28.09.2018

Offensity-Gründer zur Cyber-Security: „Eine Sicherheitsgarantie kann es nicht geben”

Im Vorfeld des Roundtable zum Thema Cyber-Security, den der Brutkasten und A1 am 4. Oktober veranstalten, gibt Aron Molnar von Offensity im Interview einen Einblick in die aktuelle Gefahrensituation für Unternehmer.
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Offensity
Aron Molnar, Gründer von „Offensity“, ist Teil des Security-Teams von A1 Digital und berät dort KMUs im Bereich der IT-Security.

Als Vertreter der „Ethical Hacker“-Szene und Entwickler von Offensity – einer Security-Monitoring-Lösung, die im Rahmen des Intrapreneurship-Programms der A1 Telekom Austria Group entwickelt wurde – ist Aron Molnar inzwischen Teil des Security-Teams von A1 Digital. Dort berät er KMUs im Bereich der IT-Security und entwickelt Offensity weiter.

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Gegen welche Cyber-Bedrohungen müssen sich die Unternehmen im Jahr 2018 wappnen?

Ganz allgemein gibt es immer drei Sicherheits-Komponenten, mit denen man sich auseinander setzen muss. Zum einen geht es um die Vertraulichkeit von Daten – dass diese nicht abhanden kommen können. Zweitens um die Integrität dieser Daten – dass die niemand ändert und z.B. auf einer Corporate-Website falsche News veröffentlicht. Und schließlich betrifft es die Verfügbarkeit von Systemen und Daten. Extremes Beispiel: Wenn Amazon für zehn Minuten down ist, dann bedeutet das einen riesigen Umsatzausfall.

Wie sieht es bezüglich des Sicherheitsbewusstseins der Firmen aus?

Mit Offensity sehe ich, dass vor allem die Sicherung der Integrität von Daten stiefmütterlich behandelt wird. Da fehlt es eindeutig am Problembewusstsein – man kennt zu wenige Szenarien und hat keine Vorstellung davon, wie die Änderung von Daten jemand anders nützen könnte. Wenn aber jemand eine Firmen-Website hackt und dort die Nachricht veröffentlicht, dass der Finanzchef des Unternehmens verhaftet worden sei, dann lässt sich damit z.B. ein Aktienkurs beeinflussen.

Als Angreifer überlegt man sich zuerst, was man eigentlich will: Aktienkurse manipulieren oder vielleicht jemanden erpressen?

Als Hacker würde ich mir also zuerst anschauen, ob es beim Unternehmen, dem ich schaden will, eine Schwachstelle dieser Art gibt…?

Nicht unbedingt. Als Angreifer überlegt man sich zuerst einen „Business Case“, der definiert, was man eigentlich will: Aktienkurse manipulieren oder vielleicht jemanden erpressen? Und dann erst sucht man nach einer Schwachstelle, die dieses Anliegen unterstützt.

Wie kann man das Gründern und etablierten Unternehmen am besten vermitteln?

Die ganz großen Unternehmen haben ja in der Regel eine ordentliche Security-Abteilung und können mit diesen Gefahren umgehen. Problematischer ist es bei den KMUs, wo es sich oft einfach nicht auszahlt, jemanden extra einzustellen – und so „nebenbei“ kann das niemand ordentlich machen. Wenn ich einem KMU einen grundlegenden Tipp geben soll, dann lautet der, zuerst einmal in allen relevanten Bereichen – das umfasst z.B. Server, Office-PCs und Content Management Systeme – die neuesten Updates zu installieren. Damit die Systeme dann auf dem jeweils aktuellsten Stand sind, gibt es diverse Lösungen, die auf Updates hinweisen bzw. diese einspielen. Eine Antiviren-Software sowie Security-Lösungen für Emails, um Malware, Spam und Phishing zu blocken, ist ebenfalls ein Muss.

Gab es in der jüngeren Vergangenheit unter all den bekannt gewordenen Security-Pannen welche, die du heraus heben würdest?

Bedeutend waren zuletzt sicherlich v.a. jene Vorfälle, bei denen „Verschlüsselungs-Trojaner“ eingesetzt wurden – damit werden Angriffe skalierbar. Im Prinzip geht es darum, dass eine Schadsoftware die Daten eines Unternehmens verschlüsselt und für die Eigentümer unlesbar und damit unzugänglich macht. Die Firma wird dann vom Angreifer erpresst – wer nicht zahlt, der verliert alle betroffenen Daten. Die deutsche Reederei Maersk hat durch so einen Vorfall hunderte Millionen Euro an Schaden erlitten. Skalierbar ist ein solcher Hack, weil er auch Private treffen kann – und dort halt vielleicht nur 200 bis tausend Euro erpresst werden. Auch LinkedIn wurde bekanntlich Opfer eines Angriffs – nur ist man da heute noch nicht sicher, wie lange der gedauert hat. Zwischen 2012 und 2016 wurde jedenfalls eine dreistellige Millionen-Anzahl an Mailadressen- und Passwort-Kombinationen geleakt. Da befindet man sich natürlich stark im Business-Umfeld und trifft viele Leute aus dem Top-Managment. Bei uns, bei der A1 Telekom, waren ungefähr 300 MitarbeiterInnen betroffen. Die wurden seitens des Unternehmens sofort darüber in Kenntnis gesetzt und aufgefordert, ihre Passwörter zu ändern bzw. zurück zu setzen.

Es gibt keine vollständige Liste an möglichen Bedrohungs-Szenarien, denn es kommen ständig neue dazu.

Ist ein System, das von dir und dem Offensity-Team nicht geknackt werden kann, sicher?

Nein, so eine Garantie kann es nicht geben. Mit Offensity schauen wir auch nicht nur die jeweiligen Systeme an, sondern prüfen ein Unternehmensumfeld. Es hosten z.B. viele Firmen ihre Daten bei Google, und da müssen dann auch die Privatsphäre-Einstellungen so sein, dass man von außen nicht rein kann. Wir prüfen also das, wo wir wissen, dass es bei vielen Firmen problematisch ist. Es gibt jedoch keine vollständige Liste an möglichen Bedrohungs-Szenarien, denn es kommen ständig neue dazu.

In welcher Frequenz sollte so eine Prüfung wiederholt werden?

Wenn Firmen genug Budget für Security haben, dann machen sie so genannte „Penetration Tests“ im Halbjahres- oder Jahresintervall. Das sind bis zu zweiwöchige Prüfungen, aber sehr punktuell. Wir erfahren jedoch täglich von 40 neuen Schwachstellen, also kann da am nächsten Tag schon wieder eine Lücke bestehen.

Wenn in den nächsten Jahren das 5G-Netz ausgebaut wird und noch viel mehr Menschen und Geräte im Internet hängen: Worauf muss man künftig besonders achten?

Es ist nicht so, dass dann alles anders wird. Aber es eröffnen sich gerade mit der Machine-2-Machine-Kommunikation neue Geschäftsfelder. Da gilt es etwa zu überlegen, wie ich 50 Geräte, die alle eine SIM-Karte haben, mit einem Update ausstatte, ohne mich überall einloggen zu müssen. Oder auch zu gewährleisten, dass ein Gerät aus dem Netz draußen bleibt, wenn es der Anwender so will. Für Firmen, die in großem Stil mehrere hunderttausend Geräte in Umlauf bringen, ist das eine Herausforderung. Privatpersonen glauben oft, dass ein Angriff auf ihre Geräte ohne bedeutende Auswirkungen bleibt. Dem ist nicht so, da diese Geräte als Sprungbrett zu anderen Systemen, wie etwa Smartphones oder PCs genutzt werden können. Auf diesen könnte man wiederum das Bankkonto des Opfers plündern. Aber selbst wenn der vernetzte Kühlschrank betroffen ist und dann von außen jemand aus Spaß immer wieder Eiswürfel runter lässt, ist das wahrscheinlich ein Ärgernis.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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