03.03.2020

Haselsteiner bei „2 Minuten 2 Millionen“: „Bewertung eine Unverschämtheit“

In dieser Folge von "2 Minuten 2 Millionen" ging es um eine Handcreme auf Basis von Cannabis, Spionage-Schutz fürs Smartphone und "Wärme zum Umbinden". Ein Startup zog sich zudem den Zorn von Investor Hans Peter Haselsteiner zu, während ein anderes sogar einen nachgebesserten Deal ein zweites Mal ablehnte.
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2 Minuten 2 Millionen, koalaa, Hillinger, Gschwandtner, Schneider, Haselsteiner, Rohla, Kuntke, Zech, REWE, Startup
(c) PULS 4 / Gerry Frank - Gründerin Raffaela Raab wollte mit ihrer tragbaren Wärmeflasche koalaa die Investoren begeistern.
kooperation

Folge fünf von „2 Minuten 2 Millionen“ startete mit Oliver Wimmer. Der junge Entrepreneur hat mit Partner Christian Pittner „Horus“ gegründet. Dabei handelt es sich um einen „Spionage-Schutz“ in Form einer Abdeckung für die Smartphone-Kamera. Die Gründer forderten ein Investment von 200.000 Euro für zehn Prozent Firmenbeteiligung.

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Vorführ-Effekt bei „2 Minuten 2 Millionen“

Pittner übergab zu Beginn des Pitches Ex-Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner ein Smartphone, um über einen Bildschirm im Studio zu demonstrieren, wie leicht man durch einen Hack ausspioniert werden kann. Hierbei griff aber der „Vorführ-Effekt“ um sich, und technische Probleme ließen diese Demonstration scheitern.

Smartphone sensibler für Spionage

Wimmer ließ sich jedoch nicht beirren und setzte souverän seinen Pitch fort. Er meinte, rund 54 Prozent aller Deutschen würden am Laptop die eingebaute Kamera abkleben. Viele Menschen würden dabei vergessen, dass das Handy viel sensibler sei, was Gefahren betrifft. Das entwickelte und biologisch abbaubare „Case“ fürs Handy bedeckt die vordere und hintere Handy-Kamera. Die obere Abdeckung lasse sich auf Wunsch, für ein Foto etwa, nach oben schieben.

„Face Recognition“

Gschwandtner warf kritisch ein, dass es bei manchen Smartphones fürs Entsperren „Face Recognition“ brauche und man dafür jedesmal das Case nach oben schieben müsste. Die Gründer argumentierten, dass sie ständig an neuen Mechanismen fürs Produkt arbeiten. Zudem hätte es positives Feedback von Usern mit den selben Gedanken gegeben. Das Handy würde sich mit dem Case nicht „unabsichtlich“ durch Gesichtserkennung entsperren, wenn man bloß die Uhrzeit checkt, so der Tenor.

(c) PULS 4 / Gerry Frank – Christian Pittner und Oliver Wimmer wollen mit ihrem Horus-Case den Fokus auf Smartphone-Security lenken.

Aus Angst vor Kopie noch nicht am Markt

Für große Verwunderung sorgte bei den Investoren, darunter N26-Co-Founder Maximilian Tayenthal und Heinrich Prokop als Gast-Juroren, die Aussage, dass das Startup bisher keine Verkäufe aufweisen kann. Die Erklärung: Ohne bisheriges Patent fürchteten die Gründer, von einem „asiatischem“ Land kopiert zu werden. Deshalb die Zurückhaltung am Markt, so Wimmer.

Vertrag mit Großhändler

Die nächste Information kam bei den Investoren jedoch gut an: Es existiert ein unterschriebener Vertrag mit einem Großhändler, der über das Jahr 60.000 Stück des „Horus-Case“ kaufen würde. In der Produktion kostet der Sichtschutz rund vier Euro. Prokop fragte nach, wie die Gründer die Finanzierung der Produktionskosten ohne Verkäufe stemmen wollten.

Zwei Absagen

Das Gründer-Duo hoffe auf Investoren. Sollte dies scheitern, hätten sie bereits 10.000 Stück auf Lager und würden die zweite Charge mit den Einnahmen der ersten finanzieren. Und so weiter. Winzer Leo Hillinger stieg als erster aus. Er sah zu viel Konkurrenz in Sachen Handy-Schutzhülle und zeigte sich nicht überzeugt. Auch Prokop stieg aus. Er empfand den Verkaufspreis von 29,90 Euro als zu teuer.

Auch N26-Co-Founder sieht Probleme

Tayanthal meinte, sie hätten ein leicht zu kopierendes Produkt. Das Vorhaben der Gründer, dieses Problem durch den Aufbau einer „consumer brand“ auszugleichen, benötige viel Aufwand. Er sehe ein starkes Problem auf der „Kundenakquisition-Seite“ und stieg ebenfalls aus.

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Doch kein „Vollholler“

Nachhaltigkeits-Experte Martin Rohla gab anschließend zu, dass er sich am Anfang des Pitches gefragt habe, „was für ein Vollholler“ dies sei. Die Gründer wären jedoch im Verlauf der Vorstellung immer besser geworden. Auch die genannten Zahlen seien eine gute Basis. Jedoch wäre ihm das Produkt „zu weit weg“ von seinem Lebensstil. Ein potentieller Investor weniger.

„Schaufeln in Goldgräber-Stimmung verkaufen“

Am Ende blieb Florian Gschwandtner übrig. Er verglich die Idee der beiden Männer mit „Schaufeln in der Goldgräber-Stimmung verkaufen“. Mit Zusatzprodukten könne man in dem Bereich eine Menge Geld machen, gab er zu. Auch das Thema „Privacy“ wäre aktuell von immenser Bedeutung für den Kunden. Das Startup habe damit den Zeitgeist getroffen. Jedoch sei das Unternehmen kein Investment-Case. Kein Deal für Horus.

Wärme to go

Es folgte Raffaela Raab auf der „2 Minuten 2 Millionen“ Show-Bühne. Die Medizin-Studentin hat mit koalaa eine Wärmeflasche erfunden, die man sich umbinden kann. Dabei wurde eine traditionelle Wärmeflasche in einen elastischen Beckengürtel integriert. Das Produkt solle die Nutzung bei der Arbeit oder bei sonstigen Aktivitäten ermöglichen. Zielgruppe wären nicht bloß Frauen mit Regelschmerzen, sondern Personen mit Rückenschmerzen jeglicher Art. Die junge Erfinderin forderte 50.000 Euro für 15 Prozent Beteiligung.

Eine Einladung an Katharina Schneider

Bisher wurden über 1300 Stück der Wärmeflasche verkauft, vertrieben wird hauptsächlich über Amazon. Die junge Entrepreneurin nutzte die Frage von Mediashop-Chefin Katharina Schneider über Kinder-Varianten gleich dazu, der potentiellen Investorin die gemeinsame Entwicklung von kindersicheren Versionen schmackhaft zu machen.

 Hillinger, Gschwandtner, Schneider, Haselsteiner, Rohla, Kuntke, Zech, REWE, Startup
(c) PULS 4 / Gerry Frank – Raffaela Raab mit Ex-Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner beim Vorstellen ihrer tragbaren Wärmeflasche koalaa.

Nächster Versuch der „Umgarnung“

In die bisherige Produktentwicklung wären bisher 300 Euro geflossen, erklärte die Gründerin auf Nachfrage und erntete Staunen. Sie erwähnte daraufhin, dass das Startkapital 10.000 Euro betragen habe und schaffte es wiederholt, die Investoren bei ihren Antworten „zu umgarnen“. So zum Beispiel, als sie sagte, der Vertrieb von koalaa laufe zwar bisher nur über Amazon, man arbeite an einem eigenen Online-Shop – und könne sich vorstellen, die Wärmeflaschen über andere Kanäle, wie etwas Mediashop, zu vertreiben. Dafür erntete sie von Schneider ein Lächeln.

Mehr Kapital nötig

Als kleines Problem stellte sich heraus, dass die Kombination der Idee nicht patentierbar ist. Trotzdem nannte Rohla den Auftritt der Gründerin „sensationell“. Er selbst könne aber nicht helfen. Zudem brauche es viel mehr Kapital für Marketing und Vertrieb als gefordert, so der Investor. Auch Gschwandtner stieg mit Ratschlägen aus. Er wies dabei auf die Wichtigkeit des Online-Stores hin.

Zwei Männer warten auf eine Frau

Hobby-Sportler Leo Hillinger stieg in den Tenor des Lobes ein und wollte investieren, allerdings nur falls ihn Katharina Schneider mitnehme. Sie könne über ihren Kanal das Produkt am besten vertreiben, so seine Meinung. Die Investorin, die sich bisher nicht zu Wort gemeldet hatte, meinte daraufhin, dass Hillinger noch gar nicht wisse, ob sie dazu bereit sei. Daraufhin gab Rohla zu, er habe vorher der Mediashop-Chefin den selben Vorschlag „zugeflüstert“.

Kein Platz für Männer bei „2 Minuten 2 Millionen“

Schneider startete schließlich ihre Einschätzung damit, dass sie die „Kundenrezensionen“, die Raab auf einer großen Tafel im Studio geschickterweise platziert hatte (4,6 von 5) gut fände. Sie sehe vor allem die Erfindung bestens für Kinder geeignet. Es folgte tatsächlich ein Angebot. Allerdings wollte die Mediashop-Chefin alleine einsteigen und schloss beide Herren aus. Sie bot die 50.000 für 15 Prozent. Raab nahm ohne Umschweife an. Deal für koalaa.

Carployee: Incentive-App für Carsharing

Die Dritten auf der „2 Minuten 2 Millionen“-Bühne waren Albert Vogl-Bader und Gernot Panholzer. Sie haben mit Carployee eine App entwickelt, die Pendlern eine Mitfahrgelegenheit organisiert. Dabei werden Unternehmen direkt angesprochen, wie der brutkasten bereits berichtete. Firmen sollen ihren Mitarbeitern Carployee zur Verfügung stellen und auf Anreize, wie Freistunden, Gutscheinen oder Gratis-Parkplätze, setzen.

Co2-Einsparung durch kosteneffiziente Fahrten

Bei der Erfindung der beiden Oberösterreicher verbindet ein Algorithmus Fahrer und Mitfahrer innerhalb eines Unternehmens, entsprechend des täglichen Arbeitsweges. Dadurch sollen Fahrten kosteneffizient miteinander koordiniert und CO2 eingespart werden. Die Gründer forderten für ihre – für User kostenlose – App, die seit 2018 hierzulande am Markt ist, 200.000 Euro für elf Prozent Beteiligung.

Unterschied zur Konkurrenz: Das Unternehmen

Haselsteiner fand heraus, dass das Startup monatlich 4000 bis 8000 Euro umsetzt, aber noch keinen Profit damit mache (burn rate von 15.000 Euro). Die Gründer betonten daraufhin die Skalierfähigkeit von Carployee und ihren USP im umkämpften Mitfahrbörsen-Markt: Konkurrenz-Produkte wären „öffentlich“. Ihr System wäre unternehmensbasiert.

Liebe bei Haselsteiners STRABAG

Haselsteiner meinte daraufhin, seine STRABAG-Mitarbeiter würden einander gegenseitig lieben, was aber nicht unbedingt bedeuten würde, dass sie alle gerne ins selbe Auto steigen. Gschwandtner glaubte hingegen an die Relevanz der App und fragte nach der Intelligenz-Systematik der Erfindung.

 Hillinger, Gschwandtner, Schneider, Haselsteiner, Rohla, Kuntke, Zech, REWE, Startup
(c) PULS 4 / Gerry Frank – Albert Vogl-Bader und Gernot Panholzer konzentrieren sich mit ihrer Mitfahr-App auf Unternehmen als Kunden.

Match-Making-App

Das Match-Making der App beinhaltet die automatische Berechnung der Wegstrecke inklusive Anzeige, welcher Mitarbeiter auf der Route am besten als Mitfahrer passe. Zudem ist es möglich, dass sich Fahrer unterschiedlicher Unternehmen vernetzen, die ihren Arbeitsplatz in der Nähe haben.

Zwölf Kunden im DACH-Raum

Bisher hat das Startup zwölf Kunden im DACH-Raum, was rund 5000 Usern entspricht. Geld verdient carployee mit Lizenzgebühren, abhängig vom aktiven User. Als Rohla seinen Mund öffnen wollte, kam ihm Hillinger zuvor und meinte klassisch, er könnte mit der Bewertung gar nichts anfangen. Katharina Schneider stieg ebenso aus, während Haselsteiner nachfragte, wozu man das Investment überhaupt brauche.

Auch „Öffis“ sollen integriert werden

Das große Ziel sei es, so die Antwort der Gründer, den bestmöglichen Transport zum Unternehmen zu visualisieren und zu „incentivieren“. Dazu bräuchte es die Integration öffentlicher Verkehrsmittel in die App. Haselsteiner machte kein Angebot, empfand es aber als sehr gute Idee.

Startup gewinnt Kunden bei „2 Minuten 2 Millionen“

Danach schaltete sich Daniel Zech von 7 Ventures zu, der auch in dieser Staffel wieder Medien-Budget verteilt. Er meinte, von einem TV-Investment wären sie noch weit entfernt,  jedoch würde die Pro7-Sat1-Puls 4-Gruppe einen „Testcase“ machen. Ein Kunde mehr für Carployee.

Nachhaltige Gedankenwelt begeistert Rohla

Gschwandtner wünschte dem Startup viel Erfolg, er glaube an das Produkt und die Notwendigkeit, stieg aber aus. Martin Rohla sprach danach von einer nachhaltigen Gedankenwelt, die Unternehmen ihren Mitarbeitern vorleben und bieten müssten. Er bot 100.000 Euro für zehn Prozent des Unternehmens.

Deal-Nachbesserung und Überraschung bei 2 Minuten 2 Millionen

Die Gründer erklärten nach kurzer Beratung, dass der aktuelle Investor, den sie haben, rund ein Jahr vor Aufzeichnung bereits zu einer Bewertung von 1.000.000 Euro eingestiegen sei und nun auch bei der Bewertungssteigerung mitgehe. Rohla erhöhte daraufhin auf 150.000 Euro und verblüffte die Gründer. Die taten es ihm gleich und lehnten auch das Zweitangebot ab. Sie glaubten an den Realismus des Unternehmenswachstums und der Skalierbarkeit ihres Startups und blieben bei ihrer Forderung. Kein Deal für Carployee.

Erstes zugelassenes Produkt in Europa mit Cannabidiol

Alex Lacina und Christoph Richter, der bereits in der ersten Staffel der Startup-Show seine damalige Firma zoomsquare vorstellte, die 2018 Insolvenz vermelden musste, traten als vierte Unternehmer bei „2 Minuten 2 Millionen“ auf. Mit Indica Skin Care haben sie ein Startup gegründet, das eine Hautpflegecreme mit dem Inhaltsstoff CBD herstellt. Damit entwickelt das Unternehmen das erste in Europa zugelassene Hautpflege-Produkt, das Cannabidiol enthält. Die Gründer forderten für ihre Feuchtigkeits-Creme 300.000 Euro für zehn Prozent Firmenbeteiligung.

Der USP von Indica: Extraktion

Schneider wies darauf hin, dass CBD-Cremes aktuell nicht verkauft werden dürften und wollte wissen, warum dies bei ihnen anders sei. Lacina erklärte, dass die Problematik in der Cannabis-Industrie das Extrahieren sei. Sie hätten jedoch ein Verfahren entwickelt, um CBD in Kosmetik einarbeiten zu dürfen. Diese Expertise und der neue Wirkstoff in der Kosmetik-Branche seien ihr USP. In den USA und europaweit seien sie die einzigen, die legal Cremes mit CBD verkaufen dürfen.

 Hillinger, Gschwandtner, Schneider, Haselsteiner, Rohla, Kuntke, Zech, REWE, Startup
(c) PULS 4 / Gerry Frank – Christoph Richter und Alex Lacina haben mit Indica Skin Care einen erheblichen Vorteil zu Konkurrenzprodukten.

First Mover-Vorteil

Haselsteiner meinte kritisch, die Konkurrenz könne doch bereits morgen folgen. Dieser Aussage widersprachen die beiden Gründer und meinten, es brauche zumindest eine einjährige Forschungsarbeit und rechtliche Auslotung, um dort zu sein, wo sie längst schon sind. Sie rechnen jedoch damit, dass in drei bis fünf Jahren Kosmetik-Riesen damit auch auf dem Markt sein werden.

Bereits zwei Business Angels mit dabei

Nach kurzen Scherzen über Cannabis-Anbau und die Finanzierung des Startups wollte Gschwandtner Zahlen hören. Indica hatten bis zur Aufzeichnung der Show 5000 Stück ihres Produkts verkauft und rund 100.000 Euro Umsatz damit gemacht. Sie haben auch zwei Business Angels an Land ziehen können, die zu einer Firmenbewertung von circa 2.000.000 Euro eingestiegen sind.

Große Konkurrenz

Während sich die Juroren mit der Creme einschmierten, sagte Gschwandtner, dass nicht bloß die großen Player der Kosmetik-Branche mögliche Konkurrenz seien. Er allein kenne aus seinem Startup-Umfeld vier bis fünf Leute, die mit CBD Produkte bauen. Die Gründer argumentierten mit ihrer „First Mover Advantage“ dagegen.

Partnerschaft mit Hillinger

Hillinger fand den Umstand spannend, dass sie die einzigen seien. die in Europa verkaufen dürften. Er könne jedoch kein Angebot machen, weil er sich damit ins eigene Fleisch schneiden würde. Beide Parteien meinten jedoch, dass eine etwaige Partnerschaft möglich sei. Im B2B-Bereich etwa, wie die Gründer betonten. Zum Beispiel mit dem Verkauf des Wirkstoffs CBD an Hillingers Linie.

Schneiders Hanf-Linie ohne CBD

Schneider gab zu, dass ihr Unternehmen eine Hanf-Linie entwickelt habe, allerdings ohne CBD. „Wir haben es nicht geschafft, legal zu verkaufen“, sagte sie. Allerdings nannte sie die Bewertung „jenseits von gut und böse“ und investierte nicht. Sie könne sich aber auch vorstellen, die Rohstoffe zuzukaufen.

Startup-Ticket für Indica

Auch Rohla störte sich an der Bewertung und stieg ebenso aus. Gschwandtner stimmte ihm zu und ging ebenso ohne Angebot. Haselsteiner machte es kurz und bündig und ging ebenso aufgrund der Bewertung. Nach allen Absagen schaltete sich Markus Kuntke zu. Der Trendmanager verteilte das REWE Startup-Ticket. Unter der Voraussetzung, dass die genannten rechtlichen Voraussetzungen passen.

Studyly: Mit App Mathe lernen

Das Ende der fünften Folge „2 Minuten 2 Millionen“ läuteten Leon Frischauf und Sophia Kaltenecker ein. Ihr Startup Studyly ist eine interaktive Lernplattform für Mathematik. Das Tool geht dabei auf individuelle Bedürfnisse der Schüler ein.

Test ab 1000 Maturanten

Bereits 20 Schulen würden Studyly nutzen, sagten die Gründer: Eine KI sorge dabei für gezielte Förderung des Users, Gamification-Features sollen zudem als Anreize zur Nutzung dienen. Ein Jahr vor der Aufzeichnung hat das Startup seinen Prototypen an 1000 Maturanten getestet und dabei eigenen Angaben zufolge die „Fünfer-Quote“ um bis zu 70 Prozent reduziert. Die Gründer forderten 180.000 Euro für zwölf Prozent Anteile.

60.000 monatliche User

Hillinger wies anfangs gleich darauf hin, dass mit dem erst kürzlich erfolgtem Online-Start der Plattform „noch überhaupt nix“ da sei. Kaltenecker konterte mit der Testphase, die bewiesen habe, dass man ein hochqualitatives Produkt in der Hand hat. Zudem rechneten die beiden Entwickler damit, mit Schul-Kooperationen am Ende des Monats (zur Zeit der Aufzeichnung) auf einen Umsatz von 27.000 Euro zu kommen. Zudem würden monatlich 60.000 User auf die Plattform zur Nutzung der Gratis-Variante zugreifen.

 2 Minuten 2 Millionen, Hillinger, Gschwandtner, Schneider, Haselsteiner, Rohla, Kuntke, Zech, REWE, Startup
(c) PULS 4 / Gerry Frank – Studyly von Leon Frischauf und Sophia Kaltenecker soll kostspielige Nachhilfe obsolet machen.

Kein Mathe für 2 Minuten 2 Millionen Investoren

Während der Vorführung wollte Frischauf mit den Juroren eine mathematische Aufgabe lösen, erkannte an den verwirrten Gesichtern der Investoren jedoch bald, dass es sich dabei um keine gute Idee handele. Man ließ das Rechnen bleiben.

App auch für Lehrer

Das Ziel der Gründer ist, weitere Fächer in die Online-Nachhilfe-Plattform zu integrieren. Auch Lehrer hätten Vorteile mit Studyly, sagen die Gründer: Sie könnten je nach Schwäche und Stärke gezielt Aufgaben verteilen und so digital die Klasse im Blickfeld behalten.

Haselsteiner: „Keine Lust zu verhandeln“

Haselsteiner stieg als erster aus. Die Bewertung sei eine Unverschämtheit, sagte er. Er habe nicht einmal Lust zu verhandeln, weil er so sauer sei. Er ging mit den Worten „weit weg vom Realismus“. Auch Hillinger zweifelte an der Sinnhaftigkeit des Startup-Beraters, der ihnen zur 1,5 Millionen-Bewertung geraten habe. Das Argument von Kaltenecker, dass sie bereits zu den aufgerufenen Konditionen ein Angebot gehabt hätten, half nichts mehr. Rohla ging als nächster.

Nach der Sendung äußerte sich Hansi Hansmann zu dieser Szene auf Facebook (wir haben übrigens einen Kommentar zum Thema): 

Schneider wies sich in Folge als Kritikerin digitaler Lernprogramme aus und stieg ebenso aus. Gschwandtner betonte die Wichtigkeit der Bildung und von Mathematik. Allerdings erklärte er den Gründern ihre Fehler und ging als letzter potentieller Investor. Kein Deal für Studyly.


⇒ Horus-Case

⇒ koalaa

⇒ Carployee

⇒ Indica Skin Care

⇒ Studyly

⇒ PULS 4/2min2mio

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Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala
Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.


Wo stehen wir wirklich, was die Adaption von künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft angeht? Diese Frage zu beantworten war eines der Ziele der Serie „No Hype KI„, die brutkasten anlässlich des zweijährigen Bestehens von ChatGPT gestartet hat. Die ersten fünf Folgen beleuchten unterschiedliche Aspekte des Themas und lieferten eine Bestandsaufnahme.

Im Staffelfinale, der sechsten Folge, war der Blick dann in Richtung Zukunft gerichtet. Dazu fanden sich die Österreich-Chefs von Microsoft und IBM, Hermann Erlach und Marco Porak, sowie Nagarros Big Data & AI Practice Lead für Central Europe, Peter Ahnert, und KI-Expertin Jeannette Gorzala, die auch Mitglied des KI-Beirats der österreichischen Bundesregierung ist, im brutkasten-Studio ein.

„Der Hype ist weg und das ist eine gute Sache“

Eine der Erkenntnisse der Serie: Unternehmen und Institutionen verabschieden sich von überschwänglichen Erwartungen und sehen sich stattdessen an, wie KI tatsächlich in der Praxis eingesetzt wird. „Der Hype ist weg und das ist eine gute Sache, weil jetzt kann man auf den Use Case gehen“, sagt Hermann Erlach, General Manager von Microsoft Österreich, im Videotalk. Er vergleicht den aktuellen Reifegrad von KI mit dem Beginn einer langen Reise: „Wenn ich so eine Reise angehe, dann brauche ich ein Ziel, einen Plan und Mitreisende. Alleine macht das wenig Spaß.“

Auch Marco Porak, General Manager von IBM in Österreich, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Er sieht das abgelaufene Jahr als eine Phase der Erkenntnis. Den Status Quo bei KI in Österreichs Unternehmen beschreibt er im Talk folgendermaßen: „Wir haben allerorts sehr viel ausprobiert, sind vielleicht da und dort auf die Nase gefallen“. Gleichzeitig habe es auch „schöne Erfolge“ gegeben. Für Porak ist klar: „Die Frage der Stunde lautet: Wie machen wir jetzt von hier weiter?“

AI Act: „Jetzt müssen wir ins Tun kommen“

Ein großes Thema dabei ist der AI Act der EU. Jeannette Gorzala, Gründerin von Act.AI.Now, plädiert für eine pragmatische Haltung gegenüber der EU-Verordnung: „Der AI-Act ist ein Faktum, er ist da. Jetzt müssen wir ins Tun kommen.“ Sie sieht in dem Regelwerk einen Wegweiser: „Wir müssen die entsprechenden Kompetenzen aufbauen und die Möglichkeiten nutzen, die diese Regulierung bietet. Das ist der Reiseplan, den wir brauchen.“

Auch Marco Porak sieht den AI Act positiv: „Er hat nicht die Algorithmen reguliert, sondern gesagt, was wir in Europa gar nicht wollen, etwa Sozialpunktesysteme oder Gesichtserkennung in Echtzeit.“ So entstehe für Unternehmen im globalen Wettbewerb ein Vorteil, wenn sie ihre KI-Anwendung nach europäischen Maßstäben zertifizieren lassen: „Das ist wie ein Gütesiegel.“

„Müssen positiv aggressiv reingehen, um unseren Wohlstand zu halten“

Hermann Erlach von Microsoft bezeichnet den Ansatz des AI Act ebenfalls als „gut“, betont aber gleichzeitig, dass es jetzt auf die Umsetzung von KI-Projekten ankomme: „Wir haben eine Situation, in der jedes Land an einem neuen Startpunkt steht und wir positiv aggressiv reingehen müssen, um unseren Wohlstand zu halten.“

Peter Ahnert sieht dabei auch ein Problem in der öffentlichen Wahrnehmung: KI werde tendenziell nicht nur zu klein gedacht, sondern meist auch in Zusammenhang mit Risiken wahrgenommen: „Es werden die Chancen nicht gesehen.“ Woran liegt es? „Zu einem erheblichen Teil daran, dass noch zu wenig Bildung und Aufklärung an dem Thema da ist. In Schulen, in Universitäten, aber auch in Unternehmen und in der öffentlichen Hand.“ Hier müsse man ansetzen, sagt der Nagarro-Experte.

Jeannette Gorzala sieht das ähnlich: „Bildung und Kompetenz ist das große Thema unserer Zeit und der zentrale Schlüssel.“ Verstehe man etwas nicht, verursache dies Ängste. Bezogen auf KI heißt das: Fehlt das Verständnis für das Thema, setzt man KI nicht ein. Die Opportunitätskosten, KI nicht zu nutzen, seien aber „viel größer“ als das Investment, das man in Bildung und Governance tätigen müssen. „Natürlich ist es ein Effort, aber es ist wie ein Raketenstart“, sagt Gorzala.

IBM-Programm: „Die Angst war weg“

Wie das in der Praxis funktionieren kann, schilderte IBM-Chef Porak mit einem Beispiel aus dem eigenen Unternehmen. IBM lud weltweit alle Mitarbeitenden zu einer KI-Challenge, bei der Mitarbeiter:innen eigene KI-Use-Cases entwickelten, ein – mit spürbaren Folgen: „Die Angst war weg.“ Seine Beobachtung: Auch in HR-Teams stieg die Zufriedenheit, wenn sie KI als Assistenz im Arbeitsablauf nutzen. „Sie können sich auf die komplexen Fälle konzentrieren. KI übernimmt die Routine.“

Microsoft-Chef Erlach warnt auch davor, das Thema zu stark unter Bezug auf rein technische Skills zu betrachten: „Die sind notwendig und wichtig, aber es geht auch ganz viel um Unternehmens- und Innovationskultur. Wie stehen Führungskräfte dem Thema AI gegenüber? Wie steht der Betriebsrat dem Thema AI gegenüber?“, führt er aus.

Venture Capital: „Müssen in Europa ganz massiv was tun“

Soweit also die Unternehmensebene. Einen große Problemstelle gibt es aber noch auf einem anderen Level: Der Finanzierung von Innovationen mit Risikokapital. „An der Stelle müssen wir in Europa ganz massiv was tun“, merkte Ahnert an. Er verwies auf Beispiele wie DeepMind, Mistral oder Hugging Face, hinter denen jeweils europäische Gründer stehen, die aber in den USA gegründet, ihre Unternehmen in die USA verkauft oder zumindest vorwiegend aus den USA finanziert werden.

Der Nagarro-Experte verwies dazu auf eine Studie des Applied AI Institute, für die Startups aus dem Bereich generative KI zu den größten Hürden, mit denen sie es zu tun haben, befragt wurden. „51 Prozent haben Funding genannt. Weit abgeschlagen an zweiter Stelle mit 24 Prozent erst kam die Regulierung und unter 20 Prozent waren Themen wie Fachkräftemangel oder Zugang zu Compute Power.“ Ahnerts Appell: „Bei dem Thema Finanzierung müssen wir was tun, damit wir in der nächsten Welle an der Spitze sind.“

Erlach: Adaption entscheidend

Letztlich sei aber vielleicht gar nicht so entscheidend, wo eine Technologie produziert werde, argumentierte Hermann Erlach von Microsoft. Denn es komme auf die Adaption an: „Vielleicht ist die Diskussion Europa vs. Amerika in Teilbereichen die falsche.“ Die wichtigere Frage sei also: „Wie adaptiere ich diese Technologie möglichst schnell, um meinen Wohlstand zu erhöhen?“

Marco Porak ergänzt: „Ganz, ganz wesentlich ist Mut. Ganz, ganz wesentlich ist unsere kulturelle Einstellung zu dem Thema.“ Man müsse die Chancen sehen und weniger das Risiko. In der Regulatorik könne man dies begleiten, indem man Anreize schafft. „Und ich glaube, wenn wir das als Österreich mit einem großen Selbstbewusstsein und auch als Europa mit einem großen Selbstbewusstsein machen, dann haben wir in fünf Jahren eine Diskussion, die uns durchaus stolz machen wird.“


Die gesamte Folge ansehen:


Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: „No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?“

Folge 2: „Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?“

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”

Folge 5: Open Source und KI: “Es geht nicht darum, zu den Guten zu gehören”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

No Hype KI

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Venture Capital: „Müssen in Europa ganz massiv was tun“

Soweit also die Unternehmensebene. Einen große Problemstelle gibt es aber noch auf einem anderen Level: Der Finanzierung von Innovationen mit Risikokapital. „An der Stelle müssen wir in Europa ganz massiv was tun“, merkte Ahnert an. Er verwies auf Beispiele wie DeepMind, Mistral oder Hugging Face, hinter denen jeweils europäische Gründer stehen, die aber in den USA gegründet, ihre Unternehmen in die USA verkauft oder zumindest vorwiegend aus den USA finanziert werden.

Der Nagarro-Experte verwies dazu auf eine Studie des Applied AI Institute, für die Startups aus dem Bereich generative KI zu den größten Hürden, mit denen sie es zu tun haben, befragt wurden. „51 Prozent haben Funding genannt. Weit abgeschlagen an zweiter Stelle mit 24 Prozent erst kam die Regulierung und unter 20 Prozent waren Themen wie Fachkräftemangel oder Zugang zu Compute Power.“ Ahnerts Appell: „Bei dem Thema Finanzierung müssen wir was tun, damit wir in der nächsten Welle an der Spitze sind.“

Erlach: Adaption entscheidend

Letztlich sei aber vielleicht gar nicht so entscheidend, wo eine Technologie produziert werde, argumentierte Hermann Erlach von Microsoft. Denn es komme auf die Adaption an: „Vielleicht ist die Diskussion Europa vs. Amerika in Teilbereichen die falsche.“ Die wichtigere Frage sei also: „Wie adaptiere ich diese Technologie möglichst schnell, um meinen Wohlstand zu erhöhen?“

Marco Porak ergänzt: „Ganz, ganz wesentlich ist Mut. Ganz, ganz wesentlich ist unsere kulturelle Einstellung zu dem Thema.“ Man müsse die Chancen sehen und weniger das Risiko. In der Regulatorik könne man dies begleiten, indem man Anreize schafft. „Und ich glaube, wenn wir das als Österreich mit einem großen Selbstbewusstsein und auch als Europa mit einem großen Selbstbewusstsein machen, dann haben wir in fünf Jahren eine Diskussion, die uns durchaus stolz machen wird.“


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Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: „No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?“

Folge 2: „Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?“

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”

Folge 5: Open Source und KI: “Es geht nicht darum, zu den Guten zu gehören”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

No Hype KI

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