22.03.2022

“2 Minuten 2 Millionen”: Halbe Million für Startup, das Nachrichten zerstört

Diese Folge von "2 Minuten 2 Millionen" brachte "Frühlingsrollen" gefüllt mit Ripperlfleisch, Pilz-Kaffee und einen Menstruationscup. Zudem ließ sich bereits zum zweiten Mal der Sendgeschichte Haselsteiner von einer App begeistern.
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Taps.im, 2 Minuten 2 Millionen
(c) Puls 4/Gerry Frank - Philipp Beyrl von Taps.im mit einem bemerkenswerten Auftritt.

Den Anfang von “2 Minuten 2 Millionen” machten Johannes Roither und Wolfgang Gittmaier. Sie haben mit Jack the Ripperl ein Franchise-System entwickelt, das Gerichte wie Pulled-Ripperl-Burger, Tortillas oder auch gebackene Ripperl anbietet, die es sonst weltweit nicht gebe.

“Nicht jede Sau beim Namen”

Das Startup setzt auf regionale Produkte aus Oberösterreich und bezieht seine Waren hauptsächlich von regionalen Bauern. „Wir kennen nicht jede Sau beim Namen, jeden unserer Bauern aber schon“, lautet das Motto des Food-Startups. Auch Säfte, Softdrinks und Schnäpse sind aus regionaler Herstellung und können – neben anderen Produkten – im Onlineshop erworben werden. Die Forderung für die Expansion: 500.000 Euro für 20 Prozent Beteiligung.

Jack the Ripperl,  2 Minuten 2 Millionen
(c) Puls 4/Gerry Frank – Jack the Ripperl benutzt nur Produkte aus regionaler Herstellung.

Nach dem Pitch und gut verköstigten Investoren empfanden sich vier Investoren als nicht geeignet für die Branche und Winzer Leo Hillinger hatte sich geschworen, nie wieder in Gastronomie zu investieren. Zeigte sich aber schließlich vom Konzept der Gründer angetan und bot 350.000 Euro für 25,1 Prozent. Deal für Jack the Ripperl.

Taps.im bei “2 Minuten 2 Millionen”

Der nächste bei “2 Minuten 2 Millionen” war Philipp Beyrl. Er hat mit Taps.im eine Browser-basierte Software entwickelt, die es ermöglich eine Nachricht zu senden, die sich nach dem Lesen selbst zerstört. Dabei wird bei dem auf Security ausgelegten Messenger mit End-to End-Verschlüsselung ein Link erstellt, den man an die Zielperson weiterleitet. Jene braucht keinen eigenen Account, nur einen Internetbrowser.

Öffnet man den Link, so kann man die Message lesen. Öffnet man ihn ein zweites Mal, erhält man folgende Message: „This note has alredy been destroyed.“

Taps.im verfügt noch zusätzlich über andere Features, wie Video-Chat, Voice-Calls, Dokumenten-Transfer oder chat-based rankings für Multiplayer Games. Die Forderung: 300.000 für zehn Prozent Anteile.

(c) Puls 4/ Gerry Frank – Philipp Beyrl schuf eine Metaplattform für Chat-Dienste.

Nachdem Beyrl technische Details und weitere Features – Taps.im als Metaplattform, die mit anderen Chatdiensten funktioniert und Firmenserver zu Firmenserver-Kommunikation ermöglicht – äußerst verständlich und unkompliziert beschrieben hatte, zeigte sogar Hans Peter Haselsteiner Interesse, ließ aber Mal Philipp Maderthaner vor, der 50.000 Euro für fünf Prozent bot. Dann schloss sich der Bau-Tycoon mit dem gleichen Angebot an und kreierte damit eine Doppel-Offerte von 100.000 Euro für zehn Prozent.

“The more the merrier”

Alexander Schütz setzte eine technische Due Dilligence voraus und wollte plötzlich mit 500.000 Euro für 25,1 Prozent einsteigen. Beyrl jedoch fragte nach, ob sich eine Möglichkeit fände, alle drei Investoren an Board zu holen. Schütz zeigte sich einverstanden, nach einer kurzen Überlegung auch die zwei anderen. 500.000-Euro Deal für Taps.im.

Menstruationstasse Merula bei “2 Minuten 2 Millionen”

Die nächsten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Co-Founder André Eichhorn, der für den Dreh mit Mitarbeiterin Nina Dankert vom deutschen Gau-Odernheim nach Wien angereist war. Gründerin und Erfinderin der Menstruationstasse Merula ist Merle-Marie Forstmann.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Der Merula Cup als nachhaltige Alternative für Tampons?

Der Merula Cup sei eine bessere und umweltfreundlichere Alternative zu Tampons und Binden, erklärte das Pitcher-Duo und forderte 250.000 Euro für acht Prozent Beteiligung.

Nach einem kurzen Diskurs über den Markt, Lagerung und Reinigungsprozesse der Tasse mussten die Gründer – trotz viel Lob – das Studio ohne Investment verlassen. Keiner der Anwesenden sah sich mit genug Expertise ausgestattet, um einzusteigen. Kein Deal für Merula.

Pilze und Kaffee

Die nächsten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Co-Founder Morten Smalby und IT-Expertin Nina Plazibat, die die Idee des ehemaligen kroatischen Basketball-Profi Stipe Rezic im TV vertraten. Konkret geht es um Mushroom Cups, einem mit Pilzen – wilder Pfifferling und Bio-Cordyceps, Lion’s Mane und Chaga – angereicherten Kaffee und Kakao. Die Forderung: 200.000 Euro für acht Prozent Anteile.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Kaffee mit Pilzen kam bei den Investoren nicht gut an.

Dem souveränen Pitch folgten erste Absagen, da den Investoren unter anderem der Kaffeemarkt zu groß, divers und zu stark umkämpft war. Für Katharina Schneider benötigte das Startup eine schärfere Positionierung; Felix Ohswald war sich nicht sicher, ob die Idee groß skalierbar wäre. Kein Deal für Mushroom Cups.

Trumpetstar bei “2 Minuten 2 Millionen”

Den Abschluss von “2 Minuten 2 Millionen” bildeten Klemens Kollman, Musiker in der Band “Die Draufgänger” und Mario Schulter, Mitglied der Crossover-Band “Grabenland Buam“.

Sie haben mit Trumpetstar eine Lernwelt als Kombinationslösung zwischen Buchform und Onlineversion mit dazugehöriger Gamification samt Follower-System für das “Trompetenspielen lernen” entwickelt. Die Forderung für die Lern-App: 120.000 Euro für acht Prozent.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Mario Schulter und Klemens Kollmann von Trumpetstar.

Nach dem Pitch ließen die Founder die Lippen der Investoren schwingen und gingen mit ihnen eine Trainingseinheit durch. Danach ging Maderthaner relativ hart mit den Pitchern ins Gericht, da sie nicht die Zahlen zu Kundenakquise-Kosten oder wieviel vom kalkulierten zwei Millionen Umsatz überbleibe, nennen konnten. Ansonsten gab es Lob für den sympathischen Auftritt, jedoch kein Investment für Trumpetstar.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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