04.12.2019

Mystery Minds: Ein Mittel gegen “Blasenbildung” in großen Unternehmen

Das 2016 gegründete Startup Mystery Minds mit Standorten in München und Wien bietet Matching-Systeme an, die mit Hilfe von Algorithmen in großen Firmen etwa Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen zu Kaffee oder Mittagessen zusammenbringen, und damit sowohl Einfluss auf das Betriebsklima als auch den Ideenfluss nehmen sollen. Wir sprachen mit CEO Christoph Drebes.
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Mystery Minds: Co-Founder und CEO Christoph Drebes
(c) Mystery Minds: Co-Founder und CEO Christoph Drebes

Blasen gibt es nicht nur in sozialen Netzwerken. Befragt man sich selbst, dann wird man rasch zugeben müssen, dass diese auch – vor allem – in größeren Unternehmen existieren. Da wundert sich beispielsweise die Marketing-Abteilung, was die IT-Mitarbeiter eigentlich exakt machen und umgekehrt. Auch Argwohn von Angestellten gegenüber den Führungskräften kennt man zur Genüge. Dass all das das Gegenteil von Netzwerkdenken ist, und damit ein Blick auf das große Ganze verhindert wird, liegt auf der Hand. Ideenblockaden und schlechtes Betriebsklima sind nur allzu oft die Folge dieser Phänomene.

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Gegen Blasenbildung

Gegen diese Blasenbildung und diese damit einhergehenden Ideenblockaden in Unternehmen sind die beiden Gründer von Mystery Minds, Christoph Drebes und Stefan Melbinger angetreten. Sie lernten einander bereits vor einigen Jahren bei einem Trainee-Programm eines deutschen Telekommunikationsunternehmens kennen. “Beim Trainee-Programm waren wir in verschiedenen Abteilungen und hatten regelmäßige Essenstermine”, berichtet Drebes über die Situation, die zur Gründungsidee von Mystery Minds führen sollte. Schnell habe man damals bemerkt, wie vorteilhaft und fruchtbar es sein könne, wenn Menschen aus unterschiedlichen Umfeldern und Abteilungen zusammenkommen, so Drebes.

Die damalige aus dieser Erkenntnis destillierte Ur-Idee war dann denkbar einfach: Leute aus unterschiedlichen Kontexten des Unternehmens konnten sich anmelden. Diese Anmeldungen wurde in ein Excel-Dokument transferiert und Algorithmen bestimmten dann, wer auf wen beim nächsten Essen trifft. Mittels einer Einladung per Mail werden die Essens-Akteure dann verständigt. “Wir sind damit aber schnell an Grenzen gestoßen, unter anderem dann, wenn bestimmte Mitarbeiter auf Urlaub waren oder ähnliches”, hält Drebes fest.

Von Mystery Lunch zu Mystery Minds

2016 wurde dann schließlich gegründet, vorerst unter dem Namen Mystery Lunch. 2018 habe man das Unternehmen in Mystery Minds umbenannt, um der Einschränkung auf Mittagessen zu entkommen. “Mittlerweile gibt es verschiedene Konzepte: Mystery Lunch, Mystery Coffee, Mystery Mentor, Mystery Job und Mystery Brain”, führt Drebes aus. Das Prinzip dahinter ist bei Mystery Lunch und Mystery Coffee dasselbe.

“Angemeldete Mitarbeiter werden mit E-Mail-Adresse, Abteilung und einigen Variablen, wie etwa Sprache oder ähnliches, erfasst”, skizziert Drebes das Konzept. Dann müsse noch die Entscheidung getroffen werden, wie oft man eine Essens- oder Kaffeeeinladung erhalten möchte. Ein Algorithmus übernimmt dann das Kommando und lost aus. “Beim Treffen wird dann geredet”, erklärt Drebes. Das stärke die persönliche Verbindung und erleichtere es, auch in Zukunft zusammenzuarbeiten. Dass dabei gute Ideen entstehen sei aber natürlich ebenfalls nicht ausgeschlossen. Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit, dass die Unternehmensführung ihren Mitarbeiter Leitfragen zum Treffen quasi “mitgibt”.

Einfache und komplexere Systeme

Etwas komplexer wird es bei Mystery Mentor, Mystery Job und Mystery Brain. Beim erstem soll Mentor auf Mentee treffen. Nach dem Match solle damit alles in ein “Mentoring-Programm münden”, wie Drebes erklärt. Bei der Lösung Mystery Job begibt man sich nach dem Schalten und Walten des Mystery-Minds-Systems für einen Tag oder mehr in die Arbeitswelt eines Kollegen einer anderen Abteilung. “Es ist wie eine Art Mini-Praktikum”, erläutert der CEO. Mystery Brain soll schließlich Querdenker hereinholen.

Gegenwart und Zukunft von Mystery Minds

Derzeit betreut man von den Standorten in München und Wien aus mit sieben Mitarbeitern circa 80 Kunden in 37 Ländern. Nach einem weiteren Mitarbeiter in Wien wird aktuell gesucht. Den Kunden bietet man “optimierte Cloud-Services mit Matching-Systemen” an, wie es Drebes präzisiert. Als Besonderheit des Geschäftsmodells benennt er, dass man bewusst nicht den Schritt in die Absolute Digitalisierung gehe. “Wir nutzen digitale Möglichkeiten um Zwischenmenschliches zu ermöglichen”, streicht er hervor. Die “Magie”, so Drebes, findet immer noch auf dieser Ebene statt.

Künftig möchte das Unternehmen auch künstliche Intelligenz integrieren. “Mit KI könnte es bald möglich werden, dass Linkedin-Profile ausgelesen werden und damit schon klar ist, was diese Personen machen und können”, beschreibt Drebes etwaige “Matches der Zukunft”.

Auch an Methoden, um die Wirksamkeit der Matching-Systeme in Unternehmen objektiv zu messen und zu beschreiben, ist man derzeit dran. “Das derzeitige Feedback ist aber schon sehr gut und geht dahin, dass Projekte einfacher werden, weil man durch die Treffen einfach mehr Leute kennt und auch leichter an Entscheider herankommt”, sagt Drebes.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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