28.07.2021

Robinhood: Das sind die wichtigsten Fakten zum Börsengang

Der Neobroker geht am Donnerstag an die Nasdaq. Er peilt an, über 2 Mrd. Dollar an Kapital aufzunehmen. Der Ausgabepreis für die Aktie wurde mit 38 Dollar festgelegt - was eine Bewertung von 32 Mrd. Dollar bedeutet.
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Robinhood
Foto: © ink drop/Adobe Stock

Es wird zwar nicht der größte US-Börsengang des Jahres werden – da dürften etwa Coupang oder Didi deutlich vorne bleiben. Aber sieht man von Coinbase ab, ist kaum ein anderer mit ähnlicher Spannung erwartet worden: Am Donnerstag geht der US-Neobroker Robinhood an die Nasdaq.

Beim Initial Public Offering (IPO) sollen 55 Mio. Aktien verkauft werden – der Ausgabepreis wurde mit 38 Dollar festgesetzt, wie in der Nacht auf Donnerstag bekannt wurde. Damit würde das Unternehmen mehr als 2 Mrd. US-Dollar aufnehmen – und eine Bewertung von rund 32 Mrd. Dollar erreichen. Der Ausgabepreis liegt damit aber am unteren Ende der im Vorfeld festgelegten Preisspanne von 38 bis 42 Dollar je Aktie. Am oberen Ende der Spanne hätte Robinhood sogar eine Bewertung von ungefähr 35 Mrd. Dollar erreicht.

Angesichts des aktuellen Fintech-Booms ist die Größenordnung nicht unbedingt überraschend: Erst kürzlich hat etwa die Londoner Neobank Revolut in einer Series-E-Finanzierungsrunde eine Bewertung in ähnlicher Höhe erreicht.

Der Handelstag an der Nasdaq beginnt regulär um 15.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Bis der erste Kurs feststeht, können aber mitunter noch mehrere Stunden vergehen. Wieviel Kapital beim IPO eingenommen wurde, steht dagegen schon vor Handelsbeginn fest. Eine Besonderheit dabei: Zwischen 20 und 35 Prozent der beim IPO angebotenen Aktien sollen direkt an Kleinanleger gehen. Üblicherweise sind die IPOs selbst institutionellen Anlegern vorbehalten – Privatanleger können erst einsteigen, wenn die Aktie regulär gehandelt wird.

Bereits Anfang Juli hatte Robinhood, wie berichtet, Geschäftszahlen veröffentlicht: Demnach hat das Unternehmen im ersten Quartal 522 Mio. Dollar Umsatz gemacht, unterm Strich jedoch einen gewaltigen Verlust von 1,4 Mrd. Dollar verzeichnet. Nach Angaben des Finanzsenders CNBC war dieser vor allem auf Verluste in Zusammenhang mit der GameStop-Kontroverse Anfang des Jahres zurückzuführen. Im Geschäftsjahr 2020 war Robinhood dagegen profitabel gewesen und hatte einen Nettogewinn von 7,45 Mio. Dollar verzeichnet – bei einem Umsatz von 959 Mio. Dollar.

Umstrittenes Geschäftsmodell

Robinhood wurde 2013 von Vlad Tenev und Baiju Bhatt gegründet – mit dem Anspruch, die Finanzmärkte zu “demokratisieren”. Ein Kernelement der Strategie: Der Neobroker verlangt keine Gebühren für das Trading – was damals noch außergewöhnlich war. In den USA sind die großen Broker mittlerweile – wohl oder übel – nachgezogen. Allerdings ist auch das Geschäftsmodell von Robinhood mitunter stark in die Kritik geraten: Das Unternehmen setzt auf “Payment for order flow” – es leitet Kunderorders an Market Maker weiter und bekommt dafür von diesen Provision.

Massive Kritik gab es etwa Anfang des Jahres in der Kontroverse rund um das Reddit-Forum r/wallstreetbets. Robinhood hatte den Handel der Gamestop-Aktie und weiterer Titel, zu deren Kauf in dem Forum aufgerufen wurde, vom Handel ausgesetzt. Kleinanleger fühlten sich um ihre Gewinne gebracht: Sie warfen Robinhood vor, mit der Maßnahme Hedgefonds schützen zu wollen, die auf einen Kursverfall der betroffenen Aktien gesetzt hatten – weil Robinhood mit diesen Hedgefonds selbst Geld verdiene.

Der Neobroker verteidigte die Maßnahmen in einem Blogeintrag dagegen als notwendig: Man müsse selbst die Anforderungen der Clearingstellen beim Settlement der Wertpapiere erfüllen, argumentierte das Unternehmen. CEO Vlad Tenev musste wegen der Angelegenheit dennoch vor dem US-Kongress aussagen.

Auch “Gamification” in der Kritik

Doch auch die App selbst geriet immer wieder in die Kritik: Robinhood setzt darauf, Trading möglichst einfach zu machen – zu einfach, wenn es nach manchen kritischen Stimmen geht. Mit den spielerischen Elementen in seiner App animiere Robinhood seine Kunden, möglichst viel zu traden – auch wenn dies zu deren Ungunsten sei. So argumentieren Kritiker, zu denen auch einige US-Behörden zählen. Gemeint sind damit “Gamification”-Elemente: So wurde etwa lange Zeit auf der App ein virtueller Konfettiregen ausgelöst, wenn ein Trade ausführt wurde. Im März diesen Jahres gab Robinhood bekannt, dieses Element aus der App zu entfernen.

Mehrfach wurde der Neobroker von Behörden untersucht – mitunter setzte es auch Strafen. So wurde etwa erst Ende Juni bekannt, dass Robinhood in den USA wegen Verstößen im Umgang mit Kunden ein Bußgeld in der Höhe von 70 Mio. Dollar zahlen musste.

18 Mio. Kunden, nur am US-Markt aktiv

Robinhood ist derzeit nur am US-Markt aktiv. Ein geplanter Start in Großbritannien wurde Mitte 2020 auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Kundenanzahl von Robinhood lag mit Ende März bei 18 Mio. – eine deutliche Steigerung gegenüber den 7,2 Mio. im März des Vorjahres. Berücksichtigt sind in dieser Zählung nur Kunden, die tatsächlich Geld auf ihre Konten eingezahlt haben.

2018 stieg Robinhood auch ins Krypto-Geschäft ein. Im ersten Quartal 2021 entfielen rund 17 Prozent des gesamten Umsatzes aus Krypto-Trades. Ganze 34 Prozent des Krypto-Umsatzes – oder 6 Prozent des gesamten Umsatzes – wurden mit der Meme-Kryptowährung Dogecoin (DOGE) generiert.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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