29.06.2022

brutkasten Meetup #mentalhealth: “Selbstausbeutung bringt nichts”

Der brutkasten veranstaltete am 23. Juni ein eigenes Meetup rund um das Thema #mentalhealth. Am Programm standen Startup Pitches, eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion sowie ein Fireside Talk.
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Die Panelist:innen Cigdem Elikci (Moderation), Georg Molzer, Eva Gruber, Claudia Altmann und Johannes Felder (v.l.n.r.). © Valerie Marie Voithofer
Die Panelist:innen Cigdem Elikci (Moderation), Georg Molzer, Eva Gruber, Claudia Altmann und Johannes Felder (v.l.n.r.). © Valerie Marie Voithofer
In eigener Sache

“Der schmale Grat zwischen Burnout und Resilienz” – unter diesem Titel veranstaltete der brutkasten am 23. Juni ein Meetup rund um das Thema Mental Health im Tribe.Space in Wien. Mit den Worten “Wann haben Sie das letzte Mal ehrlich auf die Frage: ‘Wie geht es dir?’ geantwortet?” wurde die Veranstaltung eröffnet. Daraufhin folgte eine Pitch-Session der drei Startups Arcletic, Coach Hub und Pandocs. Die Startups durften innerhalb von drei Minuten ihre Geschäftsideen vorstellen und jeweils zwei Fragen der Moderatorin beantworten. Im Zentrum des Abends stand eine Podiumsdiskussion, die Burnout-Betroffene und Expert:innen zur Diskussion über das Thema Mental Health in der Gründerszene anregte. 

Anschließend wurden im Rahmen eines Fireside Talks mit Mihailo Bobar von Instahelp Maßnahmen rund um das Thema Mental Health auf Unternehmensebene beleuchtet. Bobar erklärte, wie wichtig psychologische Beratung sowie innovative HR-Maßnahmen für die mentale Gesundheit von Mitarbeiter:innen sind und verwies auf verschiedene Beratungs-Services sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeiter:innen-Kommunikation. Mit über 70 Gästen freute sich der brutkasten über hochkarätige Expert:innen und Startup-Founder:innen unter den Teilnehmer:innen – darunter auch Peter Steinberger von PSPDFkit.

Betroffene und Expert:innen diskutieren zum Thema Mental Health

Als Betroffene waren Georg Molzer (Founder von Shadowmap und ehemaliger Mitgründer von Kiweno) sowie Eva Gruber (Coach für Gewohnheiten und mentale Fitness) eingeladen. Die Expert:innenrunde besetzten Claudia Altmann (Arbeitspsychologien) und Johannes Felder (Founder und Brand Manager). Zu Beginn der Diskussion klärte Claudia Altmann die Gäste darüber auf, was der Begriff Burnout tatsächlich bedeutet und wie man diesen erkennt. Dabei bezeichnete die Arbeitspsychologin den Prozess als “Entfremdung des selbst”. Burnout sei eine chronische Stresssituation, welche die Regulierung von Entspannungsphasen im Alltag eliminiere und somit den Körper in eine Hochstress-Phase dränge, so Altmann. “Erkennbar ist das durch unterschiedliche Symptome wie Erschöpfung, Gereiztheit, Kopf- und Rückenschmerzen und Schlafstörungen. Man nimmt seine Bedürfnisse immer weniger wahr und irgendwann fühlt man eine innere Leere, Sinnlosigkeits- und Hoffnungslosigkeitsgefühle sowie Ängste und Sorgen”, erklärt Altmann weiter.  

Das sei in der Startup-Szene unschwer zu erkennen, sagt Georg Molzer während der Diskussion. “Wir leben in einer Zeit, wo man sehr streng und hart zu sich selbst ist. Man will Leistung erbringen und manchen Founder:innen kann man den Schmerz tatsächlich vom Gesicht ablesen”, so der ehemalige Kiweno-Mitgründer. Deswegen sei der Einsatz von Opiaten – für die Betäubung des Schmerzes, damit man weitermachen kann – ein präsentes Thema in der Startup-Welt. “Wenn der Akku leer ist, würde man vom Handy auch nicht verlangen, dass es weiterhin funktioniert”, sagt Altmann. Vielen sei nicht bewusst, dass Stress den ganzen Körper betrifft, unsere Gehirnfunktionen beeinflusst und im schlimmsten Fall auch lebensbedrohlich sein kann. “Selbstausbeutung hilft auf Dauer nicht”, erklärt die Arbeitspsychologin weiter. 

Auf Führungsebene kein Platz für Emotionen

Auch Eva Gruber warnt vor Gewohnheiten, die den Körper erschöpfen können. “Ich habe keine gesunden Grenzen gesetzt, habe nicht oft genug nein gesagt und hatte eine ‘People Pleasing Behaviour’. Andere waren oft wichtiger als ich, vor allem in meiner Führungsposition”, so Gruber. Und genau an der Spitze sei es umso schwieriger, Emotionen zu zeigen. “CEOs und Manager:innen sind oft ganz alleine. In höheren Positionen ist es oft so, dass Emotionen keinen Platz haben. Das als Vorbild seiner Familie und seinen Angestellten weiterzugeben, vermittelt eine falsche Dynamik”, so Gruber weiter. Wichtig sei es, dieses Thema weiterhin auf die Bühne zu bringen, um Neugier und Empathie dafür zu schaffen. 

Johannes Felder stellt zudem fest, dass die Akzeptanz von Mental-Health-Problemen in der Startup-Szene in den letzten Jahren tatsächlich gestiegen sei. “Was es noch nicht gibt, sind gute Strategien, um auf Unternehmensebene damit umzugehen”, sagt Felder. Solange Burnout und mentale Gesundheit vor allem noch im Privatleben Tabuthemen seien, werde die Wahrnehmung auf Unternehmensebene langsamer erfolgen. “Ich kenne kein Unternehmen, wo es keinen akuten Burnout-Fall gegeben hat”, erklärt der Experte weiter. 


Danke an unsere Partner:innen

Auch beim brutkasten Meetup #mentalhealth wurden wir von zahlreichen Partner:innen unterstützt. Wir bedanken uns beim Co-Creation-Space und Company Builder Tribe.Space für die tolle Location und den herzlichen Empfang unserer Gäste. Vielen Dank auch für die erfrischenden Getränke von Vöslauer und Ottakringer. Ein großes Dankeschön geht zudem an unsere Partner of Awareness – Entrepreneurship Center Network (ECN), WU Gründungszentrum, AI Austria, weXelerate und AAIA

Hier die Bildergalerie von © Valerie Marie Voithofer:

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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