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Angenommen man möchte ein neues Produkt auf den Markt bringen. Man heißt nicht Elon Musk und hat auch sonst keine Millionen auf dem Konto. Dann wird sich schnell die Frage der Finanzierung stellen. Crowdfunding ermöglicht es Startups und Gründern Eigenkapital zu generieren. Wenig überraschend ist Dreh- und Angelpunkt bei dieser Art von Geldbeschaffung das Internet.
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Infografik: Crowdfunding – Was, Wie, Wann, Wo
Das Konzept ist einfach: Jemand hat eine gute Idee, stellt sie im Internet vor und hofft, dass möglichst viele Menschen in das Produkt investieren. Doch ist es wirklich so einfach? Dieser Frage sind die internationale Marketingagentur “Search Laboratory“, Viking Direkt und Reinhard Willfort, Gründer der Crowdfunding-Plattform 1000×1000.at und Michel Harms, Gründer von crowdfunding.de nachgegangen.
Was ist Crowdfunding
Crowdfunding ist eine alternative Art der Finanzierung. Einzelpersonen oder Unternehmen bekommen den finanziellen Rückhalt nicht mehr von einer Bank oder einem einzelnen Investor, sondern von der Crowd. Beispiel: Früher investierte möglicherweise ein Investor 400.000 Euro, heute teilt sich die Summe auf 400 Crowdinvestoren zu je 1000 Euro auf. Die Streuung des Risikokapitals minimiert das Risiko der einzelnen Investoren. Privatpersonen beteiligen sich zumeist in Form stiller Beteiligungen.
“Crowdfunding wird immer nur ein Baustein des Finanzierungssystems sein,”
1. Halbjahr 2016: 13,5 Millionen Euro crowdgefundet
Crowdfunding boomt in Österreich und Europa. Nicht nur Startups bedienen sich dieser Finanzierungsform. Auch Fußballvereine wie Rapid Wien realisieren Projekte mittels Crowdfunding. Laut einer Statistik der Wirtschaftskammer Wien, wurden im ersten Halbjahr 2016 bereits 13,5 Millionen Euro auf diese Weise investiert. 34 erfolgreiche Projekte schauten dabei heraus. Im Vergleichszeitraum 2015, investierte die Crowd um 4,8 Millionen Euro weniger.
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Vor- und Nachteile von Crowdfunding
Vorteil:
- Unternehmer profitieren beim Crowdfunding nicht nur vom Geld der Investoren. Sondern im besten Fall auch von deren Know-How und Feedback. Die Förderer haben natürliches Interesse daran, dass das Projekt in welches sie investiert haben, Erfolg hat. Deshalb können sie bei der Umsetzung und der Verbreitung helfen.
- Crowdinvestoren haben in der Regel kein Mitspracherecht. Der Unternehmer behält die volle Entscheidungsfreiheit.
- Die kleine Stückelung der Investments ermöglicht mehr Flexibilität. Außerdem ist der Ausstieg eines Investors leichter organisierbar und weniger folgenschwer, als jener eines Großinvestors.
Nachteil:
- Es handelt sich meist um sehr risikobehaftete Projekte. Ein Totalausfall des Investments muss eingeplant werden.
- Crowdfunding ist eine aktive Beteiligungsform. Investoren sind gefordert, eigene Investmentstrategien zu entwickeln.
Welche Crowdfunding Modelle gibt es
Crowddonation
- Crowd spendet Geld
- keine/geringe materielle oder finanzielle Gegenleistung
- Projekte aus der Kreativ-, Kultur- und Kunstszene ermöglichen
Crowinvesting
- Beteiligung in der Frühphasenfinanzierung
- Erfolgsbedingte Beteiligung am Projekt
- in der Regel als stiller Gesellschafter beteiligt
- Investoren können maximal die Einlage verlieren
Crowdsponsoring
- Crowd gibt Geld und erhält konkrete Gegenleistung (das Produkt, Nutzungsmöglichkeit)
- kein Geld zurück an Investoren
- oft für Kulturprojekte und Erfindungen
Crowdlending
- Crowd verleiht Geld – Mikrokredit
- Geld wird inklusive Zinsen (oft auch Naturalzinsen) zurückgezahlt
- Qualifizierte Nachrangigkeit: Investor kann Geld nicht zurückverlangen, wenn Unternehmen dadurch in Schwierigkeiten käme.
“Crowdfunding immer nur ein Baustein der Finanzierung”
Reinhard Willfort, Gründer der Plattform 1000×1000.at sieht das Finanzierungs-Modell der Zukunft als zwei-phasig. „Die meisten Startups kommen eigentlich nicht am Crowdfunding in der Frühphase vorbei. Die Bank verlangt für ein Darlehen meist Sicherheiten, wie ein Haus oder Grundstück, was Startups, die bei Null anfangen, typischerweise nicht haben. Erst wenn das Projekt durch die Crowd in Gang gekommen ist, kann später in der zweiten Phase eine Darlehens-Finanzierung mit einer Bank ausgehandelt werden. Allerdings glaube ich, dass Crowdfunding nie 100% der Finanzierung abdecken wird und immer ein Baustein des Finanzierungssystems bleiben wird.“
Crowdfunding-Plattformen ohne Ende
Wie bereits oben erwähnt, ist das Um und Auf beim Crowdfunding das Internet. Seit dem Jahr 2012 wurden weltweit mehr als 1,1 Millionen Kampagnen durchgeführt. In Österreich startete im Jahr 2010 die erste Crowdfunding-Plattform www.respekt.net und 2012 mit www.1000×1000.at die erste Crowdinvesting-Plattform.
Aktive nationale Plattformen:
- www.1000×1000.at – spezialisiert auf Innovationsprojekte und KMUs
- www.conda.at – spezialisiert auf Startups
- www.dasertragreich.at – spezialisiert auf bereits bestehende Unternehmen
- www.evercrowd.com – spezialisiert auf Crowdinvesting und Crowdfunding
- www.finnest.at – spezialisiert auf erfolgreiche mittelständische Unternehmen
- www.fundraizer.at – spezialisiert auf Reward based Crowdfunding
- www.greenrocket.com – spezialisiert auf Startups im Bereich Nachhaltigkeit
- www.homerocket.com – spezialisiert auf Immobilienprojekte
- www.regionalfunding.at – spezialisiert auf regionale Projekte in Niederösterreich
- www.rendity.com – spezialisiert auf Immobilienprojekte
- www.respekt.net – spezialisiert auf Spenden für Zivilprojekte
Internationale Plattformen:
Quelle: Wirtschaftskammer Österreich, Viking Blog, Search Laboratory