18.10.2017

Cointed: Krypto-Startup will sich mit ICO 140 Mio US-Dollar holen

Am Freitag, 20. Oktober, startet das Krypto-Startup Cointed Ltd. mit Sitz in Hong Kong seinen Pre-ICO. Cointed hatte ursprünglich in Kufstein/Tirol gestartet und hat nun mehrere internationale Standorte. Das Ziel für den Token-Sale ist ambitioniert: Ethereum im Gegenwert von rund 140 Millionen US-Dollar soll am Ende hereinkommen.
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(c) Cointed: Das Kernteam mit den Foundern Daniil Orlov, Charli Aho, Christopher Rieder und Wolfgang Thaler (vlnr. in Anzügen) in der Mitte. Ganz links im Bild: Jimi Aho.

“Der Unterschied zu anderen ICOs ist: Wir haben bereits jetzt ein stark wachsendes, rentables Unternehmen, nicht einfach nur eine Idee, die wir finanzieren wollen”, sagt Jimi Aho. Bis vor einigen Monaten arbeitete er für das Wiener Krypto-Mining-Startup Crypto Unity. Bis dieses mit dem ursprünglich in Kufstein gegründeten Startup Cointed fusionierte – unter dem nun gemeinsamen Namen Cointed. Tatsächlich hat das Unternehmen, das inzwischen unter der Cointed Ltd. mit Sitz in Hong Kong Töchter in Österreich (Büros in Wien und Kufstein), Spanien, Italien, Schweden und Ungarn hat, bereits beachtliches vorzuweisen. Cointed ist etwa der europaweit größte Betreiber von Krypto-ATMs, sogenannte Bitcoin-Automaten. Das sind “Bankomaten”, mit denen man sich verschiedene Kryptowährungen mit Bargeld kaufen kann. Und das Unternehmen beackert noch eine ganze Reihe von weiteren Geschäftsfeldern im Krypto-Bereich. So bietet Cointed Währungstausch, ein Krypto-Zahlungssystem für Onlineshops, eigene Ethereum-Mining-Farmen (der Großteil davon in Schweden), einen Mining-Hardware-Verkauf und einen eigenen Online-Shop.

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ICO-Ziel liegt unter Jahresumsatz

Ein ICO der Cointed Ltd. soll nun für zusätzliches Kapital für die weitere Expansion sorgen. Das Finanzierungsziel: 460.000 Ether – rund 140 Millionen US-Dollar. Und bei Cointed sieht man dieses Ziel kein bisschen zu hoch gesteckt. “Das mag viel erscheinen, aber es entspricht nicht einmal unserem Jahresumsatz. Der wird dieses Jahr rund 175 Millionen Dollar betragen”, erzählt Aho. Cointed hat übrigens bislang kein externes Kapital aufgenommen. Um auf die 140 Millionen Dollar beim ICO zu kommen, bleibt dann auch ausreichend Zeit. Am Freitag, 20. Oktober, startet der Pre-ICO, der einen Monat lang dauern wird. Der eigentliche ICO dauert dann bis Ende Februar. “Unser Token wird wahrscheinlich nicht innerhalb von Minuten ausverkauft sein”, sagt Aho in Anspielung auf andere Token Sales, bei denen innerhalb von kürzester Zeit alle Coins verkauft wurden.

Fehlersuche im Code: Bis zu 60.000 Dollar Belohnung

Insgesamt werden 650 Millionen Coins – das Kürzel ist CTD – ausgegeben. 130 Millionen davon werden im Rahmen des Pre-ICO um 15 Prozent günstiger verkauft. Wenn diese vor 20. November ausverkauft sind, kann man bis zu dem Datum dann noch um zehn Prozent vergünstigte Coins erwerben. Für einen Ether wird man während des regulären ICO 1000 Cointed-Tokens erhalten. Das Unternehmen behält sich für jeden eingenommenen Ether zusätzlich 263 Tokens ein, weitere 52 fließen in einen Fonds, der später für Incentives für die Community genutzt wird. Bis Freitag können die Experten innerhalb der Community übrigens noch auf Fehlersuche im öffentlich einsehbaren Code des ICO gehen. Für gefundene Fehler gibt es, je nachdem, wie gravierend er ist, bis zu 60.000 Dollar Belohnung (in Krypto-Geld). Die Stärke des Fehlers wird vom Schweizer Unternehmen Chain-Security unabhängig bewertet.

Hosting-System für Mining-PCs

Mit dem Coin kann man dann die Produkte und Services des Unternehmens, also etwa auch die angebotenen Mining-PCs, kaufen. Bei diesen bietet Cointed ein Hosting-System an. Gegen die Abgabe von 40 Prozent des Ertrags können die Computer in den Mining-Farmen des Unternehmens betrieben werden – alle Kosten sind damit gedeckt. Nach Ablauf des Hosting-Vertrags kann man diesen entweder verlängern, oder sich den PC liefern lassen. Das kann man natürlich auch gleich.” Der überwiegende Großteil unserer Kunden entscheidet sich aber für das Hosting-System. Bei den Stromkosten in Ländern wie Österreich ist Mining oft kaum noch rentabel”, erklärt Aho. Das ist übrigens auch der Grund, warum die Österreich-Tochter des Unternehmens von ursprünglich zehn Mining-Farmen in Österreich auf nun noch zwei reduzierte und stattdessen stark nach Schweden expandierte.

Debit Card: Konkurrenz für TenX

Und noch einen großen Plan gibt es für die nahe Zukunft: Cointed Ltd. wird eine eigene Krypto-Debit Card ausgeben. Die ersten davon sollen noch dieses Jahr ausgeliefert werden. Auf diese kann man dann alle Kryptowährungen laden, mit denen das Unternehmen handelt, also etwa Ethereum, Bitcoin, Dash, Litecoin und den eigenen Token, der beim ICO ausgegeben wird. Konkurrenz macht man damit ausgerechnet einem von Tirolern geführten Startup. Die in Singapur ansässige Firma TenX bietet bereits seit einiger Zeit so eine Karte an. Bei deren ICO im Juni kam für das Team rund um Julian Hosp innerhalb weniger Minuten Krypto-Geld im Gegenwert von 80 Millionen Dollar herein.

+++ ICOs: Die Rechtslage von Initial Coin Offerings in Österreich +++


Links:

⇒ ICO-Page

⇒ Whitepaper

⇒ Code des ICO

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


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