie ein frischer Windzug in die Firma kommen, um etwas verändern, aber vielleicht schnell wieder das Unternehmen verlassen? Von beiden Seiten wird heute mehr Flexibilität erwartet – dies könnte auch das Motto beim Eröffnungs-Panel am zweiten Tag in der Wiener Hofburg gewesen sein. Braucht man als Manager in Top Position immer noch einen geradlinigen, objektiv “perfekten” Lebenslauf?

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“Ich habe mein erstes Studium nicht durchgezogen”, verrät Markus Kienberger, der Country Manager von Google Österreich. ‘Verloren’ sei die Zeit trotzdem nicht gewesen, denn es war die Phase im Leben gewesen, in der er sich neu orientiert habe. Nach zwei Jahren hat der Manager aufgehört und angefangen, Soziologie zu studieren. “Freunde, Familie haben damals Druck gemacht, weil die Jobchancen als “brotlos” gelten. Aber das Studium hat mich interessiert und darum hab ich es trotzdem durchgezogen”.

Fast wäre Kienberger auch auf der Uni geblieben und hätte eine akademische Laufbahn angestrebt. Doch die Strukturen gerade im universitären Betrieb sind starr. Der Manager erkannte, dass er in diesem Umfeld nicht dorthin kommen würde, wo er hinwollte. Darum ging es für ihn in die Privatwirtschaft. “Die Geschwindigkeit der Veränderung wird zunehmen – wir brauchen keine Leute, die sich anpassen, sondern Veränderung zulassen”, meint er. Bei Google sucht man nach der ‘Naivität’, die Kinder haben: Sie fragen die großen Fragen, wie “Warum fahren Leute mit dem Auto durch die Stadt?” und es schwingt dabei bereits mit, dass es eigentlich ganz anders sein könnte.

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Für welche Karriere man sich auch entscheidet, wichtig sei es, sich ein Ziel vor Augen zu halten- das meint zumindest Roland Toch von Wirecard. “Wie im Sport, darf man seine Ziele nicht aus den Augen verlieren”, so der Top Manager. Seine Karriere hat der Manager in einer Bank begonnen, bevor er in einem Startup anfing, um nach einigen Jahren wieder in einen Konzern zu gehen. “Flexibilität ist wichtig”, so Toch, aber “Manchmal habe ich das Gefühl, dass Menschen immer mehr Ausreden finden, sich nicht zu entscheiden.” Darum: Es sei wichtig, zu wissen, wohin man will.

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“Unerwartete Umwege stellen sich oft im Nachhinein als nützlich heraus”, meint Christian Ohswald, CEO der Deutschen Bank in Österreich. Mit einem durchschnittlichen bis schlechten Notendurchschnitt bei der Matura, “habe ich mich in den ersten Jahren meines Jusstudiums vor allem darüber gefreut, dass ich die Matura geschafft habe”, scherzt der Banker. Während die Eltern dachten, der Sohn würde brav Jus studieren, “habe ich eigentlich das Leben studiert”, so Ohswald. Motorrad Fahren, Reisen n ferne Länder, vieles war wichtiger, als die schweren Bücher der Rechtswissenschaften. Gelernt habe er trotzdem: soziale Kompetenz, die heute wichtiger ist, denn je. Offen sein, für neues und vielleicht ist es auch der Grund, dass die Midlife-Crisis kein Thema war. “Ich hatte nie das Gefühl, dass ich was versäumt habe”. Doch irgendwann fasste Ohswald dann doch ein Ziel, er wollte Manager werden. “Ich dachte, Manager haben ein Dienstauto ein eigenes Büro und verdienen gut”, ohne eigentlich zu wissen, was man als Manager genau tut. Dieses Ziel habe er aber relativ rasch verfolgt.

Ohswald arbeitet auch direkt mit Studenten zusammen. Dabei hat er festgestellt, dass das Bild, wie der Arbeitsalltag in einer Bank aussieht, stark von der Vergangenheit geprägt sei: “Junge Menschen glauben, dass man bei Google in einem Büro mit bunten Wänden arbeitet, bei Red Bull durchgehend auf Party ist, aber bei einer Bank? Da führt man langweilige Kundengespräche. Dabei ist es nicht mehr so, dass die Krawatte immer getragen werden muss. Auch die Bank Branche verändert sich. Und auch Banker tragen iWatches”, so der CEO.

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Die FFG hat mit „Expedition Zukunft“ ein Förderprogramm gestartet, das bahnbrechende Innovationen in Österreich vorantreiben soll. Gesucht werden mutige Ideen, die Märkte, Technologien oder die Gesellschaft grundlegend verändern. Programmleiterin Annamaria Andres hat uns mehr zu den Möglichkeiten erzählt, die Expedition Zukunft für Fördernehmer:innen bietet.
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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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