12.11.2020

BioNTech-Impfstoff: Ist das der Anfang vom Ende der Coronakrise?

Die Börsen nehmen die Welt von Morgen vorweg. Die Impfstoff-News geben den Anlegern Hoffnung. Aber für Euphorie ist es viel zu früh.
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Die Meldung von einem Corona-Impfstoff bewegte die Börsen. (c) BioNTech SE/ Georg Schober
Die Meldung von einem Corona-Impfstoff bewegte die Börsen. (c) BioNTech SE/ Georg Schober

Was für ein bizarres Gefühl. Die Corona-Zahlen eskalieren. Unser Alltag reduziert sich wieder. Restaurants sind geschlossen, Büros bleiben leer, Teenager dürfen nicht mehr in die Schule. Wenn die Regierungen in Europa Maßnahmen vorbereiten, dann Verschärfungen – um das Gesundheitssystem zu schützen. Aber gleichzeitig herrscht an den Börsen Feierstimmung und die die Aktienmärkte explodieren nach oben.

Börsen feiern die Impfstoff-Party

Der US-Index S&P500 konnte am Montag sogar einen neuen Rekord markieren. Schon die Entscheidung der US-Wähler für Joe Biden hat die Anleger weltweit aufatmen lassen. Aber kaum jemand war auf den Hype vorbereitet, den eine positive Schlagzeile zum Covid-Impfstoff von Pfizer und BioNTech Anfang der Woche auslösen konnte. Was wir hier sehen, sind hoffnungsfrohe Märkte. Ausgerechnet die Börsen sorgen in diesen dunklen Zeiten für Zuversicht. Wahrlich ein bizarres Gefühl, oder?

Um zu verstehen, was da geschieht, müssen wir nur Jim Cramer, dem Aktienexperten von CNBC zuhören: „Es wäre ohnehin rauf gegangen, weil wir jetzt wissen, wer die Wahl gewonnen hat. Aber die Nachrichten von Pfizer repräsentieren ein eines Kapitel für den Markt, das berechtigterweise einige Aktien nach oben geschickt hat.” Die Nachricht, dass kommendes Jahr schon mehr als eine Milliarde Impfdosen produziert werden sollen, ist tatsächlich die beste seit März 2020, als die Börsen ihren Corona-Crash erlebten. Das angebliche Licht am Ende des Tunnels, von dem wir schon so oft gehört haben: hier ist es!

Airlines, Kreuzfahrten, Tourismusindustrie

Aber die Euphorie von Wochenanfang ist schon wieder ein bisschen verflogen. Kurz sah es so aus, als würden die Anleger jetzt aus den Techaktien flüchten, die von der Pandemie profitieren konnten. Und auf gescholtene Namen setzen, wie Fluglinien und Tourismustitel. Aber es war nur ein kleiner Blick in diese neue Welt der „Rotation” raus aus den Pandemie- und rein in die Hoffnungs-Aktien. Es hat uns die Kluft zwischen diesen zwei Welten gezeigt und einen ersten Blick auf das Leben „nach” Corona verschafft.

In dieser neuen Welt haben wir gelernt, mit dem Virus zu leben. Es wird effizient getestet, geschützt und ultimativ geimpft. Es gibt Veranstaltungen und Konzerte und Reisen. Es waren die Wetten auf diese Welt, die Anfang der Woche Aktien aus der Flug-, Tourismus und Freizeitbranche in die Höhe getrieben haben.

Dabei geht es nicht nur um internationale Kreuzfahrt-Marken wie Carneval. Auch der heimische Caterer Do & Co konnte gewaltig profitieren. Ja, die ganze Wirtschaft in Österreich inklusive der sehr wichtigen Tourismusindustrie darf Hoffnung schöpfen. Das ist gut. Wir brauchen Zuversicht in diesen Tagen. Aber eine Impfmeldung alleine beendet die Pandemie nicht. Von einer Welt ohne Corona sind wir leider weit entfernt.

Die Coronakrise ist noch lange nicht beendet

Die Börse nimmt die Welt von morgen vorweg. Von übermorgen sogar. „Buy the rumor, sell the news” heißt es gerne. Kauf das Gerücht, verkauf die Bestätigung. Und viel mehr war es dann auch nicht. Drei Tage nach dem Hype rund um den Impfstoff ist das Geld wieder zurückgeflossen in die Techtitel und andere „Corona”-Aktien. Viele davon sind inzwischen sicherlich überbewertet. Manche davon extrem.

Aber der Tech-Trend war schon vor Corona da und wird in der Pandemie gestärkt. Da ist es verständlich, was die Anleger tun. Es wird noch viele gute Nachrichten brauchen, bis sie zuversichtlich genug sind, langfristig an ein Comeback von Tourismus und Co. zu glauben. Denn die Coronakrise ist nicht beendet. Aber vielleicht haben wir in dieser grauen Novemberwoche den Anfang vom Ende gesehen.

Über den Autor

Niko Jilch ist Finanzjournalist, Podcaster und Speaker. Website: www.nikolausjilch.com Twitter: @nikojilch

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Akshat Mittal (Revolut), Daniel Minarik (Tatra banka), Varija Raj (Lendable), Christian Wolf (RBI), Aditi Subbarao (Instabase), Hans-Jörg Horvath (RBI) | Foto: brutkasten

In einem dynamischen Marktumfeld innovativ zu bleiben, ist eine der großen Herausforderungen für Unternehmen. Die Raiffeisen Bank International (RBI) ergänzt ihre bisherigen Innovationsaktivitäten nun mit einem neuen Ansatz: Dem Global FinTech Scouts Program, das sie gemeinsam mit ihrer slowakischen Tochterbank Tatra banka umsetzt.

Dahinter steckt ein weltweit tätiges Team aus externen Expertinnen und Experten, die sogenannten FinTech Scouts. Diese beobachten im Auftrag der Bank von London, New York, Singapur und Delhi aus relevante technologische Innovationen und Entwicklungen – und sollen der Bank direkten Zugang zu den relevanten Anbietern des weltweiten Technologie-Ökosystems verschaffen.

FinTech-Scouts sollen neue Impulse liefern

„Die FinTech-Scouts sind für uns Partner, mit deren Hilfe wir besser verstehen, welche Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle sich um Technologien herum entwickeln, welche davon wir nachahmen oder sogar kopieren können, wo wir Kooperationen und Partnerschaften anstreben können oder wo wir sie nur als eine Art Ideenpool für künftige Unternehmungen nutzen können“, erläutert Christian Wolf, Head of Strategic Partnerships & Ecosystems bei der RBI, im brutkasten-Interview.

Diese Woche stelle die RBI das Ende 2024 gestartete Programm in Wien vor. Mehrere der Scouts waren dazu vor Ort und gaben Einblicke in aktuelle FinTech-Trends.


KI im Bankenbereich

So etwa Aditi Subbarao, die als Global Financial Services Lead beim KI-Startup Instabase in London fungiert. Sie stellte wichtige KI-Anwendungsfälle im Bankenbereich vor. Diese sind vielfältig und umfassen unter anderem Risikomanagement, Kundenkommunikation, operative Effizienzsteigerungen oder Compliance-Themen wie Geldwäsche-Monitoring.

Embedded Finance

Ein anderes großes Thema ist Embedded Finance: Darunter versteht man die nahtlose Einbettung von Finanzdienstleistungen in andere, oft branchenfremde Plattformen und Angebote. Einblicke in diesen Bereich gab FinTech-Scout Varija Raj, Product Manager bei Lendable in London. Sie berichtete unter anderem, dass Unternehmen wie Samsung, Visa oder Mastercard in den Bereich mobiler Zahlungen einsteigen und dass „Buy Now Pay Later“-Anbieter wie Klarna, Splitit oder LeanPay manchen Händlern erhebliche Umsatzsteigerungen bescheren.

Stablecoins

Einen weiteren Trend beleuchtete Akshat Mittal, General Manager of Core Payments bei Revolut in Delhi: Stablecoins – also Kryptowährungen, die 1:1 an reale Währungen wie den US-Dollar oder den Euro gekoppelt sind. Sie können in Staaten mit hohen Preissteigerungen als Inflationsschutz und Alternative zu den Landeswährungen fungieren. Aus der Perspektive von Banken wiederum verbessern sie die Liquidität.

„Ich nehme also am globalen Fintech-Scout-Programm teil, weil ich erstens seit 15 Jahren mit Startups zu tun habe und zweitens wissen wollte, wie eine Großbank die neuen Innovationen, an denen die Startups arbeiten, integrieren kann“, erläutert Mittal gegenüber brutkasten. „Schließlich sucht jedes Startup nach einem ‚Killer‘-Use-Case, den eine große Bank mit Sicherheit bieten kann.“

Personal Finance

Ebenfalls behandelt wurde das Thema Personal Finance. Dazu stellte Daniel Minarik, Chief Data & Innovation Officer der RBI-Tochter Tatra banka in Bratislava, eine App vor, bei der es um finanzielles Wohlbefinden und Fachwissen aus dem Finanzbereich geht. Außerdem ging Minarik auf die Themen Web 3.0 und IT-Infrastruktur der Zukunft, auf Quanten-Computing und die damit verbundenen Auswirkungen auf Kryptografie ein.


Zu den weiteren Fokusbereichen des Programms neben KI, digitalen Assets, Embedded Finance und Financial Inclusion zählen außerdem Sustainable Technologies und RegTech. Was sind nun die nächsten Schritte im Programm? „Wir haben unseren Scouts die Fokusbereiche kommuniziert und wollen jetzt spezifische Lösungen finden. Wir wollen das Programm aber auch intern in unseren anderen Tochterbanken ausweiten, denn schließlich stehen alle vor denselben Herausforderungen – wie reagieren wir auf relevante technologische Fortschritte?“, erläutert Christian Wolf im brutkasten-Gespräch.

Die Erwartungshaltung an die Scouts ist jedenfalls klar: „Die Scouts sind nicht nur unsere Augen und Ohren vor Ort, sondern wir verstehen die bestens vernetzten Experten auch als Türöffner, um attraktive Partner aus dem Technologie-Umfeld nach Österreich zu bringen – sie sind sozusagen die FinTech-Delegierten in aller Welt.“

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