04.07.2019

Wie die Brockhaus-Enzyklopädie nach über 200 Jahren die digitale Transformation schaffte

Die Brockhaus-Enzyklopädie hat ihre Wurzeln in der Zeit der Aufklärung. Mit ihr eignete sich das Volk das Wissen an, um gegen die Herrscher zu rebellieren. Doch durch Wikipedia und andere Onlineangebote schrumpfte die Auflage. Nun wurde das Geschäft digitalisiert.
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Brockhaus in der digitalen Welt. (c) Brockhaus

Vor der Existenz des Internets gab es das Fernsehen, die Zeitung und die mehrbändige Brockhaus-Enzyklopädie, um sich in einem kompakten Format über die Welt zu informieren. Ganze 21 Auflagen wurden gedruckt, für zuletzt 2820 Euro pro Reihe. Nachdem der Siegeszug des Internets begann, gingen die Verkäufe zurück. Daher transformierte sich Brockhaus vom analogen Enzyklopädieverlag zum digitalen Bildungsanbieter.

Aufklärung als Gründungsmoment des Brockhaus-Verlags

Brockhaus
Die Erstauflage des Brockhaus. (c) Brockhaus

Die Geschichte der mehrbändigen Enzyklopädie begann Anfang des 19. Jahrhunderts. Friedrich Arnold Brockhaus, ein bürgerlicher Verleger, wollte damit einen Beitrag zur Bildung der Gesellschaft leisten. Das passierte im Zeitalter der Aufklärung, als sich die Welt buchstäblich in die heutige Moderne verwandelte. Die Menschen suchten und konsumierten Informationen und Fakten über die materielle Welt und rebellierten mit dem neu erworbenen Wissen gegen die monarchischen Herrschaften für mehr Bürgerrechte. Diese Bildungsfunktion sollte der Brockhaus-Verlag erfüllen, indem er (zuletzt in mehreren Bänden) das Wissen der Welt jeder und jedem zur Verfügung stellte. Davor lag das Wissensmonopol exklusiv bei der Kirche, dem Adel und den Herrschern.

In mehr als 200 Jahren produzierte Brockhaus 21 Auflagen seines Konversationslexikons. Die Inhalte wurden dabei immer von einer eigenen Wissensredaktion erstellt. Ziel: Die einzelnen Stichworte und Einträge sollten so einfach wie möglich und so ausführlich wie nötig dargelegt werden.

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Das Konzept hat bis zu Beginn des Internetzeitalters gut funktioniert. Mit dem Start freier Online-Lexika sanken die Verkaufszahlen der gebundenen Enyzklopädien jedoch. Wissen konnte man nun gratis nachschlagen, wozu also dafür zahlen? Brockhaus musste sich ein innovatives Geschäftsmodell suchen – und hat es auch gefunden.

Die digitale Transformation zum Bildungsanbieter

Brockhaus
Brockhaus-Geschäftsfüherin Veronika Gmachl. (c) Patrick Langwallner

Das Business hat sich soweit verändert, dass rund um das Online-Lexikon weitere Lehrinhalte erstellt und an Bildungseinrichtungen verkauft werden. Die Enzyklopädie ist nach wie vor die DNA der Marke, das Fundament für weitere Lernangebote aus dem Hause Brockhaus. “Worauf wir ein verstärktes Augenmerk legen, sind digitale Lehrinhalte als Ergänzung im Schulunterricht. In Schweden ist unser Eigentümer NE damit sehr präsent, 75 Prozent der schwedischen Schulen verwenden die Online-Angebote”, sagt Brockhaus-Geschäftsführerin Veronika Gmachl.

Als Abonnement, beziehungsweise als Lizenzinhaber kann man sich auf Brockhaus.at einloggen und das gebündelte Weltwissen nachschlagen, das ständig aktualisiert und auf den neuesten Stand gebracht wird. Der wichtigste Unterschied zu Wikipedia ist, dass in der Brockhaus Redaktion der inhaltliche Diskussionsprozess vor der Veröffentlichung stattfindet und Beiträge erst online gestellt oder aktualisiert werden, nachdem sie fachlich geprüft worden sind. Zudem ist die Sprache möglichst einfach und die Information kompakter gehalten.

Als Besonderheit ist in die Enzyklopädie ein Jugendlexikon inkludiert, welches die oft komplexen Inhalte für Jugendliche verständlich macht. Und an ein digitales Junior-Lexikon für Kinder wurde auch gedacht. Der Fokus liegt unter anderem auf Interaktivität. Ein Beispiel: In Schweden sind die digitalen Übungen so konzipiert, dass künstliche Intelligenz die Rechenbeispiele an die Leistung der Schüler optimal anpassen kann.

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Obendrein gibt es zu zahlreichen Lexikon-Einträgen Bilder, sowie Audio- und Videodateien, welche die schriftlichen Ausführungen multimedial erklären können. Hinzu kommen Workshops und Onlinekurse: Zum Beispiel dazu, wie man Fake-News von Fakten unterscheidet, wie man recherchiert oder ein perfektes Referat hält. Auch für Lehrer stehen Online-Kurse zur Verfügung.

Das digitale Geschäftsmodell für den Bildungsbereich

Auf welche Klientel ist Brockhaus zugeschnitten? Im Grunde auf jede und jeden, der sich für geprüftes Wissen aus verlässlichen Quellen interessiert. Schulen können sich für das Schuljahr eine Lizenz kaufen. Sie bekommen einen passwortgeschützten Zugang, wo jeder Schüler und Lehrer auf die Seite und ihre Lehrinhalte zugreifen kann. Konfiguriert ist die Seite für PCs, Tablets und auch Smartphones, was die Anwendung in den Schulen fördern soll. Ebenfalls lassen sich in Schulen Workshops zu einzelnen Themen organisieren. Für Privatpersonen sind die Online Nachschlagewerke im Abomodell verfügbar.

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“Gegenwärtig sind unsere Kunden hauptsächlich Institutionen. Vor allem Schulen und zahlreiche Bibliotheken haben unsere Produkte in Österreich schon lizenziert. Unseren hohen Marktanteil wollen wir in Österreich noch weiter ausbauen”, antwortet die Geschäftsführerin auf die Frage nach den Kunden: Das Privatgeschäft entwickle sich im deutschsprachigen Raum bereits sehr positiv, obwohl man bisher keine Werbung dafür gemacht habe. Hier wird in Zukunft deutlich mehr investiert, um Brockhaus einer breiten Zielgruppe zugänglich zu machen. Brockhaus soll im Schulalltag und in der Erwachsenenbildung verankert sein und dabei helfen, wichtige Medienkompetenzen aufzubauen, wie zum Beispiel richtig zu recherchieren und kritisch mit Quellen im Internet umzugehen.

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Kurstafel:

📉 Bitcoin fiel zwischenzeitlich auf unter 60.000 US-Dollar

Autsch. Diese Woche ging es ordentlich abwärts am Kryptomarkt. Der Bitcoin-Kurs rasselte vorübergehend sogar unter die 60.000-Dollar-Marke. Nach einer Erholung am Freitag lag er zuletzt wieder deutlich darüber. 

Zwischenzeitlich war es für Bitcoin aber bis auf 56.500 Dollar abwärts gegangen. Damit fiel er auf das tiefste Niveau seit rund zwei Monaten. Von dem Mitte März erreichten Rekordhoch von über 73.000 Dollar ist der Kurs damit um mehr als 20 Prozent gefallen. 

Und das alles nur kurz nach dem Halving. Von dem sich viele einen starken positiven Impuls für den Kurs erwartet haben. Warum diese Annahme ohnehin viel zu vereinfacht gedacht war, ist hier in den vergangenen Wochen immer wieder thematisiert worden - siehe etwa Crypto Weekly #138 oder Crypto Weekly #139

Abgekürzt könnte man es folgendermaßen auf den Punkt bringen: Die kurzfristige Kursreaktion auf das Halving ist nicht vorhersehbar - weil sie hauptsächlich spekulativ getrieben ist. Und deshalb kann es schnell in die eine, wie auch in die andere Richtung gehen. Die tatsächliche Kursreaktion am 20. April fiel äußerst unspektakulär aus.

Rund zwei Wochen später geht’s jetzt aber deutlich nach unten am Markt. Allerdings gibt es keinen Grund, das ursächlich mit dem Halving in Verbindung zu bringen. Wie schon in der Vorwoche geschrieben, deutet für die nächsten Monate vieles darauf hin, dass die makroökonomische Lage der dominierende Faktor für den Kryptomarkt sein wird.  

🤔 Wie die US-Zinsen den Kryptomarkt beeinflussen

Eines der wesentlichen Themen dabei: Die Zinsentwicklung. Das war sie auch schon im letzten Bullenmarkt. Genauer gesagt: Bei dessen Ende. Dieses ging einher mit der Aussicht auf steigende Zinsen in den USA. Die Fed begann im Spätherbst 2021 eine Abkehr von der Nullzinspolitik zu signalisieren. 

Und als sie einige Monate später dann tatsächlich begann, die Zinsen schnell und deutlich zu erhöhen, zog der Kryptowinter auf. Hintergrund des Kurswechsels in der Geldpolitik war die hohe Inflation, die gemessen am Inflationsziel der Notenbank so richtig aus dem Ruder lief. 

Zweieinhalb Jahre später ist die Situation eine andere: Die Inflation ist schon 2023 wieder deutlich gesunken. Am Finanzmarkt rechneten daher viele mit einem erneuten Kurswechsel der Notenbank - hin zu Zinssenkungen. Auch, um eine sich abkühlende Wirtschaft zu stützen.

Allerdings hat sich dann gezeigt: Die von vielen erwartete Rezession in den USA blieb aus. Die Inflation dagegen erwies sich in den vergangenen Monaten allerdings etwas hartnäckiger als von der Notenbank erhofft. Und aus dieser Kombination führt dann eben zu einem vorsichtigereren Vorgehen der Notenbank: Die solide Wirtschaftslage zeigt, dass es nicht unbedingt niedrigere Zinsen braucht - zumal diese potenziell wieder die Inflation befeuern könnten.

Am Mittwoch stand nun die nächste Zinssitzung der US-Notenbank an. Dass der Leitzins unverändert in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent blieb, war bereits im Vorhinein weitgehend erwartet worden. Die begleitenden Aussagen von Notenbank-Chef Jerome Powell wurden an den Märkten aber so interpretiert, dass man sich offenbar noch länger auf hohe Zinsen einstellen müsse. 

Ein solches Szenario gilt gemeinhin als schlecht für sämtliche “Risk Assets”, zu denen neben Aktien eben auch Krypto zählt. Ob es tatsächlich eintritt, wird sich erst zeigen. Klar ist aber: Wer am Kryptomarkt aktiv ist, sollte in nächster Zeit darauf eingestellt sein, dass Einflüsse von der Makroebene den Handel dominieren - und auch das kann in beide Richtungen gehen. 


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