18.03.2025
CHIRURGIE

SurgVRse: VR-Learning-Plattform für robotergestützte Chirurgie

Das Startup SurgVRse macht Videos von Operationen zugänglich, die mit Robotern durchgeführt worden sind. Mithilfe einer VR-Brille sollen so möglichst viele Chirurg:innen lernen, die Technik zu nutzen.
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SurgVRse-Gründer Michael Maier und Teodor Kapitanov
SurgVRse-Gründer Michael Maier und Teodor Kapitanov | Foto: Vera Boren / 69 Inspiring People

Kaum jemand lässt sich gerne operieren – doch manchmal führt kein Weg daran vorbei. Aber viele Eingriffe können heute schon minimalinvasiv erfolgen, also mit sehr wenigen Schnitten. Noch präziser wird es, wenn Chirurg:innen von Robotern unterstützt werden. Wer jetzt skeptisch wird, dem sei gesagt: Das ist längst Realität. Umso wichtiger ist es, dass die Mediziner:innen, die diese Roboter steuern, bestens darin geschult sind.

Genau dafür wollen Teodor Kapitanov und Michael Maier eine Lösung gefunden haben. “Mit SurgVRse entwickeln wir eine VR- und KI-gestützte E-Learning-Plattform, die Medizinstudierenden, jungen Fachärzt:innen sowie Chirurg:innen einen leichten Einstieg in die roboter-assistierte Chirurgie ermöglicht. Auch erfahrene Chirurg:innen, die der Technologie noch skeptisch gegenüberstehen, sollen davon profitieren”, sagt Kapitanov. Bis 2027 will sich das Startup mit seiner VR- und KI-unterstützten Learning-Plattform als Marktführer etablieren. Aber erstmal von vorne.

Operieren mit Robotern

Kapitanov, selbst Chirurg in Wien, beschäftigt sich seit 2019 mit Roboterchirurgie. Ungefähr 200 Operationen hat Kapitanov schon mithilfe von Robotern durchgeführt. “Ich operiere über eine Bedienerkonsole per Fernsteuerung, einem sogenannten Telemanipulator – meine Bewegungen werden in Echtzeit übertragen”, erklärt Kapitanov den Vorgang.

Für Chirurg:innen hat das laut Kapitanov mehrere Vorteile: Sie können unter anderem während der gesamten Operation sitzen, der Operationsbereich ist durch Kameras viel besser sichtbar und wenn man zittert, wird es nicht übertragen. Für Patient:innen ist der Eingriff schonender, sie erholen sich schneller und können auch früher entlassen werden.

Nur: “Herkömmliche 2D-Video-Plattformen und Lehrbücher können die Präzision und Komplexität der Roboter-assistierten Chirurgie nicht adäquat vermitteln”, sagt Kapitanov. “Erfahrene Chirurg:innen, die auf Roboter-assistierte Chirurgie spezialisiert sind, begleiten als Mentor:innen – sogenannte Proktoren – die ersten Operationen. Doch es gibt zu wenige von ihnen, und ihre Unterstützung ist auf nur sechs Eingriffe begrenzt – das reicht meiner Meinung nach nicht aus.”

SurgVRse macht OP-Videos in 3D zugänglich

Und hier kommt Michael Maier ins Spiel, der Mann für das Business. Mit jahrelanger Erfahrung in den Bereichen Beratung, IT und Innovation sagt er: “Ich weiß, wie man technische Produkte und Services gut auf den Markt übersetzt, Positionierungen dafür entwickelt und einen strukturierten Vertrieb dafür aufbaut.”

Als Kapitanov mit der Idee für die Plattform SurgVRse an ihn herantritt, ist er überzeugt. Zusammen gründen sie im August 2024 ihr Startup. Das Basiskonzept: Videos von durchgeführten Roboter-unterstützten Operationen in 3D zur Verfügung zu stellen. “3D mit der VR-Brille ist für das Gehirn so, als hätte es das selbst gemacht und erlebt”, sagt Maier. “Dank der dreidimensionalen Darstellung lernen Chirurg:innen viermal schneller”, ergänzt Kapitanov.

Aktuell wird auf der Homepage ein Video angeboten – das kann man in 2D oder 3D ansehen. Die Operation wird dabei kommentiert, auf eingeblendeten Folien sehen Lernende die nächsten Schritte. Grafiken helfen bei der Orientierung: Sie zeigen die beste Schnittlinie oder Bereiche, die man keinesfalls beschädigen sollte. “In den nächsten vier Monaten werden wir acht bis zehn Schulungsvideos veröffentlichen”, sagt Kapitanov.

Plattform für Kliniken

Das Startup ist bootstrapped. Umsatz macht es bis jetzt allerdings noch keinen. “Aktuell haben wir Einnahmen von Firmen aus dem medizinischen Netzwerk, die uns unterstützen wollen und deren Materialien in Operationen verwendet werden – die sponsern uns”, erzählt Maier. Auch zwei Unterstützungserklärungen aus öffentlichen Einrichtungen in Wien gebe es.

Als die wichtigste Kundengruppe definiert Maier Kliniken und Universitätskliniken. Dort sollen alle Videos sowie eine VR-Brille zur Verfügung stehen. Um das Angebot für alle zugänglich zu machen, will SurgVRse die Videos auch in 2D anbieten. Funktionieren soll das Modell für Einzelpersonen dann ähnlich wie bei Amazon Prime – Kund:innen kaufen sich ein Video und können es sich dann für einen bestimmten Zeitraum ansehen. Alternativ bezahlen User:innen für ein Abo.

SurgVRse plant KI-Assistent

In Zukunft soll auf der Plattform auch KI zum Einsatz kommen. “Unser nächster Schritt ist es, einen KI-Assistenten zu bauen, der Fragen beantworten kann”, sagt Maier. Die Basis dafür sollen Interviews mit Chirurg:innen und Fachliteratur bilden. “Zusätzlich werden wir gängige LLMs verwenden, wobei es vereinfacht gesagt darum geht, sie so einzuschränken und auszubalancieren, dass sie möglichst umfassend relevante Informationen liefern, ohne an Genauigkeit zu verlieren oder das Risiko von Halluzinationen zu erhöhen”, erklärt der Co-Founder.

Aktuell läuft ein Antrag auf eine Förderung. “Wenn wir die bekommen, können wir sofort mit dem KI-Assistenten starten”, sagt Maier. Sobald der großflächige Proof of Concept in Österreich erfolgt ist, möchten er und Kapitanov in den DACH-Markt vordringen. Weiterführend sei auch Europa denkbar. Das große Ziel bleibt: Im Jahr 2027 Marktführer werden.

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Fokus auf Satellitentechnik

Die Idee kam Gründerin Sabine Pongruber in ihrem Beratungsunternehmen, der WEME Global. “Wir haben mit der WEME Global Beratungsaufträge für die Wasserkraftindustrie gehabt und konnten da ein spezifisches Thema eines Kunden nicht lösen: Wie bekommt der Kunde aktuelle und verifizierbare Informationen von Baustellen in Indien?”, erzählt Pongruber im Gespräch mit brutkasten.

Eines Abends findet sie die Antwort: mithilfe von Satelliten. Ihre Idee entwickelt sie im Inkubationszentrum der Weltraumagentur ESA weiter. “Daraus ist die WEME Earth entstanden, die sich wirklich nur mit der Satellitentechnik beschäftigt”, sagt Pongruber. Die WEME Earth ist nun als Tochterfirma der WEME Global eingetragen und zu 100 Prozent in deren Eigentum. Pongruber arbeitet in beiden Firmen.

Daten für die Landwirtschaft

Der große Kick-off war für das Inkrafttreten der EU-Verordnung geplant. Weil der Termin von Ende 2024 auf Ende 2025 verschoben wurde, und die Lösung deswegen noch gar nicht alle brauchen, hat Pongruber das Portfolio erweitert. “Satelliten sehen ja viel mehr. Sie können mithilfe von Infrarot-Bildern auch erkennen, wie gesund Pflanzen sind und wo gedüngt werden muss”, sagt die Founderin. Das soll den Einsatz von Chemikalien reduzieren und Erträge erhöhen.

Einsatz in Südostasien

Aktuell nutzen das Produkt Landwirte und Händlerinnen in Südostasien. “Alle haben Plantagen, die 5.000 bis 50.000 Hektar groß sind”, erzählt Pongruber. Mit der Software selbst müssen sie sich nicht auseinandersetzen. “Die Bauern schicken uns einfach eine Mail. Wir arbeiten dann mit ihnen zusammen, um die genauen GPS-Koordinaten ihrer Plantage herauszufinden. Innerhalb von ein paar Tagen bekommen sie von uns dann die PDF-Datei, die der EU vorgelegt wird”, erklärt die Geschäftsführerin.

WEME Earth setzt auf lokale Netzwerke

Um mit den Kund:innen in Kontakt zu kommen, hat das Startup Verkäufer:innen vor Ort. Das sieht Pongruber als großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Der Verkauf findet aktuell in Malaysien statt, demnächst startet er auch in Indonesien. Als nächstes plant Pongruber, nach Thailand zu exportieren. “Anwendbar ist unsere Lösung für jeden Markt, wir müssen nur die lokalen Netzwerke etablieren”, sagt sie. In Südostasien liege der Schwerpunkt auf Palmölplantagen, aber die EU-Verordnung gilt unter anderem auch für Soja, Kaffee und Kakao. “Da stehen uns Lateinamerika, Westafrika und Mittel- und Zentralamerika noch offen”, schildert Pongruber.

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