29.02.2024

Insolvenzstudie: Acredia prognostiziert Gefahr für Startups

Im Vergleich zum Vorjahr sollen heuer rund neun Prozent mehr österreichische Firmen in Insolvenz gehen. Warum Startups besonders betroffen sind und die Lage 2025 wieder rosiger aussieht.
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Laut Acredia sollen rund 5.850 österreichische Firmen noch dieses Jahr insolvent gehen. (c) Adobe

Um neun Prozent sollen die Firmenpleiten in Österreich heuer im Vergleich zum Vorjahr ansteigen – so lautet die neue Prognose der Kreditversicherung Acredia. Obwohl der Anstieg nicht so drastisch ausfallen sollte wie 2023 mit 13 Prozent, sehen sich viele Unternehmen nach wie vor verstärkt mit Herausforderungen wie dem begrenzten Kapitalmarkt oder hohen Finanzierungskosten konfrontiert – besonders Startups, die nach der Pandemie gegründet wurden, wie Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz betont.

Lage sollte laut Acredia ab 2025 wieder abkühlen

Bewahrheiten sich die Prognosen, würden heuer in vier von fünf Ländern die Insolvenzzahlen steigen. Mit neun Prozent Plus liegt Österreich dabei genau im globalen Durchschnitt. Zum Vergleich: Infolge der Finanzkrise stieg 2009 die Zahl der globalen Firmenpleiten um 19 Prozent an. Auch wenn es das dritte Jahr in Folge sein könnte, in dem die Insolvenzzahlen weltweit steigen, sieht Acredia eine derartige Welle nicht kommen, im Gegenteil: Nach 2024 solle „die Dynamik sich abkühlen und 2025 auf hohem Niveau stabilisieren“, so Meierschitz.

Der Sturm vor der Ruhe

Bevor sie von dieser prognostizierten Erholungsphase profitieren können, sehen sich Unternehmen jedoch 2024 noch mit einer entschleunigten globalen Nachfrage konfrontiert. Laut Acredia ist zu erwarten, dass rund 5.850 Firmen in Österreich diesen Sprung nicht schaffen werden. Besonders betroffen seien Bau- und Baunebengewerbe, Handel sowie der Dienstleistungssektor.

Als beunruhigend bezeichnet Meierschitz den starken Anstieg großer Unternehmensinsolvenzen: „Weltweit ging pro Tag ein großes Unternehmen (Anm: Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro) pleite. Damit steigt auch das Nichtzahlungsrisiko für kleinere Lieferanten und die Gefahr von Folgeinsolvenzen erhöht sich“, sagt Meierschitz.

Als Gründe für den wiederholten Anstieg der Firmenpleiten nennt Meierschitz die schwachen Wachstumsprognosen in der Eurozone und – wenig überraschend – die Inflation, die weiterhin deutlich über dem Zielwert von 2 Prozent liegt. Aber auch die Auswirkungen von Handelseinschränkungen und geopolitischen Unsicherheiten seien auf globaler Ebene spürbar.

Ein Härtetest für die Startup-Szene

Die verhältnismäßig große Zahl an Startups, die nach der Pandemie gegründet wurden, seien laut der Acredia-Studie ebenfalls mitverantwortlich für die steigende Zahl der Firmenpleiten. Die vielen Gründungen der letzten drei Jahre würden zu einem „natürlichen“ Anstieg der Insolvenzzahlen führen. In diesem Zeitraum wurden um 14 Prozent mehr neue Unternehmen registriert als noch von 2016 bis 2019. Für sie sei 2024 laut Acredia der erste echte Härtetest. Wer es schafft, sein Startup durch dieses herausfordernde Jahr zu manövrieren, sollte also gute Karten haben – zumindest für die nahe Zukunft.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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