06.05.2016

Dr.OWL: Drink adressiert “Healthy Jugglers” und “Play Hard”-Manager

Das Wiener Startup DR.OWL will mit seinem Getränk "Regeneraid" durchstarten. Gründer Georg Ferdinand Haschke erklärt dem Brutkasten, wieso man ohne Retailer schneller expandieren und gleichzeitig mehr verdienen will.
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© Gerhard Merzeder: Dr.OWL-Founder Georg Ferdinand Haschke

Der menschliche Körper produziert pro Sekunde bis zu 50 Millionen neue Zellen. Dafür braucht er eine Reihe spezieller Nährstoffe. 20 davon sind in Regeneraid enthalten. Erst in den letzten Jahren wurden diese wissenschaftlich untersucht – der Chemie Nobelpreis ging 2015 an drei Forscher, die mit ihrer Arbeit die Grundlagen dazu lieferten. In Regeneraid stecken nochmal zwei Jahre Forschung. „Wir bewegen uns in einem neuen High-Tech-Feld“, sagt DR.OWL-Founder Haschke dazu.

Ohne Retailer schneller expandieren und mehr verdienen

Doch nicht nur wissenschaftlich, auch im Businesssektor ist Regeneraid innovativ: Das Getränk wird nur online über die eigene Plattform vertrieben. „Lebensmittelretail, so wie er jetzt ist, ist nicht zukunftsfähig“, sagt Haschke. Denn Retailer verlangen Listungsgelder und im Zwischenhandel bleibt viel Geld liegen. Regeneraid kommt daher mit der Post. Damit das funktioniert, kommt es in kleinen portionierten Päckchen und muss selbst angerührt werden. „Wir verschicken kein Wasser. Unser Produkt passt in jedes Postfach. Und ohne Retailer können wir viel schneller in andere Länder expandieren“, erklärt Haschke.

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„Healthy Jugglers“ und die „Play Hard“-Gruppe

© Gerhard Merzeder: Die wiederverwendbare Flasche bekomt man nur bei der ersten Bestellung.
© Gerhard Merzeder: Die wiederverwendbare Flasche bekomt man nur bei der ersten Bestellung.

Dieses Businessmodell wurde in einer Langzeitkooperation mit der WU Wien auf die Beine gestellt. Dabei kristallisierten sich auch zwei Hauptzielgruppen heraus. „Healthy Jugglers“ sind Menschen, die auf gesunde Ernährung achten, aber das wegen vieler verschiedener Aufgaben nicht immer umsetzen können. Haschke nennt ein Beispiel: „Eine junge Mutter, die gerade aus der Babypause zurück ist, hat, bildlich gesprochen, immer viele Bälle in der Luft. Zwischen so vielen Aufgaben kann sie nicht immer die Nährstoffe ihrer Mahlzeiten kontrollieren.“ Zur „Play Hard“-Gruppe wiederum, zählen etwa Manager, die im Job an ihre Grenzen gehen und dadurch eine schlechte Work-Life-Balance haben.

Keine Konkurrenz für DR.OWL

Für Haschke ist klar, dass DR.OWL dank dieser beiden Gruppen durchstarten wird. Was ihn so sicher macht? „Wir haben keine Konkurrenz. Kaffee und Energy Drinks helfen nur vermeintlich bei der Regeneration. In Wirklichkeit überdecken sie nur kurzzeitig Symptome der Erschöpfung“, sagt er. Regeneraid wirke hingegen dahinter an den Ursachen. Es sei eben „ganz sicher kein Energy Drink“. Und etwas vergleichbares gäbe es noch nicht.

 „Lebensmittelretail, so wie er jetzt ist, ist nicht zukunftsfähig“, meint Dr.OWL-Gründer Haschke.

Wissenschaftlich untermauert und zertifiziert

Diese Aussagen über sein Produkt macht Haschke nicht leichtfertig. Denn es ist gesetzlich klar geregelt, was man über die Wirkung eines Lebensmittels sagen darf. Alle Benefits, die er seinem Getränk zuschreibt, etwa dass es die Funktion von Muskeln und Nerven unterstützt, sind durch EU-Zertifikate bestätigt. „Viele Konkurrenten setzen über diese Regeln leider hinweg. Und in Österreich kommen sie damit häufig durch“, beklagt er. In Deutschland würde der Konsumentenschutz hier genauer arbeiten.

An alles gedacht

Wer nun glaubt, ein naturwissenschaftlich erforschtes Rezept und ein wirtschaftswissenschaftlich geplantes Business-Modell reichen Haschke, der irrt. Auch die Umwelt will er durch sein Produkt möglichst wenig belastet wissen. So ist sogar die Flasche, die im Startpaket enthalten ist, doppelt durchdacht. Sie ist aus dem Kunsstoff Tritan hergestellt. Dieser wird von Global 2000 empfohlen und im Babynahrungsbereich genutzt, weil er erwiesenermaßen keine Giftstoffe abgibt und besonders lange hält. Zugleich ist er deutlich leichter als Glas und sehr bruchsicher – denn die Flasche soll ja unbeschadet mit der Post zum Kunden kommen. Mit der wiederverwendbaren Flasche spart DR.OWL Verpackungsmaterial und Transportgewicht.

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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