02.01.2020

Vom Chatbot zum Jackpot – 2020 wird das Jahr der digitalen Wertschöpfung

Michael Zettel, Country Managing Director von Accenture Österreich, erläutert in seinem Gastkommentar, dass es 2020 bei IT-Projekten nicht nur um die technische Umsetzung, sondern auch um den wirtschaftlichen Nutzen geht. Digitale Vorreiter haben dies schon erkannt, die Nachzügler haben noch viel Arbeit vor sich.
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Thunberg
(c) Accenture: Michael Zettel

“Wir brauchen einen Chatbot”, “Wir müssen in die Cloud”, “Wir machen ein KI-Projekt” – die Schlagworte, die unser Berater-Bullshit-Bingo in den letzten Jahren geprägt haben, zeigen eines deutlich: Die Manager haben hierzulande verstanden, dass es höchste Zeit für die digitale Transformation ist und dass man jetzt handeln muss, um morgen erfolgreich zu sein. Und ja, das ist gut so, denn jedes Business ist heute ein Digital Business (wie wir seit 2014 sagen). Und “Überleben”, “erfolgreich sein” und sein “Geschäft ausbauen” wird nur mit einem digitalen Angebot möglich sein. Bald wird die Digitalisierung nicht mehr Unterscheidungs- oder Alleinstellungsmerkmal sein, sondern schlicht selbstverständlich.

Der Innovations- und Digitalisierungsdruck hat in den Chefetagen viel bewegt. Inhaltlich wie budgetär. Das Funding von IT-Projekten war nicht mehr das Thema. Viele Unternehmen sind 2019 voll in die Umsetzung gegangen. Es wurde viel getan. Wir haben mit unseren Kunden an vielen Stellen KI in den produktiven Einsatz gebracht, Apps in die Cloud transferiert und neue Portale für die Kunden und Mitarbeiter geschaffen.

+++Tech-Trends: 2020 wird wohl nicht viel passieren+++

Aber oft hat es auch einige Fragen verdeutlicht: War es die Investition auch wirklich wert? Ist unser Business Case auch wirklich aufgegangen? Hat es zusätzlichen Umsatz gebracht oder die Kosten gesenkt? Diese Fragen darf man nicht nur, sondern muss man stellen. Denn die digitale Transformation ist nicht Selbstzweck. Die Digitalisierung unterstützt und ermöglicht neues Geschäft, steigert die Effizienz und muss auf die Unternehmensziele einzahlen.

Daher sehe ich 2020 zwei dominierende Themen: Digitale Wertschöpfung und digitale Transformation im Business-to-Business-(B2B-)Bereich.

Das Innovations-Erfolgs-Delta

Wir haben die Verantwortung, dass sich unsere künftigen Systeme rechnen, Mehrwert schaffen und Wertschöpfung bringen. 2020 wird das Jahr der Wertschöpfung! Es muss nicht nur in die neuesten Technologien investiert werden, es muss der volle Nutzen daraus geschöpft werden.

Wir haben kürzlich in einer weltweiten Studie eben diesen Nutzen untersucht, und die Ergebnisse zeigen eines klar: Die Vorreiter setzen Technologie strategisch ein. Die Nachzügler investieren zwar, aber mit fehlender Skalierung verzichten sie auf die Wertschöpfung der Investitionen. Vorreiter haben, so die Studie, ein doppelt so hohes Umsatzwachstum wie Nachzügler. Das heißt, die Nachzügler müssen schleunigst das Mindset und die Methoden der Vorreiter übernehmen, um ihr Innovations-Erfolgs-Delta zu schließen. Sie brauchen Future Systems. Systeme, die für die Zukunft gerüstet, grenzüberschreitend, anpassungsfähig und vor allem menschenzentriert sind.

Das schwere Erbe der IT-Landschaften

Wir können heute sagen, Technologie ist allgegenwärtig, aber wir können nicht sagen, dass Mehrwert überall ist. Oft erschwert das Erbe der alten IT-Landschaften, das Nutzenpotenzial von Innovationen voll auszuschöpfen, sie zu skalieren. Die alte IT-Infrastruktur ist vielfach ein schwerer Rucksack am Weg zur Wertschöpfung. Die Legacy-IT aus Software, Hardware, Daten, Telekommunikation und Rechenzentren stellt für die technologischen Anwendungen und Möglichkeiten nicht gerade die ideale Grundlage dar. Sie erschweren die neuen Anwendungen in der Cloud, Big Data, KI und Co richtig verwenden zu können.

“Da macht dann auch die neue KI keine Freude, selbst wenn sie mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit vorhersagt, dass ich den Kunden verlieren könnte.”

An einem praktischen Beispiel illustriert (Sie kennen das bestimmt vom “Hören”): Das neueste Cloud-CRM ist “schnell” einmal freigeschaltet (und auch da hakt es oft genug an der Firewall oder an den Vorgaben des CISO). Das Zusammenspiel mit den Alt-Systemen ist aber immer eine verdammt aufwendige Sache – nicht nur wegen der Schnittstellen, oft mangelt es einfach auch an der Datenqualität, die im neuen System einfach transparenter wird. Auf einmal sehe ich drei unterschiedliche E-Mail-Adressen zu einem Kunden – weil Service und Marketing das bisher anders gespeichert hatten. Und wenn die Anwender in der neuen Web-Oberfläche dann noch drei “Clicks” mehr machen müssen als im alten Host-System, ist die Enttäuschung perfekt. Da macht dann auch die neue KI keine Freude, selbst wenn sie mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit vorhersagt, dass ich den Kunden verlieren könnte.

Klare Vision & echte Durchdringung

Was machen nun die Wertschöpfungs-Vorreiter anders? Sie folgen bei der Einführung neuer Technologien einer klaren Vision für die zukünftige Struktur ihrer Systeme. Dabei spielt die unternehmensweite Durchdringung eine große Rolle. Sie achten penibel darauf, wie eine neue Technologie mit den bestehenden Prozessen und den Anwendern zusammenspielt.

Zurück zu unserem illustrativen Beispiel: Ärmel aufkrempeln, Business Case noch einmal aufblättern und den Fokus auf die richtigen Prioritäten setzen. Zuerst die wichtigsten Geschäfts-Funktionalitäten einbauen, die Datenqualität adressieren und vor allem auch die Anwender auf die Reise mitnehmen – das gute alte Change Management wird immer wichtiger und ist noch viel zu oft Stiefkind. Dann kann man drei bis vier Monate später die Früchte einfahren und gezielt die Kunden adressieren, die abspringen wollen – anstatt undifferenzierter Massenmailings zu Ostern und Weihnachten.

Das ist das Thema 2020 – Nutzen aus der digitalen Transformation. Vom zweiten großen Thema 2020 – der digitalen Transformation B2B – erzähle ich im nächsten Blog.

Das ist eines der Erfolgsgeheimnisse, das es 2020 umzusetzen gilt … ein ziemlich guter Neujahrsvorsatz finde ich – zumindest fürs Geschäft!

Happy New Year und danke fürs Lesen!

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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Vom Chatbot zum Jackpot – 2020 wird das Jahr der digitalen Wertschöpfung

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