09.04.2020

Der Erfolg des Corona-Exitplans hängt von uns allen ab

Der Stufenplan zum Ausstieg aus dem Corona Shutdown ist wichtig und richtig. Wie schnell es geht, liegt jetzt an uns allen, schreibt Markus Fallenböck in seinem Gastkommentar.
/artikel/corona-exit-wirtschaft
Markus Fallenböck: Wahlkampf als Gladiatorenspiele? Es geht auch anders!
(c) Own360: Markus Fallenböck

“Obwohl ich befürchte, dass die Folgen der Virusbekämpfung schlimmer sein könnten als die Folgen des Virus selbst (Rezession, Massenarbeitslosigkeit, Enteignungen, vielleicht Schlimmeres), glaube ich am Ende, dass diese Maßnahmen richtig sind.” So hat es Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE und damit einer der wichtigsten Medienmanager Europas, in einem bemerkenswerten Essay auf den Punkt gebracht. Er trifft damit sehr genau die Zerrissenheit vieler Verantwortungsträger in Wirtschaft und Industrie. Ja, die aktuellen Maßnahmen sind notwendig und werden auch in den Unternehmen umgesetzt, denn die Gesundheit der Menschen hat oberste Priorität. Und ja, es gibt auch die Verantwortung, Arbeitsplätze zu erhalten und die Versorgung der Kunden sicherzustellen.

Corona-Exit senkt die horrenden Kosten

Der nun veröffentlichte Exitplan für die Wirtschaft will ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen diesen beiden Zielen finden. Durch das geordnete Wiederhochfahren des Wirtschaftsstandortes nach Ostern soll die großflächige und lang dauernde Schließung von Betrieben wie in Italien oder Spanien vermieden werden. Österreich lockert damit auf Basis ermutigender Zahlen aus dem Gesundheitssystem als erstes europäisches Land die strengen Corona-Maßnahmen.

+++Coronavirus: News, Daten und Hintergründe+++

Das ist wichtig und richtig. Zum einen wegen der dramatischen wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Shutdown: Das deutsche Ifo-Institut prognostiziert, dass jede zusätzliche Woche ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kosten würde – und das ist noch die günstigere Variante. Zwei Monate Stillstand kosten uns also rund acht Prozent, drei Monate zwölf Prozent usw. Die österreichischen Wirtschaftsforscher kommen zu ähnlichen Werten. Eine derartig tiefe Wirtschaftskrise hätte Österreich noch nie erlebt. Die privaten Wohlstandsverluste für große Bevölkerungsteile lassen sich nur erahnen.

Vernetzung und Versorgung: national und international

Zum anderen geht es um die aktuelle Versorgung von uns allen: Gerade die Industrieproduktion zeigt, wie vernetzt das System ist und jeder Beitrag zählt. Denn wir alle brauchen Strom, Wasser, Lebensmittel, Medikamente zum Leben. Nur gibt es diese Dinge auch in Krisenzeiten nicht losgelöst. Das Joghurt braucht ebenso eine Verpackung wie die Blutkonserve. Dafür nötig sind Papier und meist auch Kunststoff, die wiederum aus Holz und Erdöl gewonnen werden. All das benötigt einen Frächter für den Transport. Vorausgesetzt er hat ein funktionierendes und gewartetes Fahrzeug…

Das gilt national, aber auch international. Wir dürfen daher die Situation in anderen Staaten nicht aus den Augen verlieren. Die Wiedereröffnung von Märkten sowie die Aufrechterhaltung von Lieferketten ist entscheidend, um die Industrieproduktion und damit die Versorgungssicherheit für uns alle aufrechtzuerhalten

Den Corona-Shutdown möglichst verkürzen

So wie wir alles zum Schutz der Gesundheit tun müssen, sollten wir auch jetzt jeden denkbaren Beitrag leisten, der die Dauer des Shutdown verkürzt.

Und es geht: Das zeigen bei allen Vorbehalten aufgrund der Systemunterschiede die konkreten Erfahrungen in China. Erst kürzlich hat der CEO des Leiterplattenkonzerns AT&S von den Erfahrungen in den chinesischen Fabriken erzählt. Viele der dort praktizierten Vorsichtsmaßnahmen werden auch in den österreichischen Werken praktiziert: das Tragen von Gesichtsmasken, Abstandsregelungen, Fiebermessen, neue Schichtmodelle. Auch die Bauindustrie hat sich in einem auf guter österreichischer Tradition beruhenden Schulterschluss aller Beteiligter auf entsprechende Regeln geeinigt, was die Öffnung hunderter Baustellen ermöglicht. Gerade in der Industrie hilft auch der hohe Grad an Automatisierung, etwa beim Einhalten der Abstandsregeln. All das muss ergänzt werden um flächendeckende Antikörpertests, den besonderen Schutz gefährdeter Personen oder Desinfizierungsmaßnahmen im öffentlichen Raum.

Lebensretter und Jobretter

Zum Schluss daher ein Appell an uns alle in unserer Eigenschaft als Bürger, Beschäftigte, Unternehmer und Konsumenten. Wir haben es in der Hand, wie schnell eine zumindest teilweise Normalisierung des Sozial- und Wirtschaftslebens möglich ist. Wer sich also konsequent an die Schutzmaßnahmen hält, wird nicht nur zum Lebensretter, sondern indirekt auch zum Jobretter.


Über den Autor

Markus Fallenböck ist Gesellschafter des österreichischen Fintech Own360 (früher Own Austria), das einen Standortfonds für private Anleger anbietet. Davor war er viele Jahre in Managementfunktionen etwa bei Styria Media Group und Verlagsgruppe News tätig.

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Die EnerCube-Gründer Laurenz Sutterlüty und David Riedl | (c) Kathrin Gollackner Fotografie
Die EnerCube-Gründer Laurenz Sutterlüty und David Riedl | (c) Kathrin Gollackner Fotografie

Der Anteil fossiler Energieträger bei Heizungen liegt im EU-Schnitt nach wie vor über 75 Prozent. Die Umrüstung muss aber in den kommenden 15 bis 20 Jahren erfolgen. Und dabei erfreuen sich Wärmepumpen immer größerer Beliebtheit. So ein System in einem bestehenden Gebäude zu installieren, kann das aber ganz schön aufwändig werden. EnerCube aus dem Salzburger Seekirchen am Wallersee setzt mit seinem Produkt hier an und wird dabei von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt.

Gesamte Anlage in einem Modul

“Die Installation, Planung und Koordination eines gängigen Wärmepumpen-Systems für ein Mehrfamilienhaus braucht vor Ort zwischen 200 und 500 Stunden. Mit unserem System sind es nur etwa 100 Stunden”, erklären die beiden EnerCube-Gründer Laurenz Sutterlüty und David Riedl. Und wie machen sie und ihr aktuell sechs Personen starke Team das? “Wir bauen die gesamte Anlage inklusive Heizraum in ein einziges, bei uns im Werk vorgefertigtes Modul, das etwa so groß ist, wie ein Autoparklplatz und vor dem Gebäude installiert wird”, erklärt Sutterlüty. Es müsse also kein Platz im Gebäude geschaffen werden und man könne auch im Winter umrüsten.

So sieht das Modul aus | (c) EnerCube

Bis zu 40 Wohneinheiten mit einer EnerCube-Einheit

Je nach Ausführung – EnerCube bietet drei verschiedene – können damit bis zu 40 Wohneinheiten beheizt werden – auch in voneinander getrennten Mehrparteienhäusern. “Durch eine optimierte Anordnung des Hydraulik- und Schichtspeichersystems, sowie den Einsatz hochwertigster Anlagenkomponenten, kommen wir auf 36 Prozent mehr Effizienz als durchschnittliche Systeme. Und mit einem FFG-geförderten und patentierten System haben wir den Schall um die Hälfte reduziert, damit die Anlagen selbst in eng bebauten Wohngebieten eingesetzt werden können”, erklärt Sutterlüty.

“Wir bleiben im B2B-Segment”

Aufgrund der Außeninstallation liegt der Fokus von EnerCube aktuell klar auf Mehrparteienhäusern im suburbanen Bereich. “Wir arbeiten aber auch an einer Lösung für den innerstädtischen Bereich”, verraten die beiden Gründer. Klar ist für sie aber: “Wir bleiben im B2B-Segment mit größeren Wohneinheiten. Dort ist unser System richtig skalierbar. Für Einfamilienhäuser gibt es schon kostengünstige Lösungen am Markt – da wollen wir nicht mitspielen. Bei großen Wohnanlagen tun sich andere Hersteller dagegen schwer mit standardisierten Lösungen.”

Großes Immobilienunternehmen erteilt Großaufträge

Und das Konzept geht wirtschaftlich auf. Im Februar 2023 gegründet, kommt EnerCube dieses Jahr auf zehn Module für insgesamt 200 Wohneinheiten – allesamt für ein bekanntes, großes Immobilienunternehmen. Im kommenden Jahr gibt es bereits Zusagen für Aufträge von über 30 Modulen. “Wir haben ein siebenstelliges Auftragsvolumen und sind Cashflow-positiv”, so Riedl.

Bis zu 80 Module im Jahr im EnerCube-Werk

Doch es gibt natürlich auch klare Wachstumspläne. Das maximale Produktionsvolumen in der Werkshalle in Salzburg liege bei 80 Einheiten pro Jahr, sagt der Gründer: “Wir haben auch schon Überlegungen für eine Produktionserweiterung.” Aktuell fertigt das Team seine Systeme hauptsächlich für Deutschland. Zielmarkt ist aber der gesamte DACH-Raum – und perspektivisch noch mehr.

“Ohne aws Preseed wäre das alles gar nicht möglich gewesen”

In der Finanzierung von all dem verzichtete EnerCube bislang auf klassische Startup-Investments. “Die Überlegung besteht aber für die Zukunft, um noch schneller skalieren zu können”, erklärt Riedl. Kapital von außen holte sich das Startup aber durchaus. “Wir haben das Material für unseren Prototypen über aws Preseed finanziert. Ohne das wäre das alles gar nicht möglich gewesen. So konnten wir schon aus der Garage hinaus das Produkt erfolgreich am Markt platzieren”, erzählen die Gründer.

Auch aws Seedfinancing und hilfreiche Workshops für EnerCube

Mittlerweile hat EnerCube auch eine aws-Seedfinancing-Förderung über die Programmschiene Innovative Solutions in Anspruch genommen, um den Ausbau voranzutreiben. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Und auch sonst half die aws dem Startup in mehreren Bereichen weiter, wie Sutterlüty sagt: “Die Workshops waren für uns sehr hilfreich, etwa beim Thema IP. Das hat uns einen klaren Anreiz gebracht, Patente einzureichen und dieses Thema stärker anzugehen.” Denn auch bei der Weiterentwicklung des Produkts, hat EnerCube noch einiges vor.

*Disclaimer: Das Porträt entstand in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice (aws).

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AI Summaries

Der Erfolg des Corona-Exitplans hängt von uns allen ab

  • Die aktuellen Maßnahmen sind notwendig und werden auch in den Unternehmen umgesetzt, denn die Gesundheit der Menschen hat oberste Priorität.
  • Es gibt auch die Verantwortung, Arbeitsplätze zu erhalten und die Versorgung der Kunden sicherzustellen.
  • Der nun veröffentlichte Exitplan für die Wirtschaft will ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen diesen beiden Zielen finden.
  • Das deutsche Ifo-Institut prognostiziert, dass jede zusätzliche Woche ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kosten würde – und das ist noch die günstigere Variante.
  • So wie wir alles zum Schutz der Gesundheit tun müssen, sollten wir auch jetzt jeden denkbaren Beitrag leisten, der die Dauer des Shutdown verkürzt.
  • Wir haben es in der Hand, wie schnell eine zumindest teilweise Normalisierung des Sozial- und Wirtschaftslebens möglich ist. Wer sich also konsequent an die Schutzmaßnahmen hält, wird nicht nur zum Lebensretter, sondern indirekt auch zum Jobretter.

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Der Erfolg des Corona-Exitplans hängt von uns allen ab

  • Die aktuellen Maßnahmen sind notwendig und werden auch in den Unternehmen umgesetzt, denn die Gesundheit der Menschen hat oberste Priorität.
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  • Der nun veröffentlichte Exitplan für die Wirtschaft will ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen diesen beiden Zielen finden.
  • Das deutsche Ifo-Institut prognostiziert, dass jede zusätzliche Woche ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kosten würde – und das ist noch die günstigere Variante.
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