18.01.2024

VC-Investments in Europa: Mitten im Teufelskreis

Ein aktueller PitchBook-Report zeigt einen deutlichen Rückgang der VC-Investments in Europa im vergangenen Jahr. Das ganze Ausmaß der Problematik lässt sich aber erst in weiteren Statistiken ablesen.
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(c) Ibrahim Boran via Unsplash

Ein Rückgang um 45,6 Prozent von 105,1 Milliarden Euro auf 57,1 Milliarden Euro bei VC-Investments in Europa von 2022 auf 2023 – auf dieses Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse von PitchBook. Bereits von 2021 (109,8 Mrd. Euro) auf 2022 war das Volumen leicht zurückgegangen – die Krise ab Beginn des Ukraine-Kriegs hatte aufgrund vieler bereits ausverhandelter Deals verzögert eingesetzt.

Starker Rückgang bei VC-Investments – aber nur im Vergleich zum Boom

Der – erwartete – drastische Rückgang im Vorjahr wirkt zunächst extrem. Tatsächlich lag das Deal-Volumen 2023 aber noch klar über jenem von 2020 (52 Mrd. Euro) und erheblich über jenem aller Jahre davor, in denen es eine sukzessive Steigerung gab (siehe Grafik).

VC-Deals in Europa 2023:

VC-Investments Europa 2023
(c) PitchBook – Quelle: European Venture Report 2023

Isoliert betrachtet, bietet diese Statistik also noch keinen Anlass zur Panik. Eine einfache Deutung wäre: Der Boom von Ende 2020 bis Anfang 2022 muss als Ausreißer betrachtet werden. Das Volumen der VC-Investments in Europa geht nun wieder auf die sukzessive Steigerung der Vorjahre zurück. Wenn sich die Stimmung am Markt wieder verbessert, sind wieder größere Sprünge möglich.

Das Problem: VC-Firmen kämpfen selber

Doch so einfach ist es nicht. Der Rückgang der VC-Investments ist nämlich nur die Spitze des Eisbergs – das auffälligste Symptom einer weit umfassenderen Problematik: Zumindest die europäischen Risikokapital-Firmen werden mittelfristig ihr Investment-Volumen nicht hochschrauben können, selbst, wenn sie wollen. Sie kämpfen nämlich selber mit stark gesunkenen Kapitalzuflüssen.

2023 stellten europäische VCs laut PitchBook-Analyse insgesamt 17,2 Milliarden Euro an Funding auf. Das ist ein Rückgang um 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der niedrigste Wert seit 2018, wobei auch 2016 und 2017 das Gesamtvolumen höher gelegen war.

Fundraising-Volumen europäischer VCs 2023:

(c) PitchBook – Quelle: European Venture Report 2023

Hinzu kommt, dass das vergangene Jahr ein harter Schlag für das VC-Geschäftsmodell an sich war, wie sich aus einer weiteren Statistik ablesen lässt: Das Exit-Volumen europäischer VCs wurde von der Krise noch härter getroffen, als die anderen genannten Faktoren. Hier spielt der Rückgang bei Börsengängen eine besonders große Rolle. Mit 11,8 Milliarden Euro lag das Gesamtvolumen auf dem niedrigsten Wert seit 2013 (!). Der Rückgang im Vergleich zu 2022 (40,4 Mrd. Euro) betrug 70,9 Prozent, wobei das Volumen bereits von 2021 (136,3 Mrd. Euro) auf 2022 drastisch gesunken war.

Exit-Volumina europäischer VCs 2023:

(c) PitchBook – Quelle: European Venture Report 2023

Fazit: Europa bei VC-Investments im Teufelskreis gefangen

Die Risikokapitalfirmen sind mittelfristig also finanziell nicht für einen Aufschwung aufgestellt. Nicht wenige könnten aufgrund fehlender Exit-Volumina sogar selbst als Unternehmen in finanzielle Not geraten. Und die Analyst:innen erwarten für dieses Jahr noch keine Verbesserung bei den Börsengängen. Momentan sind die europäischen VCs also in einem Teufelskreis gefangen. Und wieder einmal ist der Kontinent darauf angewiesen, von Akteur:innen aus den USA und Asien herausgerissen zu werden – wo es derzeit auch noch nicht wieder rund läuft.

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Fifteen Seconds muss Insolvenz anmelden – Festival für 2024 abgesagt

Die Fifteen Seconds Events GmbH muss Insolvenz anmelden. Das Festival wird somit abgesagt, eine Fortführung ist auch für 2025 nicht geplant.
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© Niki Pommer für Fifteen Seconds

Rund zwei Wochen vor dem Start des Fifteen Seconds Festivals 2024 kommt nun eine Hiobsbotschaft aus Graz. Wie die Veranstalter am Dienstag über die Website der international bekannten Zukunftskonferenz bekannt gaben, muss die Veranstaltung abgesagt werden. Die geplante Ausgabe hätte ursprünglich vom 6 bis 7. Juni 2024 mit rund 8.000 Teilnehmer:innen aus über 30 Ländern über die Bühne gehen sollen. Bereits im Oktober 2023 wurden dafür erste Speaker:innen angekündigt (brutkasten berichtete).

Auf der Website schreiben die Veranstalter rund um Stefan Stücklschweiger und Thiemo Gillissen dazu: “Aufgrund zahlreicher kurzfristiger Absagen von teilweise langjährigen Sponsoren, die uns in den letzten Wochen erreicht haben, sehen wir uns heute gezwungen, die wohl schwierigste Entscheidung in unserer 10-jährigen Geschichte zu treffen: Wir müssen das Fifteen Seconds Festival 2024 absagen.”

Umgang mit Partnern und Besucher:innen

Wie es weiter heißt, wird in den nächsten Tagen ein Insolvenzantrag für die Fifteen Seconds Events GmbH gestellt. Ob ein Konkursverfahren erfolgt oder eine Sanierung angestrebt wird, ist zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht klar.

Auf der Website ist lediglich von einer “bevorstehenden Fremdverwaltung” die Rede. Dazu schreiben die Veranstalter: “Unsere Partner und Lieferanten werden im Rahmen des Insolvenzverfahrens kontaktiert und informiert. Wir sind bestrebt, alle offenen Fragen so schnell wie möglich zu klären und eine transparente Kommunikation aufrechtzuerhalten.”

In Bezug auf die Rückerstattung von Tickets heißt es, dass der Umgang damit außerhalb des Handlungsspielraumes der Veranstalter liegt. Weitere Informationen sollen über die Website und per E-Mail allerdings bereitgestellt werden. Gäste, die bereits einen Hotelaufenthalt gebucht haben, wird geraten, so “schnell wie möglich eine Stornierungsanfrage zu stellen. “Wir bemühen uns, mit allen auf der Website gelisteten Partnerhotels eine bestmögliche Lösung für alle Betroffenen zu finden”.

Auch 2025 kein Fifteen Seconds Festival geplant

“Wir müssen uns an dieser Stelle unser Scheitern eingestehen und möchten uns gleichzeitig bei allen Ticketkäufer:innen, Sponsor:innen, Lieferant:innen, Kooperationspartner:innen und Volunteers von ganzem Herzen entschuldigen”, so die Veranstalter auf der Website.

Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass es auch 2025 keine Veranstaltung geben wird. Die Absage der Veranstaltung macht über 90 Prozent des Jahresumsatzes aus. Aufgrund der letzten vier Jahre nach der Pandemie würden zudem die finanziellen Rücklagen fehlen, um ein alternatives Event zu organisieren. “Unsere gesamte Energie fließt in den kommenden Wochen in die ordentliche Abwicklung des Insolvenzverfahrens und die Unterstützung unserer Community”, so die Veranstalter.

Die Geschichte des Fifteen Seconds

Im Juni 2014 fand die erste Ausgabe des Fifteen Seconds Festivals unter dem Namen “Marketing Rockstars” in der Grazer Stadthalle statt. Damals gab es nur einen Veranstaltungstag mit etwa 1.300 Besucher:innen und 80 Speaker:innen. Bei der Ausgabe im letzten Jahr waren am 15. und 16. Juni mehr als 200 Speaker:innen, 150 Partnerunternehmen und über 8.000 Besucher:innen vor Ort (brutkasten berichtete). In der Vergangenheit richtete sich das Festival immer wieder neu aus. Aufgrund der Pandemie wurden unter anderem digitale Formate entwickelt und 2021 ein dezentrales Festivalkonzept erprobt. Auch ein Ableger des Festivals in Istanbul stand auf der Agenda (brutkasten berichtete).

Bereits 2012 gründeten Stefan Stücklschweiger und Thiemo Gillissen gemeinsam Fifteen Seconds als Unternehmen. Im Jänner 2017 holten sie mit dem Strategie- und Designunternehmen moodley einen Partner als Mehrheitseigentümer ins Boot. 2022 gaben die beiden Gründer bekannt, dass sie die Mehrheit der Unternehmensanteile zurückgekauft haben und gemeinsam mit neuen Partnern im Management 90 Prozent von Fifteen Seconds halten. Als weitere Shareholder sind damals Kathrin Schmidt, seit 2017 für den Bereich Operations verantwortlich, sowie Nino Groß, der seit 2013 die Kommunikation des Unternehmens leitet, an Bord gekommen (brutkasten berichtete).


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